Donnerstag, November 03, 2016

Vermischtes vom 3. November 2016

1. Ein Gastartikel Mark Smiths für das Blog Alles Evolution beschäftigt sich mit Strategien zur besseren Wahrnehmung der Probleme von Jungen und Männern.



2. In Österreichs Standard nimmt Rolf Gleissner den "Gender-Report" unter die Lupe, der vergangene Woche auch in vielen deutschen Medien als ernstzunehmende Studie präsentiert wurde:

Tatsächlich ist die Botschaft, Österreich liege schlecht oder gar hinter Ländern aus der Dritten Welt, absurd, und die Methoden des Reports sind unseriös und manipulativ. Warum verbreiten die meisten Medien die Botschaft dann unkritisch? Wohl deshalb, weil das Ergebnis zu Zeitgeist und Stimmung passt: In Österreich ist derzeit alles furchtbar, und Frauen sind in allem diskriminiert. Folgerichtig war der Report gleich Anlass, weitere Gleichstellungsmaßnahmen in Österreich zu fordern.

(...) Wünschen sich Frauen auch, im Schnitt genauso kurz zu leben wie Männer? Natürlich nicht. Daher vergibt der Report hier das Topranking für Gleichstellung nicht an Länder, in denen die Lebenserwartung von Mann und Frau gleich ist, sondern an Länder, wo der Rückstand der Männer besonders groß ist. So wird Russland hier an erster Stelle gereiht, weil Frauen dort im Schnitt elf (!) gesunde Lebensjahre mehr haben als Männer. Die Niederlande liegen hingegen nur auf Rang 115, weil Frauen dort nur einen Vorsprung von zwei Jahren haben (dass sie viel älter werden als Russinnen, ist egal). Bei der Gleichstellung, auf die der Report abzielt, werden Unterschiede, bei denen Männer im Nachteil sind, positiv gewertet.


Gender eben.

Auch Österreichs Nachrichtenmagazin Profil beschäftigt sich mit den Skurrilitäten dieses Reports. Der Artikel behandelt Fragen wie: Warum liegt Österreich bei der Einkommensgleichheit hinter den Vereinigten Arabischen Emiraten, Swasiland und dem Tschad? Warum liegt Österreich bei der "Politischen Beteiligung“ hinter Kuba? Und warum liegt Österreich im Gesamtranking hinter Burundi?

In Österreich ist solches kritische Hinterfragen eines "Genderreports" selten. In den deutschen Leitmedien fehlt es komplett.



3. Bundesrichter Thomas Fischer fragt sich in der "Zeit", warum sich ausgerechnet lesbische Frauen immer wieder den Mantel des diskriminierten Opfers überziehen:

Ich sehe, höre, fühle und erlebe lesbische Feministinnen seit 40 Jahren ihre schreckliche Benachteiligung als Opfer beklagen, vermag eine solche aber in der Wirklichkeit einfach nicht erkennen. Vielleicht habe ich eine Sehschwäche, eine genetische Strafbarkeitslücke also, oder bin einfach unvorstellbar verblendet oder dumm. Jedenfalls denke ich ganz ernsthaft, dass es heute in Deutschland kaum eine weniger diskriminierte Minderheit gibt als die knallharten Netzwerke lesbisch-feministischen Schwestern-Gequatsches, die sich gegenseitig in die Gremien und Bedeutungspositionen und Preiskomittees und Redaktionen und Sachverständigen-Aufträge und Fördervereine und Staatsämter loben und befördern.

Ist Ihnen aus den letzten 20 Jahren ein Fall bekannt, in dem eine bekennende Lesbierin ihrer sexuellen Orientierung wegen in der Öffentlichkeit ernstlich desavouiert, denunziert, beschädigt, missachtet oder zurückgesetzt wurde? Musste jemals eine Ministerin, Chefredakteurin, Staatssekretärin, Moderatorin, Fußballertrainerin, Personalchefin "zurücktreten", weil sie homosexuell war?


Nun habe ich mich speziell mit der Diskriminierung sexueller Minderheiten wohl etwas länger und gründlicher beschäftigt als der geschätzte Bundesrichter Fischer, aber auch mir fällt kein solcher Fall ein. Der letzte Fall, bei dem ich eine öffentliche Abwertung von Lesbentum auftun kann, ist der Ihns-Andersen-Prozess von 1974. Das ist jetzt mehr als vierzig Jahre her. Kennt jemand der Genderama-Leser aktuellere Beispiele?



4. "Wir haben immer noch keine Pille für Männer, aber das liegt nicht daran, dass Männer Weicheier sind" – so lautet die Überschrift eines aktuellen Beitrags von Julia Belluz. Damit geht sie auf die Häme gegen Versuchsteilnehmer einer entsprechenden Studie ein – eine Häme, die mit Beiträgen wie Sarah Hagts Artikel Männer brechen revolutionäre Verhütungsstudie wegen "Stimmungsschwankungen" ab (für das Frauenmagazin Broadly) auch im deutschen Deppenjournalismus angekommen ist. Julia Belluz erklärt, was Sarah Hagt & Co. nicht verstanden haben:

There’s a new study making the rounds about a seemingly effective male birth control. The hormonal injection, designed to slow or block sperm production, had a 96 percent success rate at preventing pregnancy among couples who completed the study.

There was just one problem, according to some media reports: The new method won't be available anytime soon because the men in the study were wimps. They couldn’t handle side effects — moodiness, acne — that women on birth control deal with all the time, and so the study had to be terminated.

"Male birth control study nixed after men can't handle side effects women face daily," read the USA Today headline. Similar stories appeared at the Atlantic and Cosmopolitan.

These stories are wrong and misleading.


Hier geht es weiter.

Wie das Stapel-Chips-Blog berichtet, lästert in Deutschland übrigens auch die feministische Gruppe "Pink stinks" über die angeblich verzärtelten Männer. Hinter solchem Müll stecken wohl zwei Geisteshaltungen: Erstens zeigt sich mal wieder, dass gerade Feministinnen im Grunde ihres Herzens ganze Kerle wollen und keine "Memmen". Und zweitens scheint hier mal wieder das Bedürfnis durch, sich selbst – auch fern jeder Evidenz – zu überhöhen: Wir Frauen halten ja sooo viel mehr aus als die Männchen. Offenbar ist es für manche Frauen derart frustrierend, schon rein biologisch mit Männern nicht mithalten zu können, dass sie zur Not auch was Verstand und Empathie angeht, lieber die Waffen strecken, nur um diese Männer wenigstens rhetorisch klein zu halten.



5. Return of Kings ist zwar keine Website der Männerrechtsbewegung, aber die dort veröffentlichte Analyse, der zufolge Frauen als Gesamtheit nicht zum Steueraufkommen beitragen ist trotzdem bemerkenswert, wenn man bedenkt, wie sehr in unserer Gesellschaft Frauen verherrlicht und Männer niedergemacht werden. Gleiche Wertschätzung ist überfällig.



6. Der britische Independent hat Gesundheitsexperten für Männer danach befragt, was Männer wirklich wollen. Ich zitiere hier nur einmal die Antwort des irischen Psychotherapeuten und Beziehungsberaters Tony Moore:

"One popular recurring theme presented by men to me in the counselling room is how devalued they feel by their female partner. A lot of men 'joke' in public about their partner "giving out". They are told repeatedly that they can't do anything right. This view that men are 'useless' is reinforced across all media. The drip-drip-drip effect of all this is a massive loss in confidence among men.

Of course, a lot of men, when asked about this subject, will conform to the stereotype and 'joke' their way out of the subject. When asked, in public, women will support their men. In private, with men, it is very different.

It is still politically correct to ridicule men no matter the emotional cost. Over the years I have lost count of the number of men, of all ages, I have seen in the counselling room in a very distressed state, literally feeling worthless and not wanted. A few months ago one man used 19 tissues in one hour he cried so much. All appreciate they can drop the 'mask' and be themselves for one hour in a counselling room.

Men will often say that they feel unloved and sidelined by their partners. If they dare bring this subject up they are ridiculed and told to grow up. If the men protest, they are told they have an 'anger problem'. So in the end they retreat physically and emotionally and they feel so unloved and isolated. Their feelings are not taken seriously.

So what do men want? Funnily enough, sex doesn't come top. What comes top is for their partner to hug them and tell them they are wanted and to her and the children he really is their hero. I beg of you please don't laugh at that. Men really do want to be a hero for their family. The majority have lots of love to give and really want to do their best.

There has been, quite rightly, a focus on supporting females right across the board, both personally and professionally, to redress a massive and unjust inequality. It is right and proper to acknowledge women's enormous contribution to society, and to focus on emotional support. Men need the same support. They have learned how to mask that need behind 'jokes' and a minimising of their need for support. It is a very lonely and frightening place for a lot of men."




7. Das männerpolitische Blog Toy Soldiers beantwortet dem vor einigen Tagen auch auf Genderama verlinkten Artikel, der fragt ob ein Dialog zwischen feministischen Männern und Männerrechtlern möglich sei, mit einem klaren Nein:

No. One cannot have an open dialogue if one side does all the talking. This is the fundamental issue with any dialogue between feminists and men’s rights activists. Both sides disagree with each other, but only one side is willing to listen to what the other says. The other side only wants its views accepted without question. Any dissent, no matter how slight or justified, is taken as closed-mindedness and sexism. This is particular true for many feminist men. They tend to take feminist ideals and theories more seriously than feminist women, often out of a need to prove they are not faking their support. The result is that they are less likely than their female counterparts to accept any non-feminist perspectives, especially any men’s rights position.


Hier findet man den durchgehend lesenswerten Artikel.

Auch hierzulande stammen die bei weitem wildesten und hartnäckigsten Attacken auf die Männerrechtsbewegung vor allem von Männern. Thomas Gesterkamp, Martin Rosowski, Andreas Kemper und Hinrich Rosenbrock steht, was wirklich heftige Aggressionen angeht, gerade mal Alice Schwarzer gegenüber. Andere Feministinnen verunglimpfen die Männerrechtsbewegung vergleichsweise lau. Und in den USA diffamiert keine Frau die Männerrechtsbewegng so sehr als verkappte Nazi-Brut wie der Demagoge Michael Kimmel. Aus einer psychologischen Perspektive ist das, gerade wenn man die vorangegangene Verlinkung in der heutigen Genderama-Presseschau betrachtet, ein interessantes Phänomen: Warum führt die unter Männern derart weit verbreitete sehnsucht nach Anerkennung und Würde dazu, dass einige dieser Männer darauf mit einer Überidentifikation mit dem Männer abwertenden Radikalfeminismus reagieren und Männerrechtler für sie ein rotes Tuch darstellen?



8. Die männerfreundliche Equity-Feministin Christina Hoff Sommers erklärt in einem aktuellen Interview, was beim Feminismus schief läuft und warum Donald Trump so viel Anklang findet:

I am troubled by Mr. Trump. But I am worried about him precisely because I disagree with your premise — I don’t think he conforms to conventional masculinity. Trump is a reminder of what masculinity can be like outside of conventions. He exhibits what might be called amoral masculinity.

He lacks a moral compass. He ridicules, bullies, and threatens anyone who crosses him. He insults war heroes and disparages entire ethnic groups. He preys on women. All of this without any apparent remorse.

This is very different from the honorable style of manliness shown by say, Teddy Roosevelt, Ronald Reagan, or Barack Obama. These were and are highly assertive men, and aggressive when circumstances warranted, but who were also decorous and honorable; in a word, gentlemen. History teaches us that masculinity constrained by morality is powerful and constructive, and that masculinity without ethics is dangerous.

Some of Trump's supporters, including many women, seem to admire his vulgarity and ruthlessness. Let’s hope they are the exception. My guess is that most who support him either don’t trust the media accounts of his malevolence or care so much about certain policy issues they are giving him a pass on personal character. Or they might think Hillary is on the whole worse.




9. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Auf der Homepage des Saarlandes sind derzeit 21 Stellenangebote ausgerufen.

Von einer Küchen- Kantinenhilfe bis zum Ingenieur / Ingenieurin sind diverse Berufe dabei. Auf allen Stellenangeboten findet sich folgender Hinweis:

"Im Rahmen der tatsächlichen Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und der gesetzlichen Maßgabe die Unterrepräsentanz von Frauen innerhalb des Geltungsbereiches des bestehenden Frauenförderplanes zu beseitigen, ist der LfS an der Bewerbung von Frauen besonders interessiert und fordert diese daher nachdrücklich zur Bewerbung auf."

oder:

"Im Rahmen der tatsächlichen Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und der gesetzlichen Maßgabe die Unterrepräsentanz von Frauen innerhalb des Geltungsbereiches des bestehenden Frauenförderplanes zu beseitigen, ist der Landesbetrieb für Straßenbau an der Bewerbung von Frauen besonders interessiert."

oder zumindest dieser Hinweis:

"Das Bundesverwaltungsgericht gewährleistet die berufliche Gleichstellung von Männern und Frauen nach dem Bundesgleichstellungsgesetz."

Selbst bei der Küchenhilfe findet sich ein solcher Hinweis.

Bei allen Stellenangeboten? Nicht ganz. Bei zwei Stellen handelt es sich um ein Berufsfeld wo eine deutliche Überrepräsentanz von Frauen vorhanden ist.

Hier:

Befristete Beschäftigung von Lehrkräften an saarländischen Grundschulen

und hier:

Lehrkräfte für die allgemein bildenden Schulen

Diese Statistik verzeichnet einen Unterschied von:

"Lehrkräfte nach Geschlecht 2010/2011, auf Seite 46

64,1% Frauen gegen 35,9% Männer für das Saarland."

(ist zwar von 2011, aber viel anders wird das Verhältnis im Jahr 2016 auch nicht sein)

Also müsste hier wenn wir von einer Gleichstellung von Frauen und Männern ausgehen, logischerweise Männer bevorzugt eingestellt werden. Aber, welch eine Überraschung: Bei beiden Stellenangeboten fehlt ein dementsprechender Hinweis.

Im Saarland versteht man also unter Gleichstellung ausdrücklich die reine Bevorzugung von Frauen.

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