Montag, September 11, 2023

FOCUS: "Lehrerinnen fühlen sich durch Zurschaustellung von Männlichkeit gestört"

1. Der Bundeselternrat empfiehlt Schulen, einen Konsens in Sachen Kleiderordnung zu finden und beispielsweise neben festgelegten Farben für Stoffe von "bauchfrei" bis "Jogginghose" individuell Grenzen zu ziehen. Selbstüber eine Schuluniform wird inzwischen debattiert. In einem Interview mit der Zeitschrift FOCUS spricht die Bundeselternrats-Vorsitzende Christiane Gotte von einer mitunter bewussten Provokation durch Schüler.

FOCUS: Was für Fälle von bewusster Provokation werden an Sie herangetragen?

Christiane Gotte: Da gibt es alles, vom Feinrippunterhemd, in dem man betont die Muskeln spielen lässt bis hin zu gezielter Blickführung durch bauchfrei. Tatsächlich fühlen sich beispielsweise männliche Klassenkameraden durch allzu freizügige weibliche Looks positiv provoziert, männliche und weibliche Lehrkräfte oft gestört, da es Unruhe in die Klasse bringt. Der Klassiker: die Schülerin, die ein ausgeschnittenes Top trägt. Manchmal sind die Looks derartig provozierend, dass Lehrer, gar nicht wissen wo sie hinschauen sollen. Wir nehmen das auch als Machtspiel wahr.

FOCUS: Für ein mögliches Zuviel an weiblichen Reizen brauchen Schulen nun also eine Kleiderordnung?

Christiane Gotte: Das ist nur ein Beispiel. Auch Lehrerinnen fühlen sich gestört. Durch das Zurschaustellung von Männlichkeit.

FOCUS: Können Sie ein Beispiel nennen?

Christiane Gotte: Eine Lehrkraft aus der Nähe von Münster hat es erst die Tage an mich herangetragen. Vermutlich ist dem Jugendlichen, der täglich in Jogginghosen zum Unterricht kommt, gar nicht bewusst, was läuft. Aber durch den Stoff der Hose sind seine Genitalien deutlich zu sehen. Die Lehrerin ist davon peinlich berührt. Und nicht nur sie. Den Abdruck sehen alle. Ob man will oder nicht: sowas lenkt ab von dem, was in Schule eigentlich laufen soll. Die Kinder und Jugendlichen gehen dorthin, um zu lernen. Ich bin überzeugt: ein Kleiderkonsens würde dazu beitragen, eine angenehmere Lernatmosphäre zu schaffen. Man würde nicht nur den Lehrkräften helfen, insbesondere auch die Schüler würden profitieren.




2. Die Stadt Lausanne ließ Plakate für den neuen Toyota Prius überkleben:

Zur Begründung des Verbots schreibt die "beratende Kommission für sexistische Werbung": "Die abgebildete Person trägt ein Kleid mit einem seitlichen Ausschnitt. Dieser gibt den Blick auf ihr Bein frei, das in einer anzüglichen Position angewinkelt ist." Auch die goldenen Keilsandaletten und der Blick des Modells würden zum "sexualisierten Eindruck" beitragen.

Zudem verstärke die Schlankheit des Modells "die Stereotype, die mit dem idealen weiblichen Körper verbunden sind". Die Kommission gegen sexistische Werbung räumt ein, dass es "vielleicht möglich ist, sich vorzustellen, dass diese Frau dieses Auto tatsächlich fährt". Dennoch vermisst das Gremium eine "natürliche Verbindung" zwischen der Frau in Abendgarderobe und dem "Alltagsfahrzeug".

Toyota-Sprecher Björn Müller erklärt auf Anfrage, dass die Kampagne "in keiner Weise" darauf abziele, das Fahrzeug in einem sexistischen Kontext zu bewerben. "Sollte dies nicht erkennbar sein, möchten wir uns dafür entschuldigen."

Anja Leuenberger ist die offizielle Botschafterin von Toyota Schweiz für das neue Modell Prius. "Sie setzt sich aktiv für Gleichberechtigung und eine nachhaltigere Welt ein", sagt der Sprecher des Autoherstellers. Leuenberger selbst hat auf Anfragen dieser Redaktion nicht reagiert.


Attraktive Frauen sind also selbst dann nicht mehr in der Werbung erlaubt, wenn sie brav der herrschenden politischen Linie folgen. Schöne neue Welt.



3. Einer aktuellen Väterstudie zufolge möchte jeder zweite Vater die Hälfte der Kinderbetreuung übernehmen.



4. Dass unsere Leitmedien inzwischen in einer ordentlichen (hausgemachten) Krise stecken, ist nichts Neues. Allerdings trifft diese Krise linke Medien besonders stark, beispielsweise das "Neue Deutschland" und das "Missy Magazin".



5. Die Legal Tribune beschäftigt sich damit, wie bei "MeToo"-Fällen, bei denen es um sexuelle Übergriffe gibt, die Rechtsprechung durch die Tätigkeit der Medien beeinflusst wird. Ein Auszug:

Es gibt keine hinreichenden Belege dafür, dass Rammstein-Sänger Till Lindemann eine Straftat begangen hat. Also waren die Ermittlungen einzustellen, so schreibt es § 170 Abs. 2 Strafprozessordnung (StPO) vor. So weit, so unspektakulär.

Doch bei näherem Hinsehen offenbart der Fall einige interessante Probleme, gerade aus Ermittlersicht. Manche treten bei der Aufklärung von Sexualstraftaten stets auf, wie etwa die Verfälschung von Erinnerungen und die Beweiswürdigung in Aussage-gegen-Aussage-Konstellationen. Andere Probleme dagegen beruhen auf der Besonderheit, dass der Skandal von Anfang an durch Medienberichte begleitet wurde. Schließlich begann die Staatsanwaltschaft (StA) Berlin erst zu ermitteln, nachdem Leser:innen, die selbst nie mit Lindemann in Kontakt gekommen waren, Strafanzeige gestellt hatten. Am Ende blieb es bei diesen Anzeigen durch Dritte. Diejenigen, die Spiegel, SZ, NDR u.a. Rede und Antwort standen, haben sich dagegen nie bei der Polizei und der StA Berlin gemeldet.

(…) Selbst wenn es gelingt, die Personen ausfindig zu machen, die ihre mutmaßlichen Erlebnisse in der Presse geschildert haben, kann deren Aussagewert durch die vorherige Berichterstattung gemindert sein. Es ist in der Aussagepsychologie gut erforscht, dass die Erinnerungen an Tat oder Täter:in durch fremde Äußerungen zu demselben Geschehen oder Täter:in erheblich beeinflusst werden. Man projiziert dann Geschehnisse, über die andere berichten, auf die eigenen Wahrnehmungen. "Bei Sexualdelikten, bei denen es insbesondere um Aussage-gegen-Aussage-Konstellationen geht, ist es daher immer das Bemühen der Ermittlungsbehörden, eine möglichst frühe und unverfälschte Aussage zu bekommen", sagt der Berliner Oberstaatsanwalt und Sprecher der dortigen Generalstaatsanwaltschaft (GStA) Sebastian Büchner (…).

Ein ähnlicher Effekt ist festzustellen, wenn eine Zeugin ihre eigene Aussage mehrmals wiederholt: "Jede erneute Schilderung eines Erlebnisses führt zwangsläufig unbewusst zu Verschiebungen in der Erzählung. Je häufiger man einen Sachverhalt erzählt, desto mehr besteht die Gefahr, dass sich die Schilderung vom ursprünglichen Geschehen entfernt", so Büchner.

Es liegt auf der Hand, dass diese Verzerrungseffekte im Fall einer vorherigen Berichterstattung über konkrete, mutmaßlich nicht einvernehmliche sexuelle Handlungen drohen. Denn dann "gab es zum einen jedenfalls Gespräche mit Journalistinnen und Journalisten, zum anderen entsprechende Veröffentlichungen mit den dazugehörigen Einordnungen, die den Zeuginnen und Zeugen letztlich auch nicht verborgen geblieben sind", so Büchner. Das alles könne das Aussageverhalten beeinflussen und dazu führen, dass eine Aussage als nicht mehr hinreichend belastbar eingestuft werde.




6. "Der gefährlichste Ort für eine Frau ist immer noch ihr eigenes Zuhause", behauptet eine Anwältin für Familienrecht im Interview mit dem RBB, der damit ihr Buch "Gegen Frauenhass" vorstellt: "Die Juristin ist sich sicher: Schuld an diesem Zustand ist das Patriarchat und die Weigerung der Männer, Gewalt gegen Frauen zu verhindern." Larissa Fußer erklärt, warum sie diese kruden Behauptungen für Nonsens hält. (Bedenklich an diesem Artikel ist eine mindestens unglückliche Formulierung, die sich so lesen lässt, als ob körperliche Gewalt als Reaktion auf verbale Provokationen nachvollziehbar sei; ansonsten enthält er zumindest Argumente, mit denen sich eine Beschäftigung lohnt.)



7. Die Süddeutsche Zeitung beschäftigt sich mit männlichen Opfern häuslicher Gewalt. Hinter einer Bezahlschranke natürlich.



8. "Birmingham geht an der Lohngerechtigkeit pleite" titelt die Frankfurter Allgemeine:

Für die Bürger der zweitgrößten britischen Stadt ist es ein Schock: Soeben hat der Stadtrat Birmingham für "effektiv bankrott" erklärt. (...) Die von der Labour-Partei geführte Stadt muss wegen Zahlungsunfähigkeit nun eine strikte Haushaltssperre verhängen. Alle Ausgaben werden gestoppt bis auf absolut notwendige Sozialleistungen an Bedürftige. Ein Hauptgrund für die Haushaltsnotlage sind die finanziellen Folgen eines Gerichtsurteils zur Gleichbezahlung ("Equal Pay") weiblicher und männlicher Mitarbeiter. Dieses reißt ein Loch in hoher dreistelliger Millionenhöhe in die Stadtkasse. (…) Wegen des Equal-Pay-Urteils wird die Stadt künftig zusätzliche Ausgaben von 760 Millionen Pfund haben. Seit dem Urteil vor gut einem Jahrzehnt sind die Gesamtkosten schon auf eine Milliarde Pfund geschätzt worden. Geklagt hatten damals 174 Hilfskräfte und Reinigungspersonal, überwiegend Frauen, die dieselben Zulagen wie die traditionell männlichen Arbeiter bei Müllabfuhr und Straßenreinigung einforderten.




9. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Hallo Arne,

ich schreibe dir zu deinem Artikel "Werdende Mütter wünschen sich Mädchen, Jungen werden zum Betriebsunfall", um dir mitzuteilen, dass es mehr als nur anekdotische Evidenz für die dort aufgestellte Behauptung, dass Eltern sich Mädchen wünschen, gibt.

Hierzu zunächst eine Vorbemerkung. Es gibt grundsätzlich zwei Wege, wie sich der Wunsch nach einem bestimmten Geschlecht eines Kindes auswirken kann. Der erste Weg besteht aus Methoden wie der Wahl von Sperma basierend darauf, ob sie ein X oder Y Chromosom haben, oder in der Wahl von Embryos eines bestimmten Geschlechts bei einer künstlichen Befruchtung oder in geschlechtsspezifischer Abtreibung (oder in der Tötung des Neugeborenen nach der Geburt). Diese Methoden sind am Geschlechterverhältnis bei der Geburt erkennbar (außer wenn die Anzahl der Abtreibungen von Jungen und Mädchen das natürliche Geschlechterverhältnis widerspiegeln).

Der zweite Weg besteht darin, keine weiteren Kinder mehr zu bekommen (überlicherweise heißt das: zu verhüten), wenn man zufrieden ist mit denjenigen, die man hat. Ein Paar, welches sich ein Mädchen wünscht, wird daher keine weiteren Kinder mehr bekommen, wenn das erste Kind ein Mädchen war; ein Paar, welches sich zwei Kinder und mindestens ein Mädchen wünscht, wird kein drittes Kind bekommen, wenn es bereits ein Mädchen unter den ersten beiden Kindern hat. Die zweite Methode beeinflusst nicht das Geschlechterverhältnis und zwar auch dann nicht, wenn alle Paare dieselbe extreme Stoppregel wie "Wir produzieren Kinder, bis wir ein Mädchen haben" verwenden. Der Grund dafür ist, dass diese Stoppregel zwar beeinflusst, wie viele Kinder jedes Paar hat, aber da bei jeder Geburt die gewöhnliche Wahrscheinlichkeit für das Geschlecht des Kindes (d.h. ca. 52% Wahrscheinlichkeit für einen Jungen) gilt, hat das keinen Einfluss auf das Geschlechterverhältnis der Gesamtbevölkerung. (Mathematisch folgt das aus der Wald'schen Identität.)

Aber man kann dennoch aus der Familienzusammensetzung Rückschlüsse auf die verwendeten Stoppregeln ziehen. Bei der extremen Variante oben wäre das einfach: Es gäbe keine großen Schwestern (und Mädchen hätten im Durchschnitt weniger Geschwister als Jungen und müssten sich daher die elterlichen Ressourcen mit weniger Geschwistern teilen).

Dieser Extremfall tritt natürlich nicht auf, aber der zugrundeliegende Effekt existiert dennoch. In "Parents' Preferences for Sex of Children in Sweden: Attitudes and Outcomes" wird das für Schweden untersucht mit dem Ergebnis, dass Mütter, deren Erstgeborenes ein Mädchen ist, mit geringerer Wahrscheinlichkeit ein zweites Kind bekommen als Mütter, deren Erstgeborenes ein Junge ist. Mütter von zwei Jungen haben auch eine höhere Wahrscheinlichkeit für ein drittes Kind als Mütter von zwei Mädchen (Mütter, die bereits einen Jungen und ein Mädchen hatten, hatten die geringste Wahrscheinlichkeit für ein drittes Kind). Der letztgenannte Effekt existiert dort seit der zweiten Hälfte der 80er Jahre und hat sich seit der Jahrtausendwende noch verstärkt (2012 war die Geburtenrate von Müttern mit zwei Jungen 13% höher als die Geburtenrate von Müttern mit zwei Mädchen). Der die Entscheidung für ein zweites Kind betreffende Effekt ist neu und existiert erst seit der Jahrtausendwende. Dies alles zeigt eine sich verstärkende Präferenz für Mädchen in Schweden.

Dieselbe Studie enthält auch eine Auswertung einer Umfrage, welche die obigen Resultate noch erhärtet. Für Eltern mit einem Kind: "Those with a daughter were considerably more likely to say that the sex of the next child would not matter than those with a son (74.0 and 57.7%, respectively). Furthermore, the desire to have at least one daughter is more prevalent than the desire to have at least one son. Over 35% of one-child parents who had a son and wanted another child preferred their second child to be a girl, while only 23.4% of parents who had a daughter preferred their next child to be a boy." Des Weiteren: "The vast majority of parents say they do not think their friends or relatives expect them to have another child (lower section of Table 2). But those who have two sons are more likely to report social pressure to have another child than those who have two daughters. Two-son parents were 3.5 times more likely than two-daughter parents to say that most of their friends expected them to have a third child, 1.7 times more likely to feel pressure from parents, and 2.8 times more likely to perceive pressure from other relatives (i.e., 11.2/3.3, 12.2/7.3, 8.1/2.9%, respectively)."

Denselben Effekt bei der Entscheidung für oder gegen ein drittes Kind gibt es auch anderswo; z.B. in Norwegen und Dänemark, in Island, den USA und Australien. Für Deutschland wurde in "Natives' and Immigrants' Gender Preferences for Children in Germany" nachgewiesen, dass eine Präferenz für eine Tochter sowohl bei der Entscheidung für ein zweites als auch bei der Entscheidung für ein drittes Kind existiert; allerdings mit einer Ausnahme: Die Präferenz existiert nicht bei Personen mit türkischem Migrationshintergrund.




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