Freitag, November 03, 2017

Sexuelle Gegenrevolution nimmt weiter Fahrt auf – News vom 3. November 2017

1. Der "Freitag" berichtet über die Situation in Österreich:

Die Grünen sind nicht mehr im Nationalrat. Und wer ist schuld? Der Feminismus natürlich!


Brigitte Theißl wirkt über Rückmeldungen mit diesem Inhalt nicht glücklich.



2. Die neusten Beiträge zur Sexismus-Debatte:

Katharina Braun wendet sich dagegen, Männer unter Generalverdacht zu stellen:

Es ist ja bald keine normale Kommunikation zwischen den Geschlechtern möglich. Und es würde mich nicht verwundern, wenn es bald zu Zuständen kommen würde, die wir anderorts verpönen, nämlich zu einer strengen Geschlechtertrennung, getrennter Nahrungsaufnahme, Schwimmbad nur für Frauen und die Gebäudetrakte in den Hotels nach Geschlechtern getrennt.


Joanna Williams macht darauf aufmerksam, dass die aktuelle Panikstimmung auch schlecht für Frauen ist:

Meiner Ansicht nach war der Feminismus früher eine mutige Bewegung für die Befreiung der Frauen – eine Bewegung, die davon ausging, dass starke und mächtige Frauen mit Männern als Gleichgestellte konkurrieren könnten. Jetzt behauptet der Feminismus allzu oft das genaue Gegenteil. (...) Indem er das Opfer-Sein umarmte, hat er sich von einer Wahrnehmung der Frauen als autonome Wesen, die Freiheit wollen und in der Lage sind, mit der Welt genauso umzugehen wie Männer, zu der Vorstellung entwickelt, dass Frauen besonderen Schutz benötigen, Triggerwarnungen und Safe Spaces. Dabei werden alte Vorstellungen von sexuell keuschen und verletzlichen Frauen, die geifernde Männer abwehren müssen, in einer Zeit rehabilitiert, in der Frauen, vor allem in reichen westlichen Ländern, finanziell und rechtlich unabhängiger sind als je zuvor.

(...) Die Wahrnehmung, dass Frauen von dem Moment an, in dem sie ihre Wohnung verlassen, von Belästigung bombardiert werden, führt unweigerlich zu Forderungen nach einer stärkeren Regulierung des Arbeitsplatzes und der Beziehungen. Aber das Recht, eine ungebetene Bemerkung zu riskieren, ist integraler Bestandteil unserer Freiheit als Bürgerinnen und Bürger - eine, die viele Frauen begrüßen und nicht als Risiko wahrnehmen. Ein Feminismus, der uns Frauen sagt, dass sie Polizeischutz vor solchen Wortwechseln brauchen, oder Regeln darüber, wie, wann und wo Arbeitskollegen zusammenfinden können, ist keine Befreiung der Frau.


Eine dritte Frau, die den Absurditäten, die durch #MeToo ausgelöst wurden, nicht mehr schweigend zusehen kann, ist die britische Journalistin Ellan Wehan:

Ein Mann wurde beschuldigt, eine SMS geschickt und ein Knie berührt zu haben. Glücklicherweise hat der Premierminister eine Untersuchung dieser erschütternden Behauptung eingeleitet.

Der Mann ist der konservative Abgeordnete und erster Staatssekretär Damian Green. Sein angebliches Opfer ist die Theaterkritikerin und -wissenschaftlerin Kate Maltby. Maltby äußerte ihren Vorwurf gegen Green in einer Kolumne für die "Times". Ihr Vorwurf besteht darin, dass sie "eine flüchtige Hand gegen mein Knie" spürte, "so kurz, dass man es fast bestreiten könnte", und einen Text von Green erhielt, der lautete: "Lange nicht gesehen. Aber nachdem ich dich in einem Korsett in meiner Lieblingszeitung bewundert habe, fühle ich mich gezwungen zu fragen, ob du für einen Drink Zeit hättest?"

Es ist leicht, über einen derart albernen Vorwurf zu lachen. Aber diese Sexmonster-Panik ist keine Lachnummer mehr. Als Folge von Maltbys opportunistischer Behauptung, ihrem transparenten Versuch, Teil der Prominentenbewegung #MeToo zu sein, wird Green vom Staat untersucht. Er hat eine Erklärung veröffentlicht, in der er sagt:"Diese unwahre Behauptung ist für mich ein völliger Schock und zutiefst verletzend – besonders von jemandem, den ich als persönlichen Freund betrachtete". Aber selbst wenn es wahr wäre: Wen geht es etwas an, dass ein Mann einer Frau ein Date anträgt, und "flüchtig","so kurz, dass man es fast bestreiten könnte", ihr Knie berührte?

Vielleicht sollten wir Maltby danken. Ihr aufmerksamkeitsheischendes Verhalten könnte zu einem positiven Resultat führen. Sie hat unwissentlich offenbart, wie lächerlich und gefährlich die #MeToo-Hysterie geworden ist. Maltbys Anschuldigung entspricht vielen der #MeToo-Behauptungen, die auf Twitter zirkulieren, was zu übertriebenen und egozentrischen Anschuldigungen führt, die dennoch das Potenzial haben, die Karriere eines Einzelnen zu ruinieren.

Maltbys Rechtfertigung für ihre Anschuldigung stammt direkt aus dem zeitgenössischen feministischen Strategiehandbuch - sie behauptet, sie versuche, Bewusstsein zu schärfen "und die Kultur zu verändern". Aber alles, was sie getan hat, ist sich selbst und Frauen im allgemeinen wie erbärmliche Mauerblümchen aussehen zu lassen. Wollen wir wirklich behaupten, dass es mutig ist, gegen einen Mann wegen einer angeblichen SMS zu ermitteln?

(...) Maltby sagt in ihrem Times-Artikel, dass sie sich auf einen Backlash vorbereitet. Nun, hier ist er: Es reicht mit diesem Irrsinn! Es reicht mit #MeToo. Es reicht mit den Opfergeschichten. Es reicht mit der Verschmelzung angeblicher Annäherungsversuche mit echter sexueller Nötigung. Es reicht damit, die Karrieren und die Leben von Menschen leichtfertig zu zerstören, nur weil sie versucht haben, mit jemandem anzubändeln.

Hört auf damit. Das Ganze ist zu weit gegangen. Wir riskieren, Frauen in die Welt der Anstandsdamen und Ausgangssperren zurückzuschleppen. In der Vergangenheit kämpfte die Frauenbefreiungsbewegung für die Freiheit der Frauen, sich im rauen und stürmischen öffentlichen Leben zu engagieren. Und damals war es wirklich hart. Doch durch das Eintreten für sich selbst und die Bekämpfung von Diskriminierung und Sexismus haben diese Frauen die Freiheiten erobert, die wir heute genießen. Ich bin kein Opfer, das nur darauf wartet, dass etwas passiert – ich bin eine Frau. Und ich habe genug von diesem Unsinn. Wir brauchen einen neuen Hashtag: #NotMe.


Im britischen "Spectator" schließlich behauptet Douglas Murray: "Der Feminismus produziert keine Anleitungen, um Männern zu helfen – sondern Manifeste, um sie zu quälen":

Wir befinden uns mitten in einer tiefgreifenden Veränderung unserer Einstellung zum Sex. Einer sexuellen Konterrevolution, wenn Sie so wollen. Während in den 1960er Jahren eine Befreiung unserer Einstellung zum Sex Grenzen sprengte, verwandelt die aktuelle Gegenbewegung sexuelle Freiheit in sexuelle Angst und fast alle sexuellen Möglichkeiten in ein juristisches Minenfeld.

Die Regeln werden neu gezeichnet – mit wenig Ahnung, wo die Grenzen dieser neuen sexuellen Utopie liegen werden, und kaum einer Vorstellung davon, ob am Ende Sex überhaupt noch erlaubt sein wird.


Murray führt aus, dass die aktuelle Hysterie auch dadurch getragen wird, dass viele Menschen sich hämisch darüber freuen, wenn jemanden aus dem gegnerischen Lager erwischt wird – beginnend mit dem linklsliberalen Harvey Weinstein im verruchten Hollwood.

Aber es ist fern vom Gesetz – verwickelt mit der #MeToo-Bewegung, die Weinsteins Untergang folgte -, wo die wirkliche Revolution stattfindet. Vorwürfe von echtem und üblem Missbrauch werden mit Nachrichten vermischt, dass ein Kabinettsmitglied vor vielen Jahren das Knie einer Frau berührt habe. Diese Woche war die königliche Schauspielerin Claire Foy gezwungen, ein Statement herauszugeben, dem zufolge sie sich nicht verletzt gefühlt hatte, nachdem verärgerte Twitter-Benutzer darauf hingewiesen hatten, dass der Schauspieler Adam Sandler ihr Knie - zweimal - während ihres Auftritts in einer Talkshow berührt hatte.

Wenn Taten so gefährlich sind, was kann man dann über Worte sagen? Leider sind nicht alle Männer perfekt, was Formulierungskunst und Timing angeht. Manche sind plump, manche davon unverbesserlich. Eine BBC-Journalistin hat kürzlich berichtet, dass vor einigen Jahren in einem Restaurant ein männlicher Kollege ihr gesagt hatte: "Ich fühle mich zu dir sexuell unglaublich hingezogen. Ich kann nicht aufhören, an dich zu denken". Das sei von einem Kollegen gekommen, die zweimal so alt war wie sie:" Ich hatte schon einmal Sexismus am Arbeitsplatz erlebt, aber nie derart unverblümt". Aber war das wirklich Sexismus?

(...) Fühlen wir uns wohl mit der Idee, dass jedes Mal, wenn sexuelle Interessen geäußert werden, sie vollständig erwidert werden müssen – mit dem Risiko des kompletten Ruins, wenn sie abgelehnt werden? Wir erwarten vielleicht, dass sich die Menschen im öffentlichen Leben gut benehmen, aber sind wir sicher, dass wir eine Situation schaffen wollen, in der alle dort entweder monogam oder zölibatär sein müssen? Möchten die Allgemeinbürger, dass diese Moral auch zu ihnen durchsickert? Die Moral der sexuellen Revolution hat es zweifellos getan, so dass wir sicher sein können, dass die Auswirkungen dieser Konterrevolution auch zu uns kommen werden.

Schlimmeres verbirgt sich hinter den aktuellen Verdächtigungen: nicht zuletzt das Aufpeitschen von Angst und Abscheu zwischen den Geschlechtern. Eine Abscheu, die jenen männlichen Studenten nur allzu bekannt ist, die heute als potentielle Vergewaltiger behandelt werden. Angetrieben wird dies vor allem von einer Form des modernen Feminismus, bei der es sich in Wahrheit nur um notdürftig getarnte Männerfeindlichkeit handelt.




3. Da wir gerade davon sprechen: Michelle Obama findet nach Jahrzehnten der Jungenkrise, des einseitigen Förderns von Mädchen und der oben geschilderten Kultur der Männerfeindlichkeit, dass unsere Gesellschaft Männer dazu erziehe, sich als Geschlecht mit besonderen Vorrechten zu fühlen. "Manchmal achten wir darauf, Männer nicht zu verletzen", erklärte Obama, "und jetzt bezahlen wir dafür." Als Mutter zweier Töchter mache sie sich Sorgen darüber, dass sie die Mädchen in eine Welt entlasse, "die für Frauen gefährlich ist".



4. Einer meiner Leser macht mich auf das Bristlecone Project aufmerksam, wo männliche Opfer sexueller Gewalt über ihre Erfahrungen sprechen.



5. Weitere News findet man heute bei Geschlechterallerlei.

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