Samstag, April 01, 2017

Männerstudie, Jungenstreik, Hochschul-Stasi – News vom 1. April 2017

1. Auf den Seiten des Blogs "Geschlechterallerlei" erklärt "Graublau", warum er von der Männerstudie des Frauenministeriums durchaus angetan ist. Ein Auszug:

Der Fehler der Studie: Man wollte den Maskulismus kleinreden durch solche mageren Prozentangaben, übersah dabei aber, dass dabei immer noch große absolute Zahlen herauskommen. Ich erinnere mich an einen ähnlichen Fall, erwähnt in einem CCC-Video (...). Regierung oder Geheimdienst wollte die Bevölkerung in Sicherheit wiegen mit der Angabe, 99% der Bürger in Deutschland würden ja nicht abgehört. Leider entspricht das noch immer einer komplett abgehörten Großstadt. Auch spätere Korrekturen (99,9% oder 99,99%) ergaben zu hohe Fallzahlen.

Gemeint war: Das sind ganz wenige! In Wahrheit ist das schon eine gefährliche Menge. 1% können sich übers Internet organisieren. Der Effekt für einzelne Versprengte kann sein: Oh, ich bin nicht der einzige.


Exakt darum hatte ich Wippermanns Zahlenzauber sofort in Angaben darüber übersetzt, von wie vielen Menschen tatsächlich die Rede ist. Ähnlich wie "Graublau" habe auch ich den Eindruck, dass die Studie unter der extremen Spannung stand, Männerrechtler in ihrer Zahl einerseits marginalisieren und andererseits bedrohlich erscheinen lassen zu müssen. Ein derart heikler Spagat konnte nur schief gehen.

Überhaupt, dass sich 60% der Männer gegen Gleichstellung aussprechen, obwohl diese Position in den Massenmedien und dem öffentlichen Diskurs als "rückständig" oder "nazigleich" verkauft wird. Wenn man dann noch berücksichtigt, dass das eine gefällige Studie sein sollte ... Man kann das zwar noch so drehen, dass plötzlich "60% der Männer rückständige Nazipositionen unterstützen, diese bösen Männer mal wieder", aber es bleibt doch der Eindruck, dass diese Propagandaschlacht trotz Dauerbeschallung verloren wurde.

(...) Die gute Nachricht lautet also: Selbst in [einer] Veröffentlichung des ideologischen Gegners lässt sich anscheinend nicht mehr verschweigen, dass es auch Leute gibt, die die Welt ganz anders sehen, und einige der Positionen werden sogar korrekt wiedergegeben.


Ich würde auch anerkennen, dass diese Studie im Vergleich zu dem in weiten Teilen belegfreien Gemurkse Gesterkamps und der von persönlichen Angriffen getragenen Kampfschrift Rosenbrocks durchaus ein Schritt nach vorne ist (immer vor dem Hintergrund dessen, was man im feministischen Lager überhaupt erwarten darf).



2. Das Blog "Mein Senf" hat sich Geschlechterthemen im Programmentwurf der FDP zur Bundestagswahl angesehen, außerdem die Aspekte Presse- und Meinungsfreiheit sowie wie die Ablehnung von Homo- und Transphobie sowie Rassismus. Wenn nicht noch irgendetwas sehr Überraschendes passiert, steht damit zumindest meine Wahlentscheidung schon fest.



3. Stevie Schmiedel von der radikalfeministischen Gruppe Pinkstinks soll den Werberat kontrollieren. Christian Schmidt kommentiert:

Schmiedel ist die vollkommen Falsche für ein solches Monitoring, weil ihr dafür die notwendige Distanz fehlt. Sie wäre, wenn sie die Überzeugungen vertritt, mit denen Pinkstinks wirbt, eine Extremistin, die die Darstellung von Geschlechterrollen verbieten will, bei der man also keine Hausfrau Wäsche waschen sehen dürfte, ohne einen Wettbewerbsverstoß (!) zu begehen. Ich habe jedenfalls nicht gesehen, dass sie sich von diesem Plänen des Vereins, dessen Vorstand sie ist, distanziert.

Jemand, in dessen Welt die Wäsche waschende Ehefrau bereits Sexismus ist, der einen Wettbewerbsverstoß darstellt (statt einem Ansprechen des typischen Kunden) ist nicht geeignet, eine solche Überwachung durchzuführen.

Es steht dem Staat nämlich gar nicht zu, sich auf diese Weise in die Lebensweise der Menschen einzumischen und die von ihnen durchgeführte Arbeitsteilung als sexistisch abzuwerten, unabhängig davon, ob sie einem passt oder nicht.

Dass Schwesig Personen mit solch radikalen Ansichten zu Wächtern macht ist bedenklich.




4. Wie Mitarbeiter des auf Superhelden-Comics spezialisierten Marvel-Verlages berichten, waren die meisten Leser wenig angetan davon, dass der Verlag etliche bekannte Helden durch Frauen ersetzte:

"What we heard was that people didn't want any more diversity. They didn't want female characters out there. That's what we heard, whether we believe that or not. I don't know that that's really true, but that's what we saw in sales."

(...) "We saw the sales of any character that was diverse, any character that was new, our female characters, anything that was not a core Marvel character, people were turning their nose up against," he explained. " That was difficult for us because we had a lot of fresh, new, exciting ideas that we were trying to get out and nothing new really worked."


Ich hatte über diese Entwicklung schon vor einiger Zeit geschrieben und mir daraufhin aus einem anderen Blog die Schlagzeile "Männerrechtler verstehen nichts von Comics" eingefangen. Tatsächlich lag ich mit meiner Einschätzung richtig.



5. Die australischen Nachrichten berichten, wie der "Streik der Männer" inzwischen auch die Jungen erreicht:

There's a growing movement of men in Australia called "Men Going Their Own Way" (MGTOW).

It’s an offshoot of the men’s rights movement but rather than getting stuck in and tackling issues, these guys have vowed to stay away from women, stop dating and not have children.

"Essentially, MGTOW is a statement about living life your way rather than trying to make a woman happy or being a slave to cultural expectations," one NSW member says.

"This isn’t about a specific rule book, more a mindset, although there are purists in the movement who are the most extreme and avoid women entirely. There’s a growing number of men who’ve had enough — enough of feminism and enough of being told they have to work for a greater good, which doesn’t actually exist."

Start looking into this "manosphere" and it’s like going down a rabbit hole — happiness here is supposedly freedom.

And shunning relationships is now seeping through to the younger generation. Tom*, 15, from NSW is what you could call the growing number of TGTOW (Teens Going Their Own Way).

"It’s probably not true of all women, but I’ve got the feeling that women are dangerous. Maybe the men around me have just had bad experiences,” he tells news.com.au. "It’s scary being a teenage boy; I’m not sure how it’s all meant to fit together in the future," says Tom.

"Last year, my uncle lost everything because his wife of 40 years decided she didn’t love him anymore. Just like that, she randomly got up and left. It got nasty and he lost everything — his house, cars and loads of his money. There’s no way I’m ever getting married."

Of course, teenage boys look at other males in their life to gather some perspective on life. Seeing an older brother go through the trauma of false allegations in a messy breakup can also leave scars.

Tom says, "My older brother, who’s 20, was dating a girl for a few months. She turned really nasty in the breakup and made a string of allegations to the police. That made me suspicious of women too. My brother’s a good guy. Why should she be able to just say what she wants, accuse him of anything and then get on with her life like that? It doesn’t seem fair to me. I’m not sure what rights I have. Maybe none?"


Schau einer an. Die Leitmedien reißen sich ein Bein aus, um die feministische Gesellschaft als Gottes neuen Segen für die Welt zu verkaufen und Männerrechtler totzuschweigen oder zu dämonisieren. Die Politik ist ähnlich einseitig – in Australien bildet ein eigenes Projekt gerade 4000 Lehrer dazu aus, Vorschülern den "Sexismus" auszutreiben. Noch mehr können Ideologen kaum in die Köpfe der Bevölkerung eingreifen, um den Leuten klar zu machen, wie man richtig zu denken hat. Und doch können diese Ideologen nicht verhindern, dass schon 15jährige aufgrund ihrer Welterfahrung mitbekommen, wie es in Wirklichkeit läuft.



6. Im Wall Street Journal beschäftigt sich Jonathan Haidt mit der Ideologisierung US-amerikanischer Universitäten. Der Artikel ist, wie so oft, wenn es um Jonathan Haidt geht, pures Gold:

"The great majority of college students want to learn. They’re perfectly reasonable, and they’re uncomfortable with a lot of what’s going on," Mr. Haidt, a psychologist and professor of ethical leadership at New York University’s Stern School of Business, tells me during a recent visit to his office. "But on each campus there are some true believers who have reoriented their lives around the fight against evil."

These believers are transforming the campus from a citadel of intellectual freedom into a holy space — where white privilege has replaced original sin, the transgressions of class and race and gender are confessed not to priests but to "the community," victim groups are worshiped like gods, and the sinned-against are supplicated with "safe spaces" and "trigger warnings."

The fundamentalists may be few, Mr. Haidt says, but they are "very intimidating" since they wield the threat of public shame. On some campuses, "they’ve been given the heckler’s veto, and are often granted it by an administration who won’t stand up to them either."

(...) The Berkeley episode Mr. Haidt mentions illustrates the Orwellian aspect of campus orthodoxy. A scheduled February appearance by right-wing provocateur Milo Yiannopoulos prompted masked agitators to throw Molotov cocktails, smash windows, hurl rocks at police, and ultimately cause $100,000 worth of damage. The student newspaper ran an op-ed justifying the rioting under the headline "Violence helped ensure safety of students." Read that twice.

Mr. Haidt can explain. Students like the op-ed author "are armed with a set of concepts and words that do not mean what you think they mean," he says. "People older than 30 think that ‘violence’ generally involves some sort of physical threat or harm. But as students are using the word today, ‘violence’ is words that have a negative effect on members of the sacred victim groups. And so even silence can be violence." It follows that if offensive speech is "violence," then actual violence can be a form of self-defense.

Down the hall from Mr. Haidt’s office, I noticed a poster advertising a "bias response hotline" students can call "to report an experience of bias, discrimination or harassment." I joke that NYU seems to have its own version of the morality police in Islamic countries like Saudi Arabia. "It’s like East Germany," Mr. Haidt replies — with students, at least some of them, playing the part of the Stasi.




7. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir:

Lieber Herr Hoffmann,

vermutlich haben Sie schon andere auf den Beitrag in der Zeitung "Fernuni-Perspektive" der Fernuni Hagen hingewiesen. Der Artikel "Die Frauenquote hemmt die Teamarbeit" findet sich hier auf Seite 5 unten:

"[…] Welche Auswirkungen eine Quotenregelung darüber hinaus hat, ist bislang wenig erforscht. Diplom-Volkswirtin Angela Dorrough und Prof. Dr. Andreas Glöckner vom Lehrgebiet Urteilen, Entscheiden, Handeln am Psychologischen Institut der FernUniversität in Hagen haben sich gemeinsam mit Dr. Monika Leszczynska von der New York University und Prof. Manuela Barreto von der University of Exeter mit diesem Thema beschäftigt. In zwei Laborexperimenten haben sie untersucht, wie sich die Kooperationsbereitschaft von Männern und Frauen vor und nach der Einführung einer Geschlechterquote darstellt. 'Die Ergebnisse zeigen, dass sich die Quote negativ auf Kooperationsbereitschaft auswirkt, während eine Auswahl nach persönlicher Leistung die Kooperationsbereitschaft der involvierten Personen eher erhöht', sagt Angela Dorrough. Darüber hinaus fand das Team heraus: Die Auswahl nach Geschlecht wird als weniger fair wahrgenommen als die nach Leistung."

So weit für jeden, der mit offenen Augen durch das Leben geht, wenig überraschend - von der Überraschung, dass so ein Beitrag von einer Körperschaft des öffentlichen Rechts veröffentlicht wird, abgesehen.

Die Konklusion aus dieser Erkenntnis lautet jedoch nicht, dass die Quote vielleicht doch nicht immer so eine tolle Idee ist, sondern:

"'Nun stellt sich die Frage, wie man solche negativen Nebeneffekte vermeiden kann', sagt Dorrough. Dies sollen weitere Studien ergeben, die durch das Interne Forschungsförderprogramm Genderforschung unterstützt werden. 'Wir möchten entsprechende Vorschläge auf wissenschaftlicher Basis erarbeiten. Denn eins ist unbestritten: Die Quotenregel ist wichtig.'"

Der Schlusssatz ist anscheinend so objektiv wahr, dass er nicht wissenschaftlich begründet werden muss. Als jemand, der in der DDR aufgewachsen ist, muss ich bei solchen Arguemntationen immer an ein Lenin-Zitat denken: "Die Lehre von Karl Marx ist allmächtig, weil sie wahr ist".


Ein anderer Leser schreibt:

In der Süddeutschen vom 31.3. war ein Artikel über die gesundheitliche Wirkung von Einsamkeit ("Einsamkeit macht empfindlich", Rubrik Wissen, Werner Bartens). Der Artikel ist wegen der weggelassenen –innenformen gut zu lesen, aber der gendergequälte Rezipient schiebt deswegen die Probanden automatisch in die männliche Ecke. Was ja auch anderweitig mit der Erfahrung übereinstimmt: Zumindest klinische Studien weisen immer einen hohen Männerüberhang auf. Also fällt der zwanghafte Kotau am Schluss des Artikels doch mehr auf als üblich:

"Andere Studien liefern Hinweise dafür, dass Einsamkeit die Anfälligkeit für diverse Leiden steigert und die Abwehrkräfte schwinden. Fühlen sich Frauen in ihrer Partnerschaft nicht aufgehoben und zu wenig verstanden, erkranken sie öfter an Infekten - von der Bronchitis bis zur Blasenentzündung. Die Seele weint dann, sagen psychosomatisch orientierte Ärzte."

Die kommen gar nicht erst auf die Idee, dass das für Männer natürlich ebenso gilt. Oder sie haben es bei Männern gar nicht erst untersucht. Ich kenne diese Beobachtung aber aus eigener Erfahrung: ich hatte jahrelang Hexenschuss und Migräne ohne Ende, bis die Partnerschaft auseinander war, danach war so gut wie nie mehr was. Und wenn man sich so mal im Bekanntenkreis umschaut, wie Frauen Männer "gewaltlos" aus der Partnerschaft drängen, dann scheint mir das Wissen über diesen Zusammenhang durchaus weit verbreitet.

Aber auch hier hat die Frau Anspruch auf Versorgung – über den Mann wird einfach nichts gesagt.

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