Donnerstag, Oktober 03, 2024

Niederlande: Zivilfahnder können Männer wegen "anzüglichem Zischen" festnehmen

1. Die Tagesschau berichtet, wie die Niederlande seit Juli sexuelle Belästigung von Frauen bekämpfen:

In Rotterdam wird nun gezielt ein Jahr lang untersucht, ob das neue Gesetz tatsächlich auch durchzusetzen ist. Speziell ausgebildete Ordnungskräfte in Zivilkleidung sind auf den Straßen unterwegs. Sie können Männer direkt nach sexuellen Pöbeleien, anzüglichem Zischen oder Gesten, die als bedrohlich empfunden werden können, festnehmen.




2. In der Neue Zürcher Zeitung ist Birgit Schmid zu Recht befremdet darüber, wie ein Vergewaltigungsprozess in Frankreich dazu dient, sämtliche Männer unter Verdacht zu stellen:

Ein häufiges Synonym für Männer ist derzeit "Monster". Männer begehen so schwere Sexualverbrechen an Frauen, dass der Schluss naheliegen könnte: Die Welt wäre besser ohne sie.

(…) Deshalb wird jetzt gefragt: Steckt in jedem Mann ein Vergewaltiger? In einem offenen Brief, der in der französischen Tageszeitung "Libération" veröffentlicht wurde und den mehr als 260 Leute unterzeichnet haben, unter ihnen Schriftstellerinnen, Politikerinnen und Historikerinnen, also vorwiegend Frauen, heisst es: "Freund der Familie, Fremder in einer Bar oder auf der Strasse, Bruder oder Cousin, Freund, Kollege, Professor, Nachbar: Alle Frauen können unter den vielen Angeklagten leider ein Gesicht finden, das eine traumatische Erinnerung in ihnen weckt."


Dazu, solche pseudomoralischen Briefe zu unterschreiben, reicht das Engagement gegen sexuelle Gewalt. Dafür, ernsthaft zu recherchieren, wieviele und welche Männer mit welcher Persönlichkeit und welchem Hintergrund tatsächlich Täter werden und mit welchen Maßnahmen man realistisch etwas dagegen erreichen könnte, reicht das Engagement nicht. Das wäre ja mit geistiger Arbeit verbunden.

"Die Welt könnte so schön sein ohne euch" lautete der Titel eines "Spiegel"-Beitrags, in dem die Journalistin schreibt, dass "Femizide, Gewalt, Rechtsextremismus» gemeinsam hätten, dass sie männlich seien. "Solange es Männer gibt, gibt es keine sicheren Orte: Nirgendwo." Sie habe es satt: "Es wird Zeit, dass ihr endlich an euch arbeitet."

(…) Doch pauschale Vorverurteilungen unterschlagen, dass Dominique Pelicot eine besondere Psychopathologie aufweist. Dem einstigen Angestellten beim französischen Energiekonzern EdF attestieren die Gerichtspsychiater verschiedene Persönlichkeitsstörungen. Der Angeklagte habe eine extrem gespaltene Persönlichkeit, als gebe es ihn zweimal, stellten die Gutachter nach langen Gesprächen mit ihm fest. Sie hätten so etwas selten gesehen.


Ach, ehrlich? Jemand, der seine Frau von Dutzenden anderer Männer vergewaltigen lässt, ist gestört und gerade nicht normal? Warum kommen unsere Qualitätsjournalisten nicht auf diesen Gedanken und phantasieren lieber die Hälfte der Menschheit als irre?

Einem Monster spricht man das Menschsein ab. So lässt sich besser umgehen mit der beunruhigenden Erkenntnis, dass in jedem Menschen Abgründe lauern. Auch Frauen sind Täterinnen. In manchen Fällen machen sie ihre Kinder krank, um die Aufmerksamkeit von Ärzten und dem Umfeld zu erhalten. Sie vergiften ihre Männer. Ghislaine Maxwell hat dem Sexualverbrecher Jeffrey Epstein Mädchen zugeführt, damit er sie systematisch missbrauchen kann. Sie selber nahm an den Sexorgien teil.

(…) Noch häufiger werden Männer Opfer von Gewalt durch Männer. Der Missbrauch in der katholischen Kirche betraf fast ausnahmslos Knaben. Am Dienstag erhoben weitere 120 mutmassliche Opfer Vorwürfe gegen den Rapper Sean Combs. Unter ihnen sind 60 Männer.




3. In Kärnten wundert man sich, dass es für einen Männernotruf wenig Nachfrage gibt.

Der Männernotruf hat zuletzt auf sein Angebot aufmerksam gemacht. Männer können per Telefon über ihre Sorgen und Krisen reden. Doch aus Kärnten kommen im Vergleich zu anderen Bundesländern weniger Anrufe, hieß es. Männer verdrängen öfter als Frauen ihre Probleme und Gefühle, angestaute Aggressionen können dann zu Gewalt führen.

(…) Der Männernotruf verzeichnete heuer um 40 Prozent mehr Anrufe als im Vorjahr. Hunderte Männer melden sich jeden Monat. Einmal waren es sogar 30 Anrufe in 24 Stunden, wurde bei der Pressekonferenz erzählt. Künftig will der gemeinnützige Verein die Landwirtschaftskammer auch beim Sorgentelefon für Bauern unterstützen, sagte Hochegger: "Weil es einfach sichtbar wird, dass die Suizidgefährdung unter der ländlichen und der bäuerlichen Bevölkerung vor allem im Alter stark zugenommen hat."


Ein Bild, das den Artikel begleitet, zeigt Plakate, die den Männernotruf bewerben. Eines davon zeigt eine Faust, die auf den Betrachter zuzurasen scheint. Daneben die Worte: "Aus Verzweiflung zuschlagen? Hilfe!!!"

Vielleicht wäre ein Männernotruf erfolgreicher, der zeigt, dass man sich den Männern selbst zuliebe um sie kümmern möchte und nicht allein, um Frauen zu beschützen. Und vielleicht fühlen sich Männer auch eher angesprochen, wenn man sie nicht von vorneherein als potentielle Gewalttäter anprangert.



kostenloser Counter