Samstag, Dezember 03, 2022

Streit um Gender-Lehrstuhl: Studenten besetzen Universität Jena

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Ab 2025 will die Jenaer Friedrich-Schiller-Universität den deutschlandweit einmaligen Lehrstuhl für Geschlechtergeschichte streichen. Studierenden haben dagegen eine Petition gestartet und demonstriert. Geholfen hat es bislang nichts. Nun sind die jungen Menschen auf eine radikalere Protestform ausgewichen und haben Jenas größten Hörsaal besetzt - auf unbestimmte Zeit.


Der MDR berichtet:

So wie es aussieht, werden sie eine Weile bleiben. Um die 50 Studierende halten seit Mittwochabend den Hörsaal 1 am Jenaer Ernst-Abbe-Platz besetzt. Zwei Dutzend schlafen sogar dort. Der Hörsaal der Uni Jena ist für etwa 800 Menschen ausgelegt. Jetzt hängen Transparente mit Forderungen an den Wänden, Matratzen liegen dort, wo normalerweise Professorinnen und Professoren für ihre Vorlesungen stehen.

(…) Die Hauptforderung der Besetzer: Der Lehrstuhl für Geschlechtergeschichte, seit 2010 unter der Leitung von Professorin Gisela Mettele, darf nicht wegfallen. Mettele geht 2025 in den Ruhestand. Danach soll es keine Nachfolgerin, keinen Nachfolger geben. So der Plan der Uni. Ein Plan, der aus finanzieller Not heraus gefasst werden musste, sagt Professor Christoph Demmerling, Dekan der Philosophischen Fakultät.

Voraus ging die Verpflichtung, die bisher extern finanzierte Junior-Professur "Digital Humanities" aus eigenen Mitteln zu bezahlen, und zudem der Wunsch, diese auch noch zu einer ordentlichen Professur aufzuwerten. Das kostet viel Geld. Heißt, an anderer Stelle muss gespart werden.

Zwei Streichkandidaten standen zur Wahl: Geschlechtergeschichte und Mittellatein. Der Fakultätsrat habe sich für ersteren entschieden, weil, wie Demmerling betont, Geschlechterthemen auch an anderen Professuren mitverhandelt und gelehrt werden.

Das reiche aber nicht aus, finden die Studierenden im Hörsaal 1. Es sei wichtig, dass es für die Geschichtswissenschaft mit Genderperspektive eine zentrale Institution gebe. Nur so könne sichergestellt werden, dass der Ansatz auch umfassend fortentwickelt werde. Zufrieden geben wollen sich die Studierenden mit Geschlechtergeschichte in zufällig abfallender Häppchenform nicht.

Zudem sei die Entscheidung gegen den Lehrstuhl Geschlechtergeschichte undemokratisch und intransparent gefallen. Eine nicht demokratisch legitimierte Kommission - besetzt mit Nicht-Historikern - habe eine Vorauswahl getroffen. Im Fakultätsrat, der die endgültige Entscheidung getroffen hat, hatten die Studierenden nur eine von 17 Stimmen. Sie wünschen sich nun einen deutlich basisdemokratischeren Mitbestimmungsprozess in derartigen Fällen.

Dekan Demmerling sieht das anders. Von undemokratisch könne keine Rede sein. Das Verfahren sei sehr "kleinteilig begutachtet" worden. Das Rechtsamt habe es ausgeleuchtet - die Strukturkommission dann eine Empfehlung ausgesprochen. Zuvor gab es an der Universität äußerst kontroverse Diskussionen zum Thema.

(…) Nicht alle Jenaer Studierenden sind mit der Besetzung des größten Hörsaals einverstanden. Laut einem Uni-Sprecher gebe es einigen Unmut unter den Kommilitoninnen und Kommilitonen. Vorlesungen anderer Fächer fielen entweder aus oder werden in kleinere Räume verlegt. Das ist auch den Besetzern bewusst. Sie wollten keine Bildung verhindern, sagen sie. Aber sie sähen auch keine andere Möglichkeit, mehr Gehör zu finden. In den kommenden Tagen wollen sie mit der Uni verhandeln.


Unterstützung haben sie bereits in Frauenministerin Lisa Paus. Die verkündete gestern Abend auf Twitter: "Wo Gender-Lehrstühle gestrichen (…) werden sollen, da steht die Wissenschaft als Ganzes unter Druck!" Weitere Unterstützung gibt es aus den Reihen der Antifa sowie Der Linken.

Auch die Frankfurter Allgemeine und das Neue Deutschland berichten. Über den Fortgang der Aktion informiert der Twitter-Kanal "Geschlechtergeschichte bleibt!"



2. Die These, dass vor allem Männer am Klimawandel schuld seien, ist bei manchen Journalisten immer noch ein Thema. Sogar einige Wissenschaftler tragen zur Verbreitung sexistischer Klischees bei:

Laut Bernadette Sütterlin, Konsum- und Nachhaltigkeitsforscherin der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW), sind Frauen grundsätzlich umweltbewusster: "Frauen nehmen stärker Rücksicht auf andere, denken an die Gesellschaft und sind fürsorglicher."


Eine Gegenstimme zu derlei Pauschalisierungen liefert der Wirtschaftspsychologe Christian Fichter:

"Natürlich gibt es Geschlechtsunterschiede beim Konsumverhalten. Männer allein für den Klimawandel verantwortlich zu machen, ist jedoch nicht gerechtfertigt." In Bereichen wie beispielsweise Fast Fashion oder der Kosmetikindustrie seien Frauen im Ausgleich weniger nachhaltig als Männer. "Solche Schuldzuweisungen bringen der Umwelt nichts, stattdessen müssen wir gemeinsam Lösungen finden."




3. Eine Frau aus dem badischen Lörrach wurde in Portugal wegen Kindesentzug festgenommen.



4. "Die Zeit" kommentiert den von der grünen Familienministerin Lisa Paus aufgeschobenen Vaterschaftsurlaub. Ein Auszug:

Der Vaterschaftsurlaub steht im Koalitionsvertrag der Ampelregierung, er stand auch in den Wahlprogrammen aller Koalitionspartner. Und nun steht er auf der Liste der Vorhaben, die eben später verwirklicht werden, wenn mal gerade keine "gegenwärtige Krise" ist. Ob das 2024 tatsächlich so sein wird?

Allerdings ist es wenig überraschend, dass ausgerechnet ein Wahlversprechen vertagt wird, von dem Väter profitiert hätten. Denn wenn es eine gesellschaftliche Gruppe gibt, von der keinerlei Gegenwehr zu erwarten ist, dann sind es Väter. Keine Väter-Lobby macht mobil gegen die Vertagung. Und auch bislang demonstrieren Väter nicht auf der Straße für ihr Recht, bei ihren neugeborenen Kindern zu sein, ohne dafür den Jahresurlaub aufbrauchen zu müssen. Nein, die Väter machen einfach weiter.

Vielleicht, weil es ihnen selbst an Bewusstsein mangelt, dass es in ihrem eigenen Interesse wäre, angemessen viel Zeit mit ihren Kindern verbringen zu können – und sie diese Zeit nicht bekommen werden, solange sie sich nicht sehr egoistisch dafür einsetzen. (…) Väter müssen sich klar werden, ob sie wirklich weiter den Erwerbsesel geben wollen, anstatt mehr von ihrem Leben mit ihren Kindern zu teilen. (…) Was fehlt? Es ist die Initiative der Väter.


Eine Initiative der Väter gibt es hierzulande seit über 30 Jahren. Was tatsächlich fehlt, ist eine angemessene Unterstützung solcher Männerrechtler von unseren Leitmedien, die diese soziale Bewegung entweder verunglimpfen oder totschweigen. Auch die Berichterstattung der "Zeit" hat sich hier keine Lorbeeren verdient.



5. Im März nächsten Jahres veröffentlichen zwei Journalistinnen das Buch "Alte weise Männer" – und auf Twitter kriegen sich einige jetzt schon nicht mehr ein vor fassungsloser Empörung. Selbst mit frauenfeindlichen Etiketten wie "pick me girls" (wird für Frauen verwendet, die von Männerhass als Parteilinie abweichen) ist diese feministische Front unbekümmert dabei.



6. Norwegen lehnt ab, sich mit dem Thema Beschneidung auseinanderzusetzen:

Save the Children hatte eine Bewertung des Rituals der Beschneidung gefordert, weil die Organisation befürchtete, dass die Rechte der Kinder nicht ausreichend berücksichtigt wurden, als 2015 in Norwegen ein Gesetz zur Beschneidung verabschiedet wurde. Eine solche Bewertung sollte die Rechte von Kindern und das Recht auf Religions- und Glaubensfreiheit berücksichtigen. Der Bericht sollte die negativen und positiven Folgen des Rituals aufzeigen, so die Organisation.

Die norwegische Gesundheitsministerin erklärt nun jedoch, sie sei nicht an einer solchen Untersuchung interessiert. Das Ministerium für Gesundheit und Pflege schreibt in seiner Antwort an die Organisation, man verstehe die Bedenken, sei aber der Meinung, dass das Gesetz über die rituelle Beschneidung "eine korrekte Abwägung der verschiedenen Erwägungen beinhaltet".

Ministerin Ingvild Kjerkol argumentiert, dass das Gesetz regelt, wer in die Beschneidung eines Minderjährigen einwilligen kann und Anforderungen an die Bereitstellung von Informationen, Fachwissen und Schmerzlinderung stellt. Darüber hinaus ist sie der Ansicht, dass das Ritual nach den geltenden Vorschriften nicht gegen die Menschenrechtsverpflichtungen Norwegens verstößt.




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