Donnerstag, Mai 28, 2020

Deutschlandfunk: "Hauptverlierer der Frauenquote sind Männer um die 50" – News vom 28. Mai 2020

1. Der Deutschlandfunk, normalerweise stramm feministisch unterwegs, lässt in einem ausführlichen Artikel von Katja Scherer den Wiesbadener Personalvermittler Daniel Detambel über die Verlierer der Frauenquote sprechen:

"Zunehmend muss man sagen, in den letzten Jahren kommen schon auch Männer zu uns und sagen: Naja, ich weiß, für mich geht es in dem Unternehmen nicht weiter. Weil bei uns wird das auch so offen kommuniziert, dass Frauen gefördert werden, dass ich mir einfach Alternativen außerhalb dieses Unternehmens suchen muss."

Bisher betreffe das vor allem Führungspositionen bei großen Mittelständlern sowie das mittlere Management von Dax-Konzernen. Jene Ebenen also, wo durch die Frauenförderung der vergangenen Jahre inzwischen viele gut qualifizierte Managerinnen anzutreffen sind. Verlierer wiederum seien meist Männer um die 50 Jahre, sagt Detambel:

(…) Gegen fairen Wettbewerb mit mehr Frauen im Rennen hätte auch der Unternehmensberater Markus gar nichts einzuwenden. Er geht allerdings davon aus, dass die Quote in seinem Unternehmen nicht zu mehr Wettbewerb, sondern zu neuen Verzerrungen führt. Bisher sei es nämlich so, dass viele Frauen die Firma bei der Familiengründung verließen, erzählt er:

"Wenn man bei uns quasi Zeit am Stück nehmen möchte, dann ist das einigermaßen okay, so lange es nicht zu lange ist. Aber was schwierig ist, sind solche Teilzeitmodelle wie: Ich arbeite nur drei Tage die Woche. Oder ich arbeite nur halbtags. Weil das eigentlich in dem Arbeitsmodell, das wir fahren, überhaupt nicht vorgesehen ist."

Und das wiederum bedeutet aus Markus‘ Sicht: Wenn Frauen gehen und die Quote trotzdem erfüllt wird, müssten die Frauen, die in der Firma bleiben, quasi auf jeden Fall befördert werden. Ganz egal, ob sie besser oder schlechter qualifiziert seien als Männer. Mit dem eigentlichen Ziel, nämlich Chancengleichheit, habe das nur noch wenig zu tun, kritisiert er:

"Und eigentlich war ja die Idee, wie es auch von der Firma kommuniziert worden ist, dass wir so unsere Vereinbarkeit von Familie und Beruf anpassen und verbessern, dass zum Beispiel die Frauen nicht überproportional häufig sich andere Berufsfelder suchen."

Dass Markus mit seinem Verdacht Recht haben könnte, zeigt eine Studie der Europäischen Zentralbank. Die Bank hat kürzlich ihre Personalpolitik analysiert und festgestellt: Frauen bewarben sich dort in den vergangenen Jahren seltener auf Führungsstellen als Männer. Wurden, wenn sie sich bewarben, aber eher befördert.


In den folgenden Absätzen zitiert der Beitrag den Eliten-Forscher Professor Michael Hartmann mit seiner These, dass inzwischen Elitetöchter Arbeitersöhne beim beruflichen Aufstieg überrunden, sowie den Nürnberger Männerbeauftragten Matthias Becker, der in bestimmten Berufsfeldern eine Quote für Männer fordert.

Denn dass der Männermangel allein am Gehalt liegt, glaubt er nicht. So würden Männer als Paketboten zum Beispiel auch nicht besser bezahlt. Überhaupt, sagt Becker, seien Männer mitnichten so privilegiert wie oft behauptet wird: Sie sterben im Schnitt früher, sind öfter einsam und inzwischen schlechter ausgebildet als Frauen, zählt er auf.

(…) Dass es schwierig sein kann, solche Bedürfnisse von Männern anzusprechen, weiß Monika Ebeling. Die Sozialpädagogin hat von 2008 bis 2011 in Goslar als Gleichstellungsbeauftragte gearbeitet und dort auch Aktivitäten für Männer organisiert wie ein Papa-Picknick. Viele Frauen hätten das kritisiert, sagt sie:

"Also die Frauenbewegung hat sich sehr speziell auf Frauen fokussiert, hat Männer außen vor gelassen und das war jetzt der Anspruch, dass ich als Gleichstellungsbeauftragte praktisch in dieser Tradition das fortsetzen soll."

Ebeling musste ihren Job schließlich in Folge des öffentlichen Drucks abgeben. Aus ihrer Sicht hat sich seitdem wenig geändert. Bis heute würden Männer oft als Gegner oder gar Unterdrücker dargestellt, kritisiert sie:

"Es ist schwer, Anliegen von Männern respektabel rüberzubringen. Im Grunde ist das dann auch schon eine Art der Diskriminierung oder des Vorurteils, dass man sagt, ja, da sind doch die Männer selbst schuld oder Jahrhunderte lang waren sie immer mit Gold gepudert und man kommt dann gar nicht in so eine Debatte rein."




2. Junge Männer fühlen sich häufiger einsam als alte Frauen. Das geht aus einer weltweiten Studie mit rund 46.000 Teilnehmern hervor.



3. Jeder fünfte norwegische Teenie bekommt Nacktfotos von Fremden. Unter jenen, die solche Bilder empfangen haben, sind zu 36 Prozent Jungs.

Bemerkenswerte Einleitung des Artikels: "Spätestens seit 'Männerwelten' von Joko und Klaas ist sexuelle Belästigung an Frauen sichtbar geworden." Bestimmt. Das Thema blieb völlig unsichtbar, als es zwei Jahre in Verbindung mit MeToo auf zig Titelseiten prangte und davor in Verbindung mit #Aufschrei und davor … und davor … Nur Corona war als Thema noch unsichtbarer in unserer Gesellschaft.



4.
Die Wissenschaftsjournalistin Mai Thi Nguyen-Kim ("maiLab") teilt die Kritik etwa vom Verein ProQuote Medien, dass in der Corona-Pandemie wenig Frauen als Expertinnen zu Wort kommen. Ihr allerdings rein subjektiver Eindruck sei, "dass Frauen erst als Expertinnen in die Öffentlichkeit gehen, wenn sie seit Jahren einen Lehrstuhl inne haben, während Männer eher mal sagen, ich habe doch Biologie studiert, dazu kann ich was sagen", sagte die Chemikerin der Deutschen Presse-Agentur in Mainz.

Dies merke sie auch bei ihrer Recherche, betonte die Journalistin: "Wir schreiben alle möglichen Experten an, und uns schreiben viel mehr Männer zurück, die sich das zutrauen vor so einem großen Publikum zu sprechen und für immer im Internet zu sein."


Der Tagesspiegel berichtet.



5. Christian Schmidt hat klassische Verteidigungsstrategien nach Kritik an feministischer Hate Speech untersucht.



6. In der Schweizer Internetzeitung "Infosperber" berichtet Daniela Gschweng über den feministischen Corona-Recovery-Plan, den der US-Bundesstaat Hawaii vorgelegt hat:

Wer eine nachhaltige Erholung nach der Krise wolle, müsse Frauen ins Zentrum der Überlegungen stellen, sagt Khara Jabola-Carolus, die Vorsitzende der Frauenrechtskommission Hawaiis, die bereits Mitte April einen "feministischen Recovery-Plan" aufgestellt hat.

Anstatt die Wirtschaft zum alten Normalzustand zurückzuführen, sei es angezeigt, eine Struktur aufzubauen, die "Geschlechtergerechtigkeit auch liefern kann", sagt Jabola-Carolus. Massnahmen wie kostenlose Kinderbetreuung für Frauen in systemrelevanten Berufen, Gesundheitsfürsorge für alle und der Aufbau von Pflegeeinrichtungen für die gesamte Bevölkerung seien längst überfällig.

Dazu kommen ein universelles Grundeinkommen, Elternurlaub, Krankengeld, ein Budget für Sans-Papiers, Hausangestellte, Frauen mit Behinderungen und Sexarbeiterinnen. Der Notfall- und Aufbauplan enthält dazu einige sehr konkrete Forderungen. Der Mindestlohn für alleinerziehende Mütter soll beispielsweise auf 24,80 Dollar pro Stunde angehoben werden.

(…) Hawaii ist mit solchen Plänen nicht allein, auch Chile in Südamerika hat einen feministischen Notfallplan vorgelegt.


Das Blog The Daily Wire erläutert, wie stark dieses Konzept sexistische Diskriminierung beinhaltet:

Lassen Sie uns einen Blick auf nur einen dieser Vorschläge werfen: Der Mindestlohn von 24,80 Dollar pro Stunde für alleinerziehende Mütter. Was ist mit alleinerziehenden Vätern? (…) Wie lange dauert es, bis Firmen anfangen, andere Menschen als alleinerziehende Mütter einzustellen, um zu vermeiden, dass sie ihnen so viel mehr bezahlen müssen, nur aufgrund ihrer Umstände und nicht aufgrund ihrer Leistung oder ihres Könnens?

Dieser Vorschlag könnte spektakulär nach hinten losgehen, wenn Unternehmen erkennen, dass es billiger wäre, keine alleinerziehenden Mütter einzustellen. Es ist das in die Praxis umgesetzte geschlechtsspezifische Lohngefälle – in die Gegenrichtung. Eines der Argumente im Mythos des geschlechtsspezifischen Lohngefälles lautet, dass Frauen einfach schlechter bezahlt werden als Männer, obwohl es illegal ist. Aber wenn es wahr wäre, dass Unternehmen damit durchkommen könnten, Frauen weniger als Männern zu bezahlen, dann würden viel mehr Frauen eingestellt werden, damit die Unternehmen das Geld sparen könnten. Tatsache ist, dass dies ein Mythos ist - aber Hawaii scheint ihn Wirklichkeit werden lassen zu wollen, indem es einer bestimmten Unterklasse von Frauen mehr bezahlt als allen anderen.

(...) Der Recovery-Plan begünstigt nicht nur Frauen gegenüber Männern, sondern auch "einheimische und eingewanderte Frauen, Betreuerinnen, ältere Frauen, Personen, die sich als Frauen identifizieren, und nichtbinäre Personen, inhaftierte Frauen, ungeschützte Frauen, Überlebende von häuslicher Gewalt und Sexhandel sowie Frauen mit Behinderungen", so das Frauenmagazin The Lily. Es sei darauf hingewiesen, dass die Website den Plan nicht als juristisches oder moralisches Chaos darstellte.


Genauso wenig wie der "Infosperber" übrigens. Sobald auf irgendeinem wirren Plan das Etikett "feministisch" prangt, scheint bei manchen JournalistInnen das kritische Denken komplett auszufallen.

The Lily sprach mit Khara Jabola-Carolus, der Exekutivdirektorin der Kommission für den Status der Frauen, die bei der Entwicklung des Plans half. Jabola-Carolus belebte die lächerliche Behauptung wieder, das Coronavirus schade Frauen mehr als Männern, und sagte, Männer würden eher an der Krankheit sterben, weil sie Sexismus gegen Frauen hegten. Das ist ihr Ernst:

"Selbst die Tatsache, dass das Virus für Männer tödlicher ist, hängt mit Sexismus, einer Form der Ungleichheit, zusammen. Die Sterblichkeit ist für Männer immer höher, weil Selbstversorgung und Gesundheitsvorsorge als Dinge angesehen werden, die Frauen tun; Männer wollen oft nicht mit frauentypischen Verhaltensweisen in Verbindung gebracht werden. Es ist gut dokumentiert, dass sich Männer aus diesen kulturellen Gründen oft nicht um ihre Gesundheit kümmern. Mittlerweile sind die Auswirkungen von Covid-19 außerhalb des Virus selbst für Frauen verheerender, sowohl aus kulturellen Gründen als auch aus systemischem Sexismus."

Es sind nicht "frauentypische Verhaltensweisen", die Männer davon abhalten, sich um medizinische Versorgung zu bemühen. Vielmehr ist es die Angst davor, als schwach bezeichnet zu werden, und Menschen wie Jabola-Carolus, die in allem Sexismus sehen und die ständige Aufmerksamkeit für Frauen und ihre Probleme auf Kosten der Männer und ihrer Probleme fordern. Gibt es auf Hawaii eine Kommission für die Anliegen von Männern? Nein.

(...) Der Vorschlag bringt auch die geschlechtsspezifische häusliche Gewalt zur Sprache, ohne anzuerkennen, dass auch Männer Opfer sein können und sich oft schämen, wenn sie zugeben, dass sie von ihren Frauen oder Freundinnen geschlagen wurden und ihnen keine Einrichtungen zur Verfügung stehen, die ihnen helfen könnten.

Ein anderer Vorschlag des Plans zielt darauf ab, auf die Gebühren für COVID-19-Tests zu verzichten (was in Ordnung ist), und erwähnt ausdrücklich den Verzicht auf diese Gebühren für inhaftierte Frauen. Was ist mit inhaftierten Männern? Die Gefängnisse haben wegen der Angst vor Coronaviren Häftlinge entlassen (wobei es sich zumeist um Männer handelt), doch würde dieser Vorschlag nur Frauen zugute kommen. Darüber hinaus erhebt der vorgeschlagene Wirtschaftsplan inhaftierte Frauen ohne Grund über inhaftierte Männer. Er fordert ein "Programm, das speziell darauf abzielt, sicherzustellen, dass umweltfreundliche Arbeitsplätze an Frauen vergeben werden, einschließlich spezieller Programme für Frauen, die von ihrer Inhaftierung genesen".

"Von ihrer Inhaftierung genesen?" Haben sie ein Verbrechen begangen oder nicht?

Im weiteren Verlauf des Vorschlags fordert die Kommission kostenlose persönliche Schutzausrüstung für Risikopersonen, "insbesondere für inhaftierte Frauen". Als ob inhaftierte Männer nicht auch gefährdet wären. Die Kommission will auch spezielle Programme zur psychischen Gesundheit für inhaftierte Frauen, ohne inhaftierte Männer zu erwähnen.

So sieht ein Vorschlag der Frauenkommission aus. Es ist nur ein Vorschlag, was bedeutet, dass die Legislative ihn nicht einmal in Erwägung ziehen muss, aber es ist ein erschreckendes Dokument einer Regierungskommission, die unverhohlen und unverfroren Frauen gegenüber Männern zum Nachteil beider Geschlechter fördert.




7. Die Post. Gestern veröffentlichte Genderama einen Leserbrief, in dem es hieß:

Einmal haben meine Schüler im Sozialkundeunterricht einer Kollegin sachlich gegen die Behauptung, es handele sich um Frauendiskriminierung argumentiert, als diese Kollegin eben mit "23% weniger für die gleiche Arbeit" ankam. Die Kollegin bestreitet es zwar, aber sie lässt sich doch klar als Radikalfeministin einstufen. Nachdem sie die Schüler dann massiv unter Druck gesetzt hat (deren Aussagen werden mit der Note 6 bewertet, weil falsch, und diese Note wird noch dazu sehr stark gewichtet), um zu erfahren, wo sie diesen "Quatsch" her haben, hat sie sich natürlich bei der Schulleitung über mich beschwert, weil ich frauenfeindliche Themen und Bilder im Unterricht behandle. Obwohl ich die Kollegin und ihre Beschwerde argumentativ auseinander genommen habe, gab's für mich von der Schulleitung keine Unterstützung, und ich habe jetzt einen Eintrag in der Personalakte.


Dazu schreibt mir heute David Müller, Beirat des Vorstands der männerpolitischen NGO MANNdat:

Wenn das Bestreiten des Satzes "23% weniger für die gleiche Arbeit" frauenfeindlich sein sollte, wäre das auch Destatis in der Person von Frau Claudia Finke, die hier die Gründe für den bereinigten Pay Gap von 7-8% erläutert. Besonders wenn der Lehrer auf dieser Grundlage argumentiert hat, könnte er eine Beschwerde nach AGG §13 einreichen und auf Rücknahme des Eintrags und Schadensersatz klagen.


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