Freitag, April 13, 2018

"Ich wollte nur ein Kind von dir, damit ich nicht mehr arbeiten muss" – News vom 13. April 2018

1. Der bekannte Väterrechtler Franzjörg Krieg veranschaulicht an einem konkreten Fall, wie haarsträubend und wie destruktiv die Strukturen in unserer Gesellschaft für Scheidungsväter sind.



2. An diesem Wochenende findet in Frankfurt der Wissenschaftskongress zur Verhinderung häuslicher Gewalt statt. Dabei verschärft sich den mir vorliegenden Informationen zufolge die Situation vor Ort zusehends. Die Polizei werde mit großer Präsenz im Veranstaltungsgebäude und auch in Reserve zugegen sein müssen, um die Freiheit der Rede und der Wissenschaft zu schützen. Mit weiteren Medienberichten wird gerechnet.



3. Viele Journalisten schauen aber auch angestrengt in eine andere Richtung und wollen einfach nicht verstehen, was dieser hysterische Jens Jessen mit seinem "totalitären Feminismus" nur meint. Den Artikel, den Bernd Ulrich in der "Zeit" als Antwort auf Jessens Beitrag veröffentlicht, sieht Lucas Schoppe in seiner Analyse "Echte Männer im aufrechten Kriechgang" als Beleg für das gegenwärtige Elend des "Qualitätsjournalismus". Hierzu vergleicht Schoppe Ulrichs Artikel mit dem kritischen Blogbeitrag, der gestern auf "Geschlechterallerlei" veröffentlicht wurde:

Schon flüchtigen Lesern wird auffallen, dass beide Texte qualitativ in ganz unterscheidlichen Ligen spielen. Der Text des Vize-Chefredakteurs, "Mann und Autor einer Wochenzeitung mit zwei Millionen Lesern" (Selbstbeschreibung), ist richtungslos, eitel ("Eine Bundesministerin sagte mir ..."), desinteressiert an seinem Thema, uninformiert, beifallheischend unterwürfig ("Da der Feminismus stetig voranschreitet, muss der Mann (also ich) ständig dazulernen") und zugleich rechthaberisch ("Das, lieber Jens, sind wirklich die falschen Fragen."). Eine fremdschaminduzierende Textwüste.

(...) Wie nebenbei wird im Text des Bloggers im kleinen Blog deutlich, dass sich der stolze Autor der Wochenzeitung mit zwei Millionen Lesern niemals ernsthaft mit seinem Thema beschäftigt hat. Mehr noch, er hatte eine solche Beschäftigung in der Vorbereitung für seinen Text offenkundig auch gar nicht für nötig befunden.


Vielleicht ist das tatsächlich das Kernproblem: Selbsternannte "Qualitätsjournalisten" glauben in ihrer Hybris, dass sie zu jedem x-beliebigen Thema auch ohne große Recherche kompetent schreiben können. Währenddessen verfassen die tatsächlichen Experten Blogbeiträge und werden nur von stark am Thema interessierten Lesern entdeckt.

Lucas Schoppe führt weiter aus:

Auch an den maßlos aggressiven Reaktionen auf Jessens Text lässt sich diese reaktionäre Haltung leicht erkennen. (...) "Ganz großes Gejammer" sei der Text von Jessen, so Patricia Hecht in der taz, die in ihrem Text ebenfalls gedankenfrei mit dem Patriarchatsbegriff hantiert. Dort "lamentiert" Jessen und bräuchte, so Hecht höhnisch, einfach "jemanden, der ihn an die Hand nimmt, wenn er sich ausgeweint hat".

Eigentlich dasselbe schreibt Margarete Stokowski im Spiegel, formuliert nur noch krasser, weil sie ja irgendwie rechtfertigen muss, dass sie aus denselben Vorwürfen noch einmal einen neuen Text macht. Mit seinen "weinerlichen Ausführungen" wäre Jessen nun "der Peinlichste in der #MeToo-Debatte". "Jessens halt- und ehrloses Geflenne" darüber, "dass alle Männer elendig geknechtete Wesen sind", steht auch in diesem Text als erbarmungswürdig lachhaft dar.

Natürlich greifen Stokowski und Hecht, wie viele andere, auf ein reaktionäres Männerbild zurück. Was ein richtiger Mann ist, der jammert und flennt nicht, der hat und bietet jederzeit Halt, und dessen Ehre heißt Treue. Dass ein Mann – und sei es noch so verstiegen und unstrukturiert – über eigene Verunsicherungen, vielleicht gar über Leiderfahrungen schreibt, erregt hier immer wieder einen Widerwillen, der urtümlich, instinktiv und unreflektiert wirkt. Der Kern dieser feministischen Kritik an Jessen ist, dass der Autor eben kein richtiger Mann sei.

Das klischeehafte Wut-Motiv, das auch der ehemalige Medienkritiker Stefan Niggemeier strapaziert, bedient sich ebenfalls aus dem Vorwurf der Unmännlichkeit: Denn der klassische bürgerliche, würdevolle Mann, der echte Patriarch, zeichnet sich ja eben dadurch aus, dass er ganz und gar nicht von seinen Gefühlen geleitet wird, sondern sich jederzeit unter Kontrolle hat.

Beim Bildblog, der einmal von Niggemeier mitgegründet wurde, beschimpft Alf Frommer derweil Jessen als "Troll-Journalisten", der das aufschreibe, was "man früher an den ‚Klowänden des Internets’ bewundern durfte". Da er nun dergestalt der Unterschied zwischen den unseriösen Schreihälsen im Netz und sich selbst klargestellt hat, kann Frommer dann Jessen keck mit Jens R. vergleichen, dem psychisch kranken, mörderischen Amokfahrer von Münster. Wie schön, dass hier wenigstens noch einer richtig witzig ist.

(...) "Die Zeit" hat mit den Texten Jessens und Ulrichs ein geschicktes, sicher auch lohnendes, aber unverkennbar gelangweiltes und uninformiertes Empörungsmanagement betrieben. Ganz und gar desinteressiert sind die Diskursmanager daran, woraus sich denn eigentlich die Empörung speist, die sie da gewinnbringend hochputschen und anzapfen. Dass sie möglicherweise reale, existenzielle Erfahrungen von Menschen, unter anderem auch beträchtliche Leiderfahrungen ausbeuten, spielt in dieser Inszenierung keine Rolle.




4.
Ein Moderator schreibt der Praktikantin nachts eine SMS: "Dritte Etage, Zimmer 312". Sie wundert sich, dass er nicht Stift und Zettel in der Hand hat, als sie bei ihm klopft. Wie viel Weltfremdheit muss man Feministinnen zugestehen?


Das fragt sich Jan Fleischhauer in einem Beitrag auf Spiegel-Online. Ein Auszug daraus:

Zu den Vorfällen, die dem WDR-Korrespondenten zur Last gelegt werden, gehört die sogenannte "Doppelzimmeraffäre". Vor Jahren hatte er einer Praktikantin weisgemacht, sie müsse mit ihm aus Kostengründen ein Zimmer teilen: Der WDR erlaube wegen des Sparzwangs nur Doppelzimmer. Auch hier stellt sich die Frage, wieviel Weltfremdheit eigentlich erlaubt ist. Mir ist es jedenfalls ein Rätsel, warum jemand unbedingt Journalist werden will, dem man offenbar die haarsträubendsten Geschichten auftischen kann, ohne dass er Zweifel bekommt. Die Komik der #MeToo-Debatte liegt, wenn man so will, in ihrem regressiven Element. An die Stelle der emanzipierten Frau, die selbstbewusst erklärt, was sie will und was nicht, ist wieder die naive Unschuld getreten, die ahnungslos durchs Leben tappt, bis ein Prinz kommt und sich ihrer erbarmt.


Sind wir Männerrechtler eigentlich die einzigen, die Frauen wie erwachsene, mündige Menschen behandeln wollen?

Der Artikel wird heute bei Christian Schmidt diskutiert.



5.
Gendern wird oft völlig gedankenlos oder hysterisch übertrieben gebraucht. Das haben selbstbewusste Frauen, sagen selbstbewusste Frauen, nicht nötig.


Hier geht es weiter mit dem "Tagesspiegel"-Artikel "Beim Gendern droht eine autoritäre Gedankenpolizei".



6. Gibt es einen neuen rechten Feminismus? ist das Thema eines dreiviertelstündigen Radio-Talks beim SWR. Wer sich daran stört, dass die Diskutantinnen mal wieder so ausgewählt sind, dass erst gar keine große Kontroverse entstehen kann, erfährt im Verlauf des Talks, dass eine der Teilnehmerinnen, Andrea Röpke, erst gar nicht teilgenommen hätte, wenn auch Birgit Kelle mit am Tisch gesessen hätte. Man solle nicht mit solchen Menschen, sondern über diese Menschen reden. (Röpke: "Wenn wir mit den Menschen über Rechte reden wollen, dann müssen wir auch Grenzen ziehen. Dann müssen wir sagen, es ist heute mal nicht erlaubt, dass Rassisten teilnehmen.")

Im übrigen beanstanden die Diskussionsteilnehmerinnen beim "rechten Feminismus", dass er autoritär sei, statt Pluralismus zuzulassen und einen Konsens finden zu wollen. Keine Pointe.



7. Es ist erstaunlich, wie viel Kritik Simone Schmollack für ihren Artikel in der Kommentarspalte darunter von Lesern des linken "Freitag" erhält. Die Behauptung "links = doof" wird mal wieder überzeugend widerlegt.



8. Wie die New York Post berichtet, sind wohlhabende Männer seit der MeToo-Kampagne besorgt, Opfer von Falschbeschuldigungen und Erpressungen zu werden:

Ein junger Geschäftsführer in der Technologie-Branche sagte, dass er sechs Überwachungskameras in seiner schicken Wohnung in der Innenstadt installiert hat, "um zu dokumentieren und zu beweisen, was in meinem Privatleben passiert."

"Es ist eine Versicherungspolice", sagte er.

Als er kürzlich ein Date mit nach Hause brachte und feststellte, dass sie sehr betrunken war, wandte er sich an eine der Kameras und ließ für sein Date ein Taxi zur Heimfahrt kommen.

"Ich habe versucht, die Interaktion vollständig im Blickfeld der Kameras zu halten, bevor ich das Taxi organisierte", sagte er.

Diesem Geschäftsführer zufolge hat #MeToo – während es den Opfern sexueller Übergriffe eine Stimme gab - andere Frauen ermutigt, gutsituierte Männer falsch zu beschuldigen, um daraus finanziellen Gewinn, Ruhm oder Rache zu beziehen.

"Anonyme Anschuldigungen sind jetzt möglich, und die Medien glauben, dass sich das Gericht der öffentlichen Meinung nicht an etwas halten sollte, das einem fairen Prozess ähnelt", sagte er.

(...) Der Privatdetektiv Herman Weisberg stimmt zu und sagt, dass er seit #MeToo im letzten Jahr eine Zunahme von Erpressungsfällen gesehen hat.

"Seit Oktober habe ich etwa 25 Fälle von soliden Erpressungsdrohungen bekommen", sagte Weisberg, Geschäftsführer der Sage Intelligence Group.

"Ich denke, in manchen Fällen benutzen ein paar manipulative Leute die #MeToo-Bewegung als Druckmittel. Es gibt ihren grundlosen, falschen Behauptungen mehr Biss."

Weisberg sagt, es sei eine gängige Taktik für Erpresserinnen geworden, einem Mann, mit dem sie Beziehungen hatten, eine E-Mail zu schreiben und eine schriftliche Entschuldigung zu verlangen.

"Sie behaupten, dass ihr Therapeut sagt, das sei der erste wichtige Schritt", berichtet Weisberg.

"Nehmen wir an, dass jemand eine E-Mail zurückschreibt und sagt: 'Wow, es tut mir wirklich leid, dass du dich so fühlst, und es tut mir leid, wenn ich irgendetwas getan habe,' dann gesteht er im Grunde genommen Fehlverhalten ein, ob er überhaupt weiß, wofür er sich entschuldigt oder nicht".

Weisberg sagte, er halte es für ein Alarmsignal, wenn eine Anklägerin Geld direkt von den Angeklagten verlangt oder damit droht, in den sozialen Medien an die Öffentlichkeit zu gehen.

"Wenn Sie es tun wollen, tun Sie es - gehen Sie auf die sozialen Medien. Aber bedrohen Sie die Person nicht im Voraus ... Das bezeichnen wir in meiner Branche als Cash Grab."

Hochgradig nervös nach der Welle der Vorwürfe sexuellen Fehlverhaltens gegen prominente Persönlichkeiten, berichten Geschäftsmänner in New York, dass sie Abendausflüge mit weiblichen Kollegen vermieden haben.

Ein Firmenanwalt cancelte seine Tradition, Weihnachtsgetränke mit einer Frau zu haben, deren Mentor er ist, und entschied sich für die sicherere Alternative des Mittagessens. Ein anderer Geschäftsmann der Stadt bringt inzwischen seinen Anwalt zu Treffen mit Frauen mit, um missverstandene Botschaften zu vermeiden.

"Ich denke mir sogar: Soll ich jemanden um 9 Uhr nachts in meinem Büro treffen, wenn niemand sonst da ist?" gab der Strafverteidiger Jeremy Saland zu, der ebenfalls einen Aufschwung bei von #MeToo inspirierten Erpressungsfällen gesehen hat. "Jeder kann eine Behauptung aufstellen. Unsere Kunden suchen Schutz vor Erpressern, weil sie versteinert vor Angst sind, dass, wenn ein Anspruch öffentlich gemacht, der Familie mitgeteilt oder dem Arbeitgeber gemeldet wird, der Augenschein – und nicht die Wahrheit – siegreich sein wird."




9. Das neue männerfreie Arbeitsgebäude im Washingtoner Stadtteil Georgetown hat jetzt eröffnet. Weitere Gebäude dieser Art sind in Toronto, London, Seattle, San Francisco und Los Angeles geplant.



10. Die Post – habe diesmal nicht ich bekommen, sondern der Blogger Fefe, der gestern einen Leserbrief zum Thema Jungenbeschneidung veröffentlichte. Ein Auszug daraus:

Ich musste mich im Alter von ca. 20 Jahren beschneiden lassen, weil es medizinisch notwendig war. Nun hatte ich schon das Glück, dass mein Urologe von vornherein meinte, dass er sowas grundsätzlich nur mit Vollnarkose macht - anscheinend ist bei religiös motivierten Beschneidungen selbst 'ne lokale Narkose längst keine Selbstverständlichkeit (um es mal zurückhaltend auszudrücken). Zum Beispiel in Israel verwenden laut Zahlen von 2012 nur 20 der insgesamt 400 "Mohels" überhaupt Anästhesie bei Beschneidungen.

Und selbst ohne die Schmerzen der Operation an sich kann ich dir sagen: Das waren zwei Monate oft fast unerträgliche Schmerzen. Insgesamt hat es locker 4-5 Monate gedauert, bis wirklich alles so weit verheilt und "abgestumpft" war, dass es im Alltag nicht mehr groß gestört hat. Und selbst danach bleiben dauerthaft immer noch Probleme wie "Eichel bleibt gern mal am Stoff der Unterhose kleben", und natürlich deutliche Einschränkungen beim Sex (fühlt sich einfach nicht mehr so intensiv an).

(...) Es ist überhaupt nicht einzusehen, warum es Eltern gestattet sein sollte, ohne medizinische Notwendigkeit eine solche Operation an ihren Kindern vornehmen zu lassen. Mir ist völlig schleierhaft, wie man zum Beispiel in Deutschland das Recht der Eltern auf freie Religionsausübung und Kindererziehung höher gewichten kann als das Recht der Kinder auf körperliche Unversehrtheit. Insbesondere dann nicht, wenn man bedenkt, dass Eltern, die ihre Kinder schlagen, sich zumindest der einfachen Körperverletzung (§ 223 StGB) strafbar machen.

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