"Ampel-Koalition: Die feministische Kulturrevolution wird noch mehr Fahrt aufnehmen" – News vom 1. Dezember 2021
1.
Die neue Ampelkoalition wird sie sich mit umso größerer Verve auf kulturpolitische, gesellschafts- und familienpolitische Themen stürzen, um ihre enttäuschte Klientel zu befrieden. Die feministische Kulturrevolution wird dann noch mehr Fahrt aufnehmen.
Hier geht es weiter mit dem Beitrag des Sozialwissenschaftlers Klaus Funken im Debattenmagazin The European. Funken gehört zum politischen Urgestein der deutschen Linken: Er war über lange Jahre hinweg Referent in der SPD-Bundestagsfraktion und Direktor lokaler Büros der SPD-nahen Friedrich-Ebert-Stiftung.
2. Was bedeutet eigentlich das Bekenntnis zu einer feministischen Außenpolitik, die in den Koalitionsvertrag der Ampel aufgenommen wurde, konkret? Die Journalistin Anna Schneider hat dazu recherchiert (Bezahlschranke):
Im Kapitel, das sich mit Außenpolitik beschäftigt (warum diese insgesamt sehr robust werden dürfte, haben meine Kollegen hier aufgeschrieben), findet man einen Satz, den man ungeschaut Annalena Baerbock zuordnen würde – allein, es ist ihrer nicht, sie war nicht in der zuständigen Arbeitsgruppe.
"Gemeinsam mit unseren Partnern wollen wir im Sinne einer Feminist Foreign Policy Rechte, Ressourcen und Repräsentanz von Frauen und Mädchen weltweit stärken und gesellschaftliche Diversität fördern", steht da.
(…) Die Insider unter Ihnen, liebe Leser, denken dabei vielleicht auch sofort an das Center For Feminist Foreign Policy, das seinen Sitz in Berlin hat und – wie soll ich sagen – zeitgeistiger als der bereits erwähnte linksidentitäre Zeitgeist ist. Falls Sie es nicht kennen: Keine Sorge, dafür haben Sie ja mich.
Besagtes Center hat ein ganzes Manifest für "Eine feministische Außenpolitik für Deutschland" herausgegeben, und man freut sich dort – so liest man es zumindest in einer aktuellen Newsletteraussendung – sehr darüber, dass der Begriff der "Feminist Foreign Policy" nun Eingang in den Koalitionsvertrag fand.
Ein kleiner Auszug aus besagtem Manifest machte mich schmunzeln und veranschaulicht sehr gut, wes Geistes Kind es ist: "Deutsche Anti-Gender-Akteur*innen und -Verbündete erschweren jedoch diese Bemühungen, der Anti-Gender-Bewegung in Deutschland und international erfolgreich entgegenzuwirken. (…) Auflagenstarke Zeitungen wie die FAZ oder Die Welt bieten Anti-Gender-Narrativen eine Plattform, wenn sie Artikel veröffentlichen, in denen Gender Studies als unwissenschaftlich und als eine neue Form des Kreationismus bezeichnet werden (Villa, 2018)." Diese meine Zeitung also, des Teufels, und ich selbst sowieso, schreibe ich doch genau solche Texte.
Aber zurück zum Punkt: Darf man sich so also die neue "feminist" Außenpolitik vorstellen? Ein paar Anrufe später war ich beruhigt. Die FDP-Bundestagsabgeordneten Alexander Graf Lambsdorff und Gyde Jensen zerstreuten meine Bedenken – vorerst – und schafften es, meine Augenbrauen wieder auf ihr normales Niveau abzusenken, indem sie mir erklärten, es ginge keineswegs darum, die gesamte deutsche Außenpolitik nun ausschließlich "feministisch" zu gestalten.
Vielmehr sei der englische Begriff gewählt worden, weil es sich dabei um einen international anerkannten Fachbegriff handele – Ziel sei es, die UN-Resolution 1325 mit der Agenda "Frauen, Frieden und Sicherheit" weiterzuentwickeln. Dabei gehe es in erster Linie um den Schutz von Frauen und Mädchen in Kriegsgebieten und die Stärkung der Teilhabe von Frauen an politischen Prozessen und Institutionen bei der Bewältigung und Verhütung von Konflikten – so liest man es auf der Website von "UN-Women Deutschland".
(…) Es gibt also durchaus Hoffnung, dass Deutschland in Zukunft ein bisschen weniger Identitätspolitik und Quotengesäusel um die Ohren fliegt, als ich es von einer derartigen Regierung zu hoffen wagte. Das versöhnt mich wenigstens in dieser Woche – und wenigstens in diesem Bereich – mit der deutschen Politik.
~ Also alles wie gehabt: Es werden vor allem Frauen und Mädchen in Kriegsgebieten geschützt, und mit den Werten "Frieden" und "Sicherheit" werden in gewohntem Sexismus Frauen verknüpft. Dann können wir ja wirklich beruhigt sein. ~
3. Im ZDF diskutierten gestern die Philosophen Richard David Precht und Svenja Flaßpöhler unter der Überschrift "Sensibilisieren wir uns zu Tode?" über Themen, zu denen auch MeToo und die Gender-Debatte gehören. Ich bin noch nicht dazu gekommen, mir das Gespräch anzuschauen, aber daraus, dass sich die Frankfurter Rundschau über viele Absätze nicht einkriegt vor Empörung und auch Margarete Stokowski der Sendung einen angepissten Artikel widmet, lässt sich schließen, dass hier unbotmäßige Meinungen geäußert wurden, die sonst keinen Platz in den Leitmedien haben dürfen.
(Der Journalist Marcel Peithmann merkt an, dass Stokowski gegenüber Flasspöhler befangen sei, "seit sie sich bei einer Diskussion mit ihr intellektuell blamiert hat. Das sitzt wohl immer noch tief.")
4. Der rbb hat die Psychologie-Professorin Birgitta Sticher zum Thema Frauenkriminalität interviewt. Ein Auszug:
rbb: Bleiben Verbrechen von Frauen häufiger unentdeckt?
Professorin Sticher: Hier würde ich gerne auf den Sozialraum Familie eingehen. Stellen Sie sich vor, ein Mann wird von seiner Partnerin geschlagen. Was für einen Grund hat er, dieses Handeln der Frau, ob es jetzt physische oder psychische Gewalt ist, anzuzeigen? Ein Mann wird, wenn er seinen Freunden und Kollegen erzählt - "Meine Frau hat mich geschlagen," -eher nicht Unterstützung und Verständnis erfahren. Er wird zunächst gefragt werden: Warum hast du dir das bieten lassen? Anderen zu erzählen, Gewalt durch eine Frau erfahren zu haben, ist für Männer eher beschämend, denn das passt nicht zu dem Männlichkeitsbild, was Männer von sich und wir von ihnen haben. Deswegen kommt es eher selten zur Anzeige von durch die Partnerin erlebte Gewalt in diesem häuslichen Bereich.
Bezogen auf die Gewalt an Kindern, von der Kindesmisshandlung bis zur Kindestötung, sind die Frauen als Täterinnen stark überpräsentiert. Warum ist das so? Die Hauptlast der Kindererziehung wird auch heute noch von den Frauen getragen, selbst wenn es immer mehr Väter gibt, die sich intensiv mit ihren Kindern beschäftigen. Kriminologen sprechen von einer "Tatgelegenheitsstruktur": Das heißt, wenn ich sehr viel mit etwas zu tun habe und in diesem Zusammenhang eine Belastung und viel Frustration erlebe, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es zum Ausleben von Aggressionen kommt, viel größer.
Der nächste Bereich, in dem Frauen als Täterinnen stärker vertreten sind, ist auch ein häuslicher: Frauen pflegen überwiegend Angehörige, ihre eigenen Eltern, die Eltern von Partnern und kranke Kinder. Auch hier ist - häufig aus einer extremen Belastungssituation heraus - Aggression bis hin zu Gewalt eine mögliche Folge, die Frauen stärker betrifft, weil sie damit auch mehr zu tun haben.
rbb: Hier ist das Dunkelfeld also sehr groß?
Professorin Sticher: Ja, Kinder und auch Pflegebedürftige zeigen Gewalt nicht an, weil sie das ja oft gar nicht können. Partner entdecken sie oft nicht und selbst wenn, gibt es "gute" Gründe, die Täterin nicht anzuzeigen: Würde die Frau wegfallen, wenn sie gegebenenfalls ins Gefängnis käme, wäre ihnen damit auch nicht gedient, denn wer übernimmt dann die Aufgaben, die die Frau bisher ausgeführt hat?
rbb: Die Verbrechen von Männern liegen häufiger im Hellfeld?
Professorin Sticher: Ja, das ist zutreffend. Wenn wir wieder den häuslichen Bereich heranziehen: Inzwischen gibt es seit vielen Jahren eine Auseinandersetzung mit der Gewalt von Männern gegen Frauen im häuslichen Bereich. Die Frauen werden bewusst ermutigt, diese Gewalterfahrungen im häuslichen Bereich nicht mehr als Privatsache zu sehen. Feministinnen haben sich für Frauen und ihre Selbstbestimmung stark gemacht: Es gibt Frauenhäuser, es gibt Möglichkeiten der Beratung und Unterstützung um Frauen zu helfen, aus dieser Gewaltspirale auszusteigen. Wenn ein Mann in dieser Gewaltspirale gefangen ist, und das kann genauso passieren, gibt es aber relativ wenig Möglichkeiten der Hilfe. Die Wahrnehmung von Gewalt von Frauen an Männern sowie die Wahrnehmung der Opferrolle von Männern ist gesellschaftlich noch verzerrt.
5. Das ZDF beginnt, jetzt auch Wörter zu gendern, die im grammatischen Neutrum stehen. Aus "das Staatsoberhaupt" wird so "die Staatsoberhäuptin".
6. Eine Verfilmung des Buches "Lucky" (deutsch: "Glück gehabt"), verfasst von der international bekannten und mehrfach preisgekrönten Autorin Alice Sebold, muss abgebrochen werden, nachdem der Mann, den Sebold dort als ihren Vergewaltiger benannte und den sie für dieses Verbrechen 16 Jahre lang unschuldig ins Gefängnis gebracht hatte, jetzt entlastet wurde.
"Ich werde dieses Verfahren nicht mit den Worten 'Es tut mir leid' besudeln. Das reicht nicht aus", sagte der Bezirksstaatsanwalt von Onondaga, William Fitzpatrick. "Das hätte nie passieren dürfen."
Alice Sebold plane keine Überarbeitung ihres Buches und schweigt zu der Haftentlassung ihres angeblichen Vergewaltigers. Darüber berichtet unter anderem das US-Nachrichtenmagazin Newsweek, das auch einige Hintergründe schildert:
Sebolds Buch "Lucky" war gerade dabei, verfilmt zu werden, als der ausführende Produzent Tim Mucciante skeptisch wurde, weil es Unstimmigkeiten zwischen dem Buch und dem Drehbuch gab.
"Ich fing an, herumzustochern und herauszufinden, was hier wirklich passiert ist", sagte Mucciante am Dienstag gegenüber The Associated Press. Nachdem er aus dem Projekt ausgestiegen war, beauftragte er einen Privatdetektiv, was dazu führte, dass der Staatsanwalt ein persönliches Interesse an dem Fall zeigte.
(...) In ihren 1999 erschienenen Memoiren "Lucky" erzählte die weiße Sebold, wie sie 1981 von einem unbekannten Schwarzen vergewaltigt wurde und Monate später auf der Straße einem Mann begegnete, von dem sie sicher war, dass er ihr Angreifer war.
"Er lächelte, als er sich näherte. Er erkannte mich. Für ihn war es ein Spaziergang im Park; er hatte einen Bekannten auf der Straße getroffen", schrieb Sebold. "'Hey, Mädchen', sagte er. Kenne ich dich nicht von irgendwoher?' Ich sah ihn direkt an. Ich wusste, dass sein Gesicht das Gesicht über mir im Tunnel gewesen war."
Anthony Broadwater wurde schließlich verhaftet, nachdem Sebold nach dieser Interaktion zur Polizei gegangen war.
Obwohl Sebold ihn bei einer polizeilichen Gegenüberstellung nicht identifizieren konnte und einen anderen Mann als ihren Angreifer auswählte, weil "der Ausdruck in seinen Augen mir sagte, dass er mich, wenn wir allein wären und keine Mauer zwischen uns stünde, beim Namen nennen und mich dann töten würde".
Trotzdem wurde Broadwater 1982 vor Gericht gestellt und verurteilt, hauptsächlich aufgrund von zwei Beweisen - Sebold, die ihn im Zeugenstand identifizierte, und ein mikroskopisch kleines Haar, von dem ein Experte sagte, dass es ihn damals mit dem Fall in Verbindung brachte, was inzwischen vom US-Justizministerium verworfen wurde.
Nach dem Freispruch sagte Broadwaters Anwalt, David Hammond: "Streuen Sie ein wenig Junk-Wissenschaft auf eine fehlerhafte Identifizierung, und es ist das perfekte Rezept für eine ungerechtfertigte Verurteilung".
Auch die britische Daily Mail berichtet über den Fall. Demnach habe Sebold Broadwater in ihren Memoiren als jemanden mit krimineller Vergangenheit dargestellt, was nicht den Tatsachen entspreche. Auch sonst gab es bizarre Unstimmigkeiten in Sebolds Memoiren, wie Tim Mucciante berichtet:
Er sagte, er sei auch überrascht gewesen, als er einen Teil des Buches las, in dem Alice beschreibt, wie sie sich mitten im Prozess mit dem Richter zusammensetzt.
"In realen Gerichtssälen passiert so etwas nicht. Kein Richter würde sich mitten in der Verhandlung mit dem Opfer eines Verbrechens allein treffen. Das ist einfach absurd. Ich weiß nicht, ob es passiert ist oder nicht, aber diese ganze Beschreibung des Prozesses ist, wenn sie stimmt, der verrückteste Prozess, den man sich vorstellen kann."
Mucciante war von der Produktion des geplanten Films gefeuert worden, als er angefangen hatte, über solche Unstimmigkeiten zu sprechen: "Es gab große Angst vor diesen Themen."
Sebold hat sich inzwischen für den Vergewaltigungsvorwurf entschuldigt. Der Verlag Simon & Schuster gaben am Dienstag bekannt, der Vertrieb von "Lucky" sei eingestellt worden. Mit der Autorin solle überlegt werden, wie das Buch überarbeitet werden könne.
(Schwarze) Männer werrden es sich jetzt jedenfalls zweimal überlegen, einfach so (weiße) Frauen anzulächeln und sie zu fragen, ob sie sie nicht irgendwoher kennen. Offenbar kann das ungeahnte Konsequenzen haben.
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