Dienstag, April 17, 2018

FDP denkt über Frauenquote nach – News vom 17. April 2018

1. Die "Welt" berichtet über aktuelle Diskussionen bei den Freidemokraten:

Lassen sich Parteiveranstaltungen frauenfreundlicher organisieren? Braucht es spezifische Kampagnen zur Gewinnung weiblicher Mitglieder? Braucht es mehr gendergerechte Sprache in der Kommunikation oder Schulungsprogramme zum Diversity Management, vor allem für Männer? Darüber hinaus wagt sich die Partei aber auch an Tabus heran. So lehnte die FDP Zwangsquoten bislang stets ab. Nun aber wird die Einführung einer "Fallbeil-Quote" vorgeschlagen – für den Fall, dass eine Selbstverpflichtung, "ein Drittel Frauenpartizipation auf Bundes- und Landesebene als formale Zielsetzung" zu erreichen, ihr Ziel verfehlt.


Man kann nur hoffen, dass sich bei den Liberalen die Kräfte, die sich gegen Geschlechterdiskriminierung engagieren, durchsetzen. Wenn die FDP auch hier von all den anderen Bundestagsparteien ununterscheidbar wird, dürften sich viele Wähler nach einer Partei umsehen, die ihnen als einzige Alternative erscheint.

Immerhin lehnen die FDP-Frauen eine Frauenquote eher ab:

Dass am Montag aber zur Abwechslung Generalsekretärin Nicola Beer im Anschluss an die Präsidiumssitzung über die Gespräche informierte und nicht Parteichef Lindner, lässt sich allerdings eher als Zeichen deuten, dass es bis zur Quote noch ein langer Weg sein dürfte - wenn sie denn überhaupt kommt. Beer gilt als Quotengegnerin. Sie machte klar, dass das Präsidium keine Entscheidung darüber getroffen habe. "Da ist nicht festgelegt: die Quote kommt", sagte Beer. Sie werde als eine unter anderen Maßnahme mitgeprüft. Sie selbst habe eine "relativ große Skepsis", was alle Formen von Quoten betreffe.


Diese Skepsis sei auch der Tatsache zu verschulden, dass eine Frauenquote keineswegs immer zu dem erhofften Resultat führt. Während etwa die Grünen, die eine 50-Prozent-Frauenquote einhalten, auch überdurchschnittlich viele weibliche Wähler für sich gewinnen konnten, hatte die Quote bei der Linkspartei keineswegs denselben Effekt.

Nimmt man allein die drei im Präsidium vertretenen Frauen zur Grundlage, hätte eine Quote kaum Chancen. FDP-Vize Katja Suding lehnt sie klar ab. Sie sagte der Süddeutschen Zeitung: "Eine feste Quote halte ich nicht für zielführend. Wir sind die Partei des Wettbewerbs, die jeweils Besten sollen sich durchsetzen". Die dritte Frau im engsten Führungszirkel der Partei, Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist die einzige, die eine gewisse Offenheit für eine Quote erkennen lässt. Sie sagte vor einigen Tagen in der Frankfurter Allgemeinen, ihr innerer Kompass sage zwar "Nein zur Quote", da aber das Prinzip Freiwilligkeit am Beispiel der Unternehmen keinen wirklichen Erfolg gezeigt habe, sei sie hin- und hergerissen, "eine Zeit lang eine Quote mal auszuprobieren". Bei derart wenig Rückhalt unter den Frauen in der Parteispitze dürfte eine Quote wohl weiter eher wenig Chancen haben.


Stattdessen überlegt man bei den Liberalen, mit welchen anderen Maßnahmen die Partei für Frauen attraktiver gemacht werden kann – und mehr Frauen für Kandidaturen für Funktionen und Mandate gewonnen werden können. Als Mitglied einer 14-köpfigen Arbeitsgruppe, die darüber nachdenkt, beschäftigt sich Suding mit entsprechenden Konzepten. Kann Parteiarbeit familienfreundlicher organisiert werden? Gibt es Themen, die Frauen stärker interessieren? Erste Ergebnisse dürften schon auf dem Parteitag Mitte Mai präsentiert werden.

Dem "Tagesspiegel" ist das Thema "Frauenquote in der FDP" eine Glosse wert. Dort heißt es:

Wenn nun aber nicht genug Frauen kandidieren, weil sie zum Beispiel einfach keine Lust auf Politik haben? Dann muss das Fallbeil weiter vorn aufgestellt werden, beim Parteieintritt. "Nein, Herr X", wird es dann heißen, "Sie kommen hier erst rein, wenn vorher zehn Frauen eingetreten sind. Kennen Sie eventuell welche?" Beraten soll über dieses Thema eine "Ad-hoc-Arbeitsgruppe Diversity Management". Das klingt ganz so, als sei der gesamte Anlauf auch schon wieder gescheitert.




2. "Heute" stellt Kyle und Brent Myer mit ihrem Sprössling Zoomer vor. Zoomer soll später einmal selbst entscheiden, ob das das Kind ein Junge oder ein Mädchen werden will. Durch diese Form des "Gender Creative Parenting" soll Zoomer vor "gegenderten Mikroaggressionen" geschützt werden.



3. Hadmut Danisch hat mal wieder eine journalistische Veranstaltung zur "Hate Speech" besucht, diesmal veranstaltet von Jakob Augstein und Dunja Hayali, denen Danisch dann auch ein paar kritische Fragen stellte.



4. Robert L. Reece ist ein linksliberaler schwarzer Professor für Soziologie an der Universität von Austin. Insofern mag es nicht überraschen, dass er zum Opfer von Hate Speech und übergriffiger Belästigung wurde. Überraschender allerdings ist, von wem die Feindseligkeiten ausgehen.

Reece gibt an seiner Hochschule einen Kurs zum Thema "Masculinities in America". Darin geht es um Themen wie transsexuelle Männer, weibliche Männlichkeit, den Platz von Männern im feministischen Diskurs sowie sexuelle Gewalt. In einem Artikel, den Reece für die feministisch geprägte News-Website "Vox" verfasste, berichtet er von einem seiner Studenten in diesem Kurs:

Der Schüler in der ersten Reihe fiel mir auf. Er war ein Athlet, und ich war stolz auf sein Wachstum während des Semesters und seine Beschäftigung mit komplexen Vorstellungen von Männlichkeit. Aber dieses Gespräch schien ihn anders zu beeinflussen. Er wirkte auf untypische Weise, als ob er sich unbehaglich fühlte.

Er und ich kommunizierten nach dem Unterricht per E-Mail. Er sagte mir, dass es schwierig sei, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen, und dass er darum kämpfte, vergangene Begegnungen mit seinem neuen Wissen um Zustimmung und Zwang zu versöhnen. Ich sagte ihm, ich verstünde, wie bedrückend es sein könne, sich an diese Erfahrungen zu erinnern, aber ich betonte, wie wichtig es sei, dieses Unbehagen auszuhalten und daraus zu lernen. Ich schlug ihm vor, die Beratungsstelle zu besuchen, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob er es je getan hat.


Vielleicht ahnen Sie schon, was nach der Veröffentlichung dieses Artikels passierte – schließlich leben wir im Zeitalter von MeToo. Das konservativ-liberale Magazin "The American Spectator" berichtet über die weitere Entwicklung:

Reeces Versäumnis, seinen Schüler den Campusbehörden zu melden, erweckte den Zorn einer lokalen Campus-Antifa-Gruppe, der Revolutionary-Student-Front Austin, die behauptet, der Akademiker sei "ein Serienvergewaltiger, Missbrauchstäter und Manipulator".

In einem Facebook-Beitrag vom 26. März erklärt die RSF, deren Logo das kommunistische Symbol Hammer und Sichel enthält, dass "Reeces einzige Lösung", nachdem "ein männlicher Student durch diesen Kurs erkannt hat, dass er nicht in all seinen sexuellen Begegnungen Zustimmung erhalten hat", darin bestand, "ihn kurz per E-Mail zu beraten und eine Campus-Beratung vorzuschlagen - nicht durchzusetzen".

Ähnlich wie in Kafkas "Prozess" argumentiert die RSF, dass Reece es versäumt habe, seinen seit kurzem schuldgeplagten Schüler zu melden, was den Professor zu einem Unterstützer von Vergewaltigung mache:

"Wir finden, dass dies ein direkter Beweis dafür ist, dass Reece eine aktive Bedrohung für Studenten auf dem Campus darstellt. Durch seinen Kurs ist er auf einzigartige Weise in der Lage, potenzielle Vergewaltiger zu identifizieren, aber er tut nichts, um sie aufzuhalten - und schlimmer noch, er zeigt ihnen sein Mitgefühl als Frauenhasser und Missbrauchstäter."

(...) Die Angelegenheit wird für Reece dadurch verkompliziert, dass die Podcasterin Jazmine M. Walker, eine ehemalige College-Freundin, nach der Veröffentlichung seines "Vox"-Artikels behauptet, dass Reece sie vor sechs Jahren "zu einem unerwünschten Sexualakt gezwungen hat", so ein Vermerk, den "Vox" dem Artikel am 27. März beigefügt hatte. Nachdem sein Artikel online gegangen war, tweete Reece: "Ich war früher übergriffig [im Original: "coercive"], besonders bei meiner Ex vor zehn Jahren." Es scheint keine Strafanzeige gegen Reece vorzuliegen.

Die RSF ist nicht daran interessiert, die Mühlen der Justiz ihre Arbeit tun zu lassen. Stattdessen hängte die Gruppe Plakate mit aufstachelnden Texten und einem großen Nahaufnahme-Foto von Reece auf, das die Studenten ermunterte, ihn zu verfolgen und zu belästigen.

"Lassen Sie Reece wissen, dass die Studentenschaft ihn beobachtet, indem Sie ihm eine E-Mail schreiben, anrufen oder ihn in seinem Büro besuchen" fordert das Plakat auf.

Die RSF drängt auf ein "Brennendes-Bett-Vorgehen" gegenüber Reece und anderen. "Veränderung ist für uns nicht unerreichbar", heißt es in ihrem Facebook-Feed. "Auf reaktionäre Gewalt wie Vergewaltigung und häusliche Gewalt und Folter kann nur mit revolutionärer Gewalt reagiert werden. Wir müssen Gewalt zurückerobern, damit jeder Täter nie wieder Frieden in seinem eigenen Haus und an seinem Arbeitsplatz findet."




5. Genderama sprengt mal wieder Geschlechterklischees: Wie stellen Sie sich zum Beispiel jemanden vor, der wegen häuslicher Gewalt zu mehr als sieben Jahren Knast verurteilt wurde? Ich meine, erst mal so rein optisch, aber auch vom sozialen Hintergrund her?



6. Dr. Niall McCrae, ein Dozent für psychische Gesundheit am Londoner King's College, fordert, die Beschneidung von Jungen solle wie weibliche Genitalverstümmelung betrachtet werden. Seinem Eindruck nach haben Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens jedoch zu viel Angst, ein Beschneidungsverbot anzustoßen, weil dieses Ritual mit der jüdischen und muslimischen Kultur verbunden sei.

In einem Artikel für die Akademiker-Website "The Conversation" führt McCrae aus:

Als Dozent im Gesundheitsbereich bin ich beunruhigt über jeden Arzt, der diese Handlung eher für religiöse als für klinische Zwecke ausführt. Es bricht den hippokratischen Eid, "zuerst keinen Schaden anzurichten". Die Operation, so gut sie auch durchgeführt wird, verletzt den gesunden Körper. Aber aufgrund kultureller Sensibilität und moralischem Relativismus sind nur wenige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens mutig genug, die Beschneidung zu verbieten, weil sie den Vorwurf des Antisemitismus oder der Islamophobie fürchten. Allerdings hat Island vor kurzem diesen mutigen Schritt getan, und andere Länder könnten folgen.

Sollte kulturelle Sensibilität die Rechte eines Kindes übertrumpfen? Aus einer egalitären Perspektive, geleitet von Immanuel Kants kategorischem Imperativ, allen die gleiche rationale Gerechtigkeit zu gewähren, muss die Antwort "nein" lauten. Aber die Gesellschaft ist scheinheilig, wenn es um Gleichberechtigung geht. Eine Situation, in der das Beschneiden von Mädchen (zu Recht) illegal ist, aber Jungen Freiwild sind, ist skrupellos. Sir James Munby, ein englischer Richter, kritisierte diese Inkonsistenz in einem aktuellen Fall, in dem eine lokale Behörde versuchte, einen muslimischen Bruder und eine muslimische Schwester aus ihrem Zuhause zu entfernen, nachdem das Mädchen beschnitten worden war; die Beschneidung des Jungen zu verhindern konnte dabei nicht als Sicherheitsanliegen betrachtet werden. Ich schlage keine drakonische Intervention vor, sondern nur dass das Gesetz Kinder fair und gleichberechtigt behandelt, unabhängig vom Geschlecht.




7. Libby Libbons, Direktorin der australischen Workplace Gender Equality Agency, verkündet, dass Frauen am Arbeitsplatz nur dann mit Männern gleichziehen werden, wenn man mehr Männer dazu bringt, Teilzeit zu arbeiten.



8. "Warum interessieren sich Feministinnen nicht für die ungleiche Geschlechterverteilung in Bereichen wie Ballett?" fragt die ehemalige Balletttänzerin Madison Breshears im Washington Examiner und führt weiter aus:

Während meine Erfahrung und die von Frauen wie mir im Ballett eine unglückliche, aber unvermeidliche Tatsache der Branche sind, leiden Damore und andere männliche Google-Mitarbeiter tatsächlich unter eklatanter Geschlechterdiskriminierung.

Ballett ist schließlich nicht ohne männliche Rollen möglich. Sein kanonisches Repertoire erfordert eine gegensätzliche Partner-Choreographie. Es gibt keinen analogen Zwang in der technischen Industrie, ihre Diskriminierung zugunsten des einen Geschlechts gegenüber dem anderen zu entschuldigen. Es gibt keinen inhärenten Grund, warum Frauen in der Technik arbeiten müssen; Programmieren ist ebenso farbenblind wie sexuell undifferenziert. Dennoch setzt Google die Diskriminierung eines Geschlechts ein, um ein vermeintliches Problem zu bekämpfen - den latenten Sexismus, der angeblich die enormen geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Technik verursacht und für dessen Existenz Beweise noch immer fehlen.

Die selektive Empörung der Feministinnen über Disparitäten wie die im Technik-Bereich ist aufschlussreich. Es gibt einen auffallenden Mangel an Schulprogrammen, Kampagnen, Märschen und Hashtags, um die geschlechtsspezifische Kluft in Berufsfeldern wie Unterricht oder Beratung zu überwinden, die nach Angaben des Bureau of Labor Statistics überwiegend von Frauen dominiert werden. Krankenpflege ist ein ziemlich guter Job - es zahlt sich gut aus, ist flexibel und Krankenschwestern können überall Arbeit finden. Also, wo sollten wir nach der männerfeindlichen Voreingenommenheit suchen, die dazu geführt hat, dass mehr als 90 Prozent der Krankenschwestern Frauen sind?

In der Zwischenzeit werden Sie vergeblich nach den Aufrufen suchen, um die Überrepräsentation von Männern im Bergbau, Trucking, Abwasser und Müllabfuhr zu beseitigen. Der Grund dafür ist, dass die feministische Linke nicht so sehr eine politische Gleichstellungsbewegung mit einer konsequenten Philosophie ist, sondern vielmehr ein Ausdruck der Wut darüber, dass Männer und Frauen dazu neigen, unterschiedliche Karriereentscheidungen zu treffen.

In einem Punkt haben sie jedoch Recht. Möglicherweise wäre der einzig mögliche Weg, ihren bevorzugten Statistikfehler und Kampfruf "geschlechtsspezifisches Lohngefälle" vollständig zu beseitigen, indem man die angesehensten Unternehmen des Landes dazu zwingt, Männer zu diskriminieren, oder indem man sehr viele Frauen in Berufe und Karrierepfade zwingt, die sie trotz aller Anreize konsequent nicht verfolgen, wenn sie eine freie Wahl haben.

Ich begrüße Frauen, die in Bereichen arbeiten, in denen sie in der Unterzahl sind, aber ich schätze oder unterstütze keine Politik, die Frauen auf Kosten der Männer bevormundet, allein der "Vielfalt" zuliebe und um jeden Preis. Meine weiblichen Freunde im Feld Naturwissenschaft und Technik stimmen zu, und sie sind nicht diejenigen, die auf diese lächerlichen Wiedergutmachungen drängen.

Was die radikalen Feministinnen angeht, könnte man sie fragen: Wenn sie sich so sehr für eine gleichberechtigte Vertretung einsetzen, warum haben sie dann nicht selbst ein Ingenieurstudium absolviert? Erwarten Sie so eine Antwort wie: "Naja, ich habe immer Englisch bevorzugt, und Integralrechnen war so langweilig."

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