Samstag, Juni 22, 2019

Islam: Wie die Scharia Männer diskriminiert – News vom 22. Juni 2019

1.
Die Scharia benachteiligt Frauen gegenüber Männern, gibt ihnen etwa in Erbschaftsfragen und als Zeugin vor Gericht weniger Rechte. Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Das islamische Recht diskriminiert nämlich auch Männer. Diese Erfahrung haben in den vergangenen Jahren viele ausländische Männer in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) machen müssen.

(...) Das liegt daran, dass sich die Rechtslage in den Emiraten fundamental vom deutschen Recht unterscheidet. "Ein deutsches Gericht muss sich in Sorgerechtsstreitigkeiten immer am Kindeswohl orientieren. Die VAE weichen davon maßgeblich ab, weil sie ohne Einzelfallprüfung die Mutter für besser geeignet erklären, das alleinige Sorgerecht zu übernehmen", erläutert Professor Christian Majer, Direktor des Instituts für internationales und ausländisches Privat- und Verfahrensrecht in Ludwigsburg. "Das ist offene Geschlechterdiskriminierung. Väter haben keine Möglichkeit darzulegen, dass sie besser geeignet sind, sich um das Kind zu kümmern. Väter werden also generell benachteiligt."


Spiegel-Online berichtet. Der Subtext, dass das deutsche Scheidungsrecht Väter nicht benachteiligen würde, wird allerdings durch die Erfahrungen unzähliger Männer widerlegt.



2. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, spricht sich für eine Frauenquote in Medizinberufen aus.



3. Wegen ihrer Teilnahme am Schweizer Frauenstreik haben zwei Mitarbeiterinnen eines Baseler Kunstmuseums ihren Job verloren. Die beiden Frauen befanden sich noch in der Probezeit, besetzten einen sicherheitsrelevanten Posten und hatten ihre Teilnahme an dem Streik ihrem Arbeitgeber nicht rechtzeitig angekündigt. Die Frauen selbst erklärten, das Risiko ihrer Entlassung einkalkuliert zu haben.



4. Die "taz" interviewt die bekannte Publizistin Svenja Flaßpöhler zur, so formuliert es die taz, "militanten Intoleranz von dauerbeleidigten Identitätslinken". Dabei blickt Flaßpöhler auch auf die MeToo-Debatte zurück:

In der heißen Phase der #MeToo-Debatte hat sich gezeigt, wie weit die institutionelle Unterwerfungsbereitschaft geht. Ein gutes Beispiel ist Gebhard Henke, ehemals Fernsehchef beim WDR, der aufgrund von anonymen Anschuldigungen, sexuell belästigt zu haben, vorzeitig in den Ruhestand entlassen wurde. (...) Aus der Angst heraus, dass die Institution Schaden nimmt aufgrund der gesamtgesellschaftlichen Wucht von #MeToo, wurde dieser Mann vorzeitig und ohne jeden Beweis seiner Schuld entlassen. Henke hat mir bei einem Treffen erzählt, er ist sozial im Grunde tot. Da wird institutionell ein vorauseilender Gehorsam geleistet, der Existenzen kaputt macht.


Öhm. Dass ausgerechnet in der "taz" Argumente der Männerrechtsbewegung veröffentlicht werden, ist schon etwas gewöhnungsbedürftig.

Flaßpöhler führt weiter aus:

Mich hat jedenfalls von Anfang an skeptisch gemacht, dass alle, wirklich alle #MeToo super fanden, von Alice Schwarzer und Angela Merkel über Giovanni di Lorenzo bis hin zur linken Feministin in Neukölln. Da wird eine Quasireligion aufgebaut und wer es wagt, die zu kritisieren, ist rechtsreaktionär. Das hat nichts mit einem offenen, liberalen, demokratischen Diskurs zu tun.


Wir erleben Ähnliches aktuell beim Thema "Klimawandel", was allerdings nur dann ein Thema für Genderama ist, wenn es Überschneidungen zur Geschlechterdebatte gibt.



5. Apropos "überraschendes Auftauchen maskulistischer Argumente in feministischen Medien": An der TU Eindhoven sollen sich nur noch Frauen auf ein Förderprogramm für Wissenschaftler bewerben dürfen. Die Süddeutsche Zeitung spricht sich dagegen aus.

Die 100-Prozent-Quote (...) führt ins Absurde, woran fast jede Quote krankt: Sie bestraft Männer der Gegenwart für die Fehler der Vergangenheit. Sie geht davon aus, dass sich über Personalpolitik gesellschaftliche Fehlstellungen korrigieren lassen. Sie ignoriert, dass es Unterschiede in den Interessen und womöglich sogar in manchen Fähigkeiten der Geschlechter gibt. Sie führt nicht zur Auswahl der Besten. Und wo wäre das schlimmer als in der Forschung?




6. Gestern hat Genderama über den Auftritt der Soziologin Barbara Kuchler auf dem Evangelischen Kirchentag berichtet. "Soziologin gibt Frauen Mitschuld für Grabschereien" titelt hierzu inzwischen die "Welt" und verweist in dem Artikel auf die Fassungslosigkeit der Deutschen Polizeigewerkschaft in Hamburg über Kuchlers Position. Im Blog "Geschlechterallerlei" indes äußert sich "Jonas" zwiegespalten zu Kuchlers Thesen und bezeichnet einen vor zwei Jahren in der "Zeit" veröffentlichten Artikel der Autorin als "mit Abstand intelligentesten und gleichzeitig wahnsinnigsten feministischen Beitrag", den er je gelesen habe.



7. In London findet derzeit die Male Psychology Conference 2019 statt, an der sich auch viele Frauen beteiligen. Auf Twitter erhält man einen schnellen Überblick über die einzelnen Vorträge.

Zu den Referenten gehört die Psychologin Tania Reynolds, die einen Text zum Thema ihres Vortrags, den Gender Empathy Gap, auch online veröffentlichte: "Es ist einfacher, Männer zu beschuldigen, als Männer als Opfer wahrzunehmen."

Ein flüchtiger Blick durch die jüngsten Nachrichtenartikel rund um das Thema "Gender" deutet darauf hin, dass Frauen in der modernen Gesellschaft zu kämpfen haben und es einheitlich schlechter haben als Männer. Tatsächlich gibt es viele Kontexte, in denen Frauen zu kurz kommen, etwa indem sie weniger Staatenführer, Geschäftsführer und Professoren stellen. An der Spitze der gesellschaftlichen Verteilung sind Männer überrepräsentiert, was sicherlich Aufmerksamkeit und Sorge verdient. Wenn man sich jedoch das untere Ende der gesellschaftlichen Verteilung genau ansieht, könnte man überrascht feststellen, dass auch dort Männer überrepräsentiert sind. Zum Beispiel sind Männer im Vergleich zu Frauen eher obdachlos, leiden unter Drogenmissbrauch, begehen Selbstmord, brechen die High School ab, besuchen nie das College, werden inhaftiert und sterben sogar durchschnittlich fünf Jahre früher.

Warum werden die sozialen Diskrepanzen, von denen Männer überproportional betroffen sind, deutlich weniger beachtet? Ein Leser könnte sich für das Argument aussprechen: "Nun, das sind Themen, die unter der Kontrolle von Männern stehen". Vielleicht ist das bis zu einem gewissen Grad wahr. Es gibt jedoch einige Fälle, in denen diese Diskrepanzen zumindest teilweise auf aktive Verzerrungen zurückzuführen sind. Beispielsweise zeigt die Rechtsforschung, dass Männer längere Haftstrafen erhalten als Frauen, auch wenn sie identische Verbrechen begehen (Mazella & Feingold, 1994; Senf, 2001). Warum erkennen wir dann diese Fälle nicht, in denen Männer leiden?

Forscher der kognitiven Moralpsychologie haben herausgefunden, dass Menschen, wenn sie Situationen bewerten, in denen Schäden auftreten, die beteiligten Parteien instinktiv in eine von zwei Rollen aufteilen: vorsätzlicher Täter und leidendes Opfer (Gray & Wegner, 2009). Das heißt, der menschliche Verstand nimmt moralische Handlungen auf natürliche Weise in einem dyadischen Raster wahr, so dass wir davon ausgehen, dass die Beteiligten entweder der Schaden verursachende Täter oder der Schaden erleidende Patient sind. Außerdem ist es, wenn wir einmal ein Ziel als "Täter" gekennzeichnet haben, unglaublich schwierig, es später als Opfer zu betrachten und umgekehrt.

In unserer Forschung haben wir die Hypothese getestet, dass die Anwendung dieser kognitiven Vorlage durch das Geschlecht beeinflusst werden könnte (Reynolds, Howard, Sjastad, Okimoto, Baumeister, Aquino, & Kim, 2019). Insbesondere haben wir vorhergesagt, dass Menschen Männer leichter in die Rolle von Tätern und Frauen in die Rolle von leidenden Opfern stellen. Wenn ja, könnte diese Tendenz darauf hindeuten, dass es für uns eine Herausforderung ist, Männer als Opfer wahrzunehmen und mitfühlend auf ihr Leiden zu reagieren.

Um diese Hypothese zu testen, ließen wir die Teilnehmer Situationen bewerten, in denen es zu Schäden am Arbeitsplatz kommt, etwa wenn ein Chirurg seinen Auszubildenden tyrannisiert. Wir haben die Ziele in den Szenarien mal entweder als Opfer und Täter und mal neutraler als "Partei A oder B", bezeichnet. Wir baten die Teilnehmer, sich daran zu erinnern, ob das geschädigte Ziel männlich oder weiblich war, obwohl das Szenario dies nie erwähnt hat. In den verschiedenen Szenarien fanden wir heraus, dass die Menschen überwiegend davon ausgegangen sind, dass das geschädigte Ziel weiblich war – aber vor allem dann, wenn wir die Ziele als Täter/Opfer bezeichneten. Dieser Befund deutet darauf hin, dass wir Frauen leichter in die Opferrolle einordnen können. Wenn die Teilnehmer annahmen, dass das Schadensziel weiblich sei, fühlten sie sich ihm gegenüber außerdem warmherziger und empfanden diese Person als moralischer als wenn sie annahmen, dass das geschädigte Ziel männlich sei.


Eine schöne Erklärung dafür, dass die Männerrechtsbewegung einen so viel schwereren Kampf zu führen hat als der Feminismus.

In einer anderen Studie ließen wir die Teilnehmer einen mehrdeutigen Witz am Arbeitsplatz bewerten. Diesmal manipulierten wir das Geschlecht sowohl des Mitarbeiters, der den schlüpfrigen Witz machte, als auch des Empfängers der Aussage. Die Teilnehmer nahmen an, dass eine Mitarbeiterin, die den Witz hörte, mehr Schmerzen empfand als ein männlicher Empfänger der identischen Aussage.

Darüber hinaus verlagerten die Teilnehmer auch ihre Wahrnehmung des Mitarbeiters, der den Witz machte. Wenn ein Mann den Witz machte, waren die Teilnehmer eher bereit, ihn zu bestrafen, weniger bereit, ihm zu vergeben, weniger bereit, mit ihm zu arbeiten, und weniger bereit, ihn für eine Führungsposition zu nominieren, als eine Frau, die exakt den gleichen Witz machte. Diese Muster deuten darauf hin, dass wir nicht nur den Schaden für Frauen leichter erkennen, sondern auch verstärkt Männer bestrafen wollen: eine typische Reaktion auf diejenigen, denen die Rolle des Täters zugeschrieben wird.

Wir wollten dann untersuchen, ob dieses Muster für Gruppen von Männern oder Frauen gilt. Dazu ließen wir die Teilnehmer ein Szenario bewerten, in dem ein Führungsteam die Entscheidung treffen musste, eine Gruppe von Mitarbeitern zu entlassen, deren Arbeitsplätze überflüssig geworden waren. Wir haben manipuliert, ob diese entlassenen Mitarbeiter männlich oder weiblich waren, haben aber alles andere identisch gehalten. Die Teilnehmer gingen davon aus, dass die entlassenen weiblichen Mitarbeiter mehr Schmerzen erlitten als die entlassenen männlichen Mitarbeiter, obwohl die realen Daten darauf hindeuten, dass es Männern, die ihren Job verlieren, schlechter geht (Wang, Lesage, Schmitz, Drapeau, 2008).

Darüber hinaus haben die Teilnehmer auch das Führungsteam aufgrund unserer Manipulationen unterschiedlich beurteilt. Es wurde angenommen, dass Manager, die Frauen entlassen haben, mehr Schaden angerichtet haben, eine ungerechtere Entscheidung getroffen haben und weniger moralisch sind. Dieses Muster legt nahe, dass wir nicht nur weibliches Leiden leichter erkennen, sondern auch diejenigen, die Frauen Leid zufügen, härter beurteilen als diejenigen, die Männern Leid zufügen.

Insgesamt zeigt dieses Ergebnis, dass unsere Anwendung der moralischen Typisierung geschlechtsspezifisch geprägt ist. Wir bringen Frauen leichter in die Opferrolle, was uns für ihr Leiden sensibilisiert. Wir bringen auch Männer leichter in die Rolle des Täters, was uns dazu bringt, sie zu bestrafen und zu beschuldigen.

Diese Geschlechterverzerrung in der moralischen Typisierung hat viele wichtige Auswirkungen. Es deutet darauf hin, dass wir, wenn wir dem Leiden von Männern begegnen, weniger geneigt sein werden, es zu bemerken, es als ungerecht wahrzunehmen oder uns motiviert fühlen, es zu lindern.

Unsere Ergebnisse können helfen, die asymmetrische Diskussion über geschlechtsspezifische Unterschiede bei sozialen Erfahrungen zu erklären. Es ist für uns kognitiv einfacher, das Leiden von Frauen zu erkennen und darauf mit Sympathie und Hilfe zu reagieren. Wenn wir jedoch solche Statistiken über die negativen Erfahrungen von Männern lesen, sind wir weniger geneigt, Männer als Opfer zu betrachten, und könnten stattdessen entweder das Leiden übersehen oder einfach die Männer selbst dafür verantwortlich machen.

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