"Toxische" Helden: Männer während der Pandemie – News vom 1. April 2020
1. Eine der wenigen positiven Folgen der Seuche: Journalisten beginnen, sich mit Männern zu beschäftigen, die nicht zu der herrschenden Oberschicht gehören (und die für viele Mittelschicht-Feministinnen als einzige der Erwähnung wert sind). So berichtet der "Stern" über die schwierige Situation von LKW-Fahrern während der Pandemie ("Manche Firmen behandeln die Fahrer wie Aussätzige") und der Deutschlandfunk schildert den Alltag von Müllmännern. Beide Berufe sind "systemrelevant".
Um einen befürchteten Streik der LKW-Fahrer zu unterbinden, hat Verkehrsminister Scheuer ihnen schon vor einigen Tagen Dusch- und WC-Container in Aussicht gestellt:
Lkw-Fahrer seien "echte Helden des Alltags", sagte Scheuer. "Sie halten den Waren- und Güterverkehr am Laufen, sorgen für eine stabile Versorgung. Dafür müssen sie selbst ebenfalls gut versorgt werden, mit Essen, Toiletten und Duschen an Autobahnen und in Logistikzentren."
2. Christian Schmidt greift eine Genderama-Meldung auf, der zufolge sich vor allem männliche Ärzte bis zum Tod für ihre Patienten aufgeopfert haben, und verdeutlicht das am Beispiel von Marcello Natali:
Als die Fallzahlen stiegen und viele seiner Kollegen in Quarantäne gehen mussten oder krank wurden, öffnete Natali seine Praxis auch für deren Patienten, um sie in einer so schwierigen Situation nicht alleine zu lassen. Das berichtete eine Kollegin der Zeitung "Il Resto del Carlino". "Er hat sich nie geschont, obwohl wir keinen angemessenen Schutz hatten." In einem der letzten Interviews, die er vor seinem Tod gab, erzählte Natali dem Sender "Euronews", dass er bei der Behandlung von Corona-Patienten keine Handschuhe tragen konnte. Es gab einfach nicht genug für alle.
Christian Schmidt kommentiert:
Eigentlich ein guter Text, wenn man mal etwas der "toxischen Männlichkeit" entgegen halten möchte. Denn das Aufopfernde, das Durchhalten trotz großer Gefahren, das stoische Hinnehmen der Risiken, dass kann eben auch alles Männlichkeit sein und beides, dieses Verhalten und das Verhalten, welches gern als toxische Männlichkeit dargestellt wird, bei dem man eben keine Schwäche und keine auf sich bezogenen Emotionen zeigt, kann sehr dicht beieinander liegen. "Er hat sich nie geschont" und "er hat keine Handschuhe tragen können, weil keine mehr da waren" kann man durchaus unter "toxische Männlichkeit" fassen – er würde wahrscheinlich noch leben, wenn er nicht seine eigene Gesundheit hinten an gestellt hätte. Aber das wird dem, was er dort getan hat, wohl kaum gerecht.
Einige Menschen glauben ja, dass durch die Pandemie die soziale Verbundenheit unserer Gesellschaft stärker würde. Dann müssten auch spaltende und aufstachelnde Begriffe wie "toxische Männlichkeit" verschwinden. Ich bin da sehr skeptisch.
3. In Las Vegas werden Obdachlose jetzt auf einem großen Parkplatz untergebracht, jeweils in einer Entfernung von knapp zwei Metern zueinander. Viele Medien berichten, darunter USA Today.
4. Der Immunologe Professor Marcus Altfeld erklärt, dass es nicht einfach am Rauchen liegt, wenn mehr Männer als Frauen der Pandemie zum Opfer fallen.
5. Endlich weiß ich, wozu es bei den Vereinten Nationen die Sektion "UN Women" gibt.
6. Die Regierung von Malysia bittet um Entschuldigung dafür, dass sie Frauen mit den Postern einer Kamapgne aufforderte, während des Lockdowns weniger zu nörgeln und Männer nicht "sarkastisch" zur Mithilfe im Haushalt aufzufordern. Die Kampagne hatte darauf abgezielt, in der Selbstisolation häusliche Konflikte zu vermeiden – offenbar waren die Tipps der Regierung Malaysias eine Art Gegenstück zu dem ebenso sexistischen "Survial-Kit" des deutschen Bundesforums Männer.
7. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:
Ich nehme Bezug zu Ihrem Beitrag über Joe Biden vom 31.03.
Es ist schon länger sehr auffällig, wie die Medien weltweit das Verhalten von Joe Biden, besonders in Gesellschaft von Kindern, verschweigen. Dabei ist dies sehr gut dokumentiert. Beispielsweise findet man auf Youtube eine Vielzahl an Belegen dafür, wie Joe Biden sich körperlich und verbal übergriffig gegenüber Kindern verhält. Und das sogar vor laufenden Kameras. Einen guten Zusammenschnitt können Sie hier sehen.
Man sollte sich fragen, ob so ein Mann wirklich in einer noch mächtigeren Position sein sollte, als er ohnehin schon ist. Würde es auch nur ein einziges Video geben, in dem Donald Trump sich so verhält, die Medien hätten Schlagzeilen für Jahre.
Vielen Dank für ihre Arbeit!
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