Dienstag, Mai 08, 2018

"Lassen Sie mich in der Etage für Damenwäsche raus" – News vom 8. Mai 2018

1. In dem Artikel Deutschland fehlen 45.000 Lastwagenfahrer, berichtet die Frankfurter Allgemeine:

Berufskraftfahrer sind derzeit in Deutschland extrem gesucht, das belegen auch die Daten der Bundesagentur für Arbeit. (...) Hier seien deshalb jetzt alle Marktteilnehmer gefordert, das Berufsbild des Kraftfahrers wieder attraktiver zu gestalten und für einen Nachwuchs an kompetenten Fahrern zu sorgen. (...) Für die deutsche Baustoff-, Steine- und Erden-Industrie ist der aktuelle Mangel an Lastwagenkapazitäten so groß, dass der Branchenverband dazu kürzlich in einem Positionspapier Stellung nahm und auf die wachstumshemmenden Engpässe in der Logistikbranche aufmerksam machte. Der Verband schließt sich Schätzungen an, nach denen in Deutschland inzwischen 45.000 Fahrer fehlen.


Ein zentrales Problem ist hierbei, dass es sich um einen typischen Männerberuf handelt: mit schlechter Bezahlung, miesen Arbeitsbedingungen und belastenden Begleitumständen.
Häufig müssen die Fahrer sehr früh aufstehen, um morgens Ware zu laden. Dann müssen sie wegen der vielen Staus längere Fahrzeiten als geplant hinnehmen und am Abend entladen und manchmal schon wieder für den kommenden Tag Ladung aufnehmen. Noch immer werden Be- und Entladezeiten als Fahrpausen angerechnet. Selbst für die vorgeschriebenen Ruhezeiten fehlt es an Autobahnen an Parkplätzen. Viele Parkplätze quellen über. Der Mangel zwingt Fahrer, auf dem Standstreifen zu parken. (...) Die Baustoffindustrie fordert daher dringend, den Beruf des Berufskraftfahrers aufzuwerten. Dazu gehörten eine faire Bezahlung, gute Arbeitsbedingungen, aber auch sichere Parkplätze und digitale Suchsysteme für freie Parkplätze.


Bezeichnenderweise bleiben hier Forderungen nach einer Geschlechterquote und Frauenförderung aus. Berufe wie dieser bleiben in der feministischen Theorie von der unterdrückerischen Männerherrschaft weiterhin unsichtbar.



2. Vom neuesten Fall skandalösen Sexismus in den MeToo-geplagten USA berichtet neben vielen anderen Medien der Chronicle of Higher Education:

Der Wirbel begann, als Richard Ned Lebow, Professor für politische Theorie am Londoner King's College, und Simona Sharoni, Professorin für Frauen- und Geschlechterforschung am Merrimack College, letzten Monat während einer Konferenz in einem "Hilton" in San Francisco im selben überfüllten Aufzug landeten.

Sie sagte, dass sie anbot, die Etagenknöpfe für die anderen Menschen im Aufzug zu betätigen, die sie als überwiegend Konferenzteilnehmer und alle, ausgenommen eine andere Frau, weiße Männer mittleren Alters beschrieb. Anstatt eine Etagennummer zu sagen, lächelte Lebow und bat um die Abteilung für Damenwäsche "und alle seine Freunde lachten", schrieb Sharoni in einer Beschwerde, deren Einzelheiten Lebow bestritt, später an den Verband. "Nachdem sie rausgegangen waren, wandte sich die Frau, die neben mir stand, an mich und sagte: Ich frage mich, ob wir ihnen hätten sagen sollen, dass es nicht mehr akzeptabel ist, diese Witze zu machen."

Sharoni schrieb in ihrer Beschwerde auch, dass sie früher schon sexuelle Belästigung im akademischen Bereich erfahren hatte und durch den Vorfall erschüttert worden sei. Es habe eine Weile gedauert, zu begreifen, dass Lebow dachte, es sei lustig, "eine Anspielung auf Männer zu machen, die Dessous einkaufen, während sie an einer akademischen Konferenz teilnahmen. Ich versuche immer noch, mit der Tatsache klar zu kommen, dass wir vor Schreck eingefroren waren und ihn nicht konfrontiert haben", schrieb Sharoni.

(...) Lebow besteht darauf, dass es nie zu diesem Punkt hätte kommen dürfen, weil er versucht habe, das Problem informell zu lösen, wie es der Verhaltenskodex der Akademiker-Vereinigung empfiehlt. Nachdem er darüber informiert worden war, dass sein Verhalten untersucht wurde, schrieb Lebow Sharoni eine E-Mail, in der er ihr versicherte, dass "ich sicherlich nicht den Wunsch hatte, Frauen zu beleidigen oder Sie sich unwohl fühlen zu lassen". Er äußerte die Vermutung, dass Sharoni, die in Rumänien geboren und in Israel aufgewachsen ist, seine Bemerkung falsch interpretiert haben könnte. Als er jung war, in den 1950er Jahren, sagte er, sei es ein "Standard-Witz" gewesen, im Aufzug darum zu bitten, in der Abteilung für Eisenwaren oder für Wäschezu stoppen, als wäre man in einem Kaufhaus.

"Wie Sie bin ich entschieden gegen die Ausbeutung, Nötigung oder Erniedrigung von Frauen", schrieb Lebow. "Während es solche Übel immer noch gibt, scheint es mir sinnvoll zu sein, unsere Aufmerksamkeit auf reale Vergehen zu lenken, nicht auf solche, die nur eingebildet oder unbedeutend sind. Indem Sie eine Beschwerde eingereicht haben, die ich für leichtfertig halte - und ich erwarte, dass sie auf diese Weise von der Ethikkommission beurteilt wird -, können Sie Zeit und Mühe von den wirklichen Vergehen ablenken, die uns beide beunruhigen."

Es stellte sich heraus, dass das nicht die Art war, wie die International Studies Association den Sachverhalt bewertete. Boyer teilte Lebow mit, dass seine Äußerungen als "beleidigend und unangebracht" angesehen wurden. Ein noch "schwerwiegenderer Verstoß" als die Aufzugsbemerkungen, schrieb Boyer, war "dass Sie sich entschieden haben, Prof. Sharoni zu kontaktieren, und ihre Beschwerde als 'leichtfertig' bezeichnet haben. "

Lebow wurde aufgefordert, eine "eindeutige Entschuldigung" an Sharoni zu schreiben und bis zum 15. Mai eine schriftliche Kopie an den Vorstand des Vereins zu schicken. Die Entschuldigung sollte sich auf Lebows Handlungen konzentrieren und nicht auf Sharonis Wahrnehmungen von ihnen, sagte er und fügte hinzu, dass der Exekutivausschuss angemessene Sanktionen in Betracht ziehen würde, wenn Lebow diese Bedingungen nicht erfüllen würde.

Lebow weigerte sich. Er schickte auch eine E-Mail an Kollegen, in der er seine Behandlung "ein erschreckendes und abschreckendes Beispiel für politische Korrektheit" nannte, das "andere ermutigt, ihre Bemerkungen aus Angst vor Vergeltung zu zensieren".


Es geht im aktuellen MeToo-Klima längst nicht mehr um ernsthafte Übergriffe. Es geht darum, dass Männer keine Scherze mehr machen dürfen, die Frauen unpassend finden, ohne Sanktionen befürchten zu müssen. An jeder Ecke muss man damit rechnen, dass irgendeine Gouvernante empört mit dem Zeigefinger wedelt, um dann Mechanismen in Gang zu setzen, die dem Witzemacher ernsthaften beruflichen Schaden zufügen. Gleichzeitig hat man es immer mehr mit Frauen zu tun, die tönen, im Job genauso tough zu sein wie Männer, dann aber vor Schreck eingefroren und nachhaltig verstört sind, weil jemand im Aufzug einen blöden Witz über eine "Wäscheabteilung" macht.

Andererseits gibt es immer mehr Menschen, die sich diesem Irrsinn verweigern. Der Washington Examiner stellt die Genderstudien sarkastisch als einen Fachbereich vor, zu dem es nun mal gehöre, sich häufig beleidigt zu fühlen, und zieht darüber hinaus einen Vergleich zu den Empfindlichkeiten des Viktorianischen Zeitalters (als eine Dame ja auch vor Schreck erbleichte, wenn ein Gentleman das Wort "Damenwäsche" in den Mund nahm). Der American Thinker fragt sich, ob der Gipfel an Idiotie jetzt wohl endlich erreicht sei. ("Wenn wir diesen Weg weitergehen, werden unschuldige Nebensächlichkeiten zwischen Männern und Frauen kriminalisiert. Es geht nicht um Frivolität. Es geht um Macht und deren Ausübung durch tyrannische, unterdrückerische, prüde Menschen (...), die sich nur so sehr um das Thema sexuelle Belästigung kümmern, wie es ihr Bedürfnis nach Kontrolle nährt.") Und selbst in der feminismusfreundlichen Washington Post spricht Ruth Marcus anlässlich dieses Vorfalls davon, dass die Politische Korrektheit gerade durchdrehe:

Die Tage, als Frauen sich gezwungen fühlten, angesichts sexistischer Äußerungen oder Verhaltensweisen zu schweigen, sind zum Glück am Verschwinden. Wenn man solche Kommentare hört, sollte man unbedingt darauf reagieren. Aber um Himmels willen, lassen Sie uns einen Sinn für Verhältnismäßigkeit und Anstand bewahren, wenn wir ermitteln, wie wir unseren Weg durch das Minenfeld der modernen Geschlechterverhältnisse finden. Nicht jede Bemerkung, von dem man sich beleidigt fühlt, war so gemeint, und Absicht zählt. Vielleicht reden Sie mit dem Sprecher, bevor Sie die Atombombe zünden? Vielleicht sollte man bedenken, dass es ein Spektrum an Gekränktheiten gibt? Dass nicht jede missglückte Bemerkung eines 76-jährigen Mannes die Einleitung eines Disziplinarverfahrens rechtfertigt?

Denn es ist nicht nur leichtfertig, ein Riesending aus einer Bemerkung im Aufzug zu machen, sondern auch kontraproduktiv. Wenn man eine Kultur hat, in der Menschen mit der Zerbrechlichkeit von Eierschalen ausgestattet sind, und dies mit einem überempfindlichen Mechanismus an Disziplinierungen verbindet, führt das im Endergebnis nur dazu, dass reale Fälle von wirklich übergriffigem Verhalten kleiner gemacht werden.




Ich verlinke hier auf Genderama ungern englischsprachige Youtube-Clips, da mir öfter schon Leser mitgeteilt haben, dass sie mit schriftlichen englischsprachigen Texten so ihre Probleme haben. Bei Videos, die ich besodners bemerkenswert finde, kann ich mich dann aber nicht zurückhalten: so wie bei den nächsten beiden, die mit komplett unterschiedlichen Ansätzen arbeiten.



3. Für das erste dieser Videos wurden Schauspieler gebeten, feministische Statements (beispielsweise zum geschlechterspezifischen Lohngefälle) vor laufender Kamera vorzulesen, um die Öffentlichkeit darüber aufzuklären. Was die Schauspieler nicht wussten, war, dass die Statements mit der feministischen Weltsicht begannen, aber mit Fakten endeten, die in der feministischen Lehre und damit der Lehre, die uns von den Massenmedien tagtäglich in den Kopf gehämmert wird, nicht vorkommen. Interessant sind dabei die Reaktionen der Vorleser.

Die Website The Blaze berichtet über diese Aktion:

Das Video beginnt mit einem einfachen Text, der besagt: "Wir haben ein offenes Casting für einen ehrlichen Filmbeitrag zur allgemeinen Aufklärung durchgeführt", und geht weiter mit einem Produzenten, der den Schauspielern von dem Projekt erzählt, an dem sie teilnehmen werden.

"Was wir also heute hier machen, ist, dass die Leute echte Fakten über eine Vielzahl von Themen lesen", sagt der Produzent. "Das sind alles wahre Fakten, und wir wollen echte, ehrliche Reaktionen auf die Fakten festhalten."

Dann erscheint ein einfacher Text auf dem Bildschirm, der lautet: "Sie lesen diese Fakten zum ersten Mal."

Einer der Schauspieler-Teilnehmer liest einen Klappentext über das Lohngefälle, der effektiv erklärt, dass die Lohngefälle-Statistik, der zufolge eine Frau 77 Cent pro Dollar verdient, die ein Mann verdient, durch verzerrte Berichterstattung und unvollständige Informationen dargestellt wird.

Als die Teilnehmerin ihren Satz beendet - in dem sie liest: "Wenn solche relevanten Faktoren berücksichtigt werden, verengt sich das Lohngefälle bis zum Verschwinden" - sieht sie verblüfft aus und fügt nachdenklich hinzu: "Hmm.

Zum Abschluss des Videos sagt eine andere der Schauspielerinnen, die sich scheinbar betrogen fühlt: "Ich dachte, das wäre wie Feminismus. ...ich weiß, was das jetzt ist."

Das Video hatte über 86.000 Ansichten erhalten, und diese Zahl steigt schnell an.


Allerdings. Zehn Stunden nach der Veröffentlichung des zitierten Artikels sind wir bereits bei mehr als 157.000 Zugriffen. Ihr solltet euch das wirklich einmal anschauen; das Video dauert gerade mal dreieinhalb Minuten.



4. In einem anderen interessanten Experiment auf Youtube (hier in der Reihe "The Middle Ground") werden Feministen und Nicht-Feministen einander gegenübergesetzt, um herauszufinden, ob es einen Bereich gibt, wo sie sich einigen können.

Ts. Feministen und Nicht-Feministen einfach so vernünftig miteinander reden lassen ... Haben diese Leute in all den Jahren, in denen die Leitmedien dieses Thema behandeln, nicht gelernt, dass man so was EINFACH NICHT MACHT? Das ist ja Erwachsenen-Verhalten; das geht nun wirklich nicht.

Es gab bei dem Gespräch übrigens keine Tote und keine Verletzten sondern folgende Verabschiedung des Moderators: "Vielen Dank euch allen für eine der respektvollsten Middle-Ground-Diskussionen, die ich je gesehen habe."



5. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir zu dem heimlichen Wegzensieren kritischer Kommentare auf der Website der "Tagesschau":

Ich stosse in letzter Zeit immer häufiger auf plausible, nachvollziehbare und somit scheinbar berechtigte Zensurvorwürfe.

Auch ich habe bereits beobachten müssen, dass die Kommentarfunktion unter einem "Tagesschau"-Beitrag schon wenige Stunden nach der Beitragsveröffentlichung deaktiviert wurde. Das ist umso überraschender, da ja nun gerade die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten und deren Internetauftritte eigentlich über die entsprechenden Mittel verfügen dürften, um eine angemessene Anzahl von Foren-Moderatoren zu beschäftigen.

Der heutige Beitrag zu diesem Thema hat mir nochmal die Augen geöffnet und gezeigt, dass nicht-veröffentlichte oder entfernte Kommentare nicht zwingend anstößig gewesen sein müssen, sondern dass hier ganz klar gewisse Inhalte und Meinungen einfach nicht gewünscht sind.

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