Professor Aigner: "Wer sich für Männerrechte einsetzt, wird schnell verunglimpft" – News vom 24. März 2018
1. Der österreichische Psychologe Josef Christian Aigner, der schwerpunktmäßig zu Geschlechterthemen forscht und veröffentlicht, freut sich in einem Artikel für "Die Presse" über das Gerichtsurteil, das einem diskriminierten Mann über 300.000 Euro Entschädigung zugesprochen hatte:
Es trübt meine Freude zwar, dass damit ein Germanen-Burschenschaftler dem Staat mehr als 300.000 Euro abknöpft, aber die Verursacherinnen dafür sitzen woanders. Es ist auch keine Überraschung, dass ein "Rechtsrechter" aus der FPÖ ein solches Verfahren führt und sich antut: Schließlich kann er von genderbewegten Frauen nicht mehr zu Unrecht ins rechte Eck gestellt werden.
In meinem Widerstand gegen die ungerechtfertigte Bevorzugung von Frauen an der Universität habe ich mir sehr schnell die bösartige Unterstellung zugezogen, ich wäre "frauenfeindlich". Insgesamt haftet dem Einsatz für Männerrechte (eigentlich ja nur das Pendant zu Frauenrechten!) sehr schnell der Verdacht rückwärtsgewandter Männerseilschaften an!
Auch wer das ganze politische Leben für "fortschrittliche" Ziele eingetreten ist, muss sich beim Einsatz für Männerrechte schnell als rechtslastiger "Maskulist" verunglimpfen lassen (wobei auch "Maskulismus" eigentlich nur das Pendant zum "Feminismus" ist).
Die Universitäten, die ich kenne, scheinen für eine sachlich nicht gerechtfertigte Bevorzugung von Frauen (ohne gleiche Qualifikation – ansonsten regelt das ja das Gleichbehandlungsgesetz) trotz Bewerbung besser qualifizierter Männer ein besonders guter Boden zu sein. So bewerben sich manche Männer auch gar nicht mehr, wenn sie von bestimmten Bewerberinnen wissen; oder sie ziehen sich aus dem Verfahren zurück, weil sie sowieso mit einer "Gender-Besetzung" rechnen.
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Liebe Leser aus Österreich: Was ist denn da passiert? Seit wann darf so viel Wahrheit in euren Medien veröffentlicht werden? Ich höre immer wieder, bei euch sei es in dieser Hinsicht sogar noch schlimmer als bei uns.
2. In der aktuellen Ausgabe des SPIEGEL findet sich ein Artikel, in dem verschiedene Männer und Frauen sich jeweils paarweise über Geschlechterverhältnisse unterhalten. Am besten in seiner herrlichen Absurdität ist das Gespräch zwischen dem Feministen Thomas Meinecke und der Feministin Teresa Bücker. Die besten Passagen lesen sich wie ein Sketch von Loriot:
Meinecke: (...) Ich habe einfach einen Widerwillen gegen das Kräftemessen, ich mag Männer nicht, die so platzhirschmäßig auftreten …
Bücker: (nickt)
Meinecke: … es sind meist Männer, die in unserer Welt Probleme schaffen. Bis heute. Deshalb sollte es auch nicht um Männer gehen, sondern um Frauen.
Bücker: In der #MeToo-Debatte gibt es nur wenige Männer, die sich einbringen. Männliche Feministen suchen wir händeringend.
Meinecke: Ich habe mich in der #MeTooDebatte als Mann zurückgehalten, weil ich es schlimm finde, wenn Männer sich sofort einmischen müssen und immer gleich sagen: Ja, super. Finde ich auch. Als Mann gehöre ich ja zum Verursachergeschlecht dieser Problemlage, bin also Verursachergeschlechtsteilinhaber.
Bücker: (hört zu)
Meinecke: Die ganz miesen Typen gründen Männergruppen und sagen: Wir wollen auch mehr öffentlich weinen dürfen. Damit betreiben sie eine feindliche Übernahme des Feminismus und killen das Anliegen der Frauen. Wenn man die Männer da reinholt, übernehmen sie den Laden.
Bücker: Ich finde, die Männer in Deutschland verhalten sich ein wenig wie Angela Merkel: Sie sitzen #MeToo aus. Aus meiner Sicht ist das Gesprächsverweigerung. Es ist feige. (...) Ich würde aber gerne wissen, warum Männer es so toll finden, nur mit Männern zusammen zu arbeiten.
Meinecke: Das ist mir auch ein Rätsel, dieser ganze homosoziale Wahnsinn.
(...) Bücker: Ich kann immer besser verstehen, warum Feministinnen früherer Generationen in Frauenkommunen leben wollten. Ich arbeite in einem Team mit fast nur Frauen, und es ist toll, weil so viel Bullshit nicht mehr existiert.
(...) Meinecke: Es wäre toll, wenn es einfach gar kein Geschlecht als solches gäbe. Eigentlich sind all die Geschlechtsunterschiede, von denen wir reden, ja sprachliche Verabredungen. Sogar die primären Geschlechtsorgane.
(...) SPIEGEL: Was wäre für Sie aus feministischer Sicht die ideale Gesellschaft?
Bücker: Da müsste ich erst mal nachdenken …
Meinecke: Dann antworte ich mal, ich habe mich damit in den letzten Jahren viel beschäftigt. Ein Gedankenexperiment: Nehmen wir an, die Penetration der Frau durch den Mann würde aufhören.
SPIEGEL: Klingt ambitioniert.
Meinecke: Ach ja? Gibt es nur Fucker und Fuckee? Dadurch liegt ganz viel im Argen, damit lassen sich Machtverhältnisse und Kriege erklären. Gewalt geht von Männern aus. Mein Traum ist eine gewaltlose Sexualität, die nicht mehr hierarchisch wäre, sondern zärtlich.
SPIEGEL: Herr Meinecke, ist Ihnen aufgefallen, dass Sie das Gespräch ein bisschen dominiert haben?
Meinecke: Wirklich? Das wäre mir sehr unangenehm.
Wie gesagt: Als hätte ein Loriot des Jahres 2018 das Drehbuch geschrieben. Der Sketch entwickelt sich bilderbuchmäßig vom Set-Up (der Feminist beklagt sich über männliches Platzhirschverhalten) über den Mittelteil (der Feminist textet seine Gesprächspartnerin mit bizarrem Zeug zu und zeigt damit, dass er sein eigenes Platzhirschverhalten auf andere Männer projiziert, wo er es anprangert) bis zur genial reduzierten "Pointe".
3. "Wenn wir an der High School wären, würde ich ihn hinter die Turnhalle bringen und ihn grün und blau schlagen", erklärte US-Vizepräsident Joe Biden jetzt zu Präsident Trump, nachdem dieser in einer Vier-Augen-Unterhaltung behauptet hatte, er könne in sexueller Hinsicht problemlos jede Frau haben, die er wolle. Warum sind es eigentlich immer wieder Super-Feministen wie Biden, bei denen sich ein Begriff wie "toxic masculinity" als angemessen erweist?
4. Die medienkritische Website "Übermedien" hat Bundesrichter Thomas Fischer nach seiner meistgehassten Formulierung gefragt. Fischer hat sich für "Die Frauen" entschieden. Ein Auszug aus seinem Essay:
Wenn eine einundzwanzigjährige Studentin im vierten Semester sagt, dass "die Frauen" wollen, dass ihre Rechte gestärkt werden, sehen sie selbst und alle, die Zeugen des Wunders werden, im Geiste die Herde der dankbaren Lämmer vor sich. Als ich ein zwanzigjähriger Gymnasiast war, wusste ich ziemlich genau, was die Proletarier aller Länder wünschten. Heute wissen 24-jährige Online-Journalistinnen ungewöhnlich viel über "die Frauen" von Hollywood.
5. Einer von Großbritanniens führenden Richtern erklärt, es sei lächerlich, dass Männer für ihre Ex-Frauen lebenslang zahlen müssten. Er bezeichnete die gängigen Scheidungsvereinbarungen als männerfeindlich und absurd.
6. Obwohl sie wissen, dass sie danach persönlich niedergemacht werden, äußern prominente Männer weiterhin Kritik an Aspekten der MeToo-Kampagne. Aktuell bezeichnet Gene Simmons, Bassist der Glamrock-Band KISS, den von MeToo angerichteten Begleitschaden als "abscheulich":
"Lassen Sie es mich ganz offen sagen: Ich denke, dass der Shitstorm für eine Weile toben wird und das Pendel schließlich zur Wirklichkeit zurückschwingt," sagte Simmons diese Woche der Toronto Sun zufolge während eines Pressetermins. "Im Moment ist es extrem. Aber ich bin der Letzte, der das alles versteht."
"Ich finde es wunderbar, dass sich Frauen in das Gespräch einbringen, und die positive Seite ist, dass es viele Bösewichte gibt, die damit durchgekommen sind (und jetzt nicht mehr) – das ist eine gute Sache", sagt der KISS-Mitbegründer. Er fügte hinzu: "Der Kollateralschaden ist abscheulich, weil jeder alles sagen kann und es keine Unschuldsvermutung gibt. Das ist das Problem; das Problem ist, dass du deinen Tag vor Gericht nicht erhältst."
7. In der "Zeit" ist der angedrohte Artikel erschienen, der die Beschneidung von Jungen zu rechtfertigen versucht. Die Feministin Robin Urban zerpflückt den Unfug auf Twitter.
8. Die Post. Einer meiner Leser aus Österreich weist mich heute auf ein Interview mit Christine Bauer-Jelinek hin, das unter dem Titel Was von #meetoo übrig bleibt in der Reihe "Ganz offen gesagt" ausgestrahlt wird. Mein Leser merkt dazu an: "Dieser Podcast ist so hörenswert, dass ich ihn Dir wirklich ans Herz lege. Ich hoffe, er erreicht viele Menschen."
Mehr Post. Kevin Fuchs schreibt mir zu dem Interview mit Justizministerin Katharina Barley (SPD):
Frau Barley muss - wie viele andere auch - aufhören, die Jungenbeschneidung durch Vergleiche mit der Mädchenbeschneidung zu legitimieren.
Die Vorhaut ist hocherogenes Gewebe. Wird sie entfernt, passt sich die Eichel biologisch an - trocknet und verhärtet, wodurch noch mehr Empfindungsvermögen verloren geht. Manche Männer wollen das so, weil sie dann länger "können" bzw. "müssen". Pornodarsteller lassen sich z.B. aus pragmatisch-beruflichen Erwägungen beschneiden.
Wenn erwachsene Männer beim Sex weniger spüren wollen - von mir aus, was kümmert mich das. Jeder erwachsene Mann kann sich ja selbst informieren und entscheiden, ob er das will.
Macht man diesen Eingriff aber bei unmündigen Jungen, dann ist das ein illegitimer Eingriff in die körperliche und sexuelle Integrität - Punkt. Dieser Sachverhalt steht für sich alleine und bedarf keines Vergleiches mit der Mädchenbeschneidung. Es gehört sich nicht, Grundrechte einer Bevölkerungsgruppe relativ zu einer anderen Gruppe zu definieren. Grundrechte sind individuell und absolut.
Frau Barley tut sich einfach schwer mit modernen Geschlechterbildern. Sie gibt sich zwar progressiv, unterschwellig scheint sie aber sehr altbacken zu sein. Das merkt man an ihrer Prioritätensetzung: Die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen ist ihr wichtig, die körperliche und sexuelle Selbstbestimmung von Jungen nicht. Wie kann man nur so bigott sein?
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