Mittwoch, März 20, 2019

Forbes: "Vielleicht fehlt Jungen Empathie, weil sie zurückgeben, was sie bekommen" – News vom 20. März 2019

1 Das Massaker von Christchurch hat die Debatte um "toxische Männlichkeit" noch einmal angeheizt. Da ist es höchste Zeit, dass im Magazin Forbes der Professor für Politikwissenschaft Evan Gerstmann diese Debatte vom Kopf auf die Füße stellt:

Da "toxische Männlichkeit" zu einem neuen Schlagwort geworden ist, haben viele darauf hingewiesen, dass es eine Empathielücke zwischen Jungen und Mädchen gibt, wobei Jungen zu wenig Empathie erhalten. Einige sprechen von einer evolutionären/genetischen Grundlage, während andere argumentieren, dass Empathie erlernt wird. Dies ist eine komplexe Debatte, aber es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass Kinder im Allgemeinen das Verhalten spiegeln, das man auf sie richtet. Wenn wir Jungen mit weniger Empathie behandeln, ist es nicht verwunderlich, dass sie mit diesem Verhalten auf uns reagieren. Natürlich bedeutet nichts, was im Folgenden dargelegt wird, dass Mädchen nicht auch unter einer Vielzahl von Nachteilen leiden. Auch die unten beschriebenen Nachteile können sowohl Mädchen als auch Jungen schaden - Doppelstandards können beiden Geschlechtern schaden. Wenn die Gesellschaft jedoch hofft, einfühlsame Jungen großzuziehen, muss sie Jungen mit viel mehr Mitgefühl begegnen.

Beispiele gibt es viele. Gerade letzte Woche hat ein Bundesberufungsgericht eine Klage unterstützt, die die Verfassungsmäßigkeit von Minnesotas Ausschluss von Jungen beim Wettbewerbstanzen in Frage stellte. Die Minnesota State High School League bot eine politisch korrekte Erklärung für den Ausschluss: Sie versuchte nur, die sportlichen Möglichkeiten für Mädchen zu erweitern. Das Gericht wies diese Entschuldigung aus gutem Grund zurück und merkte an, dass in den letzten beiden Jahre Mädchen etwas überrepräsentiert im Minnesota High School Sport gewesen sind, und dass Geschlechtsunterschiede bei der Teilnahme am High School Sport schon für einige Zeit minimal gewesen sind.

Wie jeder Schüler, der dafür gemobbt wurde, Ballettschuhe oder Stepschuhe zur Schule zu bringen, bestätigen kann, wird Tanzen von vielen Menschen immer noch als femininin angesehen. Der Ausschluss von Jungen aus Tanzprogrammen spiegelt diese Verzerrung eher wider als ein Versuch, ein scheinbar nicht vorhandenes Geschlechterungleichgewicht bei der Sport-Teilnahme in Minnesota zu korrigieren.

Anstelle von Tanz werden Jungen zu anderen Sportarten gedrängt. Diese Sportarten, insbesondere Fußball, Basketball und Baseball, sind zufällig die Sportarten mit den bei weitem höchsten Verletzungsraten. (Baseball hat eine deutlich höhere Verletzungsrate als Softball.) Es sollte keine Überraschung sein, dass Jungen, wenn sie groß sind, in praktisch allen gefährlichsten und tödlichsten Jobs in Amerika weit überrepräsentiert sind und mehr als zehnmal häufiger als Frauen bei der Arbeit getötet werden.

Die Gesellschaft hat zu viele Schwierigkeiten, Schädigungen von Jungen zu sehen, auch wenn der Schaden für jeden erkennbar ist. Dieses Muster gilt auch im Kontext sexueller Übergriffe. Das Rechtssystem scheint deutlich weniger bereit zu sein, Jungen vor solchen Übergriffen durch Erwachsene zu schützen als Mädchen. Eine Studie über ein Jahrzehnt an Fällen im Schulsystem von New Jersey kam zu dem Schluss, dass, wenn Lehrer Sex mit minderjährigen Schülern haben, männliche Lehrer eher wegen dieser Übertretung ins Gefängnis gehen, und von den Lehrern, die ins Gefängnis gehen, männliche Lehrer längere Strafen erhalten. (Der Bericht hat das Geschlecht der Opfer nicht aufgeschlüsselt, aber aus der Diskussion geht hervor, dass es sich bei den untersuchten Fällen überwiegend um Lehrer und Schüler unterschiedlichen Geschlechts handelte.)

Dieses Missverhältnis sollte keine Überraschung sein. Zu oft fällt es den Gerichten schwer, Jungen als Opfer zu sehen, auch im Zusammenhang mit sexuellem Missbrauch. Im Bezirk San Luis entschied ein Berufungsgericht, dass ein 15-jähriger Junge, der von einer 34-jährigen Frau missbraucht worden war, ihr für viele Jahre Kindsunterhalt zu zahlen hatte. Das Berufungsgericht konnte den Jungen einfach nicht als Opfer sehen: "[H]ier besteht ein wichtiger Unterschied zwischen einer Partei, die ohne eigenes Verschulden verletzt wird, und einer geschädigten Partei, die bereitwillig an der Straftat teilgenommen hat, über die eine Beschwerde eingereicht wird. Wer durch kriminelles Verhalten, an dem er freiwillig teilgenommen hat, verletzt wird, ist kein typisches Verbrechensopfer. Es folgt nicht zwingend, dass ein Minderjähriger über 14 Jahre, der freiwillig Geschlechtsverkehr hat, Opfer von sexuellem Missbrauch ist." Das Gericht zitierte viele andere ähnliche Urteile von Gerichten, an denen Jungen im Alter von 13 Jahren beteiligt waren. Im Jahr 2014 berichtete USA Today über einen Fall, in dem ein Mann, der sexuell missbraucht worden war, als er gerade 14 Jahre alt war, vom Staat Arizona sechs Jahre später wegen Unterhalts für einen Sohn belangt wurde, von dessen Existenz er nie wusste.

Das mangelnde Einfühlungsvermögen für Jungen zeigt sich auch im Kontext der Schuldisziplin. Wie NPR letztes Jahr berichtete, werden Jungen (sowie Afroamerikaner und Schüler mit Behinderungen) "landesweit überproportional häufig bestraft". Laut Forschern des Government Accountability Office "waren diese Unterschiede konsistent, unabhängig von der Art der Disziplinarmaßnahmen, unabhängig von der Armut der Schule und unabhängig von der Art der Schule".

Wenn die Gesellschaft weniger "toxische" Jungen will, die zu guten, einfühlsamen Männern heranwachsen, sollte die Gesellschaft vielleicht sanfter mit ihnen umgehen. Schützen Sie Jungen vor sexuellen Übergriffen mit dem gleichen Eifer, mit dem wir Mädchen schützen, und sagen Sie ihnen nicht, dass sie an ihrem eigenen Missbrauch beteiligt sind. Drängen Sie sie nicht in die gefährlichsten Sportarten und Jobs. Bestrafen Sie sie nicht härter für ihre Vergehen als Mädchen. Und lassen Sie sie tanzen.


Das beste Heilmittel gegen "toxische Männlichkeit" ist ein Schließen der Gender-Empathie-Lücke sowie weniger Diskriminierung von Jungen und Männern. Warum viele Feministinnen uns Männerrechtler immer noch beschimpfen, statt sich mit uns zu verbünden, bleibt ein Rätsel. Vielleicht weil es für sie leichter ist, Männer als von Natur aus schlecht zu phantasieren und sich damit selbst zu überhöhen.



2. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir zu dem Spiegel-Online-Interview, in dem die Mütterberaterin Katrin Wilkens folgendes fordert:

"Man könnte die Väter in die Verantwortung ziehen und fordern: Fahrt in eurer Elternzeit nicht mit dem Wohnmobil durch Südfrankreich, sondern ermöglicht eurer Frau den Wiedereinstieg."


Hierzu schreibt mir ein Leser:

Wenn ich sowas lese, geht mir echt die Hutschnur hoch!

Was einem Mann passieren kann, der GENAU DAS macht, habe ich selbst am eigenen Leib erfahren dürfen.

Damals hat meine Frau nach der Geburt unseres zweiten Kindes gegen Ende des zweiten Babyjahres eine Anfrage ihres Chefs bekommen, ob sie wieder in ihren Job einsteigen möchte (genau gleiche Stelle mit der gleichen Tätigkeit). Sie könnte zuerst nur ein oder zwei Tage die Woche machen und das dann im Laufe der Zeit steigern, bis sie wieder drin wäre. Ein gutes Angebot und sehr entgegenkommend. Freudig erzählte sie mir das, und wir überlegten, wie wir das gemeinsam mit unseren Jobs arrangieren könnten. Ich war IT-Consultant und damit jobbedingt meist vier bis fünf Tage die Woche irgendwo in Deutschland auf Projekt eingesetzt.

Mein vormaliger Teamchef (zu dem Zeitpunkt, als ich in die Firma kam) hatte auch die vollen Babymonate Elternzeit genommen, die Firma schien also familienfreundlich zu sein. Dummerweise blieb mein damaliger Teamchef nicht allzu lange Teamchef, sondern wurde recht bald zum normalen Berater zurückgestuft, und an seiner statt war ein "junger, dynamischer" ehemaliger Kollege aus meinem Team plötzlich Chef. Teamchef und Mitarbeiter tauschten also faktisch die Plätze. Das hätte mich eigentlich schon stutzig machen sollen.

Ich schrieb dann an diesen, meinen neuen Teamchef und an unseren gemeinsamen (Abteilungsleiter)-Chef eine Mail, in der ich meine familiäre Situation umriss und ganz unverbindlich zaghaft anfragte (!), "ob es dazu eventuell in der Firma schon Erfahrungen mit solch einer Situation gäbe, bereits gelebte Best Practices etc.".

Die Antwort des Abteilungschefs: "??????????????????????"

Ein, zwei Wochen später hatte ich mein turnusmäßiges Zielerreichungsgespräch mit meinem Teamchef, welches relativ unspektakulär verlief. Nach Abschluss des Gespräches hakte ich nochmal nach, ob er mir zu der Antwort auf meine Anfrage etwas sagen könnte beziehungsweise vom Abteilungschef noch andere Infos bekommen hätte. Er erwiderte: "Das WAR die Antwort." Und ich solle da "nicht weiter nachhaken"!

Okay, etwas enttäuschend, aber so läuft das Leben halt, dachte ich mir. So musste meine Frau eben ihrem Chef erstmal absagen, weil wir das so zeitlich nicht handeln konnten.

Eine Woche später erhielt ich eine Mail meines Teamchefs, dass wir uns bezüglich meines Zielgespräches noch mal zusammensetzen müssten. Ich war perplex. "Wieso? Wir hatten doch alles geklärt." – "Nein, es gibt da noch offene Punkte." Ich begann, unruhig zu werden.

Am Tag des Gespräches verspätete er sich zum Termin, und ich erhielt 15 Minuten nach dem Termin einen Anruf: "Wir stehen im Stau, sind in etwa 20 Minuten da."

"WIR?!? Wer ist Wir?"

"Ja, der Abteilungsleiter und ich."

Bei mir schrillten alle Alarmglocken und ich rief sofort beim Betriebsrat an: "Ich bekomme wahrscheinlich gleich einen Aufhebungsvertrag vorgelegt!" Und GENAU SO war es dann auch!

Ein Aufhebungsvertrag "im gegenseitigen Einvernehmen" mit der freundlichen Drohung, wenn ich nicht unterschreibe, würde es eine betriebsbedingte Kündigung…

Eine Firma kann sich noch so "familienfreundlich" hinstellen: Es ist für Männer ein unkalkulierbares Risiko, wenn sie ihren eigenen beruflichen Einsatz in irgendeiner Form auf ein familienfreundlicheres Maß zurückschrauben wollen, oder – wie es ach so welterfahrene "Mütterberaterinnen" wie eine Frau Wilkens nassforsch von Männern einfordert – wenn sie ihre Frau in deren Work-Life-Balance mehr unterstützen wollen. Selbst wenn es nur auf einen bestimmten Zeitraum befristet wäre: Wenn es hart auf hart kommt, zieht man(n) IMMER den Kürzeren!

Ich selbst hatte damals zwar glücklicherweise relativ schnell wieder einen neuen Job gefunden, der Rechtsstreit wegen der Abfindung zog sich jedoch über ein halbes Jahr hin, und die Firma spielte eiskalt auf Zeit (und hinterher hat mich noch mein eigener Anwalt über den Tisch gezogen, es war quasi ein Nullsummenspiel zum ursprünglichen Angebot der Firma). Das war eine extrem zermürbende Zeit, was natürlich auch die Beziehung belastete.

Die Erkenntnis deckt sich übrigens auch wunderbar mit einer anderen von mir gemachten Erfahrung.

Damals hatte ich mich bei einem Frankfurter Beraterunternehmen beworben. Die ersten beiden Vorstellungsgespräche verliefen wunderbar, meine Unterlagen wurden begeistert aufgenommen. Das dritte Gespräch mit dem Seniorpartner sollte alles besiegeln. Und dann machte ich (als junger Vater) doch tatsächlich den Fehler, nachzufragen, ob eigentlich Gleitzeit möglich sei. (Ich kannte das aus meinen bisherigen Jobs als selbstverständlich bei Beraterjobs: Keine fixen Kommt/Geht-Zeiten, man kann an bestimmten Stunden länger machen und dafür im Gegenzug an stressfreien Tagen früher gehen, oder teilt sich die Arbeitszeit auf Montag bis Donnerstag auf und hat Freitag frei oder Homeoffice.) Die simple Frage nach etwas in diesem Milieu eigentlich Selbstverständlichen leitete eine buchstäbliche Metamorphose ein. Der eben noch begeisterte Seniorpartner kühlte innerhalb von Sekunden ab und teilte mir eiskalt mit einem Haifischlächeln mit, dass man "ja eigentlich jemanden suche, der ES WISSEN WILL ..!" – also übersetzt, einen anspruchslosen Arbeitssklaven, der beim Kunden mit maximalen Überstunden verheizt werden kann.

Kurz nach der freundlichen Verabschiedung erhielt ich dann die Absage, dass es "leider doch nicht gepasst hätte." Na so was. Auch junge, frischgebackene Familienväter werden von Firmen als reine Arbeitsbienen angesehen. Work-Life-Balance? Gibt’s nach wie vor nur für Frauen!

Aber mir so etwas kann man als "Mütterberaterin" wahrscheinlich nicht so gut (Frauen)bücher verkaufen ...

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