Donnerstag, Oktober 20, 2016

Vermischtes vom 20. Oktober 2016

1. "Meinungsfreiheit statt Hass" fordert der Gymnasiallehrer und maskulistische Blogger Lucas Schoppe in einem aktuellen Beitrag und fragt sich, wie ausgerechnet Journalisten, die doch von der Meinungsfreiheit leben, dazu kommen, so verächtlich und herablassend über sie zu schreiben.

Dies zudem in einer Zeit, in der sich Politiker um Einschränkungen der Meinungsfreiheit bemühen. Gerade hat der grüne Justizsenator von Hamburg, Till Steffen, gefordert, einen Shitstorm im Netz als "bandenmäßige Straftat" zu werten. Das würde dann beispielsweise bedeuten: Wer einen Politiker kritisiert, der zugleich noch von vielen anderen kritisiert wird, der kann dafür als Mitglied einer "Bande" verurteilt werden. Sollten während eines Shitstorms strafrechtlich relevante Äußerungen formuliert werden, könnte dann jeder Kritiker dafür mitverantwortlich gemacht werden – auch wenn er mit diesen Äußerungen gar nichts zu tun hatte.


Daran, dass in der Auseinandersetzung mit Andersdenkenden immer öfter das Schlagwort "Hass" eingesetzt wird, sieht Schoppe

eine Absage an demokratische Politik. In der nämlich geht es um einen humanen Ausgleich verschiedener, jeweils mehr oder weniger legitimer Interessen. Wer aber durch Hass motiviert ist, der habe überhaupt keine rationalen Interessen, sondern irrationale Gewaltbedürfnisse, verdrängte Ängste, der formuliere eine Absage an die gemeinsame Menschlichkeit. Mit so jemandem sei kein Ausgleich möglich, der könne nur bekämpft werden.

Der kindliche Glaube, selbst für die Liebe einzutreten und gegen die Hassenden zu stehen, entspricht "einer dichotom-manichäischen Weltsicht" die der Politologe Claus Leggewie gerade an narzisstischen Persönlichkeiten aus dem rechtsradikalen oder dem islamistischen Spektrum beschreiben hat. Dieser Glaube eignet sich nicht zur Verteidigung, sondern allein zur Bekämpfung der Demokratie.

(...) Zumindest an der No Hate Speech-Kampagne lässt sich sehr gut zeigen, dass sie sich nicht gegen massive verbale Aggressionen richtet, sondern gegen bestimmte Meinungen. Diese Kampagne stellt Bilder bereit, die als Verteidigung gegen bestimmte Äußerungen des Hasses genutzt werden sollen. Das ermöglicht Schlüsse darauf, um was für Äußerungen es sich dabei handelt.

Es wäre demnach eine Äußerung des Hasses,

* wenn jemand behauptet, dass auch Rechte von Männern oder Jungen verletzt werden können,

* wenn jemand Übergewicht bei Kindern nicht fabelhaft findet,

* wenn ein Mann sich nicht als privilegiert wahrnimmt,

* wenn jemand das muslimische Kopftuch als Symbol der Frauenunterdrückung versteht,

* wenn jemand feministische Positionen kritisiert,

* wenn jemand davon ausgeht, dass es nur zwei Geschlechter gibt,

* wenn jemand glaubt, dass Rassismus sich auch gegen weiße Männer richten könnte.

Auch wer diese Positionen nicht teilt, wird gemeinhin wohl kaum auf die Idee kommen, sie als Formen des "Hasses" einzuordnen. Offensichtlich ist: Sie als "Hass" zu bekämpfen, bedeutet nicht, sie inhaltlich zu entkräften – es ist stattdessen ein Versuch, schon ihre bloße Äußerung zu verhindern. Dass es solche Positionen überhaupt gäbe, würde nämlich andere Menschen schon gewaltsam einschränken.

Daher setzen die verlinkten Bilder der steuermittelfinanzierten Kampagne auch keineswegs auf inhaltliche Argumente, sondern darauf, den Gesprächspartner – eher: Gesprächsgegner – zu beschämen und öffentlich lächerlich zu machen.

Tatsächlich nennt die Kampagne auch Beispiele für Hate Speech, die nicht fragwürdig sind – dass Antisemitismus ein Beispiel für politischen Hass ist, ist beispielsweise weithin Konsens. Dadurch aber wird es nur umso schlimmer, dass solche eindeutigen Äußerungen von politischer Feindschaft mit Äußerungen verquickt werden, die Meinungen ausdrücken, welche schlicht den No-Hate-Speech-Initiatoren nicht gefallen.


Die Folge dieser Rhetorik, so Schoppe, sei das Entstehen von Filterblasen:

Dort sind dann Menschen gleicher Meinung unter sich, erregen sich über Chemtrails-Verschwörungen, über Merkels Umvolkungs-Politik oder über die Herrschaft des Patriarchats – und sie nehmen die, die anderer Meinung sind, entweder als unwissende Idioten oder als Agenten des Hasses wahr.

Gewalt gegen diese Hater erscheint damit nicht als Aggression, sondern als legitime Verteidigung des Guten, des Liebevollen, der Demokratie und der Menschlichkeit. Das initiiert einen Prozess mit Eigendymanik: Der Rückzug in Filterblasen begünstigt das Denken in Freund-Feind-Mustern, Freund-Feind-Muster fördern den Rückzug in Filterblasen – und beides legitimiert Gewalt. Besonders ausbaufähig sind solche Muster, wenn die Gegenseite ebenso verfährt.

Die Freund-Feind-Muster, mit denen etwa die No-Hate-Speech-Kampagne arbeitet, fördern also Gewalt eher, als dass sie Gewalt behindern würden. Aus der Sicht der eigenen Filterbubble aber erscheint die Einschränkung der Meinungsfreiheit jeweils als ein Beitrag zur Befriedung der Gesellschaft: Wenn nur deren Meinungen, die ja doch nur Masken des Hasses sind, aus der Welt verschwinden würden, dann könnte es in der gesamten Gesellschaft so friedlich und einig zugehen wie in der eigenen Blase.

Sachlich falsche oder inhumane Positionen verfestigen sich eben deshalb, weil ihre Vertreter sich nicht mit Gegenreden auseinandersetzen müssen. Gäbe es tatsächlich einen allgemeinen, herrschaftsfreien Diskurs, dann ließe sich die Meinung nicht halten, dass die Regierung die Bevölkerung über Chemtrails planmäßig vergifte, die deutsche Bevölkerung qua Umvolkung zu zerstören versuche oder dass die Verletzung der Rechte von Menschen legitim sei, wenn diese Menschen nur das falsche Geschlecht hätten.

(...) Dieser Hintergrund macht dann auch erst ganz deutlich, wie gravierend es ist, wenn Redakteure etablierter Medien herrisch die Kommunikation verweigern, anstatt das Gespräch zu suchen. Erst recht wird klar, wie verantwortungslos es ist, wenn ein Ministerium öffentliche Mittel nicht für die Förderung offener, demokratischer Debatten einsetzt – sondern öffentliche Mittel missbraucht, um Freund-Feind-Strukturen zu betonieren, Kommunikation zu unterbinden und unliebsame Meinungen möglichst effektiv zu diskreditieren.




2. "Hört auf zu flennen, ihr Memmen" herrscht die Schweizer Feministin Michele Binswanger Kritiker ihrer Ideologie in jenem Tonfall an, der verrät, dass diese Leute Pseudo-Machotum weit mehr anhängen als ihre Gesprächspartner. Wesentlich sachlicher antwortet ihr Mark Smith.



3. In Österreich fordern SVP, ÖVP und Grüne eine Frauenquote bei Filmfördermitteln.



4. US-amerikanische Verhältnisse sickern immer mehr in Deutschland ein. Zwei Elfjährige sollen jetzt eine Schule in Niedersachsen wegen angeblicher sexueller Belästigung von Mitschülerinnen verlassen.



5. Aufmerksamkeit für den Rückzug der Männer aus unserer Gesellschaft wächst:

A cultural shift is under way, a kind of escapism where a growing number of young people, especially men, are becoming more invested in recreational pursuits to "escape" their traditional social roles, like being fathers or career-driven providers.

(...) This lack of direction manifests itself differently for different men. For some, like the online group Men Going Their Own Way, the reaction to outdated masculine stereotypes and expectations is to reject them. The group states its founding principle is "ejecting silly preconceptions and cultural definitions about what a ‘man’ is."

Organizers of the website did not respond to requests for comment, but in a discussion on the group’s Reddit page, some said they felt the rules of society were stacked against them simply for being men.

"I think most of us just want a fair system, but the system is not fair, it's anti-men," one user wrote. "Why would a man have children if odds are he'll get a divorce and never get to see them? Why would a man work hard just to lose 50 percent of what he earns? Both of these rule out marriage."

Others pointed to media depictions that portray men as bumbling idiots. "We see it everywhere in media these days. Men are jokes, big hulking cavemen who wouldn’t know (anything) if it weren’t for these educated superwomen that continually enrich all our lives without any downside," another wrote (...). [Psychologist Nikita] Coulombe said these media depictions are part of a larger message that young men simply don’t matter.

What they may envision instead is a world to escape into, particularly with gaming. "Virtual worlds offer a space where they (men) won't be demonized simply for being male, where there is a clear sense of purpose and where there is structure for 'leveling up' and achieving goals," Coulombe said. "They also offer instant gratification, status and guaranteed rewards, which can decrease motivation to achieve similar goals in the real world."

(...) The key to fighting digital escapism, Coulombe said, is to create a world boys and men want to be part of. "All-male spaces where boys have the opportunity to have rites of passage and build a positive male identity are key," Coulombe said, pointing to the Boy Scouts as an example. "We need to start seeing men being men responsibly as a good thing and understand the value of fathers and male mentors."

If nothing changes and Jindra is correct in his escapism theory, the consequences may be huge for both individual men and society — some consequences are already unfolding in the American economy, Coulombe said. She pointed to a Congressional Budget Office report released this summer, which found that 1 in 6 American men between 18 and 34 are either jobless or incarcerated, a 45 percent increase over the past 30 years.

"For the individual, what gets lost in this tug-of-war between constant entertainment and obligations of real life is becoming competent and well-rounded, with emotional intelligence and social skills," Coulombe said. "On a societal level, we are not harnessing an incredible amount of potential."


Stattdessen bekommen die USA jetzt eine Präsidentin, für die Geschlechterpolitik weiterhin nur bedeutet, was man noch alles für Frauen tun könne, nachdem ihr Gegenkandidat zu dämlich war, die Männerkrise auch nur zum Thema zu machen.



6. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Der Männerservice in Österreich veröffentlicht seit einiger Zeit "Männerservice-Reports", in denen an konkreten Fallbeispielen die gelebte und brutale Praxis von Sorgerechtsstreitigkeiten anschaulich gemacht wird. Die Fälle decken mittlerweile ein breites Spektrum ab und zeigen, mit welcher Kaltschnäuzigkeit Eltern, Mütter und - meistens - Väter zu kämpfen haben, die den Kontakt zu ihren Kindern nicht verlieren wollen. Wer mit dem Thema bisher nicht vertraut war dürfte bei einigen Beispielen Schwierigkeiten haben zu glauben, was da steht.

Ein Beitrag hat einiges an Staub aufgewirbelt. Darin werden einer Anwältin "schmutzige Tricks" vorgeworfen, die Väter meiner Einschätzung nach bis weit unter das Existenzminimum bringen können. Offenbar hat sich diese Anwältin wiedererkannt und jetzt den Obmann des Männerservice, Hannes Hausbichler, auf Unterlassung verklagt. Dazu gibt es einen Beitrag in einer regionalen Nachrichtensendung sowie einen Bericht in einer regionalen Zeitung. Ich halte die Kommentare unter dem Bericht beinahe für noch interessanter als den Bericht selbst, dort äußert sich auch ein betroffenes Kind. Der umstrittene Beitrag des Männerservice ist immer noch verfügbar, wurde aber wohl aufgrund der laufenden Klage etwas revidiert.


Über den ersten Prozesstag berichten die Vorarlberger Nachrichten.

kostenloser Counter