Montag, September 17, 2018

Precht vs. Flasspöhler, bizarrer Vaterschaftsbetrug und eine begeisterte Leserin von Genderama – News vom 17. September 2018

1. Richard David Precht und Svenja Flasspöhler halten ein Streitgespräch über "die Zukunft von Mann und Frau".



2. Die Übermedien haben noch immer Probleme mit Menschen eines bestimmten Geschlechtes, Alters und einer bestimmten Hautfarbe.



3. Eine Frau macht einem Mann über einen langen Zeitraum hinweg vor, er wäre der Vater des Kindes, mit dem er spielt. Dabei war dieses Kind nur von Bekannten geliehen, offenbar um Unterhaltszahlungen zu ergaunern. Die BBC berichtet.



4. US-Männerrechtler werfen einer Jobmesse allein für weibliche Kriegsveteranen Sexismus vor.



5. Die Post. Eine meiner Leserinnen schrieb mir vor ein paar Tagen:

Ich stelle voran, was alle voranstellen: Danke! Es gibt eine Langversion dieses Danks, in der ich auf mich und meine Gedanken, die Bedeutung dieses Blogs und meines täglichen Besuchs eingehe, wo ich meine Theorie erläutere, dass sich eben manche für eine Sache eben opfern müssen, weil davon die Allgemeinheit profitiert und dass man deswegen danken sollte - aber ich wollte mich ja kurz fassen.


Natürlich interessieren mich die Gründe, warum ein männerpolitisches Blog auch auf weiblicher Seite Anklang findet. Auf meine Rückfrage danach, wie sie auf mein Blog gestoßen sei und welchen Gewinn sie als Frau aus Genderama zieht, antwortet mir meine Leserin:

Ich, Frau, Anfang 30, habe keine Ahnung mehr, wann und aus welchem Anlass heraus ich auf Genderama gestoßen bin. Aber sicher kam ich mal wieder vom Zweigchen aufs Ästchen, weil mir die Geschlechterfrage schon eine Weile auf den Keks geht. Sowohl als Kind, in meinem sozialen Umfeld, oder später, und erst recht nicht seit ich erwachsen bin, habe ich jemals selbst eine Benachteiligung aufgrund meines Geschlechts erfahren. Aufgrund meiner sozialen Herkunft jedoch schon. Das will mir aber oft keiner so wirklich abkaufen. Ich meine deswegen, dass in dieser aktuell so derart überbordenden Betonung dieses “Problems” letztlich eine Gefahr dafür steckt, dass wir uns als Gesellschaft dort weiterentwickeln, wo das notwendig ist ...

Ich führe zudem eine Beziehung zu einem dieser "toxischen" Wesen, der nun aber auch partout nicht einfach macht, was ich sage. Ständig muss ich den mit Argumenten überzeugen! Muss ich meine Bedürfnisse artikulieren (welch eine Zumutung. Man kann das immerhin klar und deutlich auf meiner Stirn lesen!) und manchmal muss ich sie sogar erklären. Und es ist sogar schon passiert - puh, ich muss da immer erstmal tief einatmen - dass sich herausstelle, dass mein Bedürfnis vielleicht Zeichen ist für etwas, das ICH ändern muss! Also ... statt dass ER einfach macht was ich möchte!

Noch dazu scheitere ich bisher grandios daran, dass er einfach endlich mal sein Verhalten weiterentwickelt und so viel redet bis ich meine, dass es gut ist, endlich mal Gefühle und Gedanken konstruiert, die er mir dann zu meiner wohlgefälligen Betrachtung artikuliert, mit hin und wieder dekorierend in Szene gesetzten Tränchen. Er denkt wirklich immer noch, er könnte etwas, das ihn beschäftigt, einfach für sich eine Weile überdenken und dann stillschweigend zu einem Entschluss kommen. Ja bitte, wie soll ich mich denn dann wichtig fühlen? Und wie soll ich kontrollieren, dass er auch die richtige Entscheidung trifft?! Schließlich gehört er zu einer noch recht unterentwickelten Gattung, und es braucht schon eine starke Frau wie mich, um dieses unfertige Wesen zu etwas zu entwickeln, das nicht mehr so störend ist und endlich den Geburtstag meiner Mutter auswendig kennt (weil ja bekanntermaßen nur das als ernsthafter Beweis von Hingebung und Zugabe gelten kann).

Ach, jetzt bin ich direkt wieder polemisch geworden - aber: das ist meine reflexhafte Reaktion auf diesen Unsinn, und ich erlebe das quasi tagtäglich. Und ständig kriege ich mich mit anderen Frauen deswegen an die Köppe, weil ich mich wirklich auch gerne darüber lustig mache. Ergänzend zu dem, was ich unter anderem bei Genderama über die Pseudo-Diskussionen von merkwürdig entrückten Menschen in einer mir unbekannten Sphäre der Gesellschaft lese, gibt es ja noch ein reales Leben, in dem es irgendwie genau andersherum aussieht.

Es ist ja in Ordnung, dass Dinge - auch in der Politik - manchmal anders funktionieren. Menschen sind ja eben auch nicht immer nur rational, und manchmal dürfen Dinge ja auch aus einem Impuls heraus entstehen, mäandern, sich entfalten und verändern, für-nichts-nutze sein. Die grundlegenden Dinge unseres Zusammenlebens sollen doch aber bitte Ausfluss sein aus einer Debatte, aus einem Abwägen, aus einem Ringen um die beste Lösung oder zumindest die breiteste Lösung. Und dafür muss ich doch streiten, fragen, argumentieren, vorurteilsfrei ansehen. Und nun stehen sie aber da und sagen, eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen sei exakt dann gegeben, wenn die hälftig ein Parlament besetzen. Weil? Weil es sonst ungerecht ist! Warum?? Sollten wir nicht einfach die Besten, die Engagiertesten ... und wenn das nicht geht, weil die Zugehörigkeit zu einer anderen Gruppe (hier: Männer) verhindert, dass man an die Frauen denkt – wie viele Arbeiter und Arbeitslose haben wir nochmal in unseren Parlamenten? Wäre das nicht viel, viel dringender und offensichtlicher zu korrigieren?

Vielleicht liegt gerade da das Problem. Man könnte den Unsinn dekonstruieren, die Benachteiligungen und Erniedrigungen von Männern aufzählen und auf ihre Geschlechtsbezogenheit hin untersuchen, man könnte Forschung betreiben um zum Beispiel zu untersuchen, wie man Dinge in unserer Gesellschaft umbauen kann, damit Männern mehr Entfaltungsmöglichkeiten haben oder bestimmte Risiken und Nachteile vermindert werden. Aber Vernunft ist eben gerade nicht sexy. Vernunft oder etwas, das so aussieht, ist vielleicht ein Werkzeug, um den eigenen Standpunkt für andere zwingend zu machen. Vielleicht sollten Männer so entgegen des ihrem Geschlecht anhaftenden Klischees einfach wirklich mal ne Szene machen. Ein Riesen-Mimimi, ein trotziges Auf-den-Boden-werfen und mit dem Finger auf andere zeigen und dann beleidigt von dannen stapfen. Das scheint ja die einzige Sprache zu sein, die gerade Gehör findet.

So viel dazu, hoffentlich aufschlussreich für Sie, stehe gerne für Rückfragen zur Verfügung. Verteile Links zu ihren Beiträge übrigens immer mal wieder an andere Frauen, also vielleicht werden es ja bald mehr. Ich zumindest kenne da noch ein paar “Vernünftigere”. Die haben übrigens alle - genauso wie ich - echt tolle Männer (also, jede nur einen natürlich).

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