Sonntag, Juli 21, 2019

Geschlechtsneutrale Sprache, Frauengewalt im Alltag, Mondlandung – News vom 21. Juli 2019

1. Die kalifornische Stadt Berkeley setzt eine geschlechtsneutrale Sprache durch und untersagt Wörter wie "manpower", "policewoman", "he" und "she".



2. "Mann und Frau unterscheiden sich in jeder Zelle" berichtet die Wiener Zeitung. Bei den reaktionären Biologisten ist offenbar noch nicht angekommen, dass Geschlecht sozial konstruiert wird.



3. Gerne mache ich heute auf eine aktuelle Veranstaltung im feministischen Spektrum aufmerksam, die sich folgenden Fragen widmen soll:

Was ist der Unterschied zwischen Maskulinismus und Maskulismus? Wer außer der extremen Männerrechtsbewegung gehört noch zur "antifeministischen Bewegung"? Was zeichnet Antifeminsimus aus? Was sind die wesentlichen Eckpfeiler antifeministischer Argumentationen? Und warum werden viele dieser Argumente auch in der "linken Szene" als legitimer Argumentationsstandpunkt akzeptiert? All diese Fragen können wir natürlich auch nicht beantworten.


Ich finde das erfrischend ehrlich. Das Selbstbewusstsein, zu seiner Ahnungslosigkeit zu stehen, hat nicht jeder. Man könnte sich allerdings auch einfach mal mit der Männerrechtsbewegung beschäftigen und feststellen, dass der Wunsch nach Gleichberechtigung so "extrem" gar nicht ist.



4. Einer Frau gefällt ein Anmachspruch nicht, weshalb sie dem Mann, der ihn äußerte, eine reinhaut. Danach prahlt sie damit auf Twitter. Die begeisterten Kommentare für dieses psychopathische Verhalten verraten alles darüber, warum es so schwierig ist, Gewalt zu bekämpfen, wenn sie von Frauen gegen Männer ausgeht.



5. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Zum 50-jährigen Jubiläum der Mondlandung folgendes: Eine morgendliche Radio-Andacht am Weltfrauentag 2017 handelte vom Film "Hidden figures – Unerkannte Heldinnen". In diesem Film geht es um drei afroamerikanische Mathematikerinnen, die mit ihren Berechnungen einen wichtigen Beitrag zur Mondlandung geleistet haben, bisher aber nicht allgemein bekannt waren. Die Theologin führte dazu im Radio aus, dass diese drei Frauen deshalb vergessen seien, weil Männer ihre Anerkennung kassiert hätten bzw. die Geschichte schreiben würden.

Daraufhin schrieb ich der Autorin nach einiger Zeit des ruhigen Überlegens eine E-Mail (z. B. sah ich mir erst den genannten Film an). Dabei widersprach ich der Selbstverständlichkeit, mit der sie annahm, das Schicksal des Vergessenwerdens beträfe nur Frauen. Viele tüchtige Männer in zweiter und dritter Reihe sind in der Öffentlichkeit heute genauso vergessen, so auch die vielen NASA-Ingenieure, die die Mondlandung ermöglicht haben. Nur Neil Armstrong, der ganz vorne im Rampenlicht stand, wurde wahrgenommen. Hier liegt also ein wahrnehmungspsychologischer Effekt vor, der keineswegs nur Frauen, sondern auch Männer benachteiligt. (Siehe auch Brechts Gedicht "Fragen eines lesenden Arbeiters".)

Und immerhin wurde den farbigen Mathematikerinnen ein Hollywoodfilm gewidmet, was bei den männlichen, weißen NASA-Ingenieuren der Mondlandung sicher nie der Fall sein wird. Schließlich wurde in der Morgenandacht behauptet, die drei Frauen seien "noch in den 60ern" in den Hintergrund gedrängt worden. Auch das stimmt so nicht. Sie mögen nicht dieselben Karrierechancen gehabt haben wie damals weiße Männer, aber auch nach der Mondlandung ging es für sie beruflich weiter (das sagt der Film am Schluss übrigens auch in eingeblendeten Texten).

Weitere Inhalte der Radio-Andacht streife ich hier nur kurz. So wurde beklagt, dass die im Römerbrief erwähnte Apostelin Junia später als Mann namens Junias galt. Von einer Frau als angesehener Apostelin habe man wohl nichts mehr wissen wollen. Doch so einfach ist es nicht: Die Namensänderung kann auch auf ein sprachliches Missverständnis zurückgehen. Außerdem sahen die Kirchenväter und ebenso die Ostkirche Junia stets als Frau an. Ein böswilliges Verschweigen durch Männer sollte also auch hier nicht pauschal suggeriert werden.

Daher bin ich enttäuscht, wie in einer Radio-Andacht, die doch versöhnen und nicht spalten sollte, so viel Ressentiment gegen Männer einfließen konnte. Am Ende meiner Mail schrieb ich: "Ein fairer Umgang der Geschlechter miteinander ist keine Einbahnstraße, sondern muss von beiden Seiten ausgehen. Das gilt erst recht für einen Beitrag, der von den Rundfunkgebühren aller finanziert wird."

Eine Antwort auf meine Mail habe ich in den vergangenen zwei Jahren nicht erhalten. Zum Vergleich: Als ich dieses Jahr mit der Radio-Andacht eines Priesters nicht einverstanden war (aus anderen theologisch-historischen Gründen) und diesem daraufhin mailte, bekam ich noch am selben Tag eine einsichtige und freundliche Antwort.

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