Dienstag, Dezember 04, 2018

Süddeutsche Zeitung: "Unsere Gesellschaft ist männerfeindlich" – News vom 4. Dezember 2018

1. Mehrere Leser haben mich auf ein Interview hingewiesen, das Christina Berndt unter der Überschrift "Frauen leben ihre Destruktivität meist nur subtiler aus" für die Süddeutsche Zeitung mit der Psychiatrerin Hanna Ziegert geführt hat.

Ziegert antwortet darin etwa auf die, naja, Frage "Aber 95 Prozent aller inhaftierten Straftäter sind Männer. Frauen sind doch eindeutig das friedlichere Geschlecht." folgendermaßen:

Überhaupt nicht. Frauen sind genauso gewalttätig wie Männer. Sie leben ihre Destruktivität meist nur subtiler aus und tragen sie seltener aus der Familie heraus.


Abschließend gelangt Ziegert zu dem Fazit:

Unsere Gesellschaft mag vordergründig männerzentriert sein, hintergründig ist sie männerfeindlich. Männer und Frauen werden in bewährte Täter- und Opferrollen eingeordnet. Alles Männliche ist erst mal nicht gut. Da muss man dringend mehr Reflexion über weibliche Gewalt einfordern.


Teil der männerfeindlichen Strukturen unserer Gesellschaft ist, dass in der "Süddeutschen" zwar etliche von JournalistInnen verfasste Männer-Bashing-Artikel offen zugänglich sind, dieses Gespräch mit einer Expertin aber hinter einer Paywall versteckt wird. Am günstigsten gelangt man daran durch einen kostenlosen Testzugang oder einen Tagespass von zwei Euro. Ob es das wirklich wert ist, kann jeder für sich selbst entscheiden.



2.
Väter wollen nicht mehr nur Versorger sein, sondern aktiv die Beziehung zu ihren Kindern gestalten. Doch mit der Familie verbrachte "Quality time" ist nicht alles. Und ein Papa muss nicht die bessere Mama sein. Wir brauchen ein geschärftes Bewusstsein über die wichtigen Aufgaben von "Väterlichkeit".


Hier geht es weiter mit dem Artikel von Dr. Matthias Stiehler für den "Focus".



3. "Wall-Street-Regel für die Zeit nach MeToo: Vermeiden Sie Frauen um jeden Preis" - so lautet eine aktuelle Schlagzeile der US-amerikanischen Medienplattform "Bloomberg". In dem Artikel heißt es:

Keine Dinner mehr mit weiblichen Kollegen. Setzen Sie sich auf Flügen nicht neben sie. Buchen Sie Hotelzimmer auf verschiedenen Etagen. Vermeiden Sie Einzelgespräche.

Tatsächlich ist, wie es ein Vermögensberater ausdrückte, die Einstellung einer Frau heutzutage "ein unbekanntes Risiko". Was, wenn sie etwas falsch versteht, was er gesagt hat?

Über die Wall Street hinweg verfolgen Männer kontroverse Strategien für die #MeToo-Ära und machen damit das Leben für Frauen noch schwieriger.

Nennen Sie es den Pence-Effekt, nach US-Vizepräsident Mike Pence, der erklärte, dass er es vermeidet, allein mit einer anderen Frau als seiner eigenen zu essen. Im Finanzbereich kann das im Wesentlichen auf Geschlechtertrennung hinauslaufen.

Interviews mit mehr als 30 Führungskräften deuten darauf hin, dass viele von ihnen von #MeToo verschreckt sind und Schwierigkeiten haben, damit umzugehen. "Es erzeugt das Gefühl, auf Eierschalen zu gehen", sagte David Bahnsen, ehemaliger Geschäftsführer von Morgan Stanley, der heute ein unabhängiger Berater ist und mehr als 1,5 Milliarden Dollar verwaltet.

Dieses Phänomen zeigt sich nicht nur in einer einzigen Branche: Männer im ganzen Land überprüfen ihr Verhalten am Arbeitsplatz, um sich vor dem zu schützen, was sie für unangemessene politische Korrektheit halten - oder einfach dafür, das Richtige tun. (...) "Frauen suchen nach Ideen, wie wir damit umgehen können, weil es unsere Karriere beeinflusst", sagte Karen Elinski, Präsidentin der Financial Women's Association und Senior Vice President bei Wells Fargo & Co. "Es ist ein echter Verlust."

Es besteht auch eine Gefahr für Unternehmen, die es nicht schaffen, den isolierenden Backlash zu beenden, und keine Schritte zu unternehmen, damit Top-Manager offen über das Thema reden und es für alle sicher machen, darüber zu diskutieren, sagte Stephen Zweig, ein Arbeitsrechtler bei FordHarrison.

"Wenn Männer es vermeiden, mit Frauen allein zu arbeiten oder zu reisen, oder aufhören, Frauen zu betreuen, aus Angst, wegen sexueller Belästigung angeklagt zu werden", sagte er, "werden diese Männer aus einer Beschwerde wegen sexueller Belästigung direkt in eine Beschwerde wegen sexueller Diskriminierung umsteigen".

Während die neuen Regeln für den Umgang mit #MeToo gerade erst begonnen haben, sich auszubreiten, sind die dadurch ausgeösten Veränderungen bereits spürbar, berichten Befragte, die es ablehnten, namentlich genannt zu werden. Sie arbeiten für Hedgefonds, Anwaltskanzleien, Banken, Eigenkapitalgesellschaften und Investmentmanagement-Firmen.

Aus offensichtlichen Gründen möchten nur wenige offen über das Thema sprechen. Privat bestätigten viele der befragten Männer jedoch, dass sie sich an Pence orientieren, und berichten, wie unbehaglich sie sich dabei fühlen, mit weiblichen Kollegen allein zu sein, besonders jungen oder attraktiven, weil sie Angst vor der Gerüchteküche oder vor der möglichen Haftung haben.

Ein Manager für Infrastrukturinvestitionen sagte, dass er sich nicht mehr mit weiblichen Mitarbeitern in fensterlosen Räumen treffen wird; er hält auch in Aufzügen Abstand. Ein Endvierziger aus dem Eigenkapitalsektor sagte, dass er eine neue Regel hat, die auf den Rat seiner Frau, einer Anwältin, basiert: kein Geschäftsessen mit einer Frau, die 35 oder jünger ist.

Die Veränderungen können subtil, aber heimtückisch sein, wenn eine Frau beispielsweise von ungezwungenen After-Work-Getränken ausgeschlossen ist, worauf nur männliche Kollegen engere Kontakte knüpfen können, oder ein privates Treffen mit einem Chef nur mit weit offener Tür führen kann.

(...) In dieser aufgeladenen Umgebung stellt sich die Frage, wie die Antwort auf #MeToo dazu führen könnte, dass die Karriere von Frauen beeinträchtigt wird. Angesichts der männlichen Dominanz in den Top-Jobs der Wall Street ist eine der schwersten Folgen für Frauen der Verlust von männlichen Mentoren, die ihnen helfen können, die Leiter hinaufzusteigen.

"Es gibt nicht genug Frauen in Führungspositionen, um die nächste Generation ganz allein aufzuziehen", sagte Lisa Kaufman, Chief Executive Officer von LaSalle Securities. "Eine Beförderung erfordert in der Regel, dass jemand auf leitender Ebene Ihre Arbeit kennt, Ihnen Möglichkeiten bietet und bereit ist, sich für Sie innerhalb des Unternehmens einzusetzen. Eine solche Beziehung kann sich nur schwer entwickeln, wenn die ältere Person nicht bereit ist, Zeit allein mit einer jüngeren Person zu verbringen."




4. Wir Trans-Ager werden weiterhin diskriminiert: Der holländische Mitvierziger, der körperlich 69 Jahre alt ist, hat seinen Gerichtsprozess verloren: Ihm wird eine Altersumwandlung auch auf gesetzlicher Ebene leider verweigert. Anders als bei einer Geschlechtsumwandelung seien durch eine freie Wahl des Alters verschiedene Gesetze wie beispielsweise die Schulpflicht und das Wahlrecht verbunden. Der diskriminierte Niederländer hat angekündigt, in Berufung zu gehen.

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