Dienstag, Mai 30, 2023

Jane Fonda: Weiße Männer verantwortlich für die Klimakrise und gehören in den Knast

1. Die britische Daily Mail berichtet über eine aktuelle Kontroverse:

Die Schauspielerin Jane Fonda sieht sich mit Gegenreaktionen konfrontiert, nachdem sie forderte, dass Männer für die Zerstörung des Planeten "verhaftet und ins Gefängnis gesteckt" werden sollten, da sie insbesondere weiße Männer für die Verursachung der "Klimakrise" verantwortlich machte.

"Es ist eine Tragödie, die wir unbedingt stoppen müssen. Wir müssen diese Männer verhaften und ins Gefängnis stecken - es sind alles Männer, die dahinter stecken", sagte sie am Samstag auf dem Filmfestival in Cannes.

Sie fügte hinzu, dass es "keine Klimakrise gäbe, wenn es keinen Rassismus gäbe".

"Weiße Männer sind das, was zählt, und alles andere ist ganz unten", sagte die freimütige Schauspielerin über die "Hierarchie", die Männern Macht verleihe.

(…) Nutzer sozialer Medien bezeichneten die Schauspielerin für ihre Äußerungen als "verrückt" und sagten, sie habe mit ihren Ideen das Ziel verfehlt. Andere hingegen lobten Fonda dafür, dass sie ihre Gedanken mitteilte und sagten, ihre Behauptungen seien goldrichtig.




2. Der britische Schriftsteller Irvine Welsh ("Trainspotting") wundert sich über den Hass, der auf weiße Männer der Arbeiterschicht niedergeht:

Weil einige Teile der weißen Arbeiterklasse durch die Thatcher-Reagan-Revolution in den reduktiven Neoliberalismus des ungezügelten Kapitalismus hineingezogen wurden, wurde die gesamte Gruppe abgeschrieben. In der "Hierarchie der Unterdrückten", die von der intersektionalen Theorie so geliebt wird, ist ein (weißer) Penis in der Unterhose wichtiger als das Fehlen eines Arsches in der Hose, um deinen Platz in der Welt zu bestimmen.

Was also schließt weiße Männer aus der Arbeiterklasse von diesem intersektionellen LGBT-Paradigma aus? Es kann nicht die Hautfarbe sein, denn weiße Frauen sind erlaubt. Es kann nicht an der Klasse liegen, da Frauen aus der Arbeiterklasse und schwarze Männer zugelassen sind. Es kann nicht einmal am Geschlecht liegen, da schwule oder bisexuelle weiße Männer und Frauen aus der Arbeiterklasse einbezogen sind. Aber perverserweise werden weiße proletarische Männer mit ihren bürgerlichen "Brüdern" in einen Topf geworfen; Außenseiter in diesem regenbogenfarbenen Fest der Unterdrückten.

In diesem bizarren Schema werden Fußballfans aus der Arbeiterklasse in Liverpool auf dieselbe Seite gestellt wie wütende Sprachrohre des Establishments wie Kelvin McKenzie von der "Sun", die sie dämonisieren, verleumden und über sie lügen. Umgekehrt werden schwarze Teenager in Londoner Wohnsiedlungen, die ständig Opfer von Schikanen durch die Metropolitan Police werden und am unteren Ende der britischen Chancengleichheit stehen, auf lächerliche Weise als gemeinsame Sache mit den privat ausgebildeten kolonialen Eliten dargestellt, die in den Medien und in der Wirtschaft durch positive Diskriminierungsprogramme im Sinne der "Chancengleichheit" strategisch platziert werden. Die bürgerliche Psyche hat etwas an sich, das eine intuitive Reaktion auf diese tödliche Kombination aus Arbeiterklasse, weiß und heterosexuell hervorruft - unabhängig von den tatsächlichen Ansichten und Lebenserfahrungen einer Person aus dieser Gruppierung.




3. Da das britische Boulevardblatt "Sun" gerade erwähnt wurde: Aktuell findet man auch dort einen Artikel zum Männerthema.

Von London bis Los Angeles ziehen sich immer mehr junge Männer aus der Gesellschaft zurück und isolieren sich für längere Zeit. Wenn man sie nach ihren Gefühlen der Einsamkeit fragt, geben Männer häufiger an, sich sozial isoliert zu fühlen als Frauen.

Einige haben behauptet, dass die sich ändernden Normen und Erwartungen dafür verantwortlich sind. Andere vermuten, dass sich einige junge Männer unwohl fühlen, wenn sie sehen, wie Männlichkeit neu konzipiert, umgestaltet und definiert wird. Dieses Unbehagen, so argumentieren sie, hat ein tiefes Gefühl der Unsicherheit und des Unbehagens hervorgerufen.

Aber spielt der sinkende Testosteronspiegel eine Rolle bei dem Wunsch junger Männer, sich von der Gesellschaft abzugrenzen? Auf beiden Seiten des Atlantiks sinken die Testosteronwerte junger Männer, wie Studien aus den Jahren 2006, 2007 und 2013 zeigen.

Entgegen der landläufigen Meinung hat Testosteron, ein Hormon, das von den Keimdrüsen und den Nebennieren produziert wird, weit mehr als nur die Aufgabe, das sexuelle Verlangen zu steuern. Ein niedriger Testosteronspiegel steht in engem Zusammenhang mit einer geringeren Körper- und Gesichtsbehaarung, dem Verlust von Muskelmasse und Knochendichte und in schlimmen Fällen sogar mit Unfruchtbarkeit. Die medizinische Forschung zeigt auch einen starken Zusammenhang zwischen niedrigen Testosteronspiegeln und Stimmungseinbrüchen sowie einem erhöhten Maß an sozialer Angst. Darüber hinaus haben Wissenschaftler der Emory University in Atlanta, Georgia, im vergangenen Jahr herausgefunden, auf welch vielfältige Weise Testosteron dazu beiträgt, prosoziales Verhalten bei Männern zu fördern.

Kurz gesagt, Testosteron beeinflusst den Hypothalamus, eine Struktur tief im Gehirn, die für die Bildung des sogenannten Kuschelhormons Oxytocin verantwortlich ist. Dieses Hormon vermittelt das Risiko sozialer Isolation und steigt parallel zum Testosteronspiegel an.


In den folgenden Abschniten diskutiert der Artikel mögliche Gründe für den Tesosteronschwund, darunter zu wenig Schlaf:

Mehr als ein Drittel der Amerikaner leidet unter Schlafmangel, wobei der Durchschnittsamerikaner jede Nacht nur fünf Stunden Schlaf bekommt. Laut einer Studie von zwei Biomedizinstudenten der Universität Chicago aus dem Jahr 2011 führt ein Schlaf von fünf Stunden pro Nacht für nur eine Woche bei ansonsten gesunden Männern zu einem Rückgang des Testosteronspiegels um 10-15 Prozent.




4. Der Paartherapeut Benedikt Bock erklärt, warum er Probleme mit dem Kampfbegriff "toxische Männlichkeit" hat:

Der Begriff "toxisch" in Bezug auf Beziehungen und in Bezug auf Männlichkeit ist derzeit ein sehr beliebtes Schlagwort. Bei einer Google-Suche nach "toxische Beziehung" bekam ich ungefähr 1.290.000 Ergebnisse, bei "toxische Männlichkeit" die ebenfalls stolze Anzahl von 146.000.

Ich habe mich mit diesen Begriffen nicht gut anfreunden können. Denn Giftigkeit ist eine unabänderliche Eigenschaft: Pflanzen und Pilze sind giftig, Schwermetalle sind es. Benutzt man diesen Begriff zur Charakterisierung zwischenmenschlicher Beziehungen oder auch von Männlichkeit, suggeriert dies etwas fatalistisch unabänderbares, sodass ein konstruktiver Umgang mit einer Situation deutlich erschwert wird.

Hinzu kommt, dass der "toxische" Teil einer Beziehung – oder bei "toxischer Männlichkeit" ein ganzer Gesellschaftsteil – die Verantwortung für einen Missstand bekommt. In Beziehungen liegt die Verantwortung für die Kommunikation bei allen Beteiligten.

Mir erscheint es daher sinnvoller, zu differenzieren, wenn man in die jeweilige Partnerschaft guckt: Geht es zunächst einmal "schlicht" um destruktives Kommunikationsverhalten, oder auch schon um Abwertung des Selbst der Partnerin? Kommunizieren beide destruktiv und abwertend, oder tut nur er es?


Das sind sinnvolle Überlegungen, die – wie man an der hohen Trefferzahl bei Google sieht – in unserer gegenwärtigen Kultur leider keine Chance haben, Gehör zu finden.



5. Der Schweizer "Blick" berichtet:

Die politischen Unterschiede bei Schweizerinnen und Schweizern zwischen 18 und 29 Jahren werden immer grösser. (...) Immer mehr junge Frauen zieht es nach links, immer mehr junge Männer nach rechts.

52 Prozent der Frauen schätzten sich 2022 als links der Mitte ein. Bei den Männern waren es 35 Prozent. Dieses Ergebnis ergab eine Auswertung des Forschungsinstituts Sotomo sämtlicher Befragungen nach Abstimmungen seit 1990.

Waren vor etwas mehr als zehn Jahren rund 35 Prozent der jungen Frauen links der Mitte, sind es kontinuierlich mehr geworden – bis zu eben diesen 52 Prozent. Genau andersrum läufts bei den jungen Männern. 2010 schätzten sich noch 29 Prozent rechts der Mitte, heute sind es satte 43 Prozent.

Einer der Gründe ist (…) der neu aufgekommene Feminismus, der viele Frauen politisiert. Auch das Verständnis, was links bedeutet, hat sich verändert: Vom Klassenkampf zum Kampf gegen Rassismus und Sexismus.

Dazu kommt, dass die Maturitätsquote bei Frauen höher ist als bei Männern. Und die Regel ist: Akademikerinnen und Akademiker wählen eher links.




6. Genderama berichtete ausführlich über eine Schweizer Studie, die ermittelte, dass Studentinnen heute noch eher auf einen gut verdienenden Ehemann aus sind als darauf, selbst Karriere zu machen, und dass sie an Universitäten niht diskriminiert werden. Seit der Veröffentlichung dieser Untersuchung ist Feuer unterm Dach:

Der Shitstorm, der folgte, (…) bringt zum Ausdruck, dass die Kritikerinnen (es sind mehrheitlich Frauen) die Ergebnisse nicht goutieren. Das ist legitim. Dann sollte man die Studie mit sachlichen Argumenten und Fakten konfrontieren. Sie fehlen fast durchgehend.


Klar. Das kennen wir aus den Reaktionen auf Männerrechtler, die haufenweise politisch unerwünschte Forschungserkenntnisse vorlegen.

Immerhin zaghafte Ansätze dazu gibt es in einem Aufsatz der "HistorikerInnen-Zeitschrift etü", der sonst aber vor Ideologie trieft und ein Weltbild jenseits der Heteronormativität, des Patriarchats und des Kapitalismus fordert. Zudem wird die Studie als pseudowissenschaftlich abgekanzelt und den Autorinnen Unwissenschaftlichkeit sowie – fast im gleichen Atemzug – positivistische, quantitative, nur vermeintlich objektive Wissenschaftlichkeit vorgeworfen.

Noch schockierender ist eine vom Verband der Studierenden der Universität Zürich (VSUZH) gestartete Petition, die fordert, die Universitätsleitung solle sich von dem die Debatte auslösenden Artikel und den diversen Interviews der Autorinnen distanzieren und sich inhaltlich mit der Studie auseinandersetzen. Und die Gleichstellungskommission solle von der anstehenden Wiederwahl von Rost zu deren Präsidentin absehen.

Hier kommt eine Zensurmentalität zum Ausdruck, die jede freiheitliche, offene Gesellschaft zerstören muss. Wo käme eine Universitätsleitung hin, wenn sie alle Studien und Medienauftritte von Professorinnen kommentieren und korrigieren müsste, die der Studentenschaft nicht in den Kram passen? Aufgabe des Rektorats wäre das Gegenteil, nämlich die Verteidigung der Freiheit der Meinungsäusserung, der Forschung und der Lehre.

Ausserdem ist die Forderung Ausdruck einer Radikalisierung, denn gerade Rost hat (wie auch Osterloh) seit vielen Jahren unglaublich viel für Frauenförderung getan. Allerdings hat sie sich zugleich um die Gleichstellung aller Geschlechter bemüht. Das scheint groteskerweise nicht überall gut anzukommen.


Nein, das kommt keineswegs überall gut an. Auch das haben wir Männerrechtler lernen müssen.



7.
Obdachlose, die auf dem Boden dösen, sind aus Sicht der Bahn Straftäter. Sie kommen vor Gericht wegen Hausfriedensbruchs.


Die Süddeutsche Zeitung berichtet über den Prozess gegen einen obdachlosen Mann, wobei dessen gesamtes Leben aufgerollt wird. Der Artikel endet mit diesen Absätzen:

"Im Alter von 12 Jahren kam der Angeklagte in ein Erziehungshilfeheim für schwererziehbare Jugendliche. Damals wurde bei ihm ADHS diagnostiziert, und er wurde mit Ritalin behandelt." Es kam dann zum Streit mit den Erziehern, so liest man weiter in dem Urteil, das Kind flog raus, floh in den Alkohol. "Schon früh hatte der Angeklagte das Gefühl, dass man ihn abgeschrieben habe, und in der Folge war ihm schlicht alles egal." Das Strafurteil fährt dann noch fort mit einigen Begriffen aus der Welt der Medizin. Sie beschreiben ein Leben, das sich liest wie eine einzige, höllische Strafe: "Drogenindizierte Hepatitis C", "suizidale Absicht", "emotional instabile Persönlichkeitsstörung (CD10F60.3)", "Desinfektionsmittel getrunken", "Rettungswagen".

Völlig monoton, schließlich, listet das Urteil noch auf, wie oft man diesen kranken, kaputten Menschen, in der Ecke liegend, nun nachts im Hamburger Hauptbahnhof aufgefunden hat, aus Sicht der Deutschen Bahn: ein Hausfriedensbruch. Hier die Pendler, die durch den Shopping-Bahnhof eilen, dort der stumm Schlafende. Fast könnte man meinen, von ihm würde eine Form von wortloser Frechheit ausgehen gegen die Menschen, die an ihm vorbei zur Arbeit eilen. So, als würde er ihnen etwas wegnehmen.

84 "Tathandlungen" das Schlafens im Bahnhof stellt das Urteil fest. Angemessen, so schreibt es die Richterin, sei eine Geldstrafe von 540 Euro angesichts von verminderter Schuldfähigkeit. Bezahlbar in Raten.




8. Genderama hatte immer wieder auf das Buch des in den USA recht erfolgreichen Männerrechtlers Richard Reeves hingewiesen. Es ist inzwischen auch auf deutsch erhältlich.



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