Dienstag, Februar 04, 2020

Feministischer Terror: Neuer Film bricht Tabu – News vom 4. Februar 2020

1. Das Obszöne daran, Maskulismus als gefährliche Bedrohung und Feminismus als komplett unproblematisch darzustellen, besteht darin, dass dem Maskulismus jener Terror fremd ist, der zu den verdrängten Aspekten in der Geschichte der feministischen Bewegung gehört. Mit diesem Tabu räumt eine neue Dokumentation aufr:

Weniger bekannt ist (…), dass in den 70er und 80er Jahren von verschiedenen feministischen Gruppen auch militanter Protest ausgeübt wurde. Eine von ihnen ist die linksradikale Frauengruppe Rote Zora, benannt nach dem gleichnamigen Roman von Kurt Held. Mit insgesamt rund 45 Anschlägen, bei denen Sachschäden in Millionenhöhe entstanden, protestierten die Mitglieder unter anderem gegen die alltägliche Gewalt gegen Frauen, das Abtreibungsverbot, die Arbeitsbedingungen von Frauen, Frauenhandel sowie Reproduktionstechnologien. Das Frauen-Lesben-Kollektiv "Las Otras" hat unter dem Titel "Frauen bildet Banden" über die Rote Zora einen Film gedreht.

(…) Die Geschichtsschreibung habe den militanten Teil der Frauenbewegung bisher ausgeblendet, sagt [eine seiner Regisseurinnen Christine] Lamberty. "Ich fand es wichtig, dass auch das dokumentiert wird". (…) Außerdem gelang es ihnen zwar, ehemalige Rote-Zora-Mitglieder zu kontaktieren, allerdings wollten diese nicht vor der Kamera sprechen, sondern antworteten schriftlich auf die Fragen des Kollektivs. Diese sind in dem Dokumentarfilm daher nachgesprochen. Sie hätten bewusst mit dem gesellschaftlichen Bild brechen wollen, dass Frauen sich anzupassen haben, sagt eine von ihnen. Aber auch ein bisschen Abenteuerlust sei dabei gewesen.

(…) Die Roten Zoras beteiligen sich an diversen Demonstrationen, besuchten Vergewaltiger zu Hause und stellten diese an den Pranger sowie Gynäkologen, die künstliche Befruchtung praktizierten. (…) Ihr Ziel war es, verschiedene Formen von Gewalt gegen Frauen offen zu legen. (…) Außerdem verübten sie eine Vielzahl von Anschlägen: Um gegen die schlechten Arbeitsbedingungen von Arbeiterinnen in südkoreanischen Textilfabriken zu protestieren, legten sie mehrere Brandsätze in deutschen Filialen der Bekleidungskette Adler. Weitere Anschläge verübten sie auf Sexshops, Institute für Gentechnik sowie auf das Gebäude der Bundesärztekammer.


Folgt man dem hier zitierten Artikel des "Tagesspiegels" scheint der Film allerdings weniger dafür gedacht, Feministinnen über das Gewaltpotential ihrer Bewegung kritisch reflektieren zu lassen. Stattdessen appellieren seine Regisseurin an" die Frauen von heute, den eigenen Alltag und bestehende Strukturen zu hinterfragen." Die Überschrift des Artikels lautet dementsprechend: "'Frauen bildet Banden' trifft den Nerv der Zeit".

Man gewinnt hier unweigerlich den Eindruck, von Frauen ausgehende politische Gewalt sei immer legitimiert, weil sie immer das Label "Befreiung" trägt. Ich möchte nicht wissen, wie groß der Hass auf Maskulisten erst wäre, wenn Männerrechtler wie die "Rote Zora" agieren würden. Bestehen kann dieses Missverhältnis nur durch ein klares Ungleichgewicht: Beschreibende Beiträge über Männerrechtler produzieren Feministinnen und Feministen. Beiträge über Feministinnen produzieren auch Feministinnen und Feministen. Es muss an diesem verdammten Patriarchat liegen, in dem die Definitionsmacht angeblich im Besitz der Männer ist ...



2. Zu Mithu Sanyals Dokumentation über die Männerbewegung gibt es noch einige rückblickende Anmerkungen von den "Weltraumaffen" auf Youtube.



3. In den vergangenen Wochen hatte Genderama zweimal auf das Buch "Boys & Sex" hingewiesen, für das die Feministin Peggy Orenstein mehr als 100 Jungen und jungen Männer im Alter von 16 bis 22 Jahren zu Partnerschaft und Sexualität interviewt hatte. Auch ein Artikel der "Süddeutschen Zeitung" hatte sich auf dieses Buch bezogen. Jetzt hat sich die liberale Genderforscherin Cathy Young näher angeschaut, inwiefern Orensteins Befragungen durch ihre feministische Perspektive eine sexistische Wahrnehmung begünstigten. (Man konnte das ohnehin schon dadurch erkennen, dass Orenstein versucht, zur Etablierung des Begriffs "toxische Männlichkeit" beizutragen.) Ein Auszug aus Youngs insgesamt lesenswerter und mit zahlreichen Quellen untermauerter Analyse:

Ich glaube nicht, dass Weinen unmännlich ist oder als solches betrachtet werden sollte. Ich glaube auch nicht, dass Männer, die nicht weinen, "repariert" werden müssen - oder dass Jungen oder junge Männer, die nicht weinen können, ein so großes Problem sind, wie Orenstein es darstellt: Dieselben Studien, die eine "Kluft des Weinens" zeigen, zeigen auch, dass Weinen kein außergewöhnlich seltenes männliches Verhalten ist, schon gar nicht als Reaktion auf traurige Lebensereignisse oder emotionale Krisen. (Der größte Unterschied besteht darin, dass Frauen viel eher aus Frustration oder Wut weinen).

Ich glaube auch nicht, dass Männer und Jungen im Allgemeinen weniger empathiefähig sind als Frauen und Mädchen, abgesehen von geringfügigen Abweichungen (und abgesehen von Ausreißern mit neurologischen oder Persönlichkeitsstörungen, die eher bei Männrn vorkommen). Aber im Gegensatz zu Orenstein glaube ich, dass die Geschlechter in Bezug auf tatsächliches - und nicht nur potenzielles - Mitgefühl, Wärme und Freundlichkeit ungefähr gleich liegen.


Diesen Eindruck belegt Cathy Young durch eine Reihe von Statistiken, die sich aus Umfragen ergeben – zu umfangreich, um sie für Genderama zu übersetzen. Daran schließen folgende Beobachtungen Youngs an:

Es gibt ein merkwürdiges Detail in der Perry-Undem-Liste der Fragen über den Druck, dem Jugendliche ausgesetzt sind. Mädchen werden gefragt, ob sie sich unter Druck gesetzt fühlen, in sexuellen Situationen das zu tun, was Jungen wollen; Jungen, ob sie sich unter Druck gesetzt fühlen, "mitzumachen, wenn andere Jungen auf sexuelle Weise über Mädchen sprechen". Beide Punkte stellen Mädchen als Opfer dar, sei es durch sexuellen Zwang oder durch sexuelle Verdinglichung.

Die gleiche Annahme findet sich in Orensteins Ansatz zu ihren Themen.

Nehmen Sie den Auszug aus "Boys & Sex" der im Magazin "The Atlantic" veröffentlicht wurde. Ein Privatschulabgänger, den Orenstein interviewt, der stolz ein Foto seiner klugen feministischen Freundin zeigt und darüber spricht, dass er nicht in die sexistische "Bro"-Kultur passt, erwähnt einen Vorfall, bei dem ein männlicher Schüler in der Umkleide "anfing, darüber zu reden, sich an einer 'Schlampe' zu rächen, die ihn abserviert hatte". Es wird erwartet, dass wir dies als selbstverständliche Frauenfeindlichkeit betrachten. Aber ist es das? Könnte ein Mädchen etwas Ähnliches über einen Ex-Freund gesagt haben? Ist schlechtes, herzloses Verhalten in heterosexuellen Beziehungen eine Einbahnstraße?

Zufälligerweise enthält derselbe Buchausschnitt eine auffällige Geschichte, die zeigt, dass es alles andere als das ist. Einer von Orensteins Befragten, Nate, hat auf einer Party eine Affäre mit einem Mädchen - initiiert von dem Mädchen, das sich in seinen Schoß fallen lässt und ihn dann in ein Schlafzimmer im oberen Stockwerk führt. Danach fängt sie an, jedem zu erzählen, wie lausig es war.

--- Am Montagmorgen hatte Nicole die Nachricht verbreitet, dass Nate schlecht im Bett war: dass er ihr auf die Lippe gebissen hatte, dass er nicht wusste, wie man ein Mädchen befingert. Dass seine Nägel zerfetzt waren. "Das Klischee ist, dass Jungs in blutige Details gehen", sagte Nate, aber "es ist genau umgekehrt". Die Jungs werden prahlen, aber sie sind nicht spezifisch. Mädchen werden sich damit beschäftigen, "wie sein Penis aussah", jede einzelne Sache, die er getan hat.

Nate sagte, er fühle sich "völlig entmannt", so gedemütigt, dass er seiner Mutter sagte, er sei krank und blieb am nächsten Tag von der Schule nach Hause. "Ich habe im Grunde genommen geweint", sagte er. "Ich dachte: Scheiße! Ich hab's versaut." ---

Schließlich schickte Nate Nicole eine SMS, um sie zu fragen, warum sie das tue. "Sie hörte auf, es den Leuten zu erzählen, aber ich brauchte bis zum nächsten Semester, um mich zu erholen", erzählt er Orenstein.

Diese Episode deutet darauf hin, dass Mädchen durchaus zu Grausamkeiten fähig sind, dass es ihnen an Einfühlungsvermögen fehlt und dass sie Jungen vielleicht sogar als "weniger als menschlich" behandeln. Vertauschen Sie die Geschlechter, und es besteht kein Zweifel, dass Orenstein dieses Erlebnis als ein schreckliches Beispiel für frauenfeindlichen Missbrauch behandeln würde. Stattdessen benutzt sie es nur als Beispiel für den Leistungsdruck auf Jungen; dann ist es wieder die Sorge um die "Frauenfeindlichkeit", die in Jungen implizit enthalten ist, wenn sie zur Beschreibung sexueller Erfahrungen eine Sprache wie "Ich habe einen Treffer gelandet" verwenden.

In Orensteins Interview mit dem "New Yorker" gibt es eine weitere aufschlussreiche Passage, in der sie offenbart, wie ihre Befragungen von Jungen ein neues Licht auf die Beschwerden von Mädchen über "Jungs, die sie am Tag nach einem Seitensprung ignoriert haben", werfen:

--- Und dann mit Jungs darüber zu sprechen, warum sie ihre Blicke von jemandem abwenden, mit dem sie in der Nacht zuvor Sex hatten, war wirklich interessant, weil es immer auf das hinausläuft, was der Kern dessen liegt, worüber ich in diesem Buch schreibe, nämlich die Angst vor Verwundbarkeit. Ein Junge sagte zu mir: "Nun, ich weiß nicht, ob sie denkt, es war eine einmalige Sache auf einer Party, oder ob sie denkt, es sei etwas mehr, und ich möchte nicht der Typ sein, der versucht, eine Verbindung herzustellen, um sie dann sagen zu hören: 'Das war nur Spaß auf einer Party'". Also sagte er: "Wenn dort dieses Fragezeichen steht, werde ich nicht schwach aussehen. Und ich sagte: "Du würdest also lieber die Gelegenheit verpassen, mit jemandem in Kontakt zu treten, als das winzige emotionale Risiko einzugehen, 'Hallo' zu sagen? Und er sagte einfach: 'Ja.' ---

Wenn Orenstein an Gleichberechtigung interessiert ist, sollte sie vielleicht mehr über Mädchen sprechen, die das "emotionale Risiko" teilen. In einer Welt, in der man nicht mehr automatisch davon ausgehen kann, dass ein Mädchen, das einen Jungen abschleppt, "mehr von ihm" will, warum sollte nicht manchmal das Mädchen diejenige Person sein, die "versucht, eine Verbindung herzustellen" und "Hallo" sagt? Stattdessen läuft wieder alles auf das schlechte Verhalten von Jungen zurück und auf das Rezept, die von Jungen konsumierten Medien - "auch wenn es die Jungs ärgert" - auf respektlose Frauenbilder hin zu überprüfen.

Und schließlich lässt Orensteins Analyse des Drucks, dem Jungen ausgesetzt sind, einen wichtigen Faktor völlig außer Acht: polarisierende, die Männer beschuldigende Formen des modernen Feminismus. Da gibt es zum Beispiel diese bemerkenswerte Passage:

--- Als ich meine Probanden, wie ich es immer tat, fragte, was ihnen daran gefällt, ein Junge zu sein, fiel den meisten von ihnen nichts ein. "Huh", dachte Josh, ein Student im zweiten Studienjahr im Staat Washington. "Das ist interessant. Darüber habe ich nie wirklich nachgedacht. Man hört viel mehr darüber, was mit Jungs nicht stimmt." ---

Im selben Absatz überlegt Orenstein, dass der Feminismus den Mädchen "eine starke Alternative zur konventionellen Weiblichkeit ... geboten hat, jedoch gab es keine glaubwürdigen Entsprechungen für Jungen". Aber es ist eigentlich noch schlimmer: Ein Großteil der modernen feministischen Rhetorik ist eine unerbittliche Tirade darüber, "was mit Männern nicht stimmt". Während Orenstein sich darüber ärgert, dass Jungen und junge Männer nicht weinen können, verhöhnen andere Feministinnen Einwände gegen das Niedermachen von Männern als "male tears".

Auch fragt Orenstein nie, ob die Verwirrung der Jungen über Sex etwas mit der doppelten Moral der "Zustimmung" zu tun hat, nach der ein gemeinsames intimes Erlebnis, während beide betrunken sind, dazu führen kann, dass der Junge als Vergewaltiger und das Mädchen als Opfer bezeichnet wird.

In Orensteins Darstellungen ist tatsächlich ein Mangel an Einfühlungsvermögen zu verzeichnen. Aber er befindet sich nicht auf Seiten der Jungen.


Solange die Genderfoschung ausschließlich durch die feministische Perspektive erfolgt, wird sie unweigerlich zu solchen parteiisch verzerrten, fragwürdigen Ergebnissen führen, wie Young sie hier darstellt. Dasselbe würde passieren, wenn es eine rein maskulistisch geprägte Genderforschung gäbe. Zu vernünftigen Ergebnissen kann man erst gelangen, wenn man in den Genderstudien eine feministische ebenso wie eine maskulistische Perspektive anwendet. Mit sehr viel Glück ist das vielleicht in 50 Jahren der Fall. Heute jedenfalls werden Maskulisten vom Genderlager nicht als mögliche Bereicherung, sondern als Bedrohung ihres Weltbilds empfunden.

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