Wenn Feminismus gegen Wissenschaft kämpft – News vom 12. August 2017
1. Auch in der aktuellen Ausgabe des SPIEGEL findet sich selbstverständlich ein Artikel (nur im Anriss online), der dem gefeuerten Google-Mitarbeiter James Damore eine "krude Argumentation" unterstellt, die wenig mit den Tatsachen zu tun hat. Währenddessen ist in den USA selbst die feminstisch geprägte New York Times entnervt und bezeichnet die Berichterstattung über Das Google-Memo als "grauenhaft":
The coverage of the memo has been atrocious. As Conor Friedersdorf wrote in The Atlantic, "I cannot remember the last time so many outlets and observers mischaracterized so many aspects of a text everyone possessed." Various reporters and critics apparently decided that Damore opposes all things Enlightened People believe and therefore they don’t have to afford him the basic standards of intellectual fairness.
The mob that hounded Damore was like the mobs we’ve seen on a lot of college campuses. We all have our theories about why these moral crazes are suddenly so common. I’d say that radical uncertainty about morality, meaning and life in general is producing intense anxiety. Some people embrace moral absolutism in a desperate effort to find solid ground. They feel a rare and comforting sense of moral certainty when they are purging an evil person who has violated one of their sacred taboos.
Der Vergleich mit dem gegenwärtigen Feminismus als Religionsersatz inklusive Hexenjagd auf die Ketzer wurde nicht zum ersten Mal gezogen. Aber wo findet sich in der deutschen Presse der Journalist eines Leitmediums, der ähnlich klare Kritik an der allgemeinen Berichterstattung übt wie die New York Times und beispielsweise formuliert: "Hört mal zu, Kollegen, so geht das nicht. Ihr müsst die Texte schon lesen, über die ihr euch empört. Und etwas mehr Ausgewogenheit und Differenziertheit statt dem Hochjazzen von Pseudoskandalen wäre auch nicht verkehrt."
Ein solcher Journalist findet sich mittlerweile bei der "Frankfurter Allgemeinen", und er dürfte aktuell der von Feministinnen meistgehasste Journalist überhaupt sein. "Don Alphonso" hat sich des Themas angenommen. Ein Auszug:
Der Autor des 10-seitigen Textes, James Damore, hat sich zwar von Stereotypen distanziert. Aber er hatte das Pech, dass sein Text im Google Intranet erst mal nicht beachtet wurde. Doch langsam wurde er wegen seiner Kritik an den bestehenden Zuständen diskutiert, es gab empörte Reaktionen, das Memo wurde an die Klatsch- und Schundseite Gizmodo weitergeleitet, wo man eine um Zitate und Graphiken verkürzte Version erstellte, und diese Version als Sexismus brandmarkte. Damit war das #Googlememo geboren, und weil der erste “Sexismus” schrie, schrien es alle, die Medien brüllten mit und behaupten, im Memo werde behauptet, Frauen könnten nicht programmieren und kämen deshalb bei Google nicht voran. Und das, obwohl das Memo im Internet steht und, wie oben erklärt, sich für neue, bessere und gleichzeitig alle Mitarbeiter akzeptable Wege zu mehr Diversity bei Programmierjobs einsetzt.
Explizit kritisiert der Artikel Nina Bovensiepen, eine führende Mitarbeiterin der Süddeutschen Zeitung:
Sie hat vermutlich das nicht antifeministische, nicht machohafte, nicht männerrechtliche, nicht rechtsextreme, inklusive, Diversität fordernde Memo, das auch kein Manifest ist und auch nie so gedacht war, nicht in seinen Zielen verstanden, und verbreitet mit dem Begriff der "weissen Männer" genau das, was Damore unterstellt wurde: Pauschale Geschlechtsstereotypen, versehen mit Rassismus und Sexismus. Ausserdem: Wer als alter, weisser Mann wirklich keine Veränderung will, feiert kein Memo, das mehr Veränderung fordert. Allenfalls können sich weisse Männer von Damores keinesfalls dummer Einschätzung bestätigt sehen, dass moderne Firmen unter Gender- und Diversityideologie tatsächlich intolerant sind, Andersdenkende zum Schweigen bringen und sie, wenn der Mob im Internet nur laut genug lügt, auch sofort feuern. Sogar wegen eines internen Textes, der sich für Diversity ausspricht. Ausserdem versprachen Googlemitarbeiter im veränderten "Arbeitsumfeld" nachweislich, Unterstützer von Damores Thesen zu bestrafen. Die gibt es tatsächlich: Bei einer Umfrage sprach sich eine Mehrheit gegen seine Entlassung aus.
Der Don greift einige Meldungen auf, die in den letzten Tagen auch auf Genderama verlinkt wurden – einschließlich der Diskrepanz zwischen der uniformen deutschen Verdammung und der vielstimmigen amerikanischen Debatte über Damores Text. Wobei es auch in den USA irrwitzige Beiträge gab:
Schliesslich hatte sich Damore bemüht, seine Thesen wissenschaftlich zu unterfüttern. Das linientreu progressive Magazin Slate beantwortete das Bemühen mit dem Text einer Feministin, die sich dafür aussprach, Wissenschaft nicht mehr mit Wahrheit gleichzusetzen. (...) Damore hat in diesem Klima der Ignoranz gegenüber Andersdenkenden längst seinen Stempel als Sexist, Frauenhasser und Neuer Rechter – weil er, wohlgemerkt, über andere und bessere Wege zu mehr Diversity reden wollte, und dabei genau die Prozesse kritisierte, die an ihm exekutiert wurden. Es ist wie beim gescheiterten Wiki Agentin: Alle Abweichler kommen in einen Topf, alle werden auf die gleiche Art und Weise beschimpft (...).
Diese Verkemperung einer Debatte, die das feministische Lager auf keinen Fall als Debatte auf Sachebene führen möchte, treibt mitunter besonders irrwirtige Blüten. Beispielsweise hatte ich hier auf Genderama vor ein paar Tagen das Magazin "Quilette" zu dieser Debatte verlinkt und zitiert. Hätten Sie den Link angeklickt, hätten Sie gemerkt, dass er zu diesem Zeitpunkt nicht zu dem Magazin weiterführte. "Quilette" war nämlich durch einen Cyber-Angriff kurzzeitig abgeschossen worden, nachdem der von mir verlinkte Beitrag dort erschienen war und in diesem Beitrag vier Wissenschaftler erklärten, dass Damore richtig liege. An dem Tag, an dem ich mir Zitat und Link für Genderama herauskopiert hatte, stand der "Quillette"-Beitrag noch online, an den nächsten Tagen nicht mehr, und jetzt ist er wieder da (so wie die gesamte Website).
Sind das die Methoden, mit denen eine offene Debatte unmöglich gemacht weden soll? Abgeschossene Websites, gefeuerte Kritiker, von Feministinnen auf Rufmord frisierte Wikipedia-Artikel, Online-Pranger gegen Menschen, die feministische Faktenferne kritisieren und deshalb "rechts" sein müssen?
Der Gymnasiallehrer Lucas Schoppe hält es für wichtig, "das Verhältnis zwischen Wissenschaftlichkeit und sozialer Gerechtigkeit zu klären – gerade in der Linken":
Selbst wer evolutionspsychologischen Überlegungen nicht viel abgewinnen kann, könnte doch zumindest einräumen, dass diese Thesen tatsächlich Erklärungen für statistische Ungleichverteilungen von Männern und Frauen liefern, die nicht auf die Unterstellung einer Diskriminierung zurückgreifen müssen. Wer diese Position falsch findet, wird nicht umhinkommen, sich mit den Studien auseinanderzusetzen, auf die Damore seinen Text stützt. Stattdessen forderten Aktivisten, die sich durch die Thesen offenbar verletzt sahen, sogleich öffentlich die Entlassung des Autors. Brianna Wu, Kandidatin der Demokraten für den Kongress, twitterte kurz und brutal: "Wer wird gefeuert?"
Schoppe kann sich diesem Zynismus nicht anschließen:
Wer Gerechtigkeit zwischen den Geschlechtern möchte, schadet diesem Ziel, wenn er oder sie wissenschaftliche Ergebnisse aus politisch-moralischen Erwägungen ignoriert und ihre Vertreter denunziert.
Leider ist Letzteres die aktuelle feministische Kampfstrategie: ob bei der Böll-Stiftung, in der Wikipedia oder bei Google. Ob es der Linken wirklich nützt, wenn alle, die die Wissenschaft verteidigen, als "rechts" etikettiert werden? Man darf es bezweifeln. Eher könnte ein Rohrkrepierer daraus werden: Wer Wissenschaft wichtig findet, hört irgendwann auf, die Linke zu unterstützen.
2. In den Kieler Nachrichten erscheint ein Artikel, der genau jenen Sexismus zeigt, der James Damore unterstellt wurde: Er behauptet, dass Frauen in digitalen Berufen wertvoller seien – weil sie "über mehr Empathie und soziale Fähigkeiten verfügen als Männer". Der allgemeine Aufschrei bleibt in den Leitmedien diesmal natürlich aus. Der vielgelesene Blogger Fefe allerdings kann sich einen sarkastischen Kommentar nicht verkneifen. Und einer meiner Leser schreibt mir zu diesem Artikel:
Nur wenige Tage, nachdem James Damore für sein differenziertes, wertschätzendes und mit wissenschaftlichen Fakten untermauertes Memorandum medial und beruflich hingerichtet worden ist, erdreistet man sich, mit so einem Artikel um die Ecke zu kommen. Merke: Biologische Unterschiede zwischen Männern und Frauen sind vorhanden und ganz prima, wenn Frauen dabei gut abschneiden. Ansonsten ist es sexistische Kackscheiße.
3. Der Publizist Hadmut Danisch fühlt sich von den Grünen inzwischen persönlich bedroht.
4. Als Mann sollte man sich heutzutage besser nicht etwas länger in der Nähe eines Kindergartens aufhalten, wenn man nicht in der Verbrecherkartei der Polizei landen möchte. Der bekannte Rechtsanwalt und Blogger Udo Vetter berichtet über einen aktuellen Fall.
5. Arme Männer bleiben doppelt so häufig Single.
Ich habe es schon mehrfach gesagt: Wenn Frauen eher bereit wären, sich auch mit wirtschaftlichen "Losern" zu verpartnern und "nach unten" zu heiraten, wäre das der effektivste Weg, damit die Führungsetagen nicht vor allem von Männern besetzt werden. Beruflicher Erfolg wirkt auf Frauen nun mal anziehend bei der Partnersuche; umgekehrt ist das nicht der Fall.
6. Im Kongo versucht man immer noch, Aufmerksamkeit auch für vergewaltigte Männer zu gewinnen:
If it happens to a woman, we listen to them, treat them, care and listen to them - give them a voice. But what happens to men?
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