Ein Vater mit Asperger lernt seine Familie verstehen – News vom 1. August 2020
Wie eigentlich immer im Hochsommer herrscht an echten geschlechterpolitischen Nachrichten im Sinne von "es ist etwas Spannendes passiert" momentan Mangelware. (Natürlich ist rein subjektiv, was ich als spannend empfinde, aber es ist eine Grundregel von Genderama, dass ich hier keine Dinge blogge, die mich selber langweilen.)
Ersatzweise zu solchen Nachrichten hier also einfach ein paar aktuelle Fundstücke von Beiträgen, die mir erwähnenswert erscheinen:
Auf der Schweizer Website "Wir Eltern" findet man mehrere solche Beiträge, unter anderem "Ein Vater mit Asperger lernt seine Familie verstehen" und "Die Tücken des Papaseins". Der Artikel über Autismus bietet mal eine andere als die übliche Genderma-Perspektive mit dem Schwerpunkt auf politischer Benachteiligung, während der zweite Artikel zeigt, wie schwierig es auch für Männer ist, Rollenbilder aufzubrechen.
Auf der Plattform Anchor berichtet Melanie in einem 24minütigen Podcast, wie es ist, wenn einen die Mutter von seinem Vater entfremdet und was sie sich von der Gesellschaft für betroffene Kinder in einer solchen Situation wünscht. Gruselig, bedrückend und gerade deshalb hörenswert.
Und schließlich beschäftigt sich eine aktuelle Studie damit, welche Rolle eine spezielle Form von Narzissmus bei Frauengewalt spielt:
Neue Forschungen haben wichtige Unterschiede in der Art und Weise aufgedeckt, wie sich Narzissmus bei Frauen und Männern darstellt und wie diese Unterschiede mit intimer Partnergewalt zusammenhängen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine weniger anerkannte Manifestation von Narzissmus - bekannt als verletzlicher Narzissmus - mit dem Verüben von physischem, sexuellem und psychischem Missbrauch durch Frauen in Verbindung gebracht wird.
Die Studie wurde in der Fachzeitschrift "Personality and Individual Differences" veröffentlicht.
"Wir waren an diesem Thema interessiert, weil der Narzissmus bei Frauen aufgrund einer übermäßigen Konzentration auf grandiose Merkmale des Narzissmus, die in der Literatur für Männer kennzeichnend sind, kaum verstanden wird", sagte Ava Valashjardi, Dozentin für forensische Psychologie an der City University of London und Hauptautorin der neuen Studie.
"Grandiose Merkmale des Narzissmus ähneln stereotyp männlichem Auftreten, darunter ein überhöhtes Selbstwertgefühl, körperliche Ausdrucksformen von Aggression, eine Anspruchshaltung, exzessives Machtbedürfnis und ein autoritärer Charakterstil".
"Obwohl Frauen seltener stereotyp männliche Merkmale des Narzissmus aufweisen, tendieren sie jedoch dazu, sich auf verletzliche Merkmale des Narzissmus auszurichten. Anfällige Merkmale ähneln eher weiblichem Auftreten, einschließlich offensichtlicher Schüchternheit, Neurotizismus, Scham, Überempfindlichkeit und geringem Selbstwertgefühl", erklärte Valashjardi.
"Negative Ausprägungen des Narzissmus, wie Ausbeutung, Anspruchshaltung und mangelndes Einfühlungsvermögen, spielen bei der Gewalttätigkeit von Partnern eine herausragende Rolle", erklärte Valashjardi. "Der Großteil der Forschung hat jedoch überwiegend grandiosen Narzissmus mit der männlichen Täterschaft bei partnerschaftlichem Gewaltverhalten in Verbindung gebracht. Ziel unserer Studie war es daher, das theoretische Wissen über narzisstische Frauen als Täterinnen intimer Partnergewalt zu erweitern".
(…) Sie stellten fest, dass Frauen auf der Skala des verletzlichen Narzissmus signifikant höhere Werte aufwiesen als männliche Teilnehmer.
Valashjardi und ihre Kollegen fanden auch heraus, dass grandioser Narzissmus voraussagt, dass Männer emotionalen Missbrauch begehen, während verletzlicher Narzissmus voraussagt, dass Männer körperlichen/sexuellen Missbrauch begehen. Unter den weiblichen Teilnehmern sagte jedoch nur der verletzliche Narzissmus die Täterschaft sowohl physischen/sexuellen als auch emotionalen Missbrauchs durch eine Partnerin voraus.
Mit anderen Worten: Frauen, die Aussagen wie "Wenn andere mich nicht wahrnehmen, fange ich an, mich wertlos zu fühlen" zustimmten, berichteten eher über Verhaltensweisen wie das Stoßen oder Schlagen ihres Partners, die Zerstörung von etwas, das ihrem Partner gehört, oder die verbale Verunglimpfung ihres Partners.
"Diese geschlechtsspezifischen Unterschiede haben Auswirkungen darauf, wie Narzissmus in der Forschungsliteratur traditionell konzeptualisiert und bewertet wird", berichtet Valashjardi. "Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich Narzissmus bei Frauen auf verstecktere und subtilere Weise ausdrückt (z.B. Abwertung, Verstecken hinter dem Selbst), die bei der Ausbeutung von Intimpartnern nicht als stereotyp 'narzisstisch' erkannt werden kann".
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