Vermischtes vom 18. April 2016
1. Selbst die Süddeutsche Zeitung fragt sich mittlerweile, ob 200 Professuren für Genderforschung in Deutschland, die selbst offensichtliche Wahrheiten der Ideologie zuliebe schlicht ignorieren, wirklich sinnvoll sind:
Der Sexualwissenschaftler Hans-Jürgen Voss von der Hochschule Merseburg etwa hält sogar primäre Geschlechtsmerkmale nur für "gesellschaftlich vereinbart", nicht wichtiger als Augenfarbe oder Sternzeichen. Der Penis, eine soziale Konstruktion? In Nordrhein-Westfalen erklärt ein Verband der sogenannten Gender Studies, dass alle Geschlechtsunterschiede, die über die reine Anatomie hinausgehen, nur "vermeintlich" seien.
Hier findet man eine Kurzfassung und hier den wohl vollständigen Artikel von Christian Weber.
2. Die Zahl der Sorgerechtsverfahren vor deutschen Gerichten steigt steil an.
3. Frederich Schwilden befasst sich in der "Welt" mit der Krise des Mannes. Dabei kommt er leider nicht auf die politische Bewegung der Maskulisten zu sprechen, aber dafür auf die "Maskulinisten", die ihr Heil Schwildens Darstellung nach im gekünstelten Machismo suchen:
Wenn Kerle immer härter werden wollen, führt das meist zu Verhärtungen. Und der Mann landet beim Maskulinismus. Diese "Men Supremacy"-Bewegung behauptet, dass Frauen nichts zählen und der Mann das überlegene Geschlecht ist. Die Maskulinisten zeigen sich nicht so häufig. Aber im Internet berammeln sie eifrig wie kleine Häschen ihre Videokanäle, zum Beispiel auf YouTube. Prominenter Vertreter ist Hagen Grell, ein gelernter Informatiker aus Leipzig mit Kassenbrille. Nach den Terroranschlägen in Paris meldete er sich per Video. "Kein Hipster wird kämpfen" nannte er es und schrieb dazu in der Unterzeile: "Jetzt, wo Terroristen in Europa ihr Stelldichein geben, genau jetzt sind Helden gefragt." Und nach den Kölner Übergriffen auf Frauen in der Silvesternacht hatte er schnell eine Lösung parat. Er steht dabei im Badezimmer, trägt ein schwarzes Unterhemd. Er sieht aus wie ein Sowjet-Turner (mit rotblondem Bartansatz), Rhetorik und Mimik (aufgerissene Augen) erinnern an Joseph Goebbels: "Eure Männer werden nicht kämpfen, wenn ihr es nicht wollt. Eure Männer werden euch nicht beschützten, wenn ihr sie nicht wieder zu Männern macht."
4. Der National Review, ein konservatives New Yorker Politikmagazin, schlagzeilt: For Hillary Clinton, Feminism Means ‘Blame Men First,’ and to Disagree Is ‘Misogyny’. Damit liegt Clinton in ihrem eigenen Lager immerhin voll im Trend. Der Artikel fasst die aktuellen Regeln der Geschlechterdebatte punktgenau zusammen:
A feminist — often seated in a powerful perch in academe, the government, or pop culture — spits out disdain for men as a whole, reserving particular venom for the worst of people, the dreaded "white male." Never mind that white males include everyone from Bill Gates to a recovering junkie living in a trailer park, this courageous action is called "punching up." It’s "speaking truth to power." If the white male responds — especially if that response either is angry or includes any sort of sweeping generalization about women — then that man is "punching down." He’s spewing hate and perpetuating the patriarchy. Thus, a white male student can oppress his professor merely be responding to her arguments, and Hillary Clinton is victimized by sexism merely because Bernie Sanders accused her of "shouting."
(...) Clinton forgets that there are very good reasons why the public embraces fairness and equal treatment for women while shunning “feminism.” Indeed, a recent Vox survey found that only 18 percent of Americans call themselves feminists. Increasingly, the public experiences feminism more as an anti-male ideology than a pro-female movement. It’s about tearing down more than building up, and that kind of messaging is deeply repugnant to the millions of women who actually like men — especially their husbands, fathers, and sons.
Indeed, as modern feminists often view even the effort to be likeable as a capitulation to patriarchal norms, look for leftists to grow only more strident. And why not? It keeps working in universities, Hollywood, and government. Surely it will work in November.
(Der Artikel ist mehrere Monate alt, was ich bei diesem Newsblog normalerweise vermeide, aber ich habe einmal eine Ausnahme gemacht, da sich an seiner Aktualiät nichts geändert hat.)
5. Was so alles #imzugpassiert ...
6. Auch in China spricht man inzwischen über häusliche Gewalt gegen Männer:
According to a national survey conducted by Chinese child care portal Babytree.com, nearly 70 percent of female respondents from the Province of Guizhou admitted to verbally or physically abusing their partner. (...) By comparison, 52 percent of male respondents admitted to similar behavior, which also included scolding, humiliation, and marital rape.
(...) The China Marriage and Family Affairs Consulting and Research Center released a similar report which showed that, since 2012, it has seen a strong increase in "husband-battering".
Zuvor hatte Genderama immer wieder auf ähnlich lautende Berichte auch aus afrikanischen Ländern und dem arabischen Raum verwiesen. Das Problem einer hohen Rate geprügelter Männer ist ein weltweites Phänomen. In der gängigen "Fachliteratur" der Genderstudien findet man NICHTS über solche Aspekte. (Siehe etwa diese Rezension und die Kommentare darunter, bei denen ich mich heute selbst noch mal beteiligt habe, obwohl ich mir das sonst inzwischen aus Zeitgründen meistens verkneife.)
7. Die Post. Widerspruch gibt es von "Leszek", einem der Wegbereiter des linken Maskulismus, über die Beobachtungen, die dem Blogger Hadmut Danisch aus der linken Szene zugetragen sein sollen. (Genderama hatte gestern darüber berichtet.)
Ich persönlich bin ja, wie du weißt, der Ansicht, dass links-männerrechtliche Blogs keine Fehlinformationen und anti-linke Propaganda verbreiten sollten und dass die notwendige kritische Analyse autoritärer Ideologien, Strömungen und Ideen innnerhalb der zeitgenössischen Linken aus links-maskulistischer Perspektive auf Grundlage von Kenntnissen, präziser Argumentation und nachvollziehbaren Argumenten erfolgen sollte.
Auffällig ist doch schon, dass in [Hadmut Danischs] Artikel zuerst von "linker Szene" die Rede ist, ohne klar zu sagen, welche linke Szene hier gemeint ist und dann auf einmal vom angeblichen Zustand in linken Parteien die Rede ist, ohne dass klar gesagt wird, um welche Parteien es denn nun konkret geht. Normalerweise wird der Begriff "linke Szene" nicht im Zusammenhang mit politischen Parteien verwendet.
Schon die extreme Vagheit der konkreten Bezugspunkte der Behauptungen macht deutlich, dass dies kein seriöse Analyse ist.
Dann folgt allen Ernstes der Satz:
"(...) Inzwischen sei die Szene komplett durchgegenderdert und feminisiert, und der Vorwurf würde als internes Kampfmittel eingesetzt, dass jemand weder 'antideutsch' noch 'genderistisch' wäre, mindestens eins von beidem müsse schon sein."
Spätestens hier wird doch deutlich, dass es sich um anti-linke Propaganda handelt.
Die Antideutschen (die ich als libertärer Sozialist genauso ablehne wie ihre Gegenspieler die Antiimps) sind im größten Teil der Linken weitgehend isoliert. In den wenigen größeren linken Publikationsorganen, in denen auch Antideutsche zu Wort kommen, kommen auch Kritiker der Antideutschen zu Wort. Nirgendwo innerhalb der Linken - außer in der Szene der antideutschen linken Strömung selbst - gibt es eine Forderung, man müsse antideutsch sein.
Zudem sind die Antideutschen in ideologischer Hinsicht Anti-Poststrukturalisten und lehnen Gender-Feminismus, Critical Whiteness und Multikulturalismus ab. Die Antideutschen sind nicht im postmodernen Sinne politisch korrekt, sondern haben ihre eigene spezifische Form von Political Correctness. Schon vor dem Hintergrund dieser ideologischen Differenz wird man in keiner linken Strömung vor die Wahl gestellt werden, man müsse, um dazuzugehören, entweder antideutsch oder genderistisch sein. Beides passt nicht zusammen.
Während der Gender-Feminismus innerhalb der Linken zur Zeit leider sicherlich einfussreich ist und es innerhalb von Teilen der Linken schwer sein kann, Kritik an ihm zu äußern, gibt es nun allerdings in den meisten linken Gruppen trotzdem keinen Druck, explizit genderistisch zu sein. Es gibt allerdings einen allgemeinen Druck pro-feministisch zu sein, aber dafür muss man nun nicht unbedingt zum expliziten ideologischen Anhänger des Gender-Feminismus werden. Der Begriff "genderistisch" wird in linken Kreisen außerdem nicht verwendet. Wahr ist natürlich, dass die bescheuerte sogenannte geschlechtssensible Sprache innerhalb der zeitgenössischen Linken sehr verbreitet ist, aber das ist ja nun keine neue Information.
Für eine fundierte Analyse des Niedergangs linker Parteien sind solche Behauptungen also unbrauchbar.
Ein anderer Leser schreibt mir ebenfalls zu Hadmut Danischs Text:
Die Methode Hinausdrängen ist alt und bewährt. So erging es vielen überzeugten Sozialisten in der SPD. In meiner Familie meinem Schwager, der als Gegner des Godesberger Programms mit geheimdienstlichen Methoden (Fälschungen, Verleumdungen) aus der Partei gedrängt wurde, meinem Vater, der die SPD zweimal, erst nach dem Kaiserreich, dann nach der Nazizeit wieder mit aufgebaut hat, aber in den 70ern resignierte. Und mir, der ich es bis Anfang der 80er ausgehalten hab. Wenn Arbeit da war, immer ran. wenn es um Posten mit Richtungsentscheidung ging, der nicht. Ich kenne einige der heutigen "Platzhirsche" noch aus meiner Zeit bei den Falken und den JuSos persönlich. Übrigens auch bei der "Linken". Man teilt eine gemeinsame Vergangenheit.
Leider gibt es gegen die "Vordrängler" immer noch keine Methode.
Für eine neue linke Partei sehe ich kein Potential, keine Masse mit Durchschlagskraft. Das wäre eher wieder eine Kader-Sekte ohne Anhängerschaft, wie so oft im linken Spektrum. Und eine Partei der "Mitte"? Die "Mitte" ist da, wo man keine Überzeugung haben muss. Der absolute Nullpunkt im politischen Koordinatensystem.
Derselbe Leser schreibt mir zu dem von dem Blog Sciencefiles veröffentlichen PDF über den Einfluss der SPD auf die deutschen Medien:
Mir sträuben sich da gleich zu Beginn die Haare. Vielleicht bin ich wegen meines früheren Berufs (Volkswirt mit juristischem Einschlag) etwas überempfindlich. Aber wie ich es auch drehe und wende, selbst schon in der Schule wäre mir Eigentumsanteile von gut 297%, sagen wir mal, sehr merkwürdig, vorgekommen.
Gleich zu Anfang werden die Eigentumsverhältnisse der SPD Presse Holding dargestellt. Wobei Babara Hendriks gleich zweimal aufgeführt ist. Erst als Babara Hendriks, dann als Dr. Babara Hendriks, mit minimal abweichendem Anteil. Das hat Sciencefiles nicht gemerkt? Soviel zu deren Wissenschaftlichkeit.
Und haben Sie sich die Firmen mal angeschaut? Das sind zum großen Teil Provinzblätter und Dudelfunk. Da viel angeblichen feministischen Einfluss hinein zu interpretieren, dazu gehört schon was. Die Richtung, die die vertreten, ist doch eher das Gegenteil. Womit ich nicht Maskulismus meine, sondern schlicht und einfach gar keinen Standpunkt, die "Mitte", Brot und Spiele.
Ein weiterer Leser schreibt mir:
Vor ein paar Tagen hatten Sie dargelegt, wie die SPD immer erfolgreicher "die männliche Gesellschaft überwindet".
Dazu passt, was die Landtagsabgeordnete meines Wahlkreises, gleichzeitig Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, auf meine Frage auf Abgeordnetenwatch geantwortet hat. Es ging um das Professorinnenprogramm, insbesondere um eine irreführende Stipendienausschreibung der Universtität Koblenz-Landau.
Aussage, abgesehen von den überflüssigen allgemeinen Informationen: Das Professorinnenprogramm ist gut und richtig. Auf die konkreten Fragen wird mit keinem Wort eingegangen. Benachteiligung von Männern interessiert nicht.
(...) Bleibt zu hoffen, dass sich unter Männern weiter herumspricht, wie unwichtig ihre Interessen der SPD sind. Sollte die ehemalige Partei des kleinen Mannes sich weiter konsequent zu einer Feministinnenpartei entwickeln, ist durchaus noch Luft nach unten. Man schaue sich etwa die bisherigen Stimmanteile der feministischen Partei "Die Frauen" an ...
8. Off-topic: Der Medienkritiker Stefan Niggemeier widmet sich dem aktuellen "Perpetuum Mobile mit Empörungsantrieb" also der Böhmermann-Kontroverse. Währenddessen berichtet immerhin das Deutschlandradio inzwischen davon, dass an der türkischen Grenze auf Flüchtlinge geschossen wird (was für die deutschen Leitmedien natürlich viel weniger interessant als die Debatte um ein Gedicht über Erdogans "Schrumpelklöten" ist).
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