Mittwoch, September 14, 2016

Vermischtes vom 14. September 2016

1. Na so was! Ich wurde für eine Satire des Gunda-Werner-Instituts zur Burka-Debatte gekidnappt:

Deren ehemalige Bezirksbürgermeisterin Haifa Buschkowski hatte vergangene Woche in der ARD-Talksendung "Hart aber Fair" für einen Skandal gesorgt. Als der Männerrechtler Arno Hoffmann Buschkowski "barbophobe Stimmungsmache" vorwarf, rief Buschkowski "wir hatten in der deutschen Geschichte schon genug Bartträger" und verließ wütend das Studio. Träger von Balbo oder anderen Bärten waren nicht eingeladen worden.




2. In der ZEIT macht Anja Kümmel Reklame für das Buch der Feministin Margarete Stokowski und produziert dabei eine Passage für die Ewigkeit:

Kann es Zufall sein, dass sowohl Penny als auch Stokowski von Essstörungen, sexualisierter Gewalt und selbstverletzendem Verhalten berichten? Oder sieht so auch heute noch die Normalbiografie einer jungen Frau aus?


Da niemand die junge Durschschnittsfrau besser repräsentiert als Laurie Penny und Margarete Stokowski, muss es wohl letzeres sein. "Auch heute noch". Vor dreißig Jahren, da war es völlig normal, dass 95 Prozent aller jungen Frauen essgestörte Cutter mit Gewalterfahrungen waren, aber dass es vermutlich auch im Jahr 2016 noch so ist – diese traurige Erkenntnis verdanken wir der unbestechlichen Logik von Anja Kümmel. Eine Logik, bei der man, um es mit Kümmels Worten zu sagen, das Gefühl hat, "es würden sich neue Synapsen im Gehirn ausbilden, die einen veränderten Blick auf die Welt eröffnen": Frauen sind Opfer.

"Zufall" oder "Normalbiografie einer jungen Frau" – das ist die Wahl, vor der Kümmel ihre Leser allen Ernstes stellt. Ausgeschlossen ist eine dritte Interpretation: Frauen, die psychisch stark angeknackst sind, sind besonders anfällig für eine Ideologie wie den Feminismus.

Lesen Sie morgen in der Literaturbeilage der ZEIT: Kann es Zufall sein, dass sowohl Leo Tolstoy als auch Ernest Hemingway unter psychischen Störungen litten, oder sieht so die Normalbiografie von Menschen aus, denen man in der Schule das Schreiben beigebracht hat? Wer über dieser Frage lange genug meditiert, bildet in seinem Hirn garantiert völlig neue Synapsen aus.



3. Seit Jahren versucht man, Mädchen für die mathematisch-naturwissenschaftlichen Schulfächer zu begeistern. Der feministischen Rhetorik zufolge trauen sich Mädchen aufgrund anerzogener Rollenstereotype nicht an solche Fächer heran, zumal die fiesen Jungs die Mädchen-Minderheit in den Klassen unterdrücken. Eine Schule in Rheinland-Pfalz entschloss sich daher zu einem radikalen Schritt. Das Ergebnis fiel dann allerdings ganz anders aus als von den Pädagogen erwartet:

Physiklehrer Michael Scheffe wunderte sich. "In unserem Physik-Leistungskurs in der Oberstufe sitzen 17 Jungs und gerade mal ein Mädchen. (...) Scheffe hat deshalb vor einem Jahr ein Projekt angeschoben, bei dem Jungen und Mädchen in Physik getrennt unterrichtet werden. Zwei siebte Klassen wurden dafür geteilt: in je eine Gruppe mit 25 Mädchen und je eine Gruppe mit 25 Jungen. Zwei weitere Klassen bilden die Kontrollgruppe des Versuchs.

"Es geht nicht darum, dass die Mädchen besser werden - die sind schon gut", betont Scheffe. Sie sollten einfach nur Spaß an dem Fach gewinnen, wenn sie nicht mehr das Gefühl hätten, hinter den Jungs zurückstecken zu müssen.

Ein klares Ziel - doch nach dem ersten Jahr ist Scheffe skeptisch. "Mein erster Eindruck ist, dass kaum ein Unterschied zu spüren ist." Darauf deuteten auch erste Befragungen der Hochschule Kaiserslautern hin, die das Projekt wissenschaftlich begleitet. Zu Beginn und zum Ende des Schuljahrs wurden beide Gruppen - die getrennte und die gemischte - zu ihrer Motivation für Physik befragt. Das Ergebnis laut Scheffe: Die Mädchen sind deutlich weniger an Physik interessiert als die Jungs – egal, in welcher Gruppe sie unterrichtet werden.


Ein Leser, der mich auf diesen Artikel aufmerksam machte, kommentiert:

Schon lustig: Permanent werden Maskulisten als "Ewiggestrige mit rückständigen Rollenbildern" verteufelt. Dann wird ein Experiment durchgeführt, bei dem das vermeintlich progressive Ziel der Gleichstellung mit Methoden von vorgestern (geschlechtergetrennter Unterricht!) erzwungen werden soll - und prompt bestätigt das Ergebnis die Standpunkte der Maskulisten!

Mädchen müssen der Welt beweisen, dass sie in Physik mindestens genauso engagiert und voll dabei sind wie die Jungs, auch wenn sie weder echtes Interesse noch Neigung dazu verspüren. Wie viele dieser Schülerinnen sich wohl später als Erwachsene beschweren werden, dass sie als Gender-Versuchskaninchen missbraucht wurden?




4. In der Schweiz soll in Zukunft bei der Rente die vermeintliche Geschlechter-Diskriminierung bei den Löhnen kompensiert werden. Ein Ökonom äußert allerdings begründete Zweifel, ob es diese Lohndiskriminierung überhaupt gibt.

(Ich komme mir selbst etwas blöd vor, wenn ich hier den zigsten Wirtschaftswissenschaftler vorstelle, der dasselbe erklärt, aber gerade gestern ging das Bundesfrauenministerium mit einer Infratest-dimap-Umfrage hausieren, der zufolge nach kontinuierlicher Beschallung mit dieser Lüge 89 Prozent der Deutschen tatsächlich glauben, dass Frauen für dieselbe Arbeit weniger verdienen würden. Weshalb in diesem Bereich dringend etwas getan werden müsse ...)



5. Mit der Schlagzeile "Ja, wir zahlen den Frauen weniger" zitiert die Frankfurter Allgemeine die Leiter von Unternehmen. Im Artikel erfährt man Näheres:

Nach den Gründen für die schlechtere Bezahlung befragt, gaben die Vorstände und Abteilungsleiter in der Studie an, dass Frauen in Verhandlungen über die Stundensätze eher nachgäben als Männer oder von vornherein weniger forderten (siehe Grafik). Viele sagen aber auch, die Frauen verfügten über weniger Projekterfahrung oder stünden nur als Teilzeitkräfte zur Verfügung.




6. Der britische Independent berichtet über bemerkenswerte neue Forschungserkenntnisse:

In a new experiment on mice, scientists appear to have shown that it would be possible to conceive of mice using other kinds of cells. The study showed that it was possible to produce healthy offspring while bypassing the normal route of fertilising an egg with sperm.

The stunning result could mean that it would be possible to fuse sperm with ordinary cells like skin or other tissue, without using cloning, to produce babies.

As such, it could lead the way to human reproduction that completely cuts the female part of the process. Scientists have called such a scenario "speculative and fanciful", but haven’t ruled it out.

If that happened, it would allow gay biological men to have children with each other, for instance. And it would allow a man to fertilise his own cells with his own sperm, producing offspring that would use only his genes and those inherited from his parents.




7. Die US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton, der ohnehin schon der Ruf mangelnder Ehrlichkeit anhaftet, gerät nach ihrem von einem Passanten per Handycam aufgenommenen letzten Zusammenbruch immer stärker in die Kritik. Wieder wurde die Wahrheit nur scheibchenweise präsentiert: Zuerst wurden Clintons Hustenanfälle als "Allergie" dargestellt. Dann klappte Clinton bei einer Gedenkveranstaltung zum 11. September zusammen, und es hieß, das läge an der Hitze. Nachdem sich herausstellte, dass die Temperaturen an diesem Tag in New York angenehm mild waren, wird erklärt, dass Clinton an einer Lungenentzündung laboriere. Inzwischen versucht Bill Clinton zu helfen, verschlimmert die Sache aber nur, indem er erklärt, seine Frau würde öfter mal unter Ohnmachtsanfällen leiden ("frequently, well not frequently, rarely – but on more than one occasion" versucht er dann zurückzurudern). Es ist klar, was jetzt kommen muss, oder? Natürlich, das feministische Kommando schreitet ein: Sich für den Gesundheitszustand einer Präsidentschaftskandidatin zu interessieren ist sexistisch. Selbst CNN beteligt sich an dieser Rhetorik.



8. Jetzt haben auch die Inder das in der westlichen Gesellschaft schon mehrfach inszenierte Experiment mit versteckter Kamera entdeckt, das zeigt, wie unterschiedlich Passanten auf Gewalt reagieren, je nachdem ob ein Mann Opfer einer Frau wird oder umgekehrt. Das Experiment sagt mehr als vieles andere darüber aus, wie unterschiedlich auf unserer Welt weibliche und männliche Opfer behandelt werden.

Die einen landen mit ihren Erfahrungen als Repräsentantinnen für das Leiden ihres Geschlechts in der ZEIT. Die anderen nicht.

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