Sonntag, März 17, 2019

Equal Pay Day: Was man vor der Propagandawelle wissen sollte – News vom 17. März 2019

1. Kurz vor der drohenden Propaganda zum vermeintlichen "Equal Pay Day", die von etlichen Medien unterstützt werden wird, plädiert die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft für einen sachlichen Umgang mit dem Thema Entgeltgleichheit: "Die unbereinigte Lohnlücke liefert keine seriöse Aussage über den Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen. Aussagekräftiger ist die bereinigte Lohnzahlungslücke, die unter Berücksichtigung beruflicher Auszeiten von Frauen rund zwei bis vier Prozent ausmacht." Diese Lücke lasse sich am ehesten angehen, wenn man auf einen Ausbau der staatlichen Betreuungsangebote für Kinder, Jugendliche und pflegebedürftige Angehörige sowie flexible Öffnungszeiten setze.

In einem ausführlichen Artikel der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung erklärt heute auch Patrick Bernau, dass die Darstellung, "die Frauen eine Opferrolle zuweist", zwar die Debatte dominiert, die alternative Erklärung (Frauen entscheiden sich bewusst für schlechter bezahlte Berufe und heiraten oft Männer mit einem lukrativeren Beruf) "näher an der Wahrheit" liege. Die statistische Lohnlücke werde sich daher nicht so bald ändern, stellt Bernauer abschließend fest:

Die zeigt nämlich die Löhne sämtlicher arbeitender Deutscher, auch der 60-jährigen, deren Karriereentscheidungen schon vor Jahrzehnten gefallen sind. Am Statistischen Bundesamt hat der zuständige Gruppenleiter Martin Beck ausgerechnet: Selbst wenn junge Männer und Frauen von jetzt an immer gleich viel verdienen und man die Lohnlücke in fünf Jahren noch mal ermittelt – "da wird sich nicht viel verändern."


Da beispielsweise die Antidiskriminierungsstelle des Bundes, wenn Männer tatsächlich diskriminiert werden, gerne argumentiert, es handele sich um "positive Diskriminierung" als Ausgleich zu der himmelschreienden Benachteiligung von Frauen, bedeutet das wohl, dass auch die echten Probleme von Männern für lange Zeit ignoriert bleiben werden.



2. "Mehr Rechte für Väter, die nach der Trennung für die Kinder sorgen? Gehört das wirklich an Top 1 der Familienpolitik?" fragt die Feministin Hatice Akyün im Tagesspiegel ablehnend unter der Überschrift "Ach du lieber Vater". Die Entlastung von Männern klinge wie Hohn, auch das Wechselmodell gehe "an der Lebensrealität vorbei". Warum dieses Modell in anderen Ländern seit Jahren funktioniert, erklärt Akyün ihren Lesern nicht.

Was eine Neuregelung des Unterhaltsrechts angeht, verteidigt Giffey ihre Haltung heute in einem Interview mit der "Welt am Sonntag":

Ich habe lediglich beschrieben, dass wir einen gesellschaftlichen Wandel beobachten. Immer mehr Väter übernehmen mehr Verantwortung, entscheiden sich für Elternzeit und wollen Partnerschaftlichkeit. Das endet auch nicht unbedingt mit einer Trennung. Unser Rechtssystem berücksichtigt diese Veränderungen aber oft noch nicht. Es folgt noch immer dem klassischen Modell: Einer betreut, der andere zahlt. Wir erleben aber, dass es zunehmend andere Wünsche gibt. Damit müssen wir uns auseinandersetzen.

(...) Das Wohl des Kindes muss an erster Stelle stehen. Und wir brauchen einen Weg, der sowohl für Mütter als auch für Väter gangbar ist. Uns geht es darum, getrennte Eltern, die gemeinsam oder allein erziehen, zu unterstützen.




3. Ist es völlig harmlos oder vielleicht sogar eine geile Einführung in die Welt der Erotik, wenn ein immerhin 18jähriger Schüler von seiner attraktiven "Sex-Lehrerin verführt" wird, wie es in manchen Zeitungen heute noch heißt? Im US-Bundesstaat Nevada hat sich ein junger Mann, der Opfer dieses Missbrauchs wurde, kürzlich erschossen. Die Täterin wurde inzwischen verurteilt, gegen die Schule, die mehrfache Hinweise ignoriert haben soll, läuft derzeit ein Verfahren.



4. Bei Kindesmissbrauch seien 30 Prozent der Täter weiblich: So betitelt die Hannoversche Allgemeine ein Interview mit der Psychologin Safiye Tozdan. Diese erklärt, wie sehr sexueller Kindesmissbrauch durch Frauen ein gesellschaftliches Tabu darstellt, das noch überwunden werden muss.

Unter Forschern ist die Rede von einer "Verleugnungskultur" gegenüber Frauen, die Kinder missbrauchen. Unsere Gesellschaft beginnt erst jetzt, sich damit auseinanderzusetzen, die mediale Berichterstattung beispielsweise greift das Thema vermehrt auf. Diese Verleugnungskultur hat zur Folge, dass Frauen als Täterinnen nicht sichtbar werden: Sie tauchen nicht in offiziellen Kriminalstatistiken auf, weil sie nicht angezeigt werden, und wir erreichen sie nicht mit Präventionsprogrammen für Menschen mit pädophilen Neigungen.

(...) Menschen, die Angst davor haben, zum Täter zu werden, können sich anonym an uns wenden und sich in Behandlung begeben. Es melden sich fast ausschließlich Männer. Es gab nur vereinzelt Kontaktaufnahmen von Frauen, zum Beispiel per E-Mail. Bis zum persönlichen Gespräch oder einer Therapie kam es aber nicht. Auch auf anonymisierte Umfragen in entsprechenden Foren im Internet haben bisher nur Männer reagiert.

(...) Wir gehen davon aus, dass der Anteil weiblicher Täter bei sexuellem Kindesmissbrauch bei etwa 20 bis 30 Prozent liegt. Vielleicht sogar höher, das können wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht ganz genau sagen. In offiziellen Statistiken allerdings finden Sie Prävalenzen von ein bis zwei Prozent für weibliche Täter.


Das Interview ist in Gänze lesenswert.



5. Bei der etliche Leitmedien umfassenden Werbekampagne für Sophie Passmanns Buch "Alte weiße Männer" will auch die Neue Zürcher Zeitung nicht fehlen. Ein Auszug aus der umfangreichen Reklame:

Die anstrengendsten Männer seien die Linken, sagt Passmann, selbst Mitglied der SPD, "weil viele von sich denken, sie seien die Retter der Welt und Teil der Befreiung." Dabei sei "jeder Mann ein Sexist", weil die Gesellschaft nun mal patriarchalisch sei. "Wer sich als Mann Mühe gibt, kein Sexist zu sein, ist auch nicht automatisch ein Vorkämpfer für Gleichberechtigung. Er profitiert noch immer von den Strukturen. Denn anders als wir Frauen haben weisse Männer noch nie Diskriminierung erfahren."


Mit anderen Worten: "Ich hab mich noch nie mit der Diskriminierung von Männern beschäftigt, also gibt es auch keine." Ahnung vom Thema wäre dem Bucherfolg offenkundig abträglich gewesen; das zu schreiben, was Journalisten lesen möchten, hilft hingegen enorm.

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