Freitag, April 03, 2020

Bundesforum warnt: "Für Männer steigt die Gefahr, Schutzwohnungen fast ausgebucht" – News vom 3. April 2020

1. Nach der massiven Kritik am Bundesforum Männer, es übergehe in einem aktuellen Merkblatt zur Pandemie die Gefahr für männliche Opfer, korrigierte es seinen Kurs gestern in einem Tweet, in dem es heißt:

Durch #Coronakrise steigt auch für #Männer die Gefahr Opfer von #Partnerschaftsgewalt zu werden. #Männerschutzwohnungen für gewaltbetroffene Männer sind nahezu ausgelastet.


In Verbindung damit postete das Bundesforum Pressemiteilung, der zufolge die Männerschutzwohnungen jetzt bereits "bundesweit nahezu ausgelastet" seien.

Irreführend ist in der Pressemitteilung die Passage "Auch Männer sind gewaltbetroffen, üblicherweise in bis zu 20 Prozent aller Fälle von Partnerschaftsgewalt", die sich allein auf das in den Kriminalstatistiken verzeichneten Hellfeld orientiert und die weltweite Forschungslage ignoriert. Zu begrüßen hingegen ist, dass sämtliche Männerschutzeinrichtungen und der Grad ihrer Auslastung deutlich dargestellt werden. In der Pressemitteilung heißt es auch:

Einige Männerschutzprojekte bauen derzeit innerhalb der regionalen Hilfenetzwerke zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten auf, um auf steigende Bedarfe reagieren zu können. Gegebenenfalls wird auch überregional vermittelt.


Die Reaktionen auf diesen Schritt des Bundesforums sind erfreut, enthalten aber auch Vorschläge zu weitergehenden Verbesserungen. Einige Repliken unter dem zitierten Tweet:

Wow, danke @BFMaenner. Jetzt müssten @maennerch und das @BMFSFJ auch noch über ihren Schatten springen.


Seit wann gibt es die "Bundesfach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz", und warum heißt sie nicht "Bundesfach- und Koordinierungsstelle zum Schutz von Männern vor Gewalt"? Musste "Männergewalt" unbedingt mit rein?

Ihr könnte übrigens dann jetzt vorschlagen, dass mal jemand untersucht, warum häusliche Gewalt in lesbischen Beziehungen höher ist als in schwulen. Aber vorher gut überlegen, wie ihr es trotz der Faktenlage drehen könnte, dass das Patriarchat der Grund ist!


Gut gemacht @BFMaenner und bitte jetzt weitermachen. Männer brauchen unbedingt eine Lobby, die auch den Mut hat, dem @BMFSFJ entgegen zu treten. Ohne Mut und Rückgrat wird es nicht gehen.


Wir müssen auch die Machtverhältnisse anerkennen. Wenn selbst @derspiegel Gewalt gegen Männer herunterspielt, ist klar, welch mächtige Lobby sich gegen die Anerkennung von männlichen Opfern einsetzt.


18 (!) Plätze!

6 (!) sind nur frei!

Das Angebot von #Männerschutzwohnungen ist ein Witz! Wo bleiben Gelder des @BMFSFJ, um mehr Wohnungen zu stellen?!

@BFMaenner: Was könnt ihr bewegen, damit sich da schnell was ändert?


Fatal ist, dass gestern, also zeitgleich zu dem begrüßenswerten Tweets des Bundesforums, die Feministin Simone Schmollack das missglückte Merkblatt in einem "taz"-Artikel dazu nutzte, häusliche Gewalt vor allem als Bedrohung von Männern gegen Frauen darzustellen. Zitiert sei eine Passage aus diesem Artikel:

"Wir machen uns da nichts vor", sagt Schölper vom Bundesforum Männer: "Das Angebot richtet sich vor allem an Männer, die sonst nicht gewalttätig, aber mit der aktuellen Situation völlig überfordert sind." Männer also, die gewöhnlich Dauerpräsenz im Büro zeigen und mit familiärer Opulenz nicht umgehen können. Die nicht wissen, in welchen Küchenschrank zu Hause die Teller gehören und dass man Jeans nicht zusammen mit weißen Unterhosen in die Waschmaschine schmeißt.


Nach derselben Logik könnte ein Frauenhasser postulieren, Frauen, die in die für sie völlig ungewohnte Aurbeitswelt geraten, könnten nur mit Überforderung und Heulkrämpfen reagieren, wenn sie ein Dokument kopieren möchten und plötzlich das Papier alle ist.



2. Christian Schmidt erörtert denkbare Gründe für den deutlichen Rückgang häuslicher Gewalt während der Pandemie trotz gegenlautender Befürchtungen:

Erinnert mich etwas an den befürchteten Anstieg der Zwangsprostitution bei der WM2006, der von Feministinnen beschworen wurde, dann aber nicht eintrat.

Das gleiche Bild zeichnete auch ein Bekannter, der Richter am Familiengericht ist und mit dem ich mich neulich unterhalten hatte. Alle Richter hatten mit einer Vielzahl von Gewaltschutzverfahren gerechnet, aber bisher sei es absolut ruhig.

Sicherlich kann ein Aufeinanderhocken mehr Spannungen auslösen. Aber es fallen ja gleichzeitig auch viele Gründe, die zu Gewalt führen können, weg:

Etwa dass einer der beiden eine Affaire hat und spät nach Hause kommt, was dann zu einer Eskalation führt, oder auswärtiges Feiern mit viel Alkohol. Vermutlich ist auch beiden klar, dass man sich weitaus weniger ausweichen kann und die Kinder auch betreut werden müssen und man lässt einfach Streitigkeiten weniger eskalieren.

Aber auch ganz profane Gründe können zu einer Deeskalation führen: Wenn der Mann und man selbst in Kurzarbeit ist, dann bekommt man bei einem Auszug keinen oder geringeren Unterhalt. Das macht eine Trennung schwieriger, als wenn man danach mit einer guten Unterhaltszahlung rechnen kann. Und auch zu den Eltern ziehen kann schwieriger sein, wenn diese jedes Corona Risiko gering halten wollen.




3. Der Teen Vogue gelingt, woran andere gescheitert sind: ein nicht-sexistischer Beitrag mit Ratschlägen, wie man am besten damit umgehen kann, wenn man während der Pandemie häusliche Gewlt erlebt. Der "Stern" beispielsweise bekommt das ganz entschieden nicht hin.



4. Dafür hat der "Stern" den Familienrechts-Experten Matthias Bergmann zur Situation von Trennungskindern während der Corona-Pandemie befragt. Dessen Einschätzung lautet: "Wir werden viele Entfremdungen mit psychischen Folgen sehen." Ein auszugsweises Zitat würde hier nur schaden; das ausgewogene, differenzierte und trotzdem sehr klare Interview ist in Gänze lesenswert.



5. Die männerpolitische Website A Voice for Men sieht die Rolle der italienischen Frauenhäuser während der Pandemie kritisch. Der folgende Beitrag prangert dies schärfer an, als ich es formulieren würde:

Vor einigen Stunden kündigte die italienische Ministerin für Familie und Chancengleichheit, Elena Bonetti, die Verteilung von 30 Millionen Euro (…) an so genannte "Anti-Gewalt-Zentren für Frauen" (AZF) an. Sie wurden aufgrund der Istanbuler Konvention gegründet und rekrutieren nur Frauen, um nur Frauen - mutmaßliche Opfer häuslicher Gewalt durch Männer - Hilfe und Unterstützung zu gewähren. Männlichen Opfern wird keine Hilfe gewährt.

In Italien gibt es 360 AZFs, die über das ganze Land verteilt sind und in der Rechtsform von "Vereinen" agieren, was in Italien bedeutet: keine Notwendigkeit, Bilanzen oder Jahresabschlüsse zu veröffentlichen, trotz der riesigen Menge an öffentlichen Geldern, die sie erhalten (zwischen 80 und 100 Millionen Euro pro Jahr).

Die AZFs veröffentlichen auch periodische Berichte über die Anzahl der Anfragen, die sie verzeichnen: normalerweise Zahlen, die mit einem Krieg übereinstimmen. Nach ihren Berichten zu urteilen, werden jeden Monat Tausende von Frauen von Tyrannen-Ehemännern oder Gefängnisverlobten missbraucht, da jeder Mann (ihre ideologische Voraussetzung) von Natur aus ein Stalker und/oder ein gewalttätiger Unterdrücker ist. Ihre Zahlen können nicht gegengecheckt oder in Frage gestellt werden. Auf Nachfrage behaupten die AZF-Manager, dass sie aus Gründen der Privatsphäre nicht überprüft werden können.

Kritiker bezeichnen diese Zentren als "Staat im Staat". Sie verfügen über finanzielle und politische Macht, enge Verbindungen zu internationalen Gremien, den Medien und vielen italienischen Politikern. Ihr Netzwerk wurde von der Widerstandsbewegung der Männer mit dem Spitznamen "Ro$a No$tra" versehen, eine Verballhornung von "cosa nostra", die so etwas wie "Rosa Mafia" bedeutet.

AZFs werden offen beschuldigt, finanziell geschmierte Mechanismen zu sein, die darauf ausgerichtet sind, Anklagen gegen Männer zu erheben, insbesondere im Falle einer Trennung, wie Fabriken, die falsche Anschuldigungen erheben. Offizielle, geprüfte Zahlen des italienischen Justizministeriums scheinen diese Kritik zu untermauern. In den letzten zehn Jahren wurden pro Jahr durchschnittlich 50.000 Anklagen von Frauen gegen Männer erhoben, mit durchschnittlich 5.000 strafrechtlichen Verurteilungen im gleichen Zeitraum. Dies bedeutet, dass 90% der Anklagen im Sande verlaufen sind, höchstwahrscheinlich aufgrund falscher oder fadenscheiniger Vorwürfe während einer Trennung.

Diese Unternehmen erhalten nun 30 Millionen Euro von der italienischen Regierung, während Italien vor der Covid-19-Pandemie auf den Knien liegt. Tausende von Menschen sind tot und sterben (80% davon Männer), Krankenhäusern fehlt persönliche Schutzausrüstung, Familien sind in ihren Häusern eingesperrt, während sich ihre Ersparnisse erschöpfen, Menschen werden von Unternehmen aus dem Arbeitsleben entlassen, wobei eine Zunahme der Selbstmorde erwartet wird, und eine wirtschaftliche Rezession könnte das Land sehr hart treffen.

Vor diesem Szenario hat die "rosa Mafia" einen ganzen Monat lang über die Folter von Frauen geweint, die mit ihren Folterern zu Hause eingesperrt seien. Medien, Politiker und Meinungsmacher haben alle zusammen in einen Chor eingestimmt, der behauptete, dass die Anrufe bei AZFs nur deshalb um 50% zurückgegangen seien, weil die Frauen auf engstem Raum mit ihren Peinigern gefangen waren.

Eine lange hämmernde Propagandakampagne breitete sich überall gegen Wahrheit und Logik aus. "Kein gutes Zeichen" war das Mantra, ein PR-Gimmick, das man skandierte, egal ob die Aufrufe an die AZFs zurückgingen, zunahmen oder unverändert blieben. "Kein gutes Zeichen". Niemals ein gutes Zeichen. Und auf die Propaganda folgte die Forderung nach mehr Geld, um der Notlage der von der COVID-19-Sperre betroffenen Frauen zu begegnen.

All dies ist eine gigantische Lüge, die von Ministerin Elena Bonetti selbst vor fast einem Monat begonnen wurde. Sie hat die Melodie geschrieben, das Orchester der rosa Geschäfte; Hass auf Männer und Ergreifung der politischen Macht. Das ist die elende Symphonie.

Vor einigen Stunden erfolgte nun das glorreiche Ende, das die Ministerin wieder aufgerufen hat: Der COVID-19-Notstand in Italien mit seinen realen und zählbaren Toten ist nicht so wichtig wie der erfundene Notstand der häuslichen Gewalt. So funktioniert es in einem Land, in dem der giftige, politische Feminismus überhand nehmen durfte.


Ich kenne mich mit der Situation in Italien viel zu wenig aus, als dass ich beurteilen könnte, ob diese Vorwürfe zutreffen. Allerdings konnte ich bei meiner Recherche eine interessante Studie ausfindig machen, "Female Violence in Italy", in deren Zusammenfassung es heißt:

Das Phänomen der Gewalt, die von Frauen verübt wird, ist in der Kriminologie und Familienforschung anerkannt und wird auch in den Kulturwissenschaften als stereotype, monströse und erotische Darstellung abweichender Frauen diskutiert. Sie bleibt jedoch in jedem öffentlichen Diskurs über gewöhnliche häusliche und Partnergewalt ein vernachlässigtes Thema. In Italien entsteht aus einer heterogenen sozialen Bewegung heraus ein neuer Diskurs über weibliche Alltagsgewalt im heterosexuellen Kontext. Durch Interviews mit Männerrechtlern, Aktivisten für gemeinsame Elternschaft und Scheidungsväter, Fachleuten für Gewalt in der Familie und Meinungsmachern werden die Hauptmerkmale dieses neu entstehenden Diskurses aufgedeckt. Zentral ist die Dringlichkeit, die normalisierte Dichotomie von männlichem Aggressor und weiblichem Opfer in Frage zu stellen, indem spezifische Modalitäten weiblicher Gewalt sichtbar gemacht werden, die typischerweise weniger sichtbar sind als die männlichen: psychologische Misshandlungen, die darauf abzielen, die Partner durch Erpressung und Beschränkung der Vater-Kind-Kontakte zu kontrollieren, Beleidigungen, Manipulationen, aber auch körperliche Misshandlungen und Aggressionen durch eine dritte männliche Partei. Die stereotype Wahrnehmung dominanter Männlichkeit als unantastbar und gewalttätig und die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Sozialisierung von Gewalt sind zentrale Barrieren, die die öffentliche Anerkennung dieses aufkommenden Diskurses über weibliche Alltagsgewalt im Kontext von Heterosexualität behindern. Dieser Diskurs kann insofern politisch subversiv sein, als er die Überwindung fester Geschlechterstereotypen erfordert, indem er eine Neudefinition der gewöhnlichen Männlichkeit als emotional und potenziell verletzlich und eine Neudefinition der gewöhnlichen Weiblichkeit als aggressiv und potenziell schädlich erfordert.


Womöglich wird das Entstehen dieses Diskurses von manchen Feministinnen auch deshalb so leidenschaftlich bekämpft, weil diese Frauen Angst haben, dass bei einer Anerkennung auch von Männern als Opfer die Gelder für feministische Projekte nicht mehr ganz so üppig sprudeln könnten.



6. Der Corona-Virus hat die New York Times dazu gebracht, darüber zu berichten, dass Männer in gesundheitlichen Fragen gefährdeter sind als Frauen:

Wenn es ums Überleben geht, sind Männer das schwächere Geschlecht. Das ist nicht nur bei einmaligen Pandemien der Fall. Dieser angeborene biologische Vorteil zeigt sich in jedem Alter und in jeder Phase des menschlichen Lebens: Kleine Mädchen schaffen es häufiger, ihren ersten Geburtstag zu feiern; 80 Prozent aller Hundertjährigen sind heute Frauen; unglaubliche 95 Prozent derer, die das beachtliche Alter von 110 Jahren erreichen, sind Frauen. Während Männer im Durchschnitt mehr Muskelmasse und eine grössere Grösse, Gesamtgrösse und physische Stärke haben, überdauern Frauen, wenn es darum geht, die körperlichen Härten von der Geburt bis zum späten Lebensende zu überstehen, fast immer Männer.

Wir sind seit langem davon ausgegangen, dass der einzige Grund für das frühere und unverhältnismäßige Ableben der Männer in ihrem Verhalten liegt. Tatsächlich aber gilt der weibliche Überlebensvorteil zwischen den Geschlechtern nach wie vor, unabhängig von Bildung, wirtschaftlichen Faktoren und Alkohol-, Drogen- oder Tabakkonsum.


Der Autor dieses Artikels schreibt übrigens gerade an einem Buch mit dem Titel "Die bessere Hälfte: Über die genetische Überlegenheit der Frauen". Bei unserer vielfach von Narzisstinnen geprägten Medienlandschaft verkauft sich dieser Titel vermutlich viel besser als zum Beispiel "Warum wir auf Jungen und Männer besonders gut achtgeben sollten".



7. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Hallo Arne,

wieder mal gibt es eine Beratungsstelle nur für Alleinerziehende und Frauen (natürlich gibt es kein Gegenstück für Männer).

Denen ist jetzt aufgefallen, dass auch Familien und Männer die gleichen Probleme haben und erweitern daher ihr Angebot, allerdings nur wegen der Corona-Krise, weil da die Behörden nicht voll besetzt sind (sie sind aber selbst eine!).

Nach der Telefonnummer habe ich natürlich auch gleich gesucht. Es ist keine Hilfsorganisation oder so was ähnliches, sondern die Gemeindeverwaltung Haßloch selbst, die dieses Angebot nur für Alleinerziehende und Frauen (bisher und wohl auch nach Corona nicht für Männer und daher auch nicht für Familien) anbietet:

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