Dienstag, Oktober 16, 2018

Bayern: Die "alten weißen Männer" haben die Wahl gewonnen – News vom 16. Oktober 2018

1. Don Alphonso twittert zum Ergebnis der Bayernwahl:

Langsam dämmert es den Grünen und ihren Freunden in Prantlhausen, dass die verhassten "alten, weissen Männer" die #Ltwby18 gewonnen haben. Ich predige seit Jahren, dass man mit Rassismus und Sexismus in Deutschland keine Wahl gewinnt, aber mir glauben sie nicht.


Wie Don Alphonso weiter ausführt, hat die Wahl vom vergangenen Wochenende gezeigt, dass den Grünen jetzt als einzige Option, in Bayern mitregieren zu können, die CSU geblieben ist: ihr größter Gegner. Die aber wird einen Teufel tun, ausgerechnet mit den Grünen zu koalieren – sondern lieber mit den freien Wählern und zur Not der FDP.

Lucas Schoppe fügt hinzu:

Grünaffine Journalisten sind hingegen noch so damit beschäftigt, sich begeistert das Ergebnis schönzutrinken, dass sie gar nicht merken, wie beschissen die Situation ist.


In der Tat. Hierzu genügt ein Blick auf die Titelseite der gestrigen "taz", die den Eindruck erweckt, Bayern würde zukünftig von den Grünen regiert.

In der Woche zuvor hatte sich in dieser Zeitung Heide Oestreich darüber beklagt, dass die Grünen nicht mehr feministisch seien. Zu diesem Zeitpunkt lagen Pläne der Bayrischen Grünen, aus dem Bundesland einen superfeministischen Freistaat zu machen, längst vor. Nicht einmal die Worte "Männer" und "Jungen" kamen in diesem 15-Punkte-Plan vor. Die Grünen kennen nach wie vor nur ein Geschlecht, wenn sie von "Geschlechterpolitik" sprechen.

Und selbst dieser radikale Sexismus war für Heide Oestreich derart wenig radikal, dass sie maulte, es gäbe ja gar keinen Feminismus mehr bei den Grünen.

Jetzt wird keine dieser beiden Dystopien in Bayern Wirklichkeit werden: weder das komplette ideologische Umstrukturieren des Bundeslandes, noch was jenen Radikalfeministinnen vorschwebt, denen selbst das nicht weit genug geht. Ob die Grünen mit sieben oder mit 17 Prozent bei dem Vorhaben gescheitert sind, ihre Phantasien umzusetzen, bleibt sich gleich.

Das gilt vor allem, da es das nicht-linke Lager war, das in der Wahl vom Wochenende an Stimmen und Sitzen zugelegt hat. Zwar zeigt eine Übersicht der Wählerwanderung, dass die Grünen bei der CSU 190.000 Stimmen abstauben konnten - aber 380.000 Stimmen musste die CSU an Parteien rechts von ihr abgeben. Es kam in diesem Lager lediglich zu einer stärkeren Aufsplittung in vier verschiedene Parteien. Wie das Wissenschaftsblog Sciencefiles zeigt, ist die Verteilung zwischen den beiden Lagern mittlerweile wieder genau so wie vor vierzig Jahren.

Das gesamte linke Lager im Bayrischen Landtag hat noch immer deutlich weniger Stimmen als die CSU alleine. Insofern wundert sich auch der MDR über bekiffte Schlagzeilen wie "Als die Grünen fast allein gewannen", die darüber hinweg täuschen, dass es bei der Bayernwahl einen ordentlichen Rechtsruck (oder eine Linksflucht) gegeben hat.

Währenddessen schweben die Grünen nach ihrer Niederlage im siebten Himmel ("Nächstes Mal dreistellig!"), feiern wie Rockstars und tun assistiert von ihren Leitmedien so, als hätten sie tatsächlich die Wahl gewonnen:

Das Wahlergebnis sei ein klares Signal der Bürger, die Politik zu ändern. Die Grünen hätten unter anderem wegen ihres Stils zugelegt. "AfD und CDU haben verloren, weil sie diese populistische, hysterische ausgrenzende Politik betrieben haben."


"Verloren" haben also eine Partei, die die Regierungsmehrheit stellt, und eine andere, die neu in den Landtag einzieht. So kann man als Grünen-Politiker natürlich versuchen, sich die Lage "schönzutrinken", wie Schoppe formuliert. Schließlich war schon bei der Bundestagswahl der Griff der Grünen nach der Macht missglückt. Problematisch ist nur, wenn die Leitmedien bei den Versuchen, dieses Wahlergebnis umzudeuten, mitziehen.

Die feministische Revolution ist jedenfalls auch in Bayern einmal mehr ausgeblieben. Aber aus der Sicht mancher Ideologinnen handelt es sich hier vermutlich nur um "Todeszuckungen des Patriarchats", und es gibt keinen Grund, das bisherige Auftreten zu überdenken.



2.
Vor Kurzem saß ich in einer Call-in-Sendung des WDR. Direkt die erste Anruferin beschimpfte mich, dass #MeToo eine "widerliche Schmuddelkampagne" sei, "eine Mischung aus mittelalterlichem Pranger und Selbstjustiz".

Vor Kurzem saß ich auf einem Podium mit Svenja Flaßpöhler, um mit ihr über ihr Buch "Die Potente Frau" zu sprechen, in dem sie erklärt, dass #MeToo auf sexuelle Frauenbilder – und Männerbilder – aus dem 19. Jahrhundert zurückgreift.

Vor Kurzem bekam ich eine Mail von einem Männerrechtler: "Es gibt mittlerweile sechs Menschen, die sich infolge von #MeToo umgebracht haben, warum bleibt das in der feministischen Debatte weitgehend unerwähnt?"

Was antwortet man darauf? Lasst uns reden!


Hier geht es weiter mit dem Artikel von Mithu Sanyal in der "taz".



3. Das Ganze wird aber noch komplizierter: MeToo hatte den gegenteiligen Effekt als den erhofften. (Vielleicht hätte man uns Männerrechtler früher in Gespräche über eine sinnvolle Bekämpfung sexueller Belästigung einbinden sollen?) Wie MeToo in den USA zum Rohrkrepierer wurde schildert der "Economist":

Umfragen deuten darauf hin, dass dieser einjährige Sturm von Anschuldigungen, Geständnissen und Entlassungen die Amerikaner tatsächlich skeptischer gemacht hat, was sexuelle Belästigung angeht. In der ersten Novemberwoche 2017 befragte YouGov im Auftrag von "The Economist" 1.500 Amerikaner über ihre Einstellung zu diesem Thema. In der letzten Septemberwoche 2018 führte YouGov erneut eine ähnliche Umfrage durch.

(...) Der Anteil der amerikanischen Erwachsenen, die antworteten, dass Männer, die vor 20 Jahren Frauen bei der Arbeit sexuell belästigt haben, ihren Arbeitsplatz behalten sollten, ist von 28% auf 36% gestiegen. Der Anteil derjenigen, die glauben, dass Frauen, die sich über sexuelle Belästigung beschweren, mehr Probleme verursachen, als sie lösen, ist von 29% auf 31% gestiegen. Und 18% der Amerikaner denken jetzt, dass falsche Anschuldigungen wegen sexueller Übergriffe ein größeres Problem darstellen als Angriffe, die nicht gemeldet oder ungestraft bleiben, verglichen mit 13% im November letzten Jahres. (...) Überraschenderweise waren diese Meinungsänderungen (...) bei Frauen etwas stärker als bei Männern.




4. Dabei sind es insbesondere schwarze Männer, die sich mit Beschuldigten wie Brett Kavanaugh identifizieren – nicht ohne Grund:

"Unzählige Male mussten schwarze Männer miterleben, wie die Karriere und den Ruf anderer schwarzer Männer wegen unbewiesener Vergewaltigung und sexueller Anschuldigungen rücksichtslos zerstört wurden." (...) Ihre Erfahrung zeigt, wie wichtig ein ordnungsgemäßes Verfahren und die Unschuldsvermutung sind. (...) Das Fazit ist, dass die Gegner von Kavanaugh nicht nur Kavanaugh stoppen wollten, sondern auch einen kulturellen Moment schaffen wollten, dem gegenüber viele schwarze Männer aus gutem Grund skeptisch sind. "Glaubt den Überlebenden" ist ein Slogan, der weit über die Berufung eines einzelnen Richters hinausgeht. Es ist der Slogan der Campus-"Gerechtigkeit", der allzu oft die Ungerechtigkeit der rassistischen Vergangenheit Amerikas widerspiegelt.




5. Von daher ist mir unerfindlich, wie man gerade als Linker MeToo völlig unkritisch befürworten kann. Zumal Schwarze nicht die einzige Minderheit mit eigener Diskriminierungserfahrung sind, denen die aktuelle männerfeindliche Stimmung unheimlich wird. Dieselbe Besorgnis findet sich auch unter Juden. So veröffentlichte Rabbi Benjamin Blech bei Aish Ha Torah den Beitrag "Männer hassen: Der neue Rassismus". Ein Auszug:

Gleichberechtigung ist angesagt; erniedrigende Stereotypisierung ist nicht nur out, sondern scheinbar auch schlimm genug, um als unverzeihlich angesehen zu werden.

Außer wenn eine Gruppe das Ziel ist.

Was in einer höflichen und zivilisierten Gesellschaft normalerweise nie gesagt zu werden wagt, scheint zulässig - und manchmal auch lobenswert - zu sein, wenn es sich gegen nicht weniger als die Hälfte der Bevölkerung richtet, eine Gruppe, von der prominente Intellektuelle, Professoren und Journalisten versichern, dass sie eine allgemeine Verurteilung verdient.

Wer sind diese schrecklichen Menschen, die von der Sünde der Stereotypisierung ausgenommen sind?

Es sind Männer - jene schrecklichen bösen Vertreter der menschlichen Rasse, die alle Tiere und Schweine sind, verborgene Vergewaltiger, sexuelle Belästiger und gewalttätige Perverse.

Wir alle kennen die Bedeutung des Wortes "Rassismus", aber haben Sie schon mal das Wort "Misandrie" gehört? Es bezieht sich auf den kollektiven Hass auf Männer, die Überzeugung, dass jeder männliche Geschlecht es verdient, verleumdet, geächtet und sogar gehasst zu werden. Einfach ausgedrückt, ihr Geschlecht verurteilt sie zur weiblichen Verdammnis.

(...) Hass ist eine schreckliche Übertretung. Die Thora nahm das von Anfang an zur Kenntnis. Es ist an der Zeit, dass wir sie in all ihren Formen ausrotten. Aus biblischer Sicht gibt es keinen Raum für Rassismus und Misandrie. Beide Verzerrungen vergessen die ultimative Wahrheit, die wir alle teilen: Wir alle sind nach Gottes Ebenbild erschaffen.




6. Immerhin: In Großbritannien könnte bald auch die Hetze gegen Männer ein "Hassverbrechen" darstellen. Das wären dann schlechte Zeiten für Sibel Schick & Co., die sich hierzulande darauf ausruhen können, mit ihrem Geschlechterhass im Trend zu liegen. Ich sehe einen echten Schutz für Männer zwar nicht in naher Zukunft, weil das ein weltgeschichtliches Novum wäre, aber immerhin wird das Bewusstsein für dieses Problem zunehmend geschaffen. Und das ist häufig der erste Schritt.

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