Minister stoppt Social Justice Warriors, die unliebsame Meinungen unterdrücken – News vom 4. Mai 2018
1. Vom Männerrechtler Warren Farrell bis zur feministischen Ideologiekritikerin Christina Hoff Sommers: Wer an Universitäten Ansichten und Fakten präsentieren möchte, die einer hochgradig ideologisierten Fraktion nicht in den Kram passen, wird niedergebrüllt. Dieses Problem zieht sich inzwischen international von den USA bis nach Deutschland. In Großbritannien schiebt Wissenschaftsminister Sam Gyimah diesem Terror jetzt einen Riegel vor – dem ersten ministeriellen Eingriff zur Verteidigung der Meinungsfreiheit seit über 30 Jahren:
[Gyimah] gelobte, den "abschreckenden" Trend auszumerzen, Redner auf dem Campus nur deshalb zu blockieren, weil es eine institutionelle Feindseligkeit gegenüber nicht im Trend liegenden Ansichten gibt. (....) Der neue Leitfaden wird besagen, dass jede Rede an den Universitäten willkommen sein muss, solange sie nicht gegen bestehende Gesetze verstößt - zum Beispiel zur Förderung des Terrorismus.
Funktionäre universitärer Verbände behaupten, sie müssten Menschen "die Plattform entziehen", die etwas Kontroverses sagen könnten, weil sie die Pflicht hätten, die Gefühle der Studenten zu schützen und "sichere Räume" zu schaffen.
Aber Gyimah zufolge muss ein freier Gedankenaustausch integraler Bestandteil der Universitäten sein. Er warnte, einige Leute würden abweichende Ansichten torpedieren, um selbst Nutzen daraus zu ziehen.
Heute leitet Gyimah ein Gipfeltreffen von Universitätschefs, Regulierungsbehörden, Verbandsfunktionären, Experten und Beamten, um sich darüber zu beraten, wie die Leitlinien aussehen sollen. (...) Er sagte, dies würde ein neues Kapitel für die freie Meinungsäußerung auf dem Campus einleiten und sicherstellen, dass zukünftige Generationen von Studenten anregende Debatten und eine Vielfalt von Standpunkten erleben.
Sir Michael Barber, Vorsitzender des Studentenbehörde, der am Gipfel teilnehmen wird, sagte: "Unsere Universitäten sind Orte, an denen die Meinungsfreiheit immer gefördert und gefördert werden sollte. Dazu gehört auch die Möglichkeit für alle, Meinungen auszutauschen, die herausfordernd oder unpopulär sein können, auch wenn sich manche Menschen dadurch unwohl fühlen. Das Büro für Studierende wird immer die Meinungsfreiheit im Rahmen des Gesetzes fördern. Wir werden nie eingreifen, um sie einzuschränken."
2. In Deutschland sieht es bekanntlich komplett anders aus. Der letzte Fall, als gefordert wurde, politisch unbequemen Wissenschaftlern eine Veranstaltung an einer Universität zu untersagen, liegt erst einige Wochen zurück. Mitglieder von SPD und Grünen hatten laut "Hurra!" gebrüllt zu den Versuchen, diesen Wissenschaftskongress zu unterbinden.
Bekanntlich hatte sich Professor Gerhard Amendt gegen die Feinde der Wissenschaftsfreiheit durchgesetzt. Auch der deutsche Wissenschaftsbetrieb wurde damit auf den internationalen Forschungsstand gebracht, dem zufolge häusliche Gewalt wechselseitig erfolgt, statt eine Unterdrückungsform des "Patriarchats" zu sein, wie männerhassende Sexisten behaupteten.
Nicht jeder indes scheint von der Durchführung dieses Kongresses begeistert zu sein. Wie groß in gewissen Kreisen der Unmut darüber ist, zeigt die Ankündigung einer Veranstaltung des Gleichstellungsbüros der Frankfurter Uni, in der es heißt:
Rechtskonservative Sexual- und Geschlechterpolitik tritt zurzeit offensiv mit Angriffen gegen Gleichstellung und eine Gesellschaft der Vielfalt an die Öffentlichkeit. Basiselemente dieses Feldzugs sind homophobe Einstellungen, antifeministische Ressentiments und die Denunziation der Gender Studies.
Die umstrittene Tagung "Familienkonflikte", die vom 13.-15.04.2018 an der Goethe-Universität stattfand, reiht sich in diese Auseinandersetzung ein. Sie fokussiert inhaltlich auf partnerschaftliche und familiale Gewalt, vor allem von Frauen gegenüber Männern. Als "Geschlechterkampf" bezeichnet Veranstalter Gerhard Amendt den Konflikt und fordert die Abschaffung von Frauenhäusern und stattdessen die Einrichtung von "Familienhäusern".
Als Redner wird Professor Rolf Pohl einen Vortrag halten mit dem Titel "Gibt es eine Krise der Männlichkeit? Über den Zusammenhang von Sexismus, Rassismus und Gewaltbereitschaft in der 'Mitte' der Gesellschaft".
Wer auf einem Wissenschaftskongress also den internationalen Forschungsstand bei häuslicher Gewalt darstellt und vernünftige Lösungsansätze für dieses Problem diskutiert, wird mit Rassismus, Gewaltbereitschaft und rechtskonservativen Einstellungen in Verbindung gebracht. Das ist das Niveau der Debatte im Deutschland des Jahres 2018.
3. Aber bleiben wir noch einen Moment bei dem Terror der Social Justice Warriors, die es am liebsten verhindern möchten, dass an Universitäten Auffassungen vertreten werden, die nicht der Meinung dieser Social Justice Warriors entspricht. Woher stammt diese Anmaßung überhaupt? Welche psychologischen Mechanismen laufen bei den Ideologen ab – und warum haben sie nicht den geringsten Zweifel daran, dass jemand anderes als sie selbst über die reine Wahrheit verfügt? Das untersuchte eine Studie, die jetzt in dem Fachmagazin " Perspectives on Psychological Science" veröffentlicht wurde:
Ein Korpus wissenschaftlicher Forschung hat Urteils- und Entscheidungsvorurteile dokumentiert, die für Campusproteste relevant sind. Einige dieser Forschungen gehen ein halbes Jahrhundert zurück auf Demonstrationen selektiver Wahrnehmung und anderer Argumentationsverzerrungen (Hastorf & Cantril, 1954; Janis, 1971; Lord, Ross, & Lepper, 1979). Andere Vorurteile wurden erst kürzlich entdeckt. Gemeinsam zeigen sie, dass die Teilnehmer es vorziehen, Informationen aus gruppeninternen Quellen zu lernen und sich in moralischen und politischen Fragen mehr mit den Mitgliedern der Gruppe abzustimmen; diese Präferenz findet sich schon bei Vorschulkindern (z.B. Hetherington, Hendrickson, & Koenig, 2014). Untersuchungen mit Erwachsenen haben ergeben, dass sie
* eine selektive Wahrnehmung zeigen, bei der Zeugen dasselbe Ereignis unterschiedlich wahrnehmen (Hastorf & Cantril, 1954);
* die Qualität der Argumente von Mitgliedern der eigenen Gruppe positiver bewerten und extremere Positionen einnehmen (E.-J. Lee, 2007);
* die Tiefe ihres Verständnisses von kontroversen Themen überschätzen, das ist bekannt als die parteiliche Illusion des Verstehens (Fernbach, Rogers, Fox, & Sloman, 2013);
* die andere Seite als voreingenommener als ihre eigene Seite betrachten, das ist bekannt als Parteilichkeit des blinden Flecks (Ehrlinger, Gilovich, & Ross, 2005);
* Verzerrungen bei der Sammlung von Bestätigungsbeweisen und deren positiver Bewertung zeigen (Stanovich, West, & Toplak, 2013);
* ihre Zugehörigkeit zu einem Lager als Fundament für ihr höheres Maß an Aufgeklärtheit bei einem Thema anrechnen, aber ähnliche Zugehörigkeiten von Gegnern als Quelle der Voreingenommenheit betrachten (Ehrlinger et al., 2005);
* ihre Argumente als in dem begründet sehen, was wirklich "da draußen" ist, während das den Argumenten ihres Gegners nicht zugebilligt wird, das ist bekannt als naiver Realismus (Gilovich & Ross, 2016);
* Argumente, die mit ihrer Einstellung übereinstimmen, auch dann als gültiger betrachten, wenn die Gültigkeit solcher Informationen kontrolliert wird, was eine Polarisierung erhöht, das ist bekannt als motivierte Skepsis (Taber & Lodge, 2006); und
* ein fehlendes Bewusstsein für den eigenen Mangel an Wissen und Kompetenz aufweisen (Kruger & Dunning, 1999).
Die vollständige Studie findet man hier. Parallelen zu den Zuständen in Frankfurt und zu den Versuchen, Veranstaltungen von Männerrechtlern zu torpedieren, liegen auf der Hand.
4. Der deutsche Frauenrat ist ratlos: Die bekanntesten Blogs mit der größten Reichweite schreiben nach wie vor Männer, und es gibt keine Möglichkeit, mit einer Quote Gleichstellung durchzusetzen. Hadmut Danisch berichtet und kommentiert.
5. Im Frauenzentrum Mainz kann man demnächst einen Vortrag über "Antifeminismus und Gendertrolling in digitalen Öffentlichkeiten" hören, wobei Handlungsansätze und Gegenstrategien entwickelt werden sollen.
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