Dienstag, November 08, 2016

Vermischtes vom 8. November 2016

1. In Deutschland machen jetzt die "Netzfrauen" Stimmung gegen die Aufführung des Films "The Red Pill", die am 14. November in Berlin stattfinden soll.

Geht man nach den im Internet gegen die "Netzfrauen" gerichteten Vorwürfen, scheint es sich um eine typische feministische Gruppe zu handeln. So berichtet ein ausführlicher Artikel der Website "Psiram", die sich mit irrationalen Überzeugungsystemen beschäftigt, dass den "Netzfrauen" Alarmismus vorgeworfen werde, fehlerhafte Berichterstattung sowie die Unfähigkeit, angemessen mit Kritik umzugehen. Der Nachrichtensender N24 argumentiert, "Hetzfrauen" wäre eine sinnvollere Bezeichnung. Zahlreiche andere Quellen enthalten vergleichbare Einschätzungen.



2. In einem satirischen "Interview" mit einer der "Medienfrauen" beleuchtet Lucas Schoppe, wie diese Combo auf die skurrile Idee kam, einen WDR-Sendebeitrag zur Geschlechterdebatte, der sich ausnahmsweise mal mit den Benachteiligungen von Männern befasste, als "frauenfeindlich" zu verunglimpfen.



3. Der österreichische Psychotherapeut Josef Aigner hat im Psychosozialverlag das Buch Der andere Mann herausgegeben, das einen "alternativen Blick auf Entwicklung, Lebenslagen und Probleme von Männern heute" werfen soll. Aigner erklärt im ersten Kapitel, dessen Beginn als Leseprobe online gestellt wurde, worum es ihm geht:

Über Männer liest und hört man heute eine Menge wenig schmeichelhafter, eher bedenklich stimmender, manchmal auch mit einer gehörigen Portion Verächtlichmachung ("Misandrie") versehener Abhandlungen. Danach sind Männer häufig negativ konnotiert, Täter, Gefühlsanalphabeten, gewalttätig, machtgierig hegemonial usw. Diese Tendenzen reichen bis in die akademische Welt von Genderforschung und Geschlechterpolitik hinein. Harald Martenstein, vielgelesener und auch vielverdammter ZEIT-Journalist hat einmal geschrieben: "Wer mit Genderforscherinnen ins Gespräch kommen will, darf sich nicht daran stören, dass das Wort 'männlich' durchgängig negativ besetzt ist" (...). Teilweise enthalten zumindest die populären Diskurse auch recht abwertende Pauschalurteile, die dem weiblichen Geschlecht gegenüber in ihrer Verallgemeinerung nicht nur genauso ungerechtfertigt, sondern heute wohl schlicht undenkbar wären. (...) Deshalb wundert es auch nicht weiter (obwohl dringend Abhilfe nötig wäre), dass Männerinitiativen bei der Verteilung von Ressourcen und Positionen zu Genderfragen im Nachteil sind.

(...) Wenn also "Gender-Mainstreaming", ein Wortfeld, das selbstverständlich immer beide (sozialen) Geschlechter und die Berücksichtigung von deren Interessen umfassen sollte, fast ausschließlich für Frauenangelegenheiten reserviert scheint, dann hat das nicht nur einen verbreiteten einseitigen Blick vieler zuständiger Fachleute oder überkorrekter PolitikerInnen zur Grundlage, sondern auch mit diesem Nachhinken männlicher Bemühungen zu tun. So etwas wie die extrem unausgewogene Verteilung der sogenannten "Genderprofessuren" an deutschen und österreichischen Universitäten mit nur sehr vereinzelten oder gar keinen männlichen Inhabern dieser Stellen ist allerdings der wirklich fragwürdige Höhepunkt solcher Einäugigkeit der Verteilung von Veränderungspotenzial: Von den rund 190 Gender-Lehrstühlen in Deutschland ist lediglich ein einziger mit einem Mann besetzt (...).

Überhaupt scheint mir der akademische Bereich, in dem ich seit Jahrzehnten tätig bin, besonders betroffen von einseitiger Verfolgung von Gender-Interessen, wobei ich mich des Eindrucks nicht erwehren kann, dass manche Kollegen Angst hätten, sich hier mehr in den Diskurs und die immer konflikthafte Materie hineinzubegeben und sich stattdessen lieber mit den gegenwärtigen Bedingungen abfinden, um nicht selbst Schaden zu erleiden.


Nach dieser Passage bin ich gespannt, ob Professor Aigner wenigstens nächstes Jahr dem feministischen Druck standhalten und zum zweiten ganzheitlichen Genderkongress erscheinen wird.



4. Ein Faltblatt, das gestern am Rande der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Magdeburg vorgestellt wurde, gibt Argumentationshilfen für die Diskussion mit Menschen, die Gendermainstreaming kritisch sehen. "Die Stimmungsmache gegen Geschlechtergerechtigkeit und Vielfalt ist keine Bagatelle", zitiert in diesem Zusammenhang die Website evangelisch.de den Vorsitzende des Gleichstellungsbeirats der Bremischen Evangelischen Kirche, Peter Brockmann. Auch wenn "solche Hetze" – gemeint ist offenbar Kritik am Gender-Mainstreaming – oft weniger beachtet werde als Fremdenfeindlichkeit, stehe hinter beidem dieselbe menschenfeindliche Haltung.



5. Eine aktuelle Pressemitteilung der Interessensgemeinschaft Jungen, Männer und Väter (IG-JMV) berichtet über die von Väterverbänden geforderte Anwendung des Verursacherprinzips bei der geplanten Gesetzesnovelle zum Scheinvaterregress:

Mütter sollen als Verursacher der Irritationen bei Kuckuckskindern den scheinbaren Vätern den gezahlten Unterhalt ersetzen. Dies fordern Männer- und Väterverbände in ihrer Stellungnahme zum Regierungsentwurf zur Neuregelung des sogenannten "Scheinväterregresses".

Der Gesetzentwurf war nötig geworden, weil 2015 das Bundesverfassungsgericht in seinem Beschluss das Recht eines Scheinvaters auf Ersatz des geleisteten Unterhalts zwar bestätigte, für die Umsetzung jedoch eine gesetzliche Regelung einforderte.

Abweichend vom Entwurf der Bundesregierung, in dem der Scheinvater den Ersatz der Leistungen beim biologischen Vater einfordern soll, stellen die Väterverbände die Mutter als Verursacherin der Irritationen in den Fokus. Sie habe durch Falschangaben bzw. durch Handlungen, die die falschen Annahmen des Scheinvaters ermöglichten, die Irritationen ausgelöst und hafte für den materiellen Schaden.

Frauen und Männer wollen ihr sexuelles Verhalten selbst bestimmen und gleichermaßen die Verantwortung dafür übernehmen, so die Interessengemeinschaft Jungen, Männer und Väter (IG-JMV). Begeht ein Mann eine sexuelle Handlung und entsteht daraus ein Kind, so wird er dafür berechtigterweise gesetzlich in die Verantwortung genommen. Begeht eine Frau eine sexuelle Handlung und entsteht daraus ein Kind, so solle sie zukünftig nach den Vorstellungen der IG-JMV gleichermaßen dafür die Verantwortung übernehmen. In einem zeitgemäßen Verständnis von Gleichberechtigung und Gleichbehandlung habe für Mann und Frau Gleiches zu gelten. Es sei nicht mehr zeitgemäß, die Frau im Unterschied zum Mann einseitig für ihr sexuelles Handeln finanziell folgenlos zu stellen.

Besonders kritisiert die IG-JMV im Regierungsentwurf das Festschreiben des Rechtes des Scheinvaters auf Ersatz des geleisteten Unterhalts gegenüber dem biologischen Vater. Im Regierungsentwurf sei jedoch nicht vorgesehen, dem Scheinvater das Recht zu geben, die Abstammung des Kindes rechtlich feststellen zu lassen. Und: Scheinvater und biologischer Vater haben keine Rechtsbeziehung zueinander, so die IG-JMV. Auch sei eine diesbezügliche Auskunftspflicht seitens der Mutter faktisch nicht vorgesehen: Empfinde die Mutter das Auskunftsersuchen als unzumutbar, so bleibt der Scheinvater rechtlos.

Laut IG-JMV täuscht die Mutter durch ihr Handeln drei Personen: Das Kind über seine wahre Herkunft, den Scheinvater und möglicherweise auch den biologischen Vater. Dabei kritisieren die Verbände das Verschweigen der Abstammung des Kindes als schwerwiegende Rechtsverletzung. Um zukünftige Täuschungen zu erschweren regen sie weitergehende Regelungen an: Von der gesetzlichen Neudefinition von Vaterschaft über die biologische Abstammung und standardisiert vorgeschriebene Abstammungstests bei jeder Geburt bis zu strafrechtlich relevanten Konsequenzen für die Frau.

Die Stellungnahmen der IG-JMV liegen dem Rechts- und Familienausschuss des Dt. Bundestages vor.




6. Die Psychotherapeutin Christine Bauer-Jelinek widerspricht den von den US-amerikanischen "Demokraten" und damit automatisch dem Großteil der Medien vertretenen These, Kritik an Hillary Clinton müsse (offenbar aufgrund der Perfektheit Clintons) sexistische Hintergründe haben:

Auf der einen Seite bezeichnen selbst Qualitätsmedien Donald Trump als widerlich, egomanisch und narzisstisch; psychologische Ferndiagnosen werden erstellt, die ihn als krank und gefährlich darstellen.

Auf der anderen Seite steht Hillary Clinton, eine Politikerin, die mit allen Wassern gewaschen ist und die zu kämpfen gelernt hat. Lange Zeit konnte sie die Vorwürfe über ihre Tätigkeit als Außenministerin sowie über ihre Haltung zu den sexuellen Seitensprüngen ihres Mannes gekonnt aus der aktuellen Debatte halten. Damals sagte sie: "Amerika wählt einen Präsidenten und nicht den Papst." Heute kommentiert sie die sexuellen Prahlereien Trumps: Man müsse Amerikas Töchter vor diesem Mann beschützen. Wenn Trump nicht doch noch eine Überraschung gelingt, wird Clintons Strategie aufgehen, denn viele Frauennetzwerke (und auch Männer) unterstützen Clinton blind und nur deshalb, weil sie eine Frau ist. Für sie ist es wichtiger als alle Fakten, dass der nächste Präsident der USA weiblich ist.

Kommentatorinnen in den Medien – von links bis konservativ – verteidigen die intelligente Frau gegen den grobschlächtigen Mann. (...) Der "strukturelle Sexismus" würde verhindern, dass friedliche und sozial denkende Frauen endlich die aggressiven und primitiven Männer an der Macht ablösen könnten.

Aber wie tief auch immer die Beleidigungen gegen Trump ausfallen, es hat sich noch kein männlicher Kommentator darüber beklagt, dass es diese Vorwürfe nur gebe, weil er männlich ist.

Damit zeigt sich, dass von vielen frauenbewegten Personen und Gruppierungen es als wichtiger erachtet wird, welches Geschlecht ein Bewerber hat, als welches politische Programm er hat. Dies aber ist ein Verstoß gegen die Menschenrechte, denn diese lehnen die Beurteilung eines Menschen nach Religion, Rasse oder Geschlecht eindeutig ab.




7. Die liberale, männerfreundliche Feministin Cathy Young erklärt, warum ein Donald Trump als Präsident der USA die Herrschaft der Politischen Korrektheit sogar noch verschlimmern könnte:

Indeed, to his credit, Obama has criticized the trend of trying to shut down and exclude unwelcome or unpopular viewpoints in universities. And the Obama White House is certainly not responsible for the PC takeover of popular culture.

Trump, for all that he bemoans "political correctness," has actually barely touched on the subject of campus PC. His complaints mainly seem to be directed at excessive reluctance to collectively blame Mexicans or Muslims for various ills. At an Ohio rally in October, Trump promised free speech in college as an afterthought to comments about lower tuition and student loan repayment. I believe that’s the only time he has raised the subject, which means Obama has said a lot more on the issue.

What’s more, in many ways, Trump is practically the poster boy for PC. (...) Trump has, at various times, painted Mexicans who live illegally in the United States as a horde of violent criminals and rapists; impugned a judge’s impartiality because of the judge’s Mexican background; suggested banning all Muslims from entering the United States; speculated that the mother of a fallen American Muslim soldier who appeared with her husband at the Democratic National Convention didn’t speak because "she wasn’t allowed to have anything to say"; mockingly mimicked a disabled reporter for challenging Trump’s false statement that thousands of Muslims had danced in celebration on September 11; and insulted the looks of his female primary rival Carly Fiorina with the jeering comment, "Look at that face! Would anyone vote for that?"

When a man who behaves this way is held up as a fighter against political correctness, it lends credence to the leftist fallacy that the alternative to PC is unabashed bigotry and male chauvinist pig-erry. Yes, it’s very true that the cavalier, anything-goes abuse of such loaded words as "bigotry," "racism," "sexism," "misogyny" etc. by the cultural left has greatly weakened the stigma and impact of those terms. (If you can get "called out" for racism for wearing dreadlocks while white, there’s not much shame in being called a racist.)

But Trump-style "political incorrectness" can easily have the reverse effect, especially if Trump is actually elected president: it can be invoked as proof that demeaning and hateful attitudes toward minorities and women really are rampant in America and that PC is the thin rainbow line that stands between us and the triumph of such ugliness.

(...) Indeed, this has already happened with regard to sexism and so-called "rape culture." The release of the 2005 video that showed Trump bragging crudely about how his celebrity status allows him to "do anything" to women, including grab their genitals, and the subsequent accusations of sexual harassment and assault coming from several women, sparked a new round of feverish denunciations of "rape culture" in America. (Never mind that the disgusted reaction to the video, for which Trump had to offer a rare apology, hardly suggests cultural tolerance for such behavior.)

Writing in The Daily Beast, Erin Gloria Ryan, the former editor of Jezebel, sarcastically thanked Trump for providing "a living demonstration that sexism is real and that women who complain about facing it aren’t just making stuff up." Several people skeptical of the feminist narrative of supposedly rampant and tacitly condoned sexual violence in our culture have privately expressed concerns that the Trump scandal would boost this narrative.

(...) Under these circumstances, what would happen if Trump won? One Trump supporter assured me that his election would deprive gender-war feminists and social justice warriors of their power of public shaming, since it would be "a repudiation of their claims of ‘moral majority.’" But that’s highly doubtful. Same-sex marriage opponents were being shamed when majorities were still voting to limit marriage to heterosexual unions.

Especially since Trump voters skew older, white, and male, the anti-Trump "rainbow coalition" would could be readily portrayed as the "moral majority" of the future. The election of a president widely seen as a misogynist, a bigot, and a sexual predator would only make them more zealous.

Meanwhile, a Trump administration — which could ill afford to alienate moderates, Republican women, and many others — would be in an exceptionally bad position to take any steps that could be portrayed as weakening protections from sexual harassment and sexual violence. Even social conservatives would likely view such steps as highly suspect coming from Team Trump. (Can you imagine the headlines?)

Indeed, Trump’s candidacy has almost certainly already damaged the ability of congressional Republicans to remedy the current federal overreach in this area. No one wants to be seen as enabling an army of Trumpish frat guys to grab college girls by their private parts.

It is also worth noting that some of the most vocal opposition to both PC speech-policing and the excesses of the feminist War on Rape has come from pro-free speech, pro-civil-liberties liberals — both journalists and lawyers or law professors. A Trump victory in the election might well cause the "progressive" side to circle the wagons.

Another reason Trump is a poor choice for taking on PC is that both his rhetoric and his appeal are strongly connected to the culture of victimhood. The result would certainly not be a defeat of political correctness, but further polarization and entrenchment on both sides: an increasingly militant cultural left versus an increasingly nasty and brutish Trumpian right, rooted not in the principles of individual liberty and morality but of a white, far-right version of identity and grievance politics.

Under a Clinton administration, policies that encourage political correctness would almost certainly continue. But the political, cultural, and legal resistance to PC already has a strong momentum on its side. That momentum will grow if the Trump phenomenon makes more liberals realize (as it should) that PC allowed to run amok will breed a dangerous backlash.


Die USA sind tatsächlich in einer Situation angelangt, in der eine korrupte, sexistische und narzisstische Kandidatin, die vor allem für eine neoliberale "Elite" arbeitet, gegenüber ihrem unsäglichen Kontrahenten als die bessere Wahl erscheint.

Was die Reaktionen der Leitmedien angeht, können wir uns so oder so auf das unterste Diskussionsniveau einstellen. Gewinnt Clinton, entsteht eine Phalanx hämisch-schadenfroher "Das-Ende-von euch-weißen-Männern-ist-gekommen"-Artikeln. Gewinnt Trump, dürfte das verzweifelte Händeringen kein Ende finden. Dieser ständige Wechsel aus Triumphmarsch und Händeringen macht nun mal das gegenwärtige feministische Zeitalter aus.

Sollte Clinton siegen, hätten wir natürlich den ersten Präsidenten der USA, der nicht kritisiert werden darf, weil das sexistisch wäre. Mit dieser Logik läuft sich die radikale Feministin Jessica Valenti jetzt schon warm.



8. Der Economist berichtet über das Leiden der Männer in Afrika und dem Nahen Ost insbesondere durch den Einfluss der radikalislamischen Terrorgruppe Boko Haram.



9. Die Post. Einer meiner Leser berichtet darüber, dass Die Linke ein Umfrageformular online gestellt hat, in dem man auf Probleme aufmerksam machen kann, die sie 2017 thematisieren soll. Dieses Formular koinzidiert mit einem Artikel des Parteivorsitzenden Dietmar Bartsch, der eine Ausrichtung der "Linken" fordert, die sich an den Alltagsproblemen der Menschen orientiert.

Mein Leser merkt dazu an:

Das wäre doch eventuell eine gute Gelegenheit, mal auf ein paar männerpolitische Probleme aufmerksam zu machen - insbesondere solche, die einen klaren Bezug zu linker Politik haben. Das Formular selbst verweist mehr auf "Alltagsprobleme", weshalb es vielleicht wenig Sinn macht, ein ausführliches Positionspapier dort einzutragen. Trotzdem haben ja viele Probleme durchaus Alltagsbezug. Alternativ zu dem Online-Formular kann man auch eine E-Mail schreiben an wahlprogrammdebatte@die-linke.de. Das ist dann vielleicht auch ein Format, in dem längere Argumente besser präsentiert werden können als in einem Online-Formular.

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