"Frankfurter Allgemeine": DAS steckt hinter dem bizarren Online-Pranger der Grünen
Ein Artikel "Don Alphonsos" in der Frankfurter Allgemeinen stellt die Behauptung weitgehend in Frage, dass an dem Online-Pranger der Grünen ein ganzes Team wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig sei. Zweifel daran entstehen durch eine gründliche Analyse der Tätigkeiten an diesem Pranger:
Es wird deutlich, dass es bei Agentin keine kontinuierliche Arbeit gibt, wie sie geschehen würde, wenn dort die von der Stiftung behaupteten Wissenschaftler und Aktivisten tatsächlich daran arbeiten würden. Statt dessen wurden über Monate alle paar Tage fertige Beiträge in zeitlich klar erkennbaren Arbeitsphasen über mehrere Stunden eingestellt, bis dann wieder ein paar Tage Ruhe einkehrte.
"Don Alphonso" schlussfolgert:
Es sieht aus, als hätte Andreas Kemper einfach seine bisherigen Arbeitsschwerpunkte zur linksradikalen Theorie des "Klassismus" in ein Wiki zum Feminismus gesteckt, weshalb dort auch Kategorien wie "Adel" auftauchen.
Mit einem online zugänglichen Zitat Kempers belegt "Don Alphonso", dass Kemper bei diesem Pranger vor allem aus persönlichen Motiven getrieben wird, wobei die Initialzündung wohl war, dass Kempers Anonymität in der Wikipedia aufgedeckt worden war. Dafür scheint Kemper mir die Schuld zu geben: "Arne Hoffmann rief dazu auf, mein Pseudonym in Wikipedia aufzudecken". Dabei dürfte sich Kemper auf diesen Genderama-Blogbeitrag aus dem Jahr 2009 beziehen, wo ich argumentiert hatte:
Die Anonymität in der Wikipedia ist problematisch: Ein namentlich benannter Forscher könnte sich nicht leisten, Leute durch den Schmutz zu ziehen, indem er über deren Bücher schwadroniert, sobald sich herausstellt, dass er den Inhalt dieser Bücher überhaupt nicht kennt. Er wäre in seinem Fachbereich erledigt und für immer unglaubwürdig. In der Wikipedia braucht sich jeder Zausel nur einen ulkigen Nick zuzulegen, bleibt so anonym und kann sich den Versuch leisten, seine Vorurteile und Phantasien als lexikalische "Wahrheit" durchzusetzen. Insofern muss vor leichtfertigem Umgang mit den in der Wikipedia erstellten Texten einmal mehr gewarnt werden.
Gab diese Passage aus dem Jahr 2009 tatsächlich den Anstoß dafür, dass Andreas Kemper nicht nur mich seit Jahren attackiert, sondern auch eine Kampagne gegen die Männerrechtsbewegung bis hin zu Vergleichen mit dem Nationalsozialismus führt und entgegen aller Evidenz darauf beharrt, dass es linke Männerrechtler unmöglich geben könne? Hat eine persönlichen Motiven entsprungene skurrile Vendetta Kempers Fähigkeit zu einer nüchternen wissenschaftlichen Analyse beeinträchtigt? Wenn ja, dann fällt mir dazu nichts mehr ein – außer vielleicht der Frage, was dann mit Henning von Bargen los ist, wenn er trotzdem sehenden Auges zulässt, dass Kempers Projekt dem Ruf der grünen Stiftung mit jedem Tag mehr schadet. Vielleicht besteht der Grund dafür schlicht darin, dass das Genderlager mehr mit dem Rücken zur Wand steht, als viele denken, und Kempers Projekt einen verzweifelten Befreiungsschlag darstellen sollte.
Was die Böll-Stiftung angeht, weiß "Don Alphonso" aus dem Nähkästchen zu plaudern:
Einer der Gründe, warum mein Name trotz genderkritischer Haltung nicht im Wiki steht, sind meine Kontakte ins grüne Lager. (...) Und aus diesen Kreisen wird mir zugeraunt, dass man mit dem Projekt nicht zufrieden ist. Außerdem fühlen sich manche belogen und überrumpelt – die Dimension und die inzwischen fatale Aussenwirkung des Projekts waren bei der Vorstellung noch nicht einmal für das entscheidende Gremium ersichtlich. Obendrein verdrehte man dort die Augen, als ich auf andere Tätigkeiten von Kemper hingewiesen habe.
(...) Die angegebene Adresse ist sehr nobel und lautet Schlossplatz 1, 48149 Münster, wo der AStA der Universität beheimatet ist. Andreas Kemper trat mehrfach für den Verein auf, andere Mitglieder habe ich bislang nicht gefunden. Ein Institut für Klassismusforschung ohne Impressum will Spenden über einen Verein ohne Impressum und erkennbare Struktur, und überall ist Andreas Kemper dabei – ein linker Aktivist, der bei Wikipedia seit 2005 zuerst unter Pseudonym und nach Enttarnung unter Klarnamen einen erbitterten Editierungskrieg zugunsten seiner profeministischen Thesen führte. Und dieser Mann macht jetzt für die weitgehend mit Steuergeldern finanzierte Böll-Stiftung die nach außen erkennbare Arbeit für einen Pranger im Internet, der sich ausgiebig mit den persönlichen und anderen Feinden von Andreas Kemper und seiner Ideologien beschäftigt.
Kann das wahr sein: Ein linker Aktivist versucht, andere Linke aus persönlichen Motiven in die rechte Ecke zu schieben, und beschädigt den Ruf der Grünen dadurch massiv – ausgerechnet im Wahljahr? Und eine öffentliche Distanzierung aus der grünen Partei gibt es bis heute nicht? Es gibt keinen in der Partei, der sagt: "Jetzt ist aber wirklich Schluss mit dem Irrsinn!" Bis heute fehlt bei den Grünen darüber hinaus jeglicher Versuch, endlich auch mit Bürgerrechtlern, die für Jungen und Männer eintreten, konstruktive Gespräche anzustoßen. Kein Aufbruch, nirgends. Mutlos steckt die Partei fest in der Weltsicht der siebziger Jahre.
"Wir hätten mehr machen müssen, um die Wähler zu erreichen, die sich für die Piraten entschieden haben" erklärte die ehemalige Grünen-Vorsitzende Renate Künast im April 2012. "Und das sind vor allem Männer unter 25 Jahren." Getan hat sich bei den Grünen bis heute nichts. Stattdessen gab die Heinrich-Böll-Stiftung eine Kampfschrift heraus, in der Männerrechtler in einem Atemzug mit dem rechtsextremen Massenmörder Anders Breivik genannt wurden. Von deren Verfasser, Hinrich Rosenbrock, der ebenfalls mit Andreas Kemper zusammenarbeitete, hört man inzwischen kein Wort mehr. Es ist dringend an der Zeit, dass sich die Grünen nicht länger von Einzelpersonen in eine Kontroverse gegen Männerrechtler zwingen lassen, sondern auch in diesem Themenfeld endlich auf die Graswurzelaktivisten zugehen.
Davon abgesehen überlasse ich "Don Alphonso" gerne das Schlusswort.
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