Dienstag, Februar 11, 2020

Nach Kramp-Karrenbauer: "Deutschland schon bereit für männliche Kanzlerin?" – News vom 11. Februar 2020

1. "Wie immer: Die Männer haben den Unfug angerichtet und die Frauen müssen aufräumen", erklärte die damalige deutsche Justizministerin Katarina Barley (SPD) am 13. Dezember 2018 in einer Bundestagsrede. Aktuell allerdings verabschieden sich Angela Merkel und Annegret Kramp-Karrenbauer, und die Blätter, in denen Identitätspolitik an erster Stelle steht, berichten darüber ebenfalls mit der Betonung auf das Geschlecht von denen, die gehen, und denen, die kommen: "Die Rückkehr der Männer" schlagzeilt die Süddeutsche Zeitung. "Es wird wohl ein Mann" seufzt die "Zeit" über die nächste Führung der CDU.

Ich bin ein bisschen verdutzt, bisher weder in den darauf spezialisierten Zeitungen noch auf Spiegel-Online eine Predigt darüber gefunden zu haben, dass man mit Kramp-Karrenbauer viel gemeiner umgehe und sie nur deshalb aus dem Haus mobbe, weil sie eine Frau ist. Halbwegs zuverlässig ist in diesem Zusammenhang bislang nur Twitter mit entsprechenden Wortmeldungen von Sawsan Chebli und Derya Türk-Nachbaur. (beide SPD)

Die "Welt" hingegen berichtet mit einem satirischen Artikel, für den sie die männerfeindlichen Klischees unserer Kultur verwurstet. Ein Auszug:

Die Wähler der Zukunft sind sich einig: Deutsche Teenager glauben nicht, dass ein Mann CDU-Vorsitzende oder gar Kanzlerin werden kann. Dafür seien die Geschlechterrollen in Deutschland zu starr.

(…) Dass darunter gerade auch Namen wie Friedrich Merz oder Armin Laschet gehandelt werden, finden die im neuen Jahrtausend geborenen Vertreter der Generation Z ausgesprochen kurios - obwohl Laschet immerhin einen Job macht, den Hannelore Kraft jahrelang innehatte.

"Respekt, dass jetzt auch mal Männer für das Amt als CDU-Vorsitzende oder Bundeskanzlerin ins Gespräch gebracht werden", sagt die 15-jährige Leonie R. aus Herzogenaurach-Zweifelsheim stellvertretend für viele ihrer Altersgenossen. Aber sie glaube nicht, dass den Vertretern des schwachen Geschlechts große Erfolgsaussichten beschieden seien.

(…) Die Vorstellung, eine Person mit Anzug und Krawatte an der Spitze einer Bundesregierung oder der CDU zu sehen, ist für den im Jahr 2005 geborenen Julian B. aus Weibersbrunn eine geradezu bizarre Vorstellung. "Das wäre einfach unverantwortlich. Schließlich weiß doch jeder, dass Männer viel zu viel trinken, rotes Fleisch essen und sowieso total ungesund leben. 16 Jahre oder länger würde der diesen Job doch gar nicht überleben!"




2. Bekanntlich sind nur acht Prozent der Deutschen Feminist*-Innen. Dafür haben diese acht Prozent in Politik, Medien und dem akademischen Sektor derart die Deutungshoheit, dass sie die restlichen 92 Prozent wie Abweichler aussehen lassen können. "Wie gehe ich mit Frauen um, die Feminismus unnötig finden?" fragt so Mirna Funk in dem Online-Magazin "Edition F" und wünscht sich von der weit überwiegenden Mehrzahl ihrer Mitmenschen mehr "Loyalität" mit ihrer Bewegung – in einem Artikel, der sich erstaunlich unbekümmert selbst widerspricht.

Darin heißt es zwar: "Wir leben in einer pluralistischen, transkulturellen Gesellschaft. Es gibt eine Vielzahl an Positionen, Meinungen, Perspektiven und Erfahrungen. Und das ist richtig so. Richtig ist auch, konträre Vorstellungen manchmal einfach stehen zu lassen, ohne den anderen belehren zu wollen." Dem unbenommen sagt Mirna Funk das gemeinsame Projekt mit einer Bekannten augenblicklich ab, sobald sich diese als nicht stramm feministisch erweist, und führt in einem späteren Absatz ihres Artikels aus, als Feministin könne man sich "einfach von der Freundin lösen, die auf die Quote scheißt" und "das Seminar wechseln, wenn der*die Professor*in irgendwas von fehlender Loyalität bei Frauen faselt". Selbst zu den eigenen Familienmitgliedern könne man Abstand suchen, denn schließlich werde "der Fortschritt (…) unaufhaltsam voranschreiten und jene verschlingen", die sich "ihm widersetzen".

Ist dies das "Erfolgsgeheimnis" vieler Feministinnen der Gegenwart? Toleranz als Lippenbekenntnis und ausgrenzender Rigorismus in der Praxis? Gelangt man so an immer mehr Einfluss, während die Zahl der Unterstützer*_Innen tatsächlich immer mehr schrumpft?



3. Der 18jährige Fridays-for-Future-Aktivist Tom Radtke hat sich rhetorisch ins Aus gekegelt, als er den Klimawandel mit dem Holocaust verglich Trotzdem ist es erwähnenswert, wenn er aus Innensicht darüber berichtet, wie eine Graswurzelbewegung von Schülern immer mehr von Ideologen übernommen wird. Dabei streift Radtke auch die Geschlechterpolitik:

Insbesondere sollten Schüler sich dann dafür schämen, dass sie die richtige Sprache nicht beherrschten. Schon das Wort Schüler war Grund genug heftig angemacht zu werden, wenn man kein Sexist ist soll man von Schüler*Innen sprechen. Alles andere wäre auch "transphob". Gerade jüngere Schüler, oder die kein Gymnasium besuchten, hatten Schwierigkeiten sich an diese neue Sprache anzupassen.




4. "Bücher von Männern werden überschätzt" findet in Großbritannien der feministische Guardian und fordert in Übereinklang mit einer irischen Schriftstellerin dazu auf, Werke von männlichen Autoren nicht mehr zu lesen.



5. In den USA gibt es einen neuen mit 100.000 Dollar dotierten Literaturpreis. Einziges Kriterium für die Bewerbungen: Keine Männer.

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