Montag, Oktober 07, 2024

Schweiz: Sozialdemokratische Partei fordert Gleichstellung für Männer

1. Die SP Basel möchte "Gleichstellungsanliegen rund um Männer geschlechterreflektiert in den Blick nehmen". So sieht das nach deren Vorstellung aus:

Stereotype Männlichkeitsbilder führen zu ungesundem Verhalten, zu einer höheren Suizidrate und zu einer tieferen Lebenserwartung von Männern. Die jährlichen Kriminalstatistiken zeigen, dass Gewalt überdurchschnittlich oft von Männern ausgeübt wird – sowohl Gewalt an Männern, wie auch an Frauen und queeren Personen. Die SP-Fraktion fordert ein Kompetenzzentrum zur geschlechterreflektierten Männerarbeit, das Expertise insbesondere für die Gesundheits- und Gewaltprävention aufbaut. Dieses Wissen soll Verwaltungseinheiten (z.B. Polizei, Schulen), Gesundheitseinrichtungen, Beratungsstellen, Unternehmen und sonstigen Institutionen zur Verfügung gestellt werden. Die Anzugstellerin Melanie Nussbaumer erläutert: "Gibt es mehr Kompetenzen und Ressourcen für einen konstruktiven Umgang mit Männlichkeitsvorstellungen, die zu ungesundem und problematischem Verhalten führen, profitieren alle davon – Männer, Frauen und queere Personen."

(…) Um Gleichstellung zu erreichen, ist die Umverteilung von Care-Arbeit zentral. Der frühe Einbezug der Väter ab Beginn der Schwangerschaft beeinflusst ihr väterliches Engagement. In der vorgeburtlichen Gesundheitsversorgung und den Institutionen der frühen Kindheit ist die Etablierung einer "Väterfreundlichkeit" wichtig für das aktive Engagement von Vätern. Anzugstellerin Barbara Heer fordert daher Gutscheine in einem Wert von 150 Franken für werdende Väter für Geburtsvorbereitungskurse.


Der Antrag liegt seit Mitte August vor, aber jetzt berichtet die Schweizer Presse. Da darf dann sogar mal ein Mann bei der Frage zu Wort kommen, wie Männerpolitik aussehen könnte:

Matthias Luterbach ist Wissenschaftler an der Universität Basel und forscht zum Thema Männlichkeit. Er begrüsst die Idee eines solchen Kompetenzzentrums gegenüber der "Basler Zeitung" sehr.

(…) Luterbach stellt fest, dass es unter den Männern unterschiedliche Meinungen zur Gleichstellung gibt. Einige sehen darin Vorteile für sich selbst: Sie wollen nicht mehr nur als Ernährer fungieren, sondern auch aktiv am Familienleben teilnehmen. Andere fühlen sich jedoch durch die Veränderungen verunsichert und haben Angst vor dem Unbekannten.


Rational bedingte Kritik an der aktuellen Gleichstellungspolitik scheint es demnach nicht zu geben, lediglich "Angst" und "Unsicherheit".



2. Die Frankfurter Allgemeine beschäftigt sich mit der Auswirkung von Gleichstellung auf Partnerschaften: "Sie macht Karriere, er hat das Problem." Auch hier erscheinen Männer negativen Emotionen ausgeliefert, diesmal "Unsicherheit, Neid und niedrigem Selbstwertgefühl." Im Verlauf des Artikels werden noch Angst und Wut hinzukommen.

In dem FAZ-Artikel heißt es weiter:

Während die Frauen seit hundert Jahren für ihre neue Rolle in einer emanzipierten Welt kämpfen, haben sich wenige Menschen Gedanken darüber gemacht, was das für die Männer bedeutet. Das alte Skript, nach dem der Mann stark und erfolgreich, Hauptversorger und Familienoberhaupt zu sein hatte, wurde abgeschafft und hat eine Lücke gelassen. Der propagierte "neue Mann" ist vor allem ein Wunschbild der Frauen. Ein Partner, sanft und voller Verständnis, der die Partnerin unterstützt, sich zu gleichen Teilen wie sie um Kinder und Haushalt kümmert. Hier und da funktioniert das Modell hervorragend, da geht der Mann auf in seiner vorbildhaften Rolle. Diese Einzelfälle verändern aber noch nicht die Gesellschaft. "Männer, die bereit sind, für ihre Frauen in die zweite Reihe zu treten, sind auch heute in der Minderheit", sagt Martina Lackner.

Generell haben Männer eher das Gefühl, ihnen wird etwas weggenommen von den aufstrebenden Frauen. Macht. Karriere. Wohlstand. Aber auch die Identität. Sie hören vom männlichen Privileg, das sie seit Jahrhunderten genießen, und bekommen nur Frauenförderung und Quotenregelungen zu spüren, hören von den Personalberatern: "Wir suchen weiblich, jung, am besten mit Migrationshintergrund." Daneben fordert die Gesellschaft auch noch von ihnen, sie sollten endlich mehr Care-Arbeit leisten. Schrubben, putzen, Windeln wechseln. Das alles empfinden sie als sehr ungerecht.


Als roter Pfaden zieht sich durch den Artikel, dass männliche Emotionen "der Wirklichkeit" gegenübergestellt werden. Konsequenterweise kann als politische Forderung nur eine Form von Psychotherapie abgeleitet werden:

Trotzdem schlagen die Forscher Alarm: Der Mann ist am Ende. Wir müssen uns um ihn kümmern. (…) Unternehmen sollten unbedingt Programme entwickeln, die das Selbstbewusstsein der Männer stärken. "Nichts empfinden Männer bedrohlicher als hochkompetente Frauen. Das schürt Ängste und Aggressionen."


Das erinnert an die fünfziger Jahre und die Zeit davor, als Frauen, die unter unzureichender Geschlechterpolitik litten, als mehr oder weniger geistesgestört diffamiert wurden. Erzählungen wie "Die gelbe Tapete" sind Hinterlassenschaften dieser Zeit.

Auch die FAZ würde nicht über die Nöte der Männer schreiben, wenn diese nicht in Scharen den derzeitigen "politischen Eliten" abwandern würden:

Denn was tun die frustrierten Männer? Sie suchen sich als Vorbilder Kerle, die eine aggressive Männlichkeit kultivieren. So erklärt sich der Erfolg des chauvinistischen Influencers Andrew Tate oder auch eines Donald Trump. Die sprechen aus, was andere kaum zu denken wagen, und vermitteln den Männern die Botschaft: Kämpft um eure Rechte! Setzt euch hinweg über die politische Korrektheit der Eliten!


Männer, die für ihre Rechte kämpfen, sind in den deutschen Medien nach wie vor negativ besetzt.



3. Der Berliner Tagesspiegel schlagzeilt zum Nahost-Konflikt: "Die Männer haben versagt." Eine der Interviewten gibt folgendes zum Besten:

Frauen bilden 50 Prozent der palästinensischen Bevölkerung und wir bezahlen den Preis des Krieges. Wir sind es, die sich um die Familien kümmern, um die Verwundeten. Ich glaube, wenn Frauen an Verhandlungen beteiligt gewesen wären, wäre es nicht so weit gekommen wie jetzt.


Das erinnert mich an einen Spiegel-Online-Artikel vom Juni. Damals konnte man dort folgendes über Annalena Baerbock lesen, die gerade ihre zehnte Nahost-Reise seit dem 7. Oktober absolviert hatte:

Welche "diplomatische Hebelkraft" sie in den Libanon mitbringe, um einen umfassenden Krieg zwischen Israel und Libanon zu verhindern, will ein Zuhörer (…) von Baerbock wissen. Ihre Antwort wirkt ausweichend. Sie sei ja die erste Frau an der Spitze des Auswärtigen Amts betont Baerbock und zitiert Studien, wonach Verhandlungen nachhältigere Ergebnisse brächten, wenn Frauen mit am Tisch säßen.


Gibt es gar kein Thema mehr, das von Politik und Medien nicht in den Raster des minderwertigen Mannes und der höherwertigen Frau gepresst wird? Inzwischen erschent geradezu verwunderlich, dass zwischen Israel und dem Libanon Krieg herrscht, obwohl Baerbock doch eine Frau ist. Aber vermutlich liegt das nur an der Übermacht des Patriarchats.



4. In Bremen hat eine 18-Jährige einen "langersehnten Traum" verwirklicht: ein Café nur für Frauen.



5. Das Wochenmagazin Washington Examiner hat sich angeschaut, was die Partei der Demokraten in den USA den Männern anzubieten hat:

Es ist kein Geheimnis, dass die Demokratische Partei ein Problem mit männlichen Wählern hat. Wenn man den Umfragen Glauben schenken darf, hängt jede Hoffnung der Partei auf einen Sieg bei den Präsidentschaftswahlen davon ab, dass sie Frauen auf Kosten der Männer anspricht.

Doch aus Sorge, dass die mangelnde Anziehungskraft von Vizepräsidentin Kamala Harris auf Männer sich bei den Präsidentschaftswahlen als fatal erweisen könnte, versuchen die Harris-Kampagne und die Demokratische Partei neu zu definieren, was es bedeutet, männlich zu sein, und die neue Definition ist praktisch die männliche Version von "in der Küche bleiben".

In ihrem jüngsten lächerlichen Interview als MSNBC-Kommentatorin verbreitet die ehemalige Pressesprecherin des Weißen Hauses, Jen Psaki, das Evangelium der neuen Männlichkeit, indem sie Kamala Harris Ehemann, Doug Emhoff, dafür lobt, dass er "die Wahrnehmung von Männlichkeit neu gestaltet", indem er "ein unterstützender Ehepartner" ist.

Das Interview ist unglaublich unangenehm anzuschauen, vor allem wegen Emhoffs unbeholfenem Lächeln und seiner Antwort, er sei "schon immer so gewesen", aber Psakis Softball-Frage ist der weitaus interessantere und aufschlussreichere Teil des Austauschs.

Sieht man einmal von Emhoffs Geschichte der ehelichen Untreue ab, die seine erste Ehe zerstörte (kaum das Bild einer männlichen Tugend), zeichnet Psaki das Bild, dass Männer in dieser neuen Vorstellung von Männlichkeit ihre eigenen Ambitionen und Ziele denen der Frauen in ihrem Leben unterordnen müssen, um ein "unterstützender Ehepartner" zu sein. Diese Botschaft, sich hinzusetzen und die Klappe zu halten, ist das feministische Äquivalent zu dem Klischee, dass Männer Frauen barfuß, schwanger und in der Küche haben wollen.

Heute sind Männer, insbesondere jüngere Männer, in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht angeschlagen. Die Erwerbsquote der Frauen ist in den letzten zehn Jahren um sechs Punkte gestiegen, während sie bei den Männern völlig stagniert und die während der Rezession 2008 verlorenen Arbeitsplätze nie wieder aufgeholt hat. Immer weniger Männer besuchen ein College. Gruppen, die einst die Triebfeder für männliches soziales Engagement waren, wie zum Beispiel Gewerkschaften und urschenschaften, haben in den letzten Jahrzehnten einen enormen Mitgliederrückgang zu verzeichnen, und fast 20 % der jungen Männer unter 34 Jahren leben immer noch bei ihren Eltern und weisen ein höheres Maß an Einsamkeit und Selbstmordgedanken auf.

Psaki, Emhoff und Gouverneur Tim Walz (D-MN), das andere gesalbte Modell der demokratischen Männlichkeit, tun nichts, um die kulturellen Probleme anzugehen, die Männer plagen. Ihre Antwort besteht darin, neu zu definieren, was Männlichkeit ist. Dies ist die neu definierte Männlichkeit, für die Psaki Emhoff als Vorbild gelobt hat: Eine Männlichkeit, die Ehrgeiz und Zielstrebigkeit meidet und als Bild der männlichen Tugend den Flanell-tragenden Fußballgucker erklärt, der nicht im Weg steht.

Es ist schwer, sich ein schlechteres Angebot an männliche Wähler vorzustellen, die sich zurückgelassen und ignoriert fühlen, aber die Botschaft ist klar: Die Demokraten wollen, dass Männer sich hinsetzen, die Klappe halten und es genießen.


Für alle, die das nicht schaffen, hat die FAZ bestimmt noch ein paar "Programme, die ihr Selbstbewusstsein stärken" im Angebot. Nur auf die tatsächlichen Wünsche und politischen 'Forderungen vieler Männer wird nicht eingegangen. Denn die sind ja offenkundig irrational.



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