Corona-Ostern: Deutsche Polizei stoppt Vater auf dem Weg zu seiner Familie – News vom 12. April 2020
1. Die "Bild"-Zeitung hat ein vielsagendes Video online gestellt, das zeigt, wie es einem Scheidungsvater in Zeiten der Pandemie gehen kann.
2. In einem ganzseitigen Artikel des Wiesbadener Kuriers (nur im Anriss online) berichtet Benedict Knab über den durch die Corona-Selbstisolation drohenden Anstieg häuslicher Gewalt. Ein Auszug:
Seit Beginn der Corona-Krise und der daraus resultierenden Maßnahmen konnte die Polizei im Kreis noch keinen Anstieg häuslicher Gewalt feststellen, teilt Michaela Plock, Pressesprecherin der Polizei für den Rheingau-Taunus-Kreis, mit. (…) Auch in der Kreisverwaltung gab es noch keine vermehrten Hilfsanfragen: Fachbereichsleiterin Liane Schmidt sagt in Vertretung der Gleichstellungsbeauftragten: "Im Moment gibt es keine Zunahme von Fällen häuslicher Gewalt."
(…) Aus Frankreich kommt die Idee, sogenannte Männerhäuser einzurichten. In der Konsequenz müssten nicht mehr Frauen aus Angst vor einem gewalttätigen Partner ihre Wohnung verlassen, sondern umgekehrt.
Ich gebe ja zu, dass man als Journalist unmöglich in jedem x-beliebigen Thema kompetent sein kann, aber wenn man sich bei einem Thema auskennt, sind Passagen wie der zuletzt zitierte Absatz schon arg befremdlich. Das sogenannte Gewaltschutzgesetz, beworben mit dem Motto "Der Schläger geht, die Geschlagene bleibt", gibt es hierzulande seit fast zwanzig Jahren; dazu brauchte es keine "Männerhäuser". Solche Notunterkünfte für Männer benötigt man aus komplett anderen Gründen, die Genderama-Lesern zur Genüge bekannt sind.
Den Erfolg des feministischen Agenda-Settings muss man aber fast schon bewundern: Es gab in den letzten Wochen im Zusammenhang mit Corona flächendeckend zahllose Artikel über jenen Teil der häuslichen Gewalt, den Männer gegen Frauen ausüben, immer wieder mit heulenden Alarmsirenen, und irgendwo versteckt darin findet man ein paar Sätzchen, dass es keine Zunahme dieser Gewalt gibt, die diese Artikelflut rechtfertigen würde.
Im Gehirn einer Genderberaterin der Vereinten Nationen wird die aktuelle Pandedmie inzwischen so verarbeitet:
Die grausame Ironie von #Corona - es ermöglicht Männern, schreckliche Gewalt gegen Frauen auszuüben, die zu Hause festsitzen. Aber die Krankheit rächt sich, indem sie weit mehr Männer tötet.
Wenn Sie also ein Mann sind, der an Corona stirbt: Hätten Sie mal Ihre Frau nicht geschlagen… Ich schätze, derartige Tweets führen zu derart viel Skepsis gegenüber Feminismus, dass dagegen nicht mal die Keule "Antifeminismus ist rechtsradikal" langfristig ankommt.
3. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute, passend zum Thema:
Nachdem wir uns am Freitag so über die männerfeindliche Kampagne gegen häusliche Gewalt aus Schleswig-Holstein geärgert haben (Wobei: Das Video dazu ist immerhin besser -- nicht, daß das eine Leistung wäre): Am gleichen Abend wurde in der Rundschau-Sendung im Bayrischen Rundfunk auf die Webseite "Bayern gegen Gewalt" aufmerksam gemacht, herausgegeben vom Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales. Die Seite hat mich wirklich überrascht, weil ich insgesamt nichts anderes sagen kann als: Genau so gehört solch ein Angebot aufgebaut.
Die allgemeinen Teile sind (fast) vollständig geschlechtsneutral formuliert (und das geht überraschenderweise auch ohne Sprachverrenkungen und Sonderzeichen!) und dann gibt es noch vollkommen gleichberechtigt nebeneinanderstehende Abschnitte jeweils für Frauen, Männer und Kinder/Jugendliche mit Links zu Hilfsangeboten und Telefonnummern.
(Gut, wenn ich meckern müßte: An einer Stelle heißt es: "Sie fürchten, Ihre Nachbarin ist ein Opfer von häuslicher oder sexualisierter Gewalt?" Männliche Nachbarn müssen sich vermutlich doch wieder selbst Hilfe suchen. Aber immerhin gibt es dafür diese Webseite.)
Besonders amüsiert hat mich die Tatsache, daß zwar das männerfeindliche "Survival-Kit" beim Bundesforum gegen Männer verlinkt wird, direkt im Anschluß aber ein Kasten in dreifacher Schriftgröße darauf hinweist, daß es "auch für Frauen sehr nützlich sein" kann. "Schauen Sie mal rein!"
Und dann gibt es da noch einen Hinweis, in dem es heißt, daß Mitte April (das wäre die kommende Woche) das Hilfetelefon "Gewalt an Männern" bundesweit (!) an den Start gehe. Davon hatte ich noch überhaupt nichts gehört.
(Und ein kleines, nörgelndes Männchen in meinem Kopf sagt, daß genau das möglicherweise der Plan war: Man richtet dieses Telefon ein, bewirbt es – im Gegensatz zum Pendant für Frauen – überhaupt nicht und hat dann nach einem Jahr einen guten Grund, es wieder einzustellen: Es gab ja kaum Anrufer, also offensichtlich kein Interesse an dem Angebot. Aber manchmal ist dieses Männchen auch unnötig pessimistisch ...)
Die Webseite "Bayern gegen Gewalt" ist (laut der Informationen dort) Teil der Umsetzung eines gleichnamigen 3-Stufen-Plans, an dem mich etwas verwirrt, daß die Stufen 2 und 3 parallel laufen, wobei Stufe 2 nur "Frauen und ihre (!) Kinder" adressiert und Stufe 3 "Angebote für weitere Personengruppen" (wer bleibt da wohl noch übrig?) "und zu weiteren Gewaltformen" ergänzt. Vielleicht ist diese Trennung pragmatisch gesehen aber auch gar nicht schlecht, so kann man Stufe 2 von den üblichen Verdächtigen betreiben lassen und für Stufe 3 egalitärer eingestellte Akteure ins Boot holen.
Man mag also die eine oder andere Kleinigkeit bekritteln, aber insgesamt bin ich wirklich positiv überrascht und beeindruckt von dieser Kampagne, die fast vollständig ohne die klassische "Täter Mann, Opfer Frau"-Dichotomie auskommt und trotzdem sogar im Fernsehen beworben wird. Es geht doch, wenn man will!
Und wenn an der Ankündigung des bundesweiten Hilfetelefons für Männer wirklich etwas dran ist (da steht nur "Mitte April", aber keine Jahreszahl!), dann ist das doch mal ein wirklich schönes Osterei.
<< Home