Freitag, Juni 12, 2020

Obdachlose, faire Prozesse, rassistischer Feminismus – News vom 12. Juni 2020

Momentan hat das Thema "race" das Thema "gender" im Kulturkampf stark zurückgedrängt. Deshalb gibt es heute nur ein paar kleinere Meldungen:

1. Das Ordnungsamt Dortmund erlegt obdachlosen Männern groteske Bußgelder wegen angeblichen Verstößen gegen die Regeln zur Bekämpfung der Corona-Pandemie.

Eine davon: Zwei obdachlose Brüder, beide Verkäufer der Straßenzeitung, treffen in Dortmund auf einen weiteren Obdachlosen. Damit war auch nach Ansicht des Ordnungsamts der Stadt Dortmund die Zahl der erlaubten Personen (damals zwei) überschritten. Dass die Brüder gemeinsam in einem Zelt - also einem Haushalt - wohnen, spielte dabei keine Rolle. Der Verstoß laut Coronaschutzverordnung: "Verbotswidrige Teilnahme an einer Zusammenkunft oder Ansammlung im öffentlichen Raum von mehr als zwei Personen". Die Kosten: Jeweils 200 Euro Geldbuße, 25 Euro Gebühr plus 3,50 Euro Auslagen. Also für jeden 228,50 Euro.




2. 17 US-Bundesstaaten klagen gegen die Wiederetablierung fairer Prozesse an amerikanischen Universitäten. (Genderama berichtete ausführlich.)



3. Die Debatte um Rassismus in der weltgrößten feministischen Organisation, der US-amerikanischen NOW spitzt sich weiter zu . Inzwischen wird der Rücktritt der NOW-Präsidentin Toni van Pelt gefordert.

Bei der Nationalen Organisation für Frauen haben sich weitere Frauen mit Rassismusvorwürfen gemeldet, nachdem eine Untersuchung von "Daily Beast" ein Diskriminierungsmuster aufgedeckt hatte, das von den Regionalgruppen bis zu den höchsten Ebenen der sagenumwobenen feministischen Organisation reichte.

(...) Laurie Bertram Roberts, Geschäftsführerin und Mitbegründerin des Mississippi Reproductive Freedom Fund und seit vier Jahren NOW-Vorstandsmitglied, sagte The Daily Beast, dass sie Van Pelt zum ersten Mal bei einer NOW-Konferenz 2012 in Baltimore traf. Eine Reihe farbiger Frauen waren besorgt über die ihrer Meinung nach rassistischen Vorfälle auf der Konferenz, darunter eine Petition, eine Resolution zum Stimmrecht nach Alice Paul zu benennen, einer Suffragette, die sich für den Ausschluss schwarzer Frauen aus der Bewegung einsetzte.

(...) Bertram Roberts sagte, diese Erfahrung stimme mit ihrer Erfahrung bei der NOW insgesamt überein. Sie verließ ihre Rolle als nationales Vorstandsmitglied im Jahr 2016.

"Bei meiner ersten Vorstandssitzung wurde mir klar, dass dies schrecklich werden würde", sagte sie. "Ich verbrachte meine gesamte Zeit während der Sitzung damit, zu sagen: 'Entschuldigen Sie, das gilt nicht für Frauen im Süden. Entschuldigen Sie, das gilt nicht für schwarze Frauen. Entschuldigen Sie, das trifft nicht auf Frauen aus der Arbeiterklasse zu.'"

"Ich hatte das Gefühl, dass das alles war, was ich die ganze Zeit gesagt habe, als ich dort war", sagte sie. "Und ich meine nicht nur während der Sitzungen."

(...) Hayley Margolis, die 2018 NOW Praktikantin war, sagte, sie sei so entsetzt über den Rassismus und die Transphobie, die sie auf der nationalen Konferenz in diesem Jahr erlebt habe, dass sie eine ganze Präsentation darüber erstellt habe, wie die Organisation diese Probleme angehen könne. (Eine besonders erschütternde Erinnerung sei, so Margolis, dass Van Pelt wiederholt sagte, dass Feminismus "wie Sauerstoff in einem Flugzeug" sei: "Man setzt sich seine eigene Maske auf, bevor man anderen hilft.")

Als Margolis Van Pelt und ihrer damaligen Vorgesetzten ihre Bedenken vortrug, sagte sie, die Präsidentin sei streitlustig gewesen und habe sie während der gesamten Präsentation unterbrochen. Margolis sagte, sie sei so enttäuscht über das, was sie im Sommer und bis in den Herbst hinein im nationalen Hauptquartier erlebt habe, dass sie schließlich ihr Praktikum vorzeitig beendet habe.


Der zentrale Vorwurf bleibt also, dass führende NOW-Mitglieder das feministische Engagement auf Frauen der weißen Mittel- und Oberschicht begrenzt sehen wollen und an den Perspektiven von farbigen Frauen oder Frauen der Arbeiterschicht genauso wenig Interesse haben wie an den Perspektiven jener Männer, die die feministische Linie nicht mit Nachdruck unterstützen: eine egozentrische, überhebliche und herablassende Haltung, über die sich viele Männerrechtler schon seit Jahren ärgern die aber politisch bislang sehr erfolgreich war.

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