Mittwoch, Juni 21, 2023

SPD will "verbale sexuelle Belästigung" zur Straftat machen

1. "Die Welt" berichtet:

Täglich werden Frauen sexuell belästigt. Geht es nach der SPD-Bundestagsfraktion, sollen künftig auch verbale Grenzüberschreitungen verfolgt werden. Denn bisher blieben sie meist straflos – das sei "in einer gleichberechtigten Gesellschaft nicht akzeptabel".


"Gewalt gegen Frauen wird in unserer Gesellschaft oft noch immer nicht ernst genommen, obwohl das Ausmaß riesig ist", heißt es in der SPD weiter.

Eine Ausweitung des Strafrechts auf schlechtes Benehmen hat wenig mit Gleichberechtigung zu tun. Gleichberechtigt wäre es, nicht nur von weiblichen Opfern von Belästigungen zu sprechen. Männliche Opfer gibt es kaum weniger häufig.

Immerhin sollen unerwünschte Komplimente, Äußerungen mit sexuellem Bezug und auf das Äußere bezogene Kommentare noch straffrei bleiben.



2. Das Männer-Vergraulen der etablierten Parteien hat Folgen: Inzwischen würde fast jeder vierte Mann die AfD wählen. Bei den Frauen, deren Anliegen von den etablierten Parteien weit eher wahrgenommen werden, sind es 15 Prozent.



3. Simone Schmollack hat Markus Theunert für die "taz" interviewt. Das Gespräch beginnt mit dieser Frage:

Herr Theunert, Sie forschen seit Jahren zu progressiver Männlichkeit und betreiben patriarchalkritische Männerarbeit. Jetzt zeigen Umfragen, dass noch immer recht viele Männer ein eher traditionelles Männerbild haben und ein Drittel von ihnen es sogar akzeptabel findet, Frauen zu schlagen. Dabei dachten wir, jüngere Männer hätten diese archaische Männlichkeitsnorm überwunden.


Wer erwartet, dass Theunert diesen Unfug schlicht zurückweist und aufklärt, hat sich in den Finger geschnitten. Stattdessen erklärt er, ihn überrasche dieses Ergebnis nicht, und befindet, ein Drittel der Männer sei "antifeministisch-misogyn" eingestellt. Er befindet: "Wir müssen radikaler werden und noch deutlicher sagen, dass der Planet nur eine Überlebenschance hat, wenn wir das Patriarchat überwinden." Im weiteren Verlauf des Gesprächs geht es um den "Sexismus einer Band wie Rammstein" und die Notwendigkeit "kritische Männlichkeit in den Mainstream zu bringen".

Hätte man Theunert absichtlich vorführen wollen, hätte man es nicht besser machen können.



4. Skandal der Woche in Frankreich:

Ein Bier auf ex in der Umkleide der Rugby-Mannschaft - und schon hat Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wieder für einen Aufreger bei der Opposition gesorgt. Ein "Symbol toxischer Männlichkeit der politischen Führung" sei diese Geste, schrieb die französische Grünen-Chefin Sandrine Rousseau bei Twitter. "Ein Bier auf ex? Was will der sich denn beweisen?", spottete die sozialistische Senatorin Laurence Rossignol.


Straftatbestand wann?



5. Die Süddeutsche Zeitung hat eine Studie aufgegriffen, der zufolge die Heiratschancen der Männer immer mehr von ihrem Verdienst abhängen (Genderama berichtete):

Wollen Männer eine Partnerin für sich gewinnen und gar heiraten, erhöhen Geld und Ansehen die Chancen enorm. Krabbeln sie hingegen am unteren Ende der finanziellen Leiter herum, stolpern sie mit erhöhter Wahrscheinlichkeit alleine durchs Leben. "Seit jeher ist der soziale Status eines Mannes ein wesentlicher Faktor, ob dieser eine Partnerin findet und Nachkommen bekommt", schreiben Martin Fieder und Susanne Huber von der Universität Wien im Fachblatt Biodemography and Social Biology.

Diesen Zusammenhang haben Forscher vielfach in großen Studien weltweit beobachtet. Er gilt unabhängig davon, wie traditionell oder progressiv, wie reich oder arm Gesellschaften sind. Auch Vorstellungen zu Fragen der Geschlechtergerechtigkeit haben kaum Auswirkungen auf diese Partnerpräferenzen. Weltweit und quer durch die Geschichte gilt: Männer fliegen auf Jugend und Schönheit; Frauen auf Status und Wohlstand. Wohlgemerkt, es handelt sich um Durchschnittswerte. Einzelne Gegenbeispiele lassen sich gewiss finden, doch es handelt sich um Ausnahmen.

Die Präferenzen verschärfen sich womöglich sogar, wie Fieder und Huber in ihrer aktuellen Studie zeigen. Die Forscher werteten dafür Daten von 3,5 Millionen Männern und 3,6 Millionen Frauen aus den USA aus, die zwischen 1890 und 1973 geboren wurden. Der Analyse zufolge hingen die Heiratschancen der Männer im Laufe der Zeit immer stärker von ihrem Gehalt ab. Unter den 1890 geborenen Männern übte das Einkommen nur einen marginalen Einfluss aus, während unter den 1973 geborenen die Heiratschancen zu etwa 20 Prozent von der Höhe des Gehalts bestimmt wurden. Für die Frauen dieses Geburtsjahrgangs galt hingegen: Ihr Einkommen wirkte sich weder positiv noch negativ auf die Chancen aus, jemals zu heiraten.

(…) Die Forscher der Universität Wien argumentieren zudem für einen weiteren Grund, warum die männliche Attraktivität heute stärker vom Einkommen abhängt. "Frauen heiraten sozial tendenziell nach oben, nicht nach unten", sagt Fieder. Auch das haben Studien gezeigt: Hochgebildete, beruflich erfolgreiche Frauen suchen sehr oft nach Partnern, die noch höher hinauf geklettert sind als sie. Und da Frauen heute in Sachen Bildung und Berufserfolg teils auf der Überholspur unterwegs seien, so argumentieren Fieder und Huber, sei der finanzielle Erfolgsdruck auf Männer enorm angestiegen.


Wir haben also weiterhin die Kritische-Männlichkeits-Schwurbler in den Medien, die so tun, als basiere "das Patriarchat", also das traditionelle Geschlechterverhältnis, allein auf den Wünschen der Männer, und im privaten Bereich Frauen, die ganz klare Ansprüche nach beruflich erfolgreichen Männern stellen.



6. Rund 30 Prozent der Frauen in heterosexuellen Paaren in den USA verdienen mehr als ihr Ehe- oder Lebenspartner, so die UBS-Studie "Own Your Worth 2023". Aber nur die Hälfte dieser Ernährerinnen übernimmt die finanzielle Verantwortung in ihrem Haushalt, verglichen mit 79 Prozent der Männer in derselben Position.



7. Ich bin leider selbst noch nicht dazu gekommen, Gunnar Kunz neues feminismuskritisches Buch "Sie verlassen den demokratischen Sektor" zu lesen, vermute bei diesem Autor aber, dass es gelungen sein wird. Einen Auszug davon gibt es seit gestern auf Christian Schmidts Blog "Alles Evolution".



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