Vermischtes vom 11. Mai 2016
1. "Benachteiligt das deutsche Recht nach einer Scheidung die Väter?" fragt heute die Frankfurter Allgemeine Zeitung in einem Artikel Mona Jaegers auf Seite 8. Der Artikel, der leider nicht online steht, problematisiert zunächst, dass Trennungsväter, die ihre Kinder zum Beispiel einen Drittel der Zeit betreuen, trotzdem den vollen Unterhalt zahlen müssen. Er stellt dann das in Skandinavien übliche Wechselmodell als Alternative zu Zeiten vor, in denen Väter mehr Verantwortung übernehmen möchten: "Eltern in Deutschland so etwas vorzuschreiben scheint undenkbar. Väter-Verbände setzen sich aber dafür ein, dass das Wechselmodell im Unterhalts- und Sorgerecht zumindest eine Variante von mehreren wird."
Um zu zeigen, dass der deutsche Widerstand gegen das Wechselmodell – siehe beispielhaft einen Artikel in der Berliner "taz" – nicht gut begründet ist, führt Mona Jaeger die Nürnberger Professorin für Familienrecht Hildegund Sünderhauf, die "die weltweit wichtigsten Studien zusammengestellt" habe, als Expertin ins Feld:
Die überwiegende Mehrheit der meist amerikanischen Untersuchungen komme zu dem Ergebnis, dass sich das Wechselmodell positiv auswirke – für alle Beteiligten. Die Kinder seien zufriedener und würden ein engeres Verhältnis zum Vater entwickeln. Sie seien besser in der Schule und seltener Mobbingopfer. Auch die Eltern fühlten sich besser – vorausgesetzt, sie führen keinen Rosenkrieg gegeneinander.
"Die Fakten liegen nun alle auf dem Tisch, jetzt muss es eine politische Entscheidung geben", fasst Josef Linsler die Diskussion um das Wechselmodell zusammen. Linsler arbeitet für den "Interessenverband Unterhalt und Familienrecht" und setzt sich seit vielen Jahren für eine Gesetzesreform ein. Bislang am meisten Unterstützung gab es von der FDP. Einige Landesverbände haben sich für das Wechselmodell ausgesprochen. Jedoch gehört die FDP nicht der Bundesregierung an, sie ist nicht einmal im Bundestag vertreten. Die SPD schon. Das sozialdemokratisch geführte Justizministerium, das federführend in der Sache wäre, hält sich indes bedeckt. (...) Christine Lambrecht, Erste Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Bundestagsfraktion, äußerte sich skeptisch.
2. Jan Fleischhauer führt den Aufstieg der politischen Rechten zurück auf die hysterischen Überreaktionen auf einige Äußerungen eines FDP-Politikers in einer Hotelbar:
Wer nach der Geburtsstunde der neuen sozialen Bewegung von rechts sucht, findet sie im Januar 2013: Am Anfang steht die gesellschaftliche Vernichtung eines Mannes, der einer Frau ein zweifelhaftes Kompliment gemacht hatte.
Man könnte noch weiter zurückgehen bis zu Eva Herman & Co. Es war vorherzusehen, dass diese Dämonisierung und das sehr freigiebige Verteilen des Nazi-Etiketts an jeden mit einer anderen Meinung letzten Endes zu einem Reaktanz-Verhalten führen würde, was dazu beitrug, dass die echte Rechte erstarkte. Aber selbst wenn man solche Entwicklungen als Medienwissenschaftler analysierte, führte das nur dazu, dass man von Eiferern wie Andreas Kemper und seinem Klüngel selbst in die rechte Ecke geschoben wurde. Eine Debatte auf Sachebene kam für viele nicht in Frage. Wer als einziges Analyseinstrument einen Hammer hat, dem erscheint wohl alles wie ein Nagel. Die AfD sollte diesen Leuten täglich Dankesgrüße schicken.
Jan Fleischhauer berichtet auch über die aktuellsten Entwicklungen unter den Berufsempörten:
Selbstabkapselung gegen fremdes Gedankengut ist in der Welt der Empfindlichkeitsathleten weit fortgeschritten. Schon der Auftritt eines Redners, von dem man erwarten muss, dass er gegen die eigene Denkungsart verstößt, kann zu einem kleinen Volksaufstand führen. Auf "jetzt.de" berichtete vor ein paar Tagen eine Autorin, welchen Aufruhr bei der Internetkonferenz "re:publica" die Idee ausgelöst hatte, den Bundesrichter Thomas Fischer einzuladen.
Seit Fischer sich in einer seiner Rechtskolumnen gegen eine Verschärfung des Sexualstrafrechts ausgesprochen hat, gilt er als reaktionäre Type, mit dem man besser kein Wort wechselt. Vom "widerwärtigen Thomas Fischer, der die re:publica entwertet", war auf Twitter zu lesen, immer wieder mussten sich die Programmplaner für die Einladung rechtfertigen oder gegen den Vorschlag ankämpfen, Fischer nur zusammen mit einem Gegenredner auftreten zu lassen.
3. Eben jener Thomas Fischer denkt aber gar nicht daran, sich den Mund verbieten zu lassen. "Volk in Angst" ist seine aktuelle ZEIT-Kolumne zur drohenden Verschärfung des Sexualstrafrechts überschrieben. Im Teaser des Artikels heißt es:
An der Sex-Front herrscht Raserei. Eine Gesellschaft in Angst rettet sich in Verfolgungsfantasien. Die Presse hilft kräftig mit.
Im Verlauf seines Artikels liest Fischer auch der Süddeutschen Zeitung sowie der feministischen Publizistin Margarete Stokowski die Leviten.
4. Zurück zu der Frage: Schadet die an Rainer Brüderle deutlich gewordene Männerfeindlichkeit der linken Politik und ihrer Medien der Linken selbst? Werfen wir einen vergleichenden Blick in die USA. Dort liegen Clinton und Trump in der aktuellen Phase ihres Vorwahlkampfs inzwischen gleichauf – was so manchen überrascht. Das Men's Views Magazine hat sich die Gründe angeschaut:
The point best sums up the Quinnipiac University poll released today is this ... Hillary Clinton does not believe men are worth talking about. Even the casual political observer has noticed in recent weeks Hillary Clinton does not discuss men or men’s issues at all. It’s almost like she has a philosophy which radiates "men don’t have issues", "men don’t need a voice in society" and "men need to get on board with women’s issues".
Men are tired of being scapegoats in society for women’s problems. For decades men have been the scapegoats for women not succeeding in the workforce, becoming victims of domestic violence, blamed for divorce, not having equal educational opportunities and a whole list of other social ills too many to count.
(...) Over the course of the next six months we will learn how deep the gender divide in our country has become. Will Hillary Clinton win the presidency by continuously playing the "woman card" by blaming men for our social problems? Or will Donald Trump finally put radical feminism, progressive feminist and a whole list of anti-male and anti-father groups back in the cage where they belong? Only time will tell which side will triumph in November. Regardless, this election season will not be so much about Republican or Democrat social policy as much as it will be between "common sense" or "sexist feminism".
Auf der anderen Seite sind linke Journalisten hochempört darüber, dass dieser offenbar komplett hemmungslose Trump jetzt sogar die Positionen der fiesen Männerrechtler übernimmt:
Trump's comments are not just wrong but also disturbing. That's because Trump is parroting the ideas of a movement of aggrieved men, typically dubbed "men's rights activists" (MRAs), who think that feminism has overreached and that men are now the oppressed class as a result.
MRAs value traditional gender roles, as do the conservative movement and the Republican Party for the most part. It's not unusual for traditionalists to blame and shame women who flout gender norms.
But MRAs specialize in a very particular, and very toxic, brand of blaming women. This movement says women are the problem, and that women's complaints about sexism are really about nothing more than oppressing men. It invites you to take the "red pill" and see how deep the misandrist rabbit hole goes. It's an ideology that inspired Elliot Rodger's murderous rampage in 2014.
Zum Leidwesen der feministischen Sexist_*Innen schwappt die Einsicht, dass Männer inzwischen in unserer Gesellschaft den Kürzeren gezogen haben, längst über Publikationen der Männerrechtsbewegung hinaus. So berichtete gestern The Fiscal Times:
The debate over women’s health, equal pay and family leave will continue to obscure an underreported fact: as a gender, men are in relative decline. A key indicator of American male decline is the gender ratio at U.S. colleges. According to the National Center for Education Statistics (NCES), women accounted for 43 percent of enrollees in degree-granting postsecondary institutions in 1972. The other 57 percent were men. Forty years later, the ratio had flipped. In 2012, the latest year for which actual data were reported, women made up 57 percent of the college population, with men representing the remaining 43 percent. Further, NCES projects that the gap will widen by 2022, when women are expected to reach 61 percent of the college population. If that projection holds, America will have roughly 14 million female college students and only 10 million male college students.
(...) So, if men are now underrepresented in higher education, where might they be? One place is in prison. At the end of 2014, almost 93 percent of inmates in state and federal correctional facilities were male.
Obwohl sie damit Massenmördern wie Elliot Rodger selbstverständlich Tür und Tor öffnet, hat The Fiscal Times keine Hemmungen, sogar den Stammvater der Männerrechtsbewegung anzuführen:
Psychologist Warren Farrell attributes the relative decline in men’s wellbeing to social policies and conditions for raising boys. For example, Farrell and his colleagues point out that one-third of boys grow up in households where the father is absent and are thus deprived of their most important male role model. Schools have curtailed boy-friendly programs such as recess (which encourages physical activity) and vocational education. Psychiatrists too frequently address boys’ normal restlessness by prescribing Ritalin and other drugs with dangerous side effects. Teenage boys and young men in their early 20s suffer from much greater levels of depression than their female counterparts, as evidenced by male suicide rates four times higher than female suicide rates.
Über all das möchte Hillarys Fanclub auf keinen Fall sprechen – weil Elliot Rodger. Dass Trump immer mehr zu Clinton aufschließt, braucht einen da nicht zu wundern. Immerhin ist The Fiscal Times zuversichtlich, was die junge Generation angeht:
Longer term, it is possible that women’s issues will play a diminishing role in elections at all levels as millennials begin to dominate the electorate. Perhaps then it will become politically feasible for our leaders to address some of the issues contributing to the decline of men.
5. Aber ... aber ... es gibt doch immer noch den "Gender Pay Gap"? Nun ja: Die Geschäftsführerinnen der größten börsennotierten Unternehmen verdienen mehr als die Männer.
According to executive compensation firm Equilar, female CEOs of the 100 largest public companies in the U.S. made significantly more than their male peers in 2015. The firm’s analysis of the so-called Equilar 100 (top 100 companies by revenue) finds that the female CEOs in this group earned an average $22.7 million last year, while the male chiefs took home an average $14.9 million.
Gut, diese Statistik könnte verzerrt sein, weil es relativ wenig Geschäftsführerinnen gibt und eine Ausreißerin nach oben das Verhältnis stark ins Ungleichgewicht bringt. Aber selbst wenn man mit dem statistischen Median arbeitet, erhält man einen Nachteil zu Lasten der Männer:
A better representation of this reverse gender gap may be median earnings; female CEOs earned a median $20 million in 2015, compared to a median $14.5 million for the entire group.
Erwarten Sie nicht, dass Analysen wie diese jemals in den "Genderstudien" auftauchen werden.
6. Die radikalfeministische Gruppe Femen ist in der Krise. Die Oben-ohne-Girls schieben einander dafür gegenseitig die Schuld zu. So erklärte die CDU-Politikerin Zana Ramadani, die die Bewegung in Deutschland mitbegründete, über ihre früheren Kampfgenossinnen:
"Einige kamen aus elitären Familien, haben noch nie gearbeitet, einfach einen Kick gesucht. Sie hielten sich nicht an Absprachen, überschritten mit Sachbeschädigung und Körperverletzung Grenzen bei unseren Demonstrationen."
Gut, das unterscheidet sie nun nicht von so manchen Feministinnen außerhalb dieser Gruppierung. Und die Femen-Frauen kontern diese Vorwürfe:
Die Beschuldigten halten dagegen, dass Zana Ramadani es war, die Grenzen überschritt. So soll sie mit Journalisten geschlafen haben, anstelle Interviews zu geben, und bei den Auftritten betrunken gewesen sein.
7. Drei Falschbeschuldigerinnen werden der US-amerikanischen Universität Albany verwiesen:
The young women had claimed white men physically assaulted them and hurled racial slurs whilst riding the university bus in January. However, on close inspection, investigators concluded that the alleged victims were in fact the aggressors, and the accused were in fact trying to break up the fight.
(...) One witness was Inspector Paul Burlingame of the University Police Department, who cited video, audio, witness interviews, and more than 300 hours of investigation as he testified to the board that the three women started the fight.
(...) Because the incident was first reported as a hate crime, Burlingame testified that victims of the assault did not come forward at first as they feared for their safety.
Only when they learned there was video of the incident did they reach out, Burlingame said.
Mit anderen Worten: Wenn nicht zufällig ein Video des Vorfalls vorliegt, ist die Behauptung, irgendetwas sei ein "Hassverbrechen weißer Männer" inzwischen so stark, dass selbst Zeugen, die das Gegenteil gesehen haben, lieber den Mund halten.
Und wer war hier bei den Vorverurteilungen mit beteiligt? Hillary Clinton.
8. Es soll Leute geben, die sich nicht trauen, auf einem "Frauenparkplatz" zu parken, weil sie Männer sind. Warum sie in Wahrheit nichts zu befürchten haben, erklärt ein Videobeitrag auf Sat1.
9. Wie zunächst der "Spectator", eine führende politische Zeitschrift in Großbritannien, vermeldete, wird auch die feministische Schauspielerin Emma Watson in den Panama Papers erwähnt. Nach dem Artikel im Spectator berichten jetzt auch viele andere Medien aus aller Welt, hierzulande bislang jedoch nur die Huffington Post. Watson selbst behauptet, ihre Briefkastenfirma nicht zum Hinterziehen von Steuern genutzt zu haben.
10. Die feministische Steuerhinterzieherin Alice Schwarzer ist heute Abend Gästin bei Sandra Maischberger zum Thema Mann, Muslim, Macho.
11. "Liebe Alice Schwarzer: Wer Sie noch ernst nimmt, hat nicht mehr alle Tassen im Schrank" liest man hingegen aus linker Perspektive in der Huffington Post.
12. Aber wir können auch sachlich: Wie viele Feministinnen braucht man, um eine Glühbirne zu wechseln?
13. Wem das immer noch nicht genug geschlechterpolitische News waren, findet heute weitere Nachrichten bei Geschlechterallerlei.
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