Freitag, Juni 16, 2023

Politikerin (SPD) will Patriarchat "brennen sehen": Nach Skandal ins Europaparlament?

1. Die Bildzeitung berichtet:

Erst die Revolution ausrufen – und sich dann um einen weichen Sessel im Brüsseler Europa-Parlament bewerben? Die Karriereplanung der früheren AStA-Vorsitzenden Madita Fester (28) aus Münster sorgt für politischen Wirbel in NRW!

Der SPD-Unterbezirk Münster hatte die junge Politikerin und Studenten-Vetreterin für das Rennen um eine Kandidatur für die Europawahl im kommenden Jahr nominiert.

Was dabei offenbar keine Rolle spielt, sind Äußerungen im Internet, die Madita Fester im vergangenen Jahr in die Schlagzeilen gebracht hatten. Im April 2022 hatte sie als AStA-Vorsitzende getwittert: "Ich will keine Reform, ich will keine ermüdende Debatte mehr nach der eh nichts passiert Ich will das Patriarchat und den Kapitalismus brennen sehen Ich will die Revolution" (Fehler wie im Original-Tweet)

Die wenigen Worte Madita Festers auf Twitter lösten eine Empörungswelle weit über Münster hinweg aus.

(…) Festers Nominierung für das Europa-Parlament bringt Paul Ziemiak (37), Generalsekretär der NRW-CDU, auf die Zinne. Ziemiak sagte BILD: "Die SPD in NRW muss dringend aufklären, ob sie sich von diesem Gedankengut distanziert hat. Sollte dies nicht der Fall sein, haben die Sozialdemokraten ein echtes Problem. Denn klar muss sein: Für Extremisten ist kein Platz im Europa-Parlament."


Madita Fester beklagte Kritik an ihrem Tweet als "übel antifeministisch".



2. Eine feministische Gruppe in Bern wurde von der Antifa überfallen.

Aktivistinnen des "Collectif Némésis" geben an, sich nach einer Aktion während des Frauenstreiktags [in einem Restaurant in Bern] befunden zu haben, als sie von einer Gruppe aus rund zwanzig vermummten Personen attackiert worden sind. Dabei habe es sich um Mitglieder der Antifa gehandelt.

Es seien Stühle und Tische geworfen worden, ausserdem seien Tränengas und Messer im Spiel gewesen.

Im Hintergrund eines kurzen Videoclips sind Spuren der Zerstörung im Restaurant zu sehen. Ausserdem wird das Bild einer Gesichtsverletzung einer der betroffenen Frauen eingeblendet.


Das "Collectif Némésis" fokussiert sich auf sexuelle Gewalt, die von Zuwanderern ausgeht, und argumentiert, dort sei die Täterrate besonders hoch: aus Sicht der Antifa-Schlägerbande ist die Gruppe also rechts und rassistisch. In der Antifa ist körperliche Gewalt gegen Menschen, die als politischer Gegner betrachtet werden, gang und gäbe. (Eine gute Übersicht zum Thema bietet Andy Ngo.)



3. Wer hätte es geahnt: Auch die meisten Apothekenden lehnen die Gendersprache ab. (Natürlich gendert das von mir verlinkte Medium trotzdem unverdrossen weiter.)



4. T-Online berichtet, wie es einem weiblichen Rammstein-Fan nach einem Konzert der Band ergangen ist:

Auch Martha steht in der Halle. Sie könnte an diesem Tag das Konzert aus der ersten Reihe heraus verfolgen. Doch sie bleibt etwas weiter hinten an der Bar, gemeinsam mit einem Freund. Wenige Tage zuvor hat sie eine Nachricht erhalten, von einer gewissen Alena Makeeva. Der Kontakt kam über eine Facebook-Gruppe zustande, in der Martha den Konzerttermin Lindemanns bestätigt hatte. Alena fragte sie über den Messenger, ob sie Lust habe, einen Gästelistenplatz zu bekommen. Martha hatte Lust.

"Warum nicht?", sagt sie im Gespräch mit t-online: "Das ist Till Lindemann und ich bekomme das Angebot, zu einer Aftershowparty zu kommen. Natürlich sage ich da nicht nein." Doch ihre Vorstellung davon, wie es ist, hinter die Kulissen von Deutschlands berühmtestem Rockstar zu dürfen, weicht von dem tatsächlich Erlebten zunächst stark ab.

Die Aftershowparty sei skurril gewesen, berichtet Martha. "Da saßen so 50 bis 60 Männer und Frauen wie in einem Kreis." Ihr sei es von Alena Makeeva untersagt worden, ihre männliche Begleitung mitzubringen, sie habe sich "total fehl am Platz gefühlt". Martha sitzt herum, langweilt sich. t-online liegen Videoaufnahmen der Party vor. Die Stimmung ähnelt weniger einer Rockstar-Sause als vielmehr dem Ausharren im Wartezimmer einer Arztpraxis – nur die Klänge vom Lied "Butterfly" der amerikanischen Rap-Rock-Band Crazy Town im Hintergrund verraten, dass es hier nicht gleich zur Wurzelbehandlung geht.

Etwa eine Stunde später, in einer Raucherpause, verändert sich der Abend für Martha. Ein Mann spricht sie an, er sei von Lindemann beauftragt. "Das war so ein riesiger Kasten, zwei Meter groß, zwei Meter breit. Was genau er dort gemacht hat, weiß ich nicht. Ein Mann für alles", beschreibt Martha den Lindemann-Mitarbeiter, dessen Name t-online bekannt ist. Ob sie den Sänger persönlich kennenlernen wolle, fragt er. Martha will. Sie wird eine Treppe hochgeführt, abseits der offiziellen Party.

Sie gelangt in einen schmucklosen Raum. Zwei Couches, ein Tisch, ein paar Häppchen, Alkohol – und: Till Lindemann. Er sitzt dort allein. Martha beschreibt den Moment, in dem sie ihm begegnet, so: "Ich dachte: Was ist denn mit dem los? Warum ist er so schlecht gelaunt? Man hat gesehen, dass er gar keinen Bock hatte, auf diese Party runterzugehen." Diese Party, die so wirkt wie das Warten auf eine Wurzelbehandlung.

(…) Martha und Till Lindemann führen Small Talk, trinken etwas, er sagt ihr, sie solle etwas essen. Sie lehnt ab. Drogen gibt es keine. Irgendwann beugt er sich zu ihr herunter, küsst sie – und sie haben Sex auf der Couch. Eine "flotte", "harte" Nummer, wie Martha sagt. Er habe sie gefragt, ob er sie würgen darf, sie bejaht. "Ich finde dieses Machtgefälle sehr anziehend", sagt Martha.

"Von dem Moment an, in dem ich den Raum betreten habe, bis zu dem Zeitpunkt, als wir miteinander geschlafen haben, sind vielleicht zehn Minuten vergangen", schätzt sie. Doch Martha stört das nicht, sie will den Sex mit Lindemann. Sie habe sich "geehrt" gefühlt. "Er hat mich nicht bedrängt und ich hatte auch nicht das Gefühl, dass ich in der Situation gefährdet war."

Martha ist zu diesem Zeitpunkt 25 Jahre alt, der Rockstar 57. Es ist die Geschichte einer Frau, bei der im Nachhinein weder Vorwürfe mitschwingen noch Schuldgefühle oder Reue. Martha war sich bewusst, was sie tat, und ihr gefiel das.

(…) Und doch kann ihre Geschichte womöglich ein vollständigeres Bild liefern von den Vorwürfen, die gegen Till Lindemann erhoben werden. Davon, dass die Grenze zwischen einvernehmlichem und übergriffigem Sex womöglich nicht immer klar war. Weil es Frauen gab wie Martha, denen bewusst war, dass eine Einladung zu einem Privattreffen mit Till Lindemann bedeutet, mit ihm Sex zu haben – und andere, die davon überrumpelt waren. Oder die sich nach mehreren Drinks nicht mehr in der Lage sahen, das einschätzen zu können.


Jetzt kümmert sich die Staatsanwaltschaft darum, Licht ins Dunkel zu bringen.



5.
Die Gewerkschaften beklagen eine wirtschaftliche Geringschätzung der "Frauenberufe". Werden Krankenpflegerinnen systematisch gegenüber Mechanikern diskriminiert? Die Zahlen zeigen ein anderes Bild. Hingegen steckt hinter den Forderungen der Gewerkschaften viel ökonomisches Wunschdenken.


Christin Severin hat sich das für die Neue Zürcher Zeitung genauer angesehen:

"Die Lohnlücke muss endlich verschwinden", hatte mir eine Kollegin beim Frauenstreik 2019 gesagt. Es könne nicht sein, dass Frauen immer noch schlechter bezahlt würden. Die Ernährungsberaterin liegt mit ihrer Einschätzung auf der Linie der Gewerkschaften.

Eine wirtschaftliche Geringschätzung von "Frauenberufen" sei schuld an der Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen, hatte Vania Alleva, Vizepräsidentin des SGB und Präsidentin der Gewerkschaft Unia, unlängst an einer Medienkonferenz in Bern erklärt. Je höher der Frauenanteil in einer Branche sei, desto tiefer die Löhne, Frauen würden in diesen Branchen systematisch diskriminiert. "Ohne einen guten Lohn ist keine eigenständige, selbstbestimmte Existenz möglich", so Alleva.

Aber wie sieht sie überhaupt aus, die Lohnlücke, woher kommt sie, und wie lässt sie sich schliessen?

Mehr als die Hälfte aller Frauen verdiene weniger als 4200 Franken im Monat, ein Viertel verdiene sogar weniger als 2500 Franken, sagt der Schweizerische Gewerkschaftsbund und fordert eine rasche Aufwertung der Löhne in Frauenbranchen.

Ein wesentlicher Grund für die tiefen Einkommen ist, dass Frauen wesentlich häufiger Teilzeit arbeiten als Männer. Dass man mit einem geringen Pensum weniger verdient, ist eine Selbstverständlichkeit, keine Diskriminierung.


Der Artikel führt weitere Gründe auf, aus welchen Gründen, die nichts mit Diskriminierung zu tun haben, Frauen weniger verdienen als Männer. Mich interessiert hier ein Thema, das ich noch nicht derart exzessiv behandelt habe:

Die Gewerkschaften beklagen aber auch die wirtschaftliche Geringschätzung der sogenannten Frauenberufe. Wird eine Kindergärtnerin oder eine Krankenpflegerin weniger geschätzt als ein Mechaniker oder ein Monteur, und spiegelt sich das in einem tieferen Lohn?

Tatsächlich zahlen einige Branchen besser als andere. In der Schweiz sind die Banken, Versicherungen und Pharmaunternehmen für ihre guten Löhne bekannt. Der Detailhandel, die Gastronomie, Gesundheit und Soziales gelten als Schlusslichter. Mitarbeitende im Marketing, im Finanzbereich, Projekt- oder Teamleiter verdienen in den Hochlohnbranchen durchschnittlich automatisch mehr. Dies gilt sowohl für Männer wie für Frauen in den jeweiligen Funktionen.

In Deutschland hat die politisch links verortete Hans-Böckler-Stiftung vor Jahren versucht, dem Phänomen auf den Grund zu gehen, und hat dafür den "Comparable-Work-Index" kreiert. Dabei wurden die intellektuellen, physischen und psychischen Anforderungen von Berufsgruppen untersucht und bewertet. Die Idee: Wenn die Anforderungen an eine Physiotherapeutin gleich sind wie an einen Polizisten, sollten beide gleich viel verdienen.

Der Überlegungsfehler liegt aber darin, dass sich der Lohn nicht bzw. nicht nur aus den Anforderungen an den Arbeitnehmenden ergibt, sondern auch aus der Zahlungsfähigkeit bzw. der Wertschöpfung des Unternehmens. Beispiel Gastrobranche: Restaurants und Hotels operieren in der Regel mit Margen von fünf bis sieben Prozent. Je stärker die Löhne steigen, desto mehr Betriebe werden unrentabel.

Auch bei den Coiffeusen und Coiffeuren gibt es kaum eine kollektive Diskriminierung. Stattdessen limitiert die Zahlungsbereitschaft der Kunden die Löhne. Industrie- oder IT-Betriebe haben es einfacher: Ihre Produktion ist stark durch Grössenvorteile geprägt. Eine einmal programmierte Software kann man beliebig oft verkaufen, ein Autotyp wird am Fliessband zigfach produziert. Auf einem Coiffeurstuhl sitzt aber nur ein Kunde. Die Massenproduktion spielt nicht.

In Bern erwähnte die SGB-Vizepräsidentin einen jungen Mann aus ihrem persönlichen Umfeld, der eine Lehre als Krankenpfleger erwog. Den zu erwartenden Lohn fand er zu niedrig. Das solle doch kein Grund sein, einen Beruf nicht zu wählen, fand Vania Alleva. Genau dieses Argument ist aber falsch. Der Lohn ist nicht der einzige, aber ein wichtiger Bestandteil der Arbeit.

Wenn man die Lohnperspektive beim Berufsentscheid erst ausblendet, und dann ungeachtet der Produktivität der Branche und ihrem Gehaltsniveau doch oben in der Gehaltsskala mitspielen will, steckt dahinter viel ökonomisches Wunschdenken.

Selbstverständlich dürfen Frauen – und auch Männer und Nichtbinäre – ihre Berufs- und Studienwahl rein aufgrund ihrer Interessen treffen. Aber es hat Konsequenzen, und denen sollte man sich stellen.


Der Artikel endet mit feministisch unterlegten Absätzen, denen ich zustimmen würde:

Dennoch gibt es auch heute noch viel zu tun. Teilzeit sollte kein berufliches Abstellgleis, sondern mit einer anspruchsvollen Tätigkeit vereinbar sein, und zwar für alle Geschlechter. Mütter, die ein paar Jahre aus dem Erwerbsleben ausgestiegen sind, kämpfen beim Wiedereinstieg mit hohen Hürden. Das ist eine grosse Verschwendung von Potenzial.

Zudem sollten Frauen selbst schon bei der Berufswahl mehr auf den Lohn und die berufliche Perspektive achten. Gerade wer Teilzeit arbeiten will, sollte im Blick behalten, dass sich das mit einem gut bezahlten Beruf besser finanzieren lässt.

Den Fokus auf solche Themen zu legen, bringt mehr als die immergleichen Klagen über eine anhaltende Diskriminierung.

Zudem darf daran erinnert werden, dass die meisten Menschen Kinder bekommen, weil sie dies wollen. Neben der Mutterschaftsstrafe gibt es Mutter- und Vaterfreuden. Man kann die Zeit mit den Kindern auch als Privileg ansehen. Darüber wird in der Gleichstellungsdebatte kaum geredet.




6. Die australischen Sky News berichten:

Die Anklage gegen den Boxer Harry Garside wegen häuslicher Gewalt wurde etwas mehr als einen Monat nach seiner Verhaftung bei der Landung auf dem Flughafen von Sydney nach den Dreharbeiten zu einer Reality-Show fallen gelassen.

Der olympische Bronzemedaillengewinner wurde beschuldigt, seine ehemalige Freundin Ashley Ruscoe in der Nacht zum 1. März in Bellevue Hill im Osten Sydneys angegriffen zu haben.

Garside, der einen schwarzen Anzug und eine Krawatte trug, erschien am Mittwochmorgen vor dem Amtsgericht Sydney Downing Centre und freute sich, dass die Anklage fallen gelassen wurde.

"Heute wurde mir Recht gegeben. Vor wenigen Augenblicken hat der Staatsanwalt der Polizei das Gericht darüber informiert, dass alle Anklagepunkte gegen mich fallen gelassen wurden", sagte er. "Dies ist darauf zurückzuführen, dass meine Anwälte die Aufzeichnungen und Mitteilungen vorgelegt haben, die der Polizei einen vollständigen Einblick in die Geschehnisse verschafften und mich von jeglichem Fehlverhalten freisprachen. Ich bin dankbar für die Sorgfalt, mit der die Polizei die überwältigenden Beweise zu meinen Gunsten geprüft und das Verfahren schnell eingestellt hat."

Barrister Sue Chrysanthou, vertrat Garside und sagte, sie sei "sehr zufrieden mit der Geschwindigkeit", mit der die Polizei die Anklage zurückgezogen habe. "Hilfreich war insbesondere ein Video des fraglichen Vorfalls, das unserer Meinung nach die Beschwerdeführerin als Angreiferin zeigt", sagte Frau Chrysanthou, "sowie anderes Material, in dem sie gedroht hat, zur Polizei zu gehen, um eine falsche Anzeige zu erstatten."




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