Mittwoch, Oktober 02, 2024

STERN: "Enagierte Väter sind die Dummen, weil die Ampel es nicht hinbekommt"

1. "Wichtige Reformen für Väter kommen nicht voran", beklagt Lukas Weyell im STERN, "etwa freie Tage nach einer Geburt oder beim Unterhaltsrecht." Ein Auszug aus dem Artikel:

Wichtige Gesetze wie die Väterzeit stecken im Kabinett fest. Auf Anfrage des stern kommen immer wieder ausweichende Aussagen aus den Ministerien. Im November 2023 erklärte ein Sprecher des Justizministeriums zunächst, dass der Gesetzesentwurf im ersten Halbjahr 2024 in den Bundestag eingebracht werden soll. Im vergangenen Juni hieß es dann auf Anfrage: "Wann der Gesetzentwurf zur Reform des Unterhaltsrechts in den Deutschen Bundestag eingebracht werden kann, steht derzeit noch nicht fest." Der Eindruck entsteht: Immer wieder werden die Vorhaben verschoben. Bald könnte es zu spät sein. Denn die Ampel droht zu erodieren und damit die letzte Chance für eine progressive Familienpolitik.

(…) Doch die Bundesregierung schiebt die Entscheidung vor sich her. Es heißt, die FDP sperre sich bei der Frage, inwiefern Unternehmen die Kosten an der Väterzeit übernehmen sollen.

Wer jetzt sagt, zehn Tage Vaterschaftsurlaub wären illusorisch, vergisst, dass es sich um EU-Recht handelt, das die Bundesregierung umsetzen muss – nur wann, ist die Frage. Andere EU-Länder wie Spanien und Finnland sind längst weiter. In Spanien erhalten Mutter und Vater 16 Wochen voll bezahlten Urlaub nach der Entbindung. In Finnland werden Väter immerhin neun Wochen lang freigestellt.

Selbst die deutsche Wirtschaft ist da weiter: Unternehmen wie Henkel hatten das Warten auf die Bundesregierung satt und führten kurzerhand selbstständig eine Väterzeit im eigenen Unternehmen ein.

Ein weiteres richtiges Reformvorhaben, bei dem die Ampel immer noch festhängt, ist die Reform des Unterhaltsrechts, die vor allem Väter betrifft, die nicht mit der Mutter des Kindes zusammenleben.

Bisher gilt in Deutschland bei getrennt lebenden Eltern, vereinfacht gesagt: Einer betreut, einer zahlt. Eine Regelung, die vielleicht in Ordnung ging in einer Zeit, in der klar war, dass die Mutter sich um den Nachwuchs kümmert und sie und die Kinder finanziell abgesichert werden sollten. Und auch bei alleinerziehenden Müttern, die wenig oder keine Unterstützung durch den Ex-Partner bekommen, passt sie. Moderne Familien aber sind längst weiter.

Viele Väter übernehmen auch nach der Trennung Verantwortung für die Kinder, betreuen sie in verschiedenen Modellen anteilig – und sind nach wie vor verpflichtet, vollen Unterhalt zu zahlen. Die Grundlage hierfür bietet die sogenannte "Düsseldorfer Tabelle", die aus dem Jahr 1962 stammt und damit ziemlich angestaubt ist.

Denn die Realität bedeutet: Wer, so wie ich, nicht exakt 50 Prozent der Betreuung übernimmt, ist dennoch verpflichtet, den vollen Unterhaltssatz beizusteuern. Das bedeutet, dass auch Väter, die etwa zwei oder drei Tage in der Woche auf das Kind aufpassen, rechtlich gleichgestellt sind mit Vätern, die ihr Kind nur alle zwei Wochen für ein, zwei Nächte bei sich haben – oder eben gar nicht.

(…) Unternehmen haben sich längst darauf eingestellt, dass Väter auch Betreuung übernehmen und bieten häufig flexible Arbeitszeiten oder das Homeoffice an Betreuungstagen an. Der Gesetzgeber und die Rechtslage hingegen hinken hinterher.




2. Auf Elisa von Hofs im SPIEGEL erschienene Hasstirade gegen Männer gibt es jetzt einen weiteren Artikel als Antwort: "Lasst uns das Patriarchat gemeinsam stürzen!" Seine Autorin findet die Unterteilung in Frauen und Männer ohnehin falsch und benutzt das Wieselwort "Patriarchat" für alles, was mit Machtstrukturen zu tun hat. Der Artikel wird dort gut, wo er zeigt, dass eine männerfreie Welt ganz sicher keine schönere wäre:

Es gibt und gab sie schon immer, die Universen ohne Männer: Frauenklöster, Ballettklassen, Mädchenschulen. In allen wurde und wird Gewalt und Missbrauch ausgeübt – ausnahmslos durch Frauen. Dazu gehören Ordensschwestern, die im Erzbistum Essen in den Fünfziger- und Sechzigerjahren Kinder und Jugendliche missbraucht haben. Dazu gehören Lehrerinnen wie die der Wiener Ballettakademie – eine ließ ihre Schülerinnen bis zum Umfallen hungern. Und dazu gehört eine gerade erst verurteilte weibliche Pflegekraft, die einen Rollstuhlfahrer in den Hinterhalt lockte und ihm mit einem Messer in den Hals stach.

Auch in der politischen Landschaft zeigt sich, dass Geschlecht für die Ausübung von Gewalt keine Rolle spielt. Sonst wären Marine Le Pen, Giorgia Meloni oder Alice Weidel und ihre Träume von einem europäischen Faschismus eine besonders bösartige Form weiblicher Mutation, oder was?

Nein, die Gewalt steckt in den Machtstrukturen, nicht in den Chromosomen. Wer die Macht hat, übt auch Gewalt aus – völlig unabhängig von seinem oder ihrem Geschlecht.




3. Frankreichs neuer Premierminister Michel Barnier verkündete in seiner ersten Regierungserklärung, seine Solidarität gelte "allen weiblichen Opfern von Gewalt".



4. Mit "Ich fühle mich wie in einem großen Gefängnis" betitelt der Berliner Tagesspiegel einen Artikel darüber, wie die Angst, entdeckt zu werden, einen ukrainischen Fahnenflüchtigen zermürbt.



5. "Die Debatte um die Wehrpflicht verdient feministische Perspektiven" findet die Frankfurter Allgemeine. Man ahnt schon, in welche Richtung es geht: Gleichberechtigung erscheint einigen dann als problematisch, sobald sie zu Lasten von Frauen geht.

Abgeordnete der CDU oder der Generalinspekteur der Bundeswehr argumentieren, dass im derzeit ausgesetzten Artikel 12a des Grundgesetzes die Geschlechtergerechtigkeit fehle. Es sei diskriminierend, Frauen von der Pflicht auszuschließen, und bedeute einen Nachteil für Männer in einer Zeit, in der Frauen auf Gleichberechtigung bestehen. Insofern fordern sie mehr Feminismus, was mitunter etwas hämisch klingt.


Die FAZ hält dem entgegen:

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes bringen Frauen täglich 44,3 Prozent mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit auf als Männer. Umgerechnet sind das 79 Minuten mehr pro Tag, neun Stunden mehr pro Woche. Angenommen, eine Frau leistet diese Mehrarbeit über einen Zeitraum von zehn Jahren, wären das 600 Arbeitstage oder mehr als zwei Jahre Vollzeitarbeit.


Was hier natürlich völlig außen vor gelassen wird, ist, dass in solchen Partnerschaften der männliche Partner zumeist den weit überwiegenden wenn nicht alleinigen Anteil der Erwerbsarbeit übernimmt und diePartnerschaft oder Familie damit versorgt. Es ist schon faszinierend, wie manche Frauen das regelmäßig ausblenden, als würde es sich um ein privates Hobby handeln. Ich habe das hier genauer ausgeführt:

"Frauen beklagen sich gerne über den angeblich faulen Mann, der nicht im Haushalt hilft, und über ihre enorme Belastung durch die Hausarbeit", beginnt der Verband Eltern in Deutschland e.V. eine dringend notwendige Klarstellung: "Der siebte Familienbericht des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend weist dieses deutschlandweite Wehklagen in das Reich der Märchen und Mythen. Tatsächlich verbrauchen Männer mehr Zeit für Kinderbetreuung, Hausarbeit und Erwerbstätigkeit. Mit 452 Minuten pro Tag arbeiten sie pro Tag 15 Minuten mehr für ihre Familie als Frauen. Im Monat kommen dabei ca. vier Stunden Mehraufwand auf die Männer zu."




6. Herzlichen Dank euch allen, die mir zum zwanzigjährigen Bestehen dieses Blogs eine Aufmerksamkeit haben zukommen lassen. Ich freue mich sehr darüber!



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