Samstag, Oktober 06, 2018

Geheimtreffen der SPD-Frauen mit der Kanzlerin – News vom 6. Oktober 2018

1. Wie der "Spiegel" in seiner aktuellen Ausgabe berichtet (nur im Anriss online) kam es vor wenigen Wochen zu einem geheim gehaltenen Treffen der SPD-Frauen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. In dem Artikel von Veit Medick heißt es:

Nahles (...) bittet (...) darum, kein Foto vom Treffen zu veröffentlichen und sich auch ansonsten zurückzuhalten. (...) Merkels Gästen gefällt das Gespräch. Manche sagen im Rückblick, es sei schon deshalb ein gutes Treffen gewesen, weil die Männer fehlten. Im Saal habe es kein Alphatier-Gehabe gegeben und keine Showauftritte. Ein sachlicher Austausch, ruhig und konzentriert. Merkel und die SPD-Frauen sprechen über das Werbeverbot für Schwangerschaftsabbrüche, über Wege, mehr Geschlechtergerechtigkeit herzustellen, über ein Paritätsgesetz und die Situation im Osten Deutschlands.


Wie gerne hätte man Konkreteres darüber erfahren, was hier hinter verschlossenen Türen gemauschelt wird.

Ebenfalls im aktuellen "Spiegel" findet man ein Interview mit Lidewij Edelkoort, der "wichtigsten Trendforscherin der Welt", über die Auswirkungen der #MeToo-Bewegung. Das Wichtigste sagt hier schon die Überschrift: "Das Flirten stirbt auf jeden Fall aus".

Ein dritter interessanter Artikel schließlich berichtet darüber, dass das Spektakel um Brett Kavanaugh den Republikanern doch noch den Sieg in den schon verloren geglaubten Kongresswahlen im November bringen könnte:

Konservative Strategen sprechen von einem neuen Enthusiasmus. Es sieht so aus, als würde die Debatte um die Besetzung eines Richterpostens am Obersten Gerichtshof, die zunächst zu einer Katastrophe für die Republikaner zu werden drohte, stattdessen ihre Anhänger mobilisieren.


Selbst die Satire-Website The Onion macht sich über das berechnende Verhalten der Demokratischen Partei lustig: "Senatorin Feinstein fragt sich, ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist, sieben absolut glaubwürdige Mordbeschuldigungen zu veröffentlichen, die sie gegen Kavanaugh erhalten hat".

Der Tagesschau und der "Welt" zufolge stehen Kavanaugh und Trump vor einem "beinahe historischen Sieg".



2. Die liberale Frankfurter Zeitschrift "Novo" ist besorgt über den wachsenden Fundamentalismus bei MeToo:

Ian Buruma musste die Redaktion des New York Review of Books verlassen, weil er #MeToo zu differenziert gegenübersteht. Das lässt diese immer extremere Bewegung nicht mehr zu.


Hier geht es weiter mit dem Beitrag "#MeToo als sexueller McCarthyismus" – absolut lesenswert.



3. Megyn Kelly, eine der bekanntesten Journalistinnen der USA, richtet eine dringende Warnung an alle Frauen: "Wir haben den Männern das Recht auf einen fairen Prozess genommen." Das schade nicht zuletzt den Frauen selbst: Denn wer würde ihnen freiwillig zuhören, wenn jegliche Anschuldigung automatisch einem Schuldspruch gleichkäme?



4. Auch eine andere Journalistin, Mary Zahran, schreibt aktuell über "das Verbrechen, ein Mann zu sein". Zahran räumt auch mit dem Mythos auf, der Männerhass sei erst mit dem Netzfeminismus der Gegenwart über einen zuvor unschuldigen Feminismus hineingebrochen:

Bereits Mitte der 70er Jahre, als ich Studentin an der North Carolina State University war, kam Germaine Greer, Autorin von "The Female Eunuch" und militante Feministin, auf unseren Campus, um zu sprechen. Während ihres Vortrags verunglimpfte sie unerbittlich alle Männer und behauptete, dass jeder von ihnen Frauen vergewaltigen wollte, die meisten aber noch nicht auf diesen Impuls reagiert hatten.

Als Greer das Wort für Fragen öffnete, stand ich auf und informierte sie, dass mein Vater weder in Gedanken noch in Taten ein Vergewaltiger war und dass ich ihre Behauptung als zutiefst beleidigend empfand.

"Du weißt offensichtlich nicht, wer dein Vater wirklich ist", antwortete sie.

"Und du kennst meinen Vater überhaupt nicht", schoss ich zurück.

Sie sah mich einen Moment lang an und forderte dann jemand anderen auf, ohne meinen Kommentar anzuerkennen oder mit einer Person zu diskutieren, die ihr nicht zustimmte. So viel zu einem regen Gedankenaustausch.

Im Schnelldurchlauf sind etwa vierzig Jahre vergangen, und der Geist von Germaine Greer ist lebendig und wohlauf, nicht nur auf dem Campus des Colleges, sondern auch in den Machthallen der gewählten Beamten, die über die politische und legislative Schlagkraft verfügen, um auf ihre männerhassenden Impulse zu reagieren.




5. Unter der Überschrift "Jagt ihnen Angst ein" verbreitet eine der Universität Washington zugeordnete Website unbelegte anonyme Anschuldigungen sexueller Übergriffe, die von männlichen Studenten begangen worden sein sollen.



6. Die Mehrheit der US-Amerikaner stimmt Donald Trump zu: "Es ist eine beängstigende Zeit, um ein junger Mann in Amerika zu sein".



7. T-Online berichtet über den Prozess um das sogenannte Horrorhaus von Höxter, der hierzulande gerade ein großes Medienthema ist:

Detlev Binder, Anwalt des Angeklagten, spricht von einem doppelten Tabubruch, der für den großen Schock sorgte: "Tabu eins: Man quält keine Menschen. Tabu zwei: Frauen quälen keine Frauen. Und die Nachrichten aus dem Haus in Höxter haben sich potenziert. Das konnte sich in diesem Ausmaß niemand vorstellen", sagt der Anwalt am Rande des Prozesses kurz vor seinem Plädoyer im September. Das Geschehen widerspreche "jeder Grunderziehung in unserer Gesellschaft", so der Verteidiger"

(...) "Am Anfang sahen alle Angelika als Opfer. Dann kippte die Stimmung, nachdem sich die Angeklagte über Tage selbst äußerte", meint Binder. "Da waren plötzlich beide gleichberechtigt", sagt er.




8. Business as usual für "Die Zeit": Einer ihrer Autoren bringt bringt Männerrechtler mit Faschismus in Verbindung. Auf Twitter erntet er viel Hohn für solchen Quatsch, aber für die "Zeit" reicht dieses Niveau ohne Probleme.



9. Apropos Twitter und andere soziale Medien: "Erzählmirnix" ist wieder da – und karikiert mit ihrem aktuellen Comic treffend die Rhetorik vieler Rechter in der Gender-Debatte. Dafür wurde sie gleich schon mal von Facebook gesperrt.



10. "Nicht jeder Mann ist ein potentieller Kinderschänder" titelt mutig der Schweizer "Tagesanzeiger".



11. Die in Luxemburg erstellte "Revue" hat Béatrice Ruppert, Leiterin des Zentrums für Familienberatung und Mediation der Fondation Pro Familia zur Bedeutung von Vätern interviewt. Ein Auszug:

Eine deutsche Studie besagt, dass Kriegswaisen ihren Vater oft als Helden verehren, Scheidungskinder dagegen oft ein schlechtes Vaterbild haben. Woran liegt das?

Es sind die Umstände, unter denen die Trennung stattgefunden hat. Einem Vater, der im Krieg gestorben ist, haftet etwas Heldenhaftes und Unschuldiges an. Ein Vater, der jedoch durch eine hoch konfliktreiche Trennungssituation den Kontakt zu seinem Kind verliert, riskiert mit etwas Negativem behaftet zu sein. Vielleicht wird er sogar zusätzlich noch durch die Mutter oder die Familie abgewertet.

Welche Auswirkung hat das auf das Kind?

Für das Kind ist ein negatives Vaterbild schwer vereinbar, weil es ja einen guten Vater braucht. Das Kind stammt von ihm ab, wenn der Vater also schlecht ist oder schlecht gemacht wird, überträgt sich diese Schlechtigkeit auch auf das Kind, denkt es.




12. Die Stadt München verbietet auf Antrag der Grünen "sexistische Werbung", also Reklame, die "die sexuelle Attraktivität der Frau ohne Sachzusammenhang" zeigt oder zu "Gewalt gegen Frauen oder Kinder" auffordert. Gut, dass die Flut von Werbepostern, die zu Gewalt gegen Frauen und Kinder auffordern, endlich eingedämmt wird.

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