Dienstag, November 15, 2016

Vermischtes vom 15. November 2016

1. Gestern Abend war die deutsche Premiere der Männerrechtler-Dokumentation The Red Pill in Berlin. Verwertbare Berichte darüber liegen mir noch nicht vor. Kam es vor dem Kino zu Straßenschlachten mit Feministinnen? Hat Martin Rosowski persönlich versucht, vor der Vorführung zu intervenieren? Hat Femen ein paar Exhibitionistinnen als Vorprogramm zur Verfügung gestellt – oder haben das wenigstens die Netzfrauen getan?

Ernsthafter: Den euphorischen Ausbrüchen der Männerrechtlerin Karen McFly auf Facebook zufolge scheint alles glatt gelaufen zu sein. Sobald mir ausführlichere Infos vorliegen, wird Genderama über die Veranstaltung berichten.

Bis dahin: In den letzten Minuten eines kürzlich veröffentlichten Interviews kündigt Cassie Jaye an, dass ihr Film noch in diesem Winter weltweit online verfügbar sein wird. Das exakte Datum solle noch im November bekannt gegeben werden. Der Vertrieb des Films laufe dann über itunes, Amazon, Netflix, Hulu und mehrere andere Plattformen, von denen auch ich, der einigermaßen in diesem Thema kundig ist, nicht alle genannten kenne. Die Vereinfachung, dass der Film dann "praktisch überall" online erhältlich sei, scheint es gut zu treffen.

Öffentliche Vorführungen von Jayes Film werden zu diesem Zeitpunkt also nicht mehr den Flair von "bekommt man nirgendwo sonst zu sehen" haben, könnten aber mit einem zusätzlichen Bonus wie deutschen Untertiteln oder einer Diskussionsveranstaltung nach der Vorführung (mit oder ohne Politiker) Zuschauer gewinnen.

Zuletzt beantwortet Jaye in diesem Interview die Frage, was sie sich als Thema eines späteren Films vorstellen könne, und nennt dabei Themen wie den Feminismus, "Rape Culture", den Männerstreik der MGTOW, Gamer Gate und die Art, wie Medien Informationen manipulieren.

Unabhängig von Cassie Jaye ist eine andere Dokumentation, die gerade ihr Finanzierungsziel über Kickstarter erreichte, der Film American Circumcision über Genitalverstümmelung bei Jungen.



2. Wie mehrere schwulenpolitische Blogs mit Bezug auf ein Interview der CBS-Sendung "60 Minuten" berichten, will US-Präsident Trump die Öffnung der Ehe für Homosexuelle nicht antasten und hat keine Probleme damit. Schon in seinem Wahlkampf hatte Trump erklärt, dass er LGBT-Gruppen unterstütze. Kritiker werfen dem Regierungsteam Trump dennoch Schwulenfeindlichkeit vor, beispielsweise weil Trumps Vize Pence eine "Therapie" zur "Heilung" von Homosexualität unterstützte.

In dem CBS-Interview wendet sich Trump an die Menschen, die in seinem Namen Übergriffe gegen Minderheiten begehen, und fordert sie auf, das bleiben zu lassen.

Auch Trumps Tochter Ivanka gehört zu den von CBS Befragten. Sie kündigt an, sich für Themen wie "wage equality" und "more opportunities for women" einsetzen zu wollen, aber nicht in einem öffentlichen Amt, sondern schlicht als Tochter des Präsidenten.

Währenddessen gibt Hillary Clintons Partei den Medien, die Trump in der Berichterstattung bevorzugt hätten, die Schuld für die Niederlage der Demokraten. Wie sinnvoll es sei, einen Präsidentschaftswahlkampf auf einem komplett fiktiven "Krieg gegen die Frauen" aufzubauen, wird in Clintons Partei offenbar nicht hinterfragt. Einer Umfrage des Senders ABC zufolge halten 42 Prozent der Clinton-Anhänger Trumps Sieg für illgeitim und die Wahl für manipuliert.

Wo blieb eigentlich der feministische Aufschrei, als "Rape Melania" ein Trend auf Twitter wurde, fragt Daisy Luther.

Studenten des Barnard College erhalten derweil feministische Malbücher, um den Schock über die Wahl Trumps zu bewältigen. Das wird von der American Association of University Women unterstützt. Ich bin so froh, dass der Feminismus eine neue Generation starker Frauen erschaffen hat.



3. Jan Fleischhauer sieht in der Wahl Trumps zum US-Präsidenten "das Ende des Feminismus (wie man ihn kannte)".



4. Für die "taz" sind weiße Frauen, die Trump gewählt haben, "Komplizinnen der Rape Culture". Einen entsprechenden Artikel Hengameh Yaghoobifarahs betitelt das Blatt mit Trust No White Bitch. Wenn Männer dasselbe ohne die rassistische Einschränkung "White" schreiben würde, wäre mal wieder Polen offen. Und sind eigentlich die schwarzen Frauen, die Trump gewählt haben, kein Teil der "Rape Culture"? Man hat schon manchmal den Eindruck, dass sich die "taz" bei Rassismus und Sexismus immer mehr verheddert.

Schönster Leserkommentar unter dem Artikel: "Trust No White Bitch. Das haben ca. 60 Mio. Amerikaner sich offensichtlich auch gedacht."

Generell sind die Rückmeldungen der taz-LeserInnen an Hengameh Yaghoobifarah eine Erwähnung wert. Nur einige weitere Beispiele:

Glauben Sie, Sie können Menschen überzeugen, indem Sie sie beleidigen?


Wow. Die längste Zeit lief's nur andersrum. Rechte haben sich linkes Gedankengut angeeignet. Völkische Bewegungen waren immer hybride Konstrukte, die den originär linken Gleichheitsgedanken auf ihre miefige kleine Klientel runtergebrochen haben, um den Preis der Abwertung aller anderen. Die Globalisierungskritik zum "Ethnopluralismus" umgemünzt, die Kritik am "Großkapital"; alles vom Feind geklaut. Selbst die Aktionsformen, autonome Nationalisten und Identitäre, die im liberal konnotierten Hipsterdress daherkommen.

Seit einigen Jahren aber können wir eine Premiere bestaunen: Ideenklau in die andere Richtung. Schlecht und recht getarnte Identitäre im liberalen Lager, die aus dem durchaus bedenkenswerten Ansatz der "critical whiteness" einen reinen, unverfälschten, biologischen Rassismus geformt haben. Hätte sich der Führer als Feindbild nicht besser ausdenken können.

Was die tazler dazu veranlasst, diesen Rassist_innen eine Plattform zu bieten, lässt mich staunen, gelinde gesagt. Denn wenn man den linken Widerstand gegen den Rechtspopulismus an die Wand fahren möchte, dann am besten, wenn man mit Rechtspopulismus kontert. So wie hier.


Warum soll man denn bitte spezifisch mit geflüchteten und behinderten Frauen solidarisch sein? Warum soll man behinderte und geflüchtete Männer außen vor lassen? Sind Sie echt so verzeifelt auf Frontenbildung aus?


Nach den spektakulären Reinfällen der letzten Zeit, Team Gina Lisa, Kachelmann, Rolling Stone usw. scheint die Autorin ihr Heil in bizarren Schreien zu suchen.

Für Trump wird relevant, wie sie seinen Namen mit infantiler Fäkalsprache in Verbindung bringen kann, es werden Mythen widerlegt, denen kein Mensch, der bis 3 zählen kann, auf den Leim gehen würde, und Leute werden im Namen des Kampfes gegen Diskriminierung nach Hautfarbe, Geschlecht und sexuellen Präferenzen abgeurteilt, in Schubladen gesteckt und mit Statistik für Anfänger erschlagen.

(...) Vielleicht sollten die Feministinnen insgesamt froh sein, dass die Möglichkeit besteht, dass eine integerere Person als Frau Clinton als erste Präsidentin in die Geschichte eingehen kann.

Wobei ich wohl nachschicken muss, dass ich sie zähneknirschend Trump vorgezogen hätte, obwohl ich ein alter, weißer Mann bin.

Wenn ich aber sehe, mit wem ich da in einem Boot sitze, zweifle ich auch öfter daran.




5. Einer neuen Studie des Bundesamts für Flüchtlinge zufolge sind Asylsuchende in Deutschland nicht nur besser ausgebildet, sondern sehen auch das Thema "Frauenrechte" positiver als zuvor gedacht.



6. Weil er weniger Betriebspension als seine Kolleginnen bekam, klagte ein Österreicher und bekam vor Gericht Recht. "Diskriminierung: Bank muss Mann wie eine Frau behandeln" titelt Die Presse. Dies sei "einer der vielfältigen Fälle von Männerdiskriminierung, die nur gerichtlich in den Griff zu bekommen sind, da sich Politiker und Medien kaum für sowas interessieren" kommentiert Österreichs Männerrechtler-Plattform Freimann.at das Urteil.



7.
Der Berliner Caritasverband wird die Entwicklung des Konzeptbausteins "Sexuelle Bildung in der Kita" "jetzt erst einmal stoppen". Dies schrieb die Diözesancaritasdirektion Berlin am 11. November an den Osnabrücker emeritierten Professor für Christliche Sozialwissenschaft. Spieker hatte den Konzeptbaustein auf kath.net einer Grundsatzkritik unterzogen und ihn als einen "Skandal" bezeichnet. Dieses Papier einer Einrichtung der katholischen Kirche fordere "eine Sexualerziehung, die ich für übergriffig und schädlich halte", so Spieker, "die Genderideologie spricht aus fast jedem Absatz".


Hier geht es weiter.



8. Kriegt es Alice Schwarzers EMMA eigentlich noch hin, auch nur irgendein Thema sinnvoll zu behandeln? Die Ernährungsberaterin, Verhaltenstherapeutin und Bloggerin Dr. Nadja Hermann zerpflückt einen EMMA-Artikel zum Thema Körpergewicht.

kostenloser Counter