Sonntag, August 13, 2017

Pfui und doof – News vom 13. August 2017

1. In Österreichs "Presse" erscheint unter der Überschrift "Pfui und doof" ein Nachruf auf Andreas Kempers Online-Pranger – samt Spekulationen, warum er derart schnell gescheitert ist:

Warum jetzt die Aufregung − und der Rückzug? Vielleicht, weil das Auflisten eines antifeministischen Agentennetzes zu deutlich offenbart hat, dass die Akteure in diesem Eck von Gendertheorie und Feminismus eben doch nicht die Sozialwissenschaftler sind, die sie zu sein vorgeben, sondern auch nur Ideologen: eben Anti-Antifeministen. Die eigene Ideologie als Wissenschaft zu deklarieren und alle Kritiker damit in einen einzigen Topf der bornierten Irrationalen werfen zu können, ist eine alte linke Strategie.

(...) Nicht nur Sexismus und Rassismus, auch Familismus, Maskulismus, Handicapismus, Heteronormativität? In der Vorstellungswelt der Anti-Antifeministen ist die Gesellschaft voller Herrschaftsideologien, die vernetzt sind und die es aufzudecken und aufzulösen gilt. Wer Widerspruch anmeldet, wird als unkritischer und wissenschaftsfeindlicher Parteigänger von Diskriminierung mit dem Zeichen "Antifeminist" gebrandmarkt. Das riecht selber nach Herrschaftsideologie.


Die Attacken auf die Kritiker dieser Herrschaftsideologie hatte unlängst Peter Nowak auf Telepolis verteidigt, bekommt dafür aber von dem linken Männerrechtler Djadmoros den Kopf gewaschen:

Mit der Vokabel "Antifeminismus" fährt Nowak dieselbe Strategie wie zuvor die nun vom Netz genommene Webseite: Schmeiße wohlbegründete und hysterische Kritik in denselben Topf und erkläre alle Kritik zu hysterischer Kritik. Schmeiße Kritik aus dem linken politischen Spektrum in denselben Topf wie Kritik aus dem rechten politischen Spektrum und erkläre alle Kritik zu Kritik aus dem rechten politischen Spektrum.

Denn mal abgesehen davon, dass auch Kritik aus dem rechten politischen Spektrum noch nicht zwangsläufig falsch sein muss, möchten unsere feministischen Bonzen und Apparatschiks eines vermeiden wie der Teufel das Weihwasser: dass ihnen vonseiten einer emanzipatorischen Linken öffentlich wahrnehmbar intellektueller und politischer Verrat an linken und emanzipatorischen Werten und Idealen vorgeworfen wird - beispielsweise, weil die Chefankläger des "Sexismus" selbst zu einem Inbegriff von Sexismus geworden sind.

Und darum ist den Bonzen des Feminismus keine Denunziation, keine üble Nachrede, keine Lüge dummdreist und grobschlächtig genug, um auf sie zu verzichten.

Und all diese Anschmierereien werden unter dem Label "Antifeminismus" in Umlauf gebracht.

Mit dem Peter Nowak sich hier gemein macht.




2. Jan Feddersen kommentiert in der "taz" die Kontroverse zwischen Alice Schwarzer und dem Gender-Lager. Bemerkenswert sei, dass ein bürgerliches Medium wie die "Zeit" überhaupt einen Artikel aus der Gender-Ecke veröffentlicht habe:

Die Befunde queerfeministischer Forschung nach Butlers und Harks Gusto scheinen auch dort prinzipiell auf Sympathien zu stoßen. Mehr noch faszinierte an dem Text der beiden Autor*innen jedoch, dass sie nirgends auch nur spurenweise auf die Argumente des "Beißreflexe"- und Emma-Autors eingehen, nur, siehe Zitat, sich darüber beklagen, wie schroff der Ton der Kritik an ihnen und ihrem Wissenschaftsverständnis ausgefallen sei. Aber Argumente? (...) Keines, nicht ein einziges.


Anstelle solcher Argumente werde Schwarzer lediglich Rassismus zugeschrieben, während Schwarzer – "nun wahrlich keine Linke" – sich auf den Schutz von Schwachen, also Frauen und sexuellen Minderheiten berufe. Feddersen sieht hier die "Trennlinie des feministischen Diskurses": auf der einen Seite die "Menschenrechtsorientierten" wie Schwarzer, auf der anderen die "Kulturalisten und Queeristen".

Der Blogger Lucas Schoppe indes kommentiert die Kontroverse so:

Im Konflikt zwischen klassischen Radikalfeministinnen und neueren Genderfeministinnen treffen zwei Positionen aufeinander, die jeweils längst betoniert sind. Wer nicht dazu gehört, hat weder von der einen noch von der anderen Gruppe viel zu erwarten. Keine von beiden kommt beispielsweise auf die Idee, dass im Rahmen der Geschlechterpolitik die Perspektiven von Männern natürlich dieselbe Bedeutung haben müssten wie die von Frauen.




3. Dem gefeuerten Google-Mitarbeiter James Damore werden gute Chancen eingeräumt, die verzerrend über ihn berichtenden Medien juristisch zur Rechenschaft zu ziehen.



4. Gegen Falschbeschuldigungen im Zusammenhang mit sexueller Gewalt wird endlich einmal durchgegriffen: Eine Bloggerin wurde nun verurteilt, ihrem Opfer 8,4 Millionen Dollar Entschädigung zu zahlen. In den allermeisten Fällen sind derartige Verleumdungen risikoarm, weil der Täterin, selbst wenn der Schwindel auffliegt, überhaupt nichts passiert, während das Leben ihres Opfers zerstört sein kann.



5. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir zu dem Artikel der Kieler Nachrichten:

Der Artikel in den Kieler Nachrichten, nachdem Frauen mehr Empathie etc. haben, führt die MINT-Förderung von Frauen eigentlich ad absurdum.

Angenommen, Frauen erfüllten das Klischee von mehr Empathie und größerer emotionaler Intelligenz – wieso will man sie dann aus den sozialen Berufen rausholen und in die technischen Berufe hinein bringen? Das wäre – folgt man der Argumentation – entgegen ihrer natürlichen Ausstattung und nicht im Interesse der Gesellschaft. DIe Gesellschaft muss ein Interesse daran haben, Menschen in den Professionen einzusetzen, für die sie das beste Portfolio an Fähigkeiten haben.

Der Artikel suggeriert, dass die traditionelle Geschlechterordnung und Arbeitsteilung etwas natürliches – Gender Mainstreaming hingegen widersinnig ist.

Der Artikel gibt auch keine Auskunft darüber, ob die Studie tatsächlich weibliche und männliche Empathie-Fähigkeit untersucht hat. Es sieht eher so aus als ob man nur das Markt-Risiko bestimmter Branchen untersucht hat und das dann mit dem üblichen Geschlechter-Dings-Bums dekoriert hat, weil's mehr Klicks gibt.




6. Und zum Abschluss ein kleiner Comic.

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