Vermischtes vom 26. September 2016
1. Seit einiger Zeit geht es schon durch die Reihen der Väteraktivisten auf Facebook, jetzt berichtet auch Die Welt darüber: An Schwesigs Trennungskinder-Studie werden Zweifel laut. Kritiker befürchten verzerrte Ergebnisse und eine einseitige Sichtweise, nachdem das Untersuchungsdesign der Studie auf Anweisung des Ministeriums im laufenden Prozess verändert wurde. Bei den Mitgliedern des wissenschaftlichen Beirats der Studie stößt dieses Vorgehen auf Kritik.
"Die Begründung der Entscheidung überzeugt weder die Wissenschaftler noch die juristischen Fachleute noch den gesunden Menschenverstand. Eine Studie, die verzerrt ist, richtet im Ergebnis mehr Schaden als Nutzen an." Noch grundsätzlicher äußerte sich die Nürnberger Familienrechtlerin Hildegund Sünderhauf, die ebenfalls im wissenschaftlichen Beirat sitzt. "Die Forschungsfreiheit ist ein hohes Gut. Sie darf nicht durch politisch motivierte Vorgaben eingeschränkt werden, sondern muss wissenschaftlich nachprüfbaren Kriterien unterliegen", sagte Sünderhauf.
2. In der Debatte um die Sexismusvorwürfe Jenna Behrends gegen die Berliner CDU – Behrends hatte dort im Gegensatz zu etlichen Männern nach nur einem Jahr einen sicheren Listenplatz erhalten und beschwert sich nun über Diskriminierung – hat sich die Feministin Anne Wizorek inzwischen enttäuscht darüber geäußert, dass sich die Frauen-Union nicht mir Behrends solidarisiere: "Da sehen wir halt auch, wie stark verinnerlicht der Sexismus noch mal ein Problem ist."
Sandra Cegla, Vorsitzende der Frauen-Union, sieht Behrends in der Tat sehr kritisch:
Cegla sagte dem KURIER: "Sie kam vor etwa einem Jahr zu uns, war ein, zwei Monate sehr aktiv und fing dann an, gegenüber Mitgliedern des Vorstands über andere Mitglieder zu lästern." Das hätten ihr mehrere Frauen berichtet.
Offen gelogen habe Behrends nach einem Treffen mit CDU-Stadtrat Carsten Spallek. Der habe von ihr verlangt, 50 Texte für eine Wahlkampfbroschüre zu schreiben und dazu Fotos zu beschaffen. Cegla: "Die 50 hat sie vor Zeugen mehrfach wiederholt." Cegla fragte bei Spallek nach: "Er zeigte mir eine Mail an Jenna. Darin ist von fünf Texten die Rede, die vorformuliert waren. Und es gab den Hinweis, Fotos lägen vor."
Empört ist Cegla, dass Behrends sich als Vorkämpferin gegen Sexismus darstelle: "Ausgerechnet Jenna, die ihre weiblichen Reize spielen ließ und den Männern halb auf dem Schoß saß – ein Hohn." Cegla will mehrfach auf dieses Verhalten angesprochen worden sein.
Schriftlich ergänzt Cegla ihre Erinnerung um ein Vier-Augen-Gespräch mit Behrends am 15. April 2016 bei einer Parteiklausur, das Peter Tauber, Generalsekretär der Bundes-CDU, ins Spiel bringt. Sie zitiert Behrends: "Mit dem Peter Tauber, das muss jetzt aber unter uns bleiben, die Gerüchte stimmen. Ich hatte ein Verhältnis mit ihm." Cegla: "Hierzu kann ich eine Versicherung an Eides statt abgeben." Da sei es verwunderlich, dass Behrends sich beschwere, ihr würden Verhältnisse angedichtet.
(...) Zana Ramadani, Frauenrechtlerin in der CDU, legte dem KURIER einen Chat mit Behrends vom Herbst 2015 vor. Die Frauen machen sich da Gedanken, ob "Peter" homosexuell sei. Behrends schreibt (und beendet den Satz mit einem Zwinker-Smiley): "Also so, wie der auf mich reagiert, kann ich das ausschließen."
In der Frankfurter Allgemeinen kommentiert Don Alphonso diese Debatte in einem Artikel, der mehrere Themen verbindet. Zunächst einmal kritisiert er berechtigterweise ein aktuelles populistisches Gesetz:
In Deutschland werden Grundrechte mit Füssen getreten, denn gibt es ein gerade verabschiedetes, angebliches Prostitutionsschutzgesetz, gegen das die Sexarbeiterinnen und Verbände mit aller Kraft kämpfen. Es ist ein Gesetz, das datenschutzrechtlich Anlass zu grösster Sorge gibt, es zwingt Frauen zu einer Registrierung, die ein lebenslanges Stigma sein kann, wenn die Daten in die falschen Hände gelangen, es macht sie erpressbar und, wenn sie aus Ländern mit Verbot und Verfolgung von Prostitution stammen, möglicherweise auch zu Opern staatlicher und privater Willkür. Begründet wird das Gesetz mit der “saloppen“ Lüge der nach dem Gina-Lisa-Skandal immer noch nicht zurückgetretenen Frau Schwesig, es gäbe strengere Regeln für eine Pommesbude als für ein Bordell – offensichtlich hat Frau Schwesig noch keine bayerische Sperrbezirksverordnung gesehen. Alle Betroffenen verweisen auf die Erfahrungen aus anderen Ländern, dass dieses sogenannte Schutzgesetz mit Registrierungszwang für die Entstehung illegaler Strukturen sorgen wird, denen die Betroffenen dann wirklich hilflos ausgeliefert sind. Aus Gelegenheitsprostitution entsteht ein Gesetzeskonflikt, und der aus dem Gesetz entstehende Aufwand begünstigt Grossbordelle, die alles andere als frauenstärkend sind. Das Gesetz verschlechtert die Lage von zehntausenden Frauen in Deutschland,, viele davon in prekären Situationen, drastisch.
Vor diesem Hintergrund findet es Don Alphonso verwunderlich, dass stattdessen Jenna Behrends derart unangemessen starke Aufmerksamkeit erhält:
Die Frau ist eine Seiteneinsteigerin in der Union, bekam ohne die übliche Ochsentour einen guten Listenplatz und zog bei der Wahl mit der CDU in die Bezirksversammlung Berlin Mitte ein – und wirft ihr jetzt vor, ein Hort des Sexismus zu sein. Sie beklagt, dass man sie nicht zur Chefin der dortigen Frauenunion gewählt habe, und dass ein Bundestagsabgeordneter Streit mit ihr hatte. Da können die erwähnten CDU-Mitglieder übereinstimmend dementieren, was sie wollen, und ihrerseits über massive Probleme mit der karrierebewussten Frau berichten; Es ist wie bei Tim Hunt. Geglaubt, abgeschrieben, in den Vordergrund gerückt wird die Frau, der es bei ihrem Weg in ein Mandat nicht flauschig und glatt genug zugegangen ist. Die nicht mehr zu berichten weiss als eine etwas schräge Begrüssung und etwas, das an sich vollkommen normal ist: Dass Vorgesetzte, zumal, wenn es um öffentliche Mandate geht, genau hinschauen, ob die Nominierung und Förderung auf Basis fachlicher Kriterien stattfindet.
In Kathrin Spoerrs Artikel Diese Frau hat schnell gelernt, wie Politik funktioniert, veröffentlicht in der "Welt", heißt es:
Im Fall von Jenna Behrends war es ein bisschen anders. Bei ihr kam die Protektion von dem, der sie später mit den Worten "große süße Maus" an die Grenze ihrer Toleranz gebracht hat. Jenna Behrends hätte sich die Bemerkung verbitten können. Alternativ hätte sie darüber lachen können – so was passiert täglich tausendfach, wenn Männer und Frauen versuchen, in gestanzter Betriebsausflugsheiterkeit miteinander umzugehen. Hier aber war es so, dass nicht Henkel Behrends fallen ließ, sondern Behrends, nach einem Jahr offenbar schon Parteiprofi, den Dolch zog – denn nichts anderes ist ja so ein Brief.
Tenor des Artikels: Die Berliner CDU ist ein Haifischbecken. Und Jenna Behrends hat gerade bewiesen, dass sie dort ganz ausgezeichnet hinein passt.
3. Die Harry-Potter-Schauspielerin Emma Watson hat sich dieser Tage wieder mal feministisch positioniert – und verliert dafür zahllose Fans:
Ein Facebook-Fan schrieb daraufhin: "Ich habe allen Respekt für Emma verloren. Sie hatte so viel Potenzial und hat es für den Mythos Feminismus verschwendet." Fast 900 Kommentare sammelten sich unter ihrem Beitrag, darunter zahlreiche Negativ-Stimmen, die insbesondere von ihren männlichen Fans herrührten. (...) "Nur eine Anregung, du solltest mehr über die Gewalt gegen Männer sprechen, die realer ist, als die Gewalt gegen Frauen. Am Ende willst du Geschlechtergleichheit repräsentieren, und wenn du ihre Unterstützung willst, musst du ihnen auch Unterstützung entgegenbringen. Wir müssen für diesen Kampf zusammenhalten", schrieb ein männlicher Fan von Emma Watson. Ein weiterer Facebook-Nutzer schrieb: "Die größte Hürde, die ich in Nordamerika gesehen habe, sind extreme Feministinnen, die sich nur auf Nordamerika fokussieren und nicht auf die schrecklichen Dinge, die jungen und alten Frauen in Ländern passieren, wo Frauen nur wenig bis gar keine Rechte haben."
4. Eine Abgeordnete der britischen Labour-Partei, die sich auf häusliche Gewalt spezialisiert hat, entpuppte sich jetzt selbst als Täterin.
5. Zwischenstand der Spenden-Aktion für die Vorführung einer offenbar fairen Dokumentation über die Männerrechtsbewegung in Berlin: 1530 Euro liegen als Spenden vor, 830 Euro fehlen noch, die Aktion läuft noch 14 Tage.
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