Vermischtes vom 12. Mai 2016
1. Es ist vier Jahre her, dass die männerpolitische Organisation MANNdat auf eine Petition zur Entschädigung nach § 175 StGB in Deutschland verurteilten homosexuellen Männer aufmerksam machte. Dr. Bruno Köhler schrieb damals:
Bis 1994 wurden sexuelle Handlungen zwischen Männern unter Strafe gestellt. Eine gesetzliche Anerkennung und Entschädigung der Opfer des Gesetzes blieb bislang aus. Die Beseitigung der Diskriminierung von männlichen Homosexuellen deckt sich mit unserem Vereinsziel, nämlich der Beseitigung von Nachteilen und Benachteiligungen von Männern.
Wenigstens diese Forderung trifft endlich auf politisches Gehör. Die nach dem "Schwulenparagraph" verurteilten Männer sollen jetzt entschädigt werden:
"Die mehr als 50 000 Opfer sind durch Verfolgung und Verurteilung im Kernbestand ihrer Menschenwürde verletzt worden", sagte die Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes, Christine Lüders.
(...) Justizminister Heiko Maas begrüßte das Ergebnis des Gutachtens. "Der Staat hat Schuld auf sich geladen, weil er so vielen Menschen das Leben erschwert hat", sagte der SPD-Politiker laut einer Mitteilung. "Der Paragraf 175 StGB war von Anfang an verfassungswidrig. Die alten Urteile sind Unrecht. Sie verletzen jeden Verurteilten zutiefst in seiner Menschenwürde."
Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, was für eine schwierige und langwierige Geburt die Abschaffung des 175er-Paragraphen in der Bundesrepublik war. Die erste hitzige Debatte dazu fand im Jahr 1962 statt. Damals wollte die Regierung Adenauer an der Strafbarkeit homosexueller Handlungen (bezeichnenderweise nur unter Männern) festhalten, weil nach einem Wegfall dieser Strafbarkeit als nächster Vorstoß der Homosexuellen befürchtet wurde,
"sich für die gesellschaftliche Anerkennung gleichgeschlechtlicher Handlungen einzusetzen. ... Hand in Hand mit der verstärkten Werbung würde auch wohl ein vermehrtes Hervortreten gleichgeschlechtlicher Neigungen in der Öffentlichkeit gehen; denn da der Verkehr als solcher nicht mit Strafe bedroht wäre, würde sich ein Homosexueller, der seine Neigung offen erkennen läßt, nicht mehr der Gefahr einer Strafverfolgung aussetzen. Vor allem stände auch für die Homosexuellen nichts im Wege, ihre nähere Umgebung durch Zusammenleben in eheähnlichen Verhältnissen zu belästigen".
Die Aufgabe des Strafgesetzes erblickte die Adenauer-Regierung folglich darin,
"einen Damm gegen die Ausbreitung eines lasterhaften Treibens zu errichten, das, wenn es um sich griffe, eine schwere Gefahr für eine gesunde und natürliche Lebensordnung im Volke bedeuten würde".
Erst 1969 wurde Homosexualität durch eine Strafrechtsform zumindest größtenteils legalisiert, 1994 wurde der Paragraph 175 aus dem Strafgesetzbuch gestrichen.
Jan Feddersen kommentiert auf Spiegel-Online:
Wiedergutmachung für erlittenes Unrecht im NS-Staat - Karlsruhes Verfassungsgericht lehnte dies strikt ab, mit einer Begründung, die aus christlichen Hetzschriften gegen sogenannte "widernatürliche Unzucht" hätte stammen können.
Es war kein Weltgeist, der die Nazifassung der Strafandrohung bis 1969 erhielt. Die erste Regierung Konrad Adenauers wollte ihn bewahren, auch gegen die Absicht der amerikanischen Alliierten, die sonst darauf drangen, nationalsozialistische Gesetze zu tilgen. Nur: Die Nazifassung war ein Verdachtsparagraf, mit diesem Paragraf 175 konnte ein Mann verhaftet und drangsalisiert, ins Arbeitslager oder ins KZ gesteckt werden, ohne dass er zuvor erwischt wurde.
Und er blieb absichtsvoll erhalten, niemand aus der neuen politischen Elite der Bundesrepublik protestierte vernehmlich: Schwule - das waren warme Brüder, 175er, nicht Kerle wie die Nazis, die man eben noch anbetete.
Die aktuelle Entwicklung wird auch von den Liberalen unterstützt:
FDP-Vize Wolfgang Kubicki rief den Bundestag auf, schnell zu handeln: Es sei geboten und höchste Zeit, dass die Bundesrepublik sich für das an homosexuellen Männern begangene Unrecht formal entschuldige und entsprechende rechtliche Konsequenzen ziehe.
Es hat Jahrzehnte gedauert, bis die Menschenwürde zahlloser Männer hergestellt wurde. Ich hoffe, dass es nicht ähnlich ewig dauert, bis das auch geschieht, was die Menschenwürde zahlloser heterosexueller Jungen und Männer angeht: "entsorgten" Vätern, genital Verstümmelten, männlichen Opfern häuslicher Gewalt und vielen anderen mehr. Wir Männerrechtler gelten für die Machthaber der öffentlichen Meinung als genauso anrüchig wie die Schwulen-Aktivisten vor 50 Jahren. Wünschenswert wäre statt Bitten um Verzeihung im Jahr 2066 politische und journalistische Unterstützung unserer Anliegen im Jahr 2016. Allen Kempers, Gesterkamps und Rosowskis zum Trotz.
2. Die Werbekampagnen von Süddeutscher Zeitung, ZEIT & Co. bleiben wirkungslos: Nur acht Prozent aller deutschen Männer bezeichnen sich als Feministen.
3. Der Berliner Tagesspiegel berichtet über die Kontroverse zwischen Clinton und Trump. Ein Auszug:
[Clinton] hat ein erschreckend großes Defizit an Unterstützung unter weißen, männlichen Wählern in Staaten, die einst Industrieregionen waren oder von der Kohleförderung lebten, aber heute zum "Rust Belt" zählen wie Ohio, Pennsylvania, West Virginia und Kentucky. Früher gehörte die weiße Arbeiterschaft zu den verlässlichen Stützen der Demokraten, inzwischen geben viele weiße Arbeiter ihre Stimmen den Republikanern.
(...) Sorgen müssen sich die Demokraten um Schlüsselstaaten wie Ohio und Pennsylvania machen - und um den "gender gap": Clinton führt im Vergleich mit Trump zwar klar unter Frauen. Aber Trumps Vorsprung unter männlichen Wählern ist dort fast doppelt so groß wie ihre Führung unter weiblichen Wählern.
4. Die Universität Harvard hatte eigentlich nur vor, Studentenverbindungen zu bekämpfen, die allein aus männlichen Mitgliedern bestehen. Wer zu einer solchen Verbindung gehört, dem sollen Führungspositionen und Empfehlungen für Stipendien verwehrt bleiben. Erwartungsgemäß gab es hier von Feministinnen und anderen Studentinnen keinen Laut des Protests. Dann aber schien irgendwer bei Harvard auf den Trichter zu kommen, dass eine solche Maßnahme ein ganz klein wenig sexistisch wäre, weshalb sie quasi in letzter Minute für Verbindungen von Studenten beiderlei Geschlechts erweitert wurde. Jetzt gehen hunderte von Studentinnen auf die Barrikaden und fordern, dass die neue Regelung nur für Kerle gelten soll:
Students and alumni took their concerns to Harvard Yard and Twitter on Monday night, protesting the administration’s new policy and asking for women’s groups to be exempted. Many women expressed a need for safe spaces and wondered why they were being treated the same as the dominant and more-problematic male groups.
Überraschenderweise bleibt Harvard gegenüber dem feministischen Sexismus hart:
The report takes aim at "a strong sense of sexual entitlement" in the male clubs but also zeroes in on the apparent effect of that on the female clubs. According to the report, female seniors who are members of final clubs are much more likely to have been sexually assaulted than female seniors not in the clubs.
Die Frauen-sind-bessere-Menschen-Studentinnen halten es für eine Zumutung, in ihre Verbindungen auch Kerle aufnehmen zu müssen:
Morgan Arenson, a 2006 Harvard graduate and graduate board member of the Sablière Society, an all-female final club, said she first thought that since her group did not share the problems of men’s final clubs — like a misogynistic culture and sexual assaults — any policy changes wouldn’t affect it.
Now, under the new policy, Ms. Arenson said she fears that if the Sablière Society is forced to incorporate men too quickly, it may not survive.
Harvard-Studentinnen die Opfer sexueller Gewalt wurden, behaupten, dass sie sich in einer gemischtgeschlechtlichen Verbindung nicht so gut von ihrem Trauma hätten erholen können. Eine ähnliche Debatte gab es bei Frauenhäusern, die gezwungen waren, auch männliche Opfer häuslicher Gewalt aufzunehmen. Ich frage mich, ob es nicht viel hilfreicher wäre, wenn Frauen sehen, dass beide Geschlechter Opfer werden.
Einmal mehr zeigt sich bei dieser Debatte, dass viele Feministinnen (und andere Frauen) keineswegs Gleichbehandlung anstreben. Sie möchten besser behandelt werden als Männer.
5. Das eigentlich feministisch ausgerichtete "Good Men Project" veröffentlicht den Brief des Männerrechtlers Dean Esmay an junge Männer: "Du musst nicht mit ihr schlafen, wenn du nicht möchtest".
6. Ein neues Twitter-Hashtag, das darauf hinweist, dass häusliche Gewalt sich nicht auf Schläge beschränkt, sorgt für starke Aufmerksamkeit. Aber natürlich ist es sexistisch gegendert.
7. Der "Telegraph India" berichtet Neues über die Männerrechtsbewegung des Landes:
Small-time actor Adhyayan Suman's outburst against National Award-winning star Kangana Ranaut seems to have lent some steam to the long-struggling men's rights movement.
The 28-year-old son of actor Shekhar Suman spoke up last month about the "abusive" relationship he shared with her between 2008 and 2011. Although he was trolled on social media as "a wimp" for allowing Kangana to "beat him" up, men's activists feel he displayed "a lot of guts" in a country conditioned to believe that "men don't cry".
"It is virtually unknown for men to let others know that they have been physically abused by the woman they are in a relationship with. Every day we get 10 calls on our help-lines from men complaining of abuse by wives and girlfriends. About 50 per cent are about physical abuse," said Virag Dhulia who heads Confidare Research, a men's rights group in Bangalore.
"Slapping, punching, biting and throwing things are common. There are also cases of men being stabbed by their wives in a fit of anger," added Dhulia, who also runs India's only domestic violence shelter for men in Bangalore.
8. Off-topic: Wie aus Attentäter Paul H. ein toter Islamist wurde.
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