Sonntag, September 04, 2016

Vermischtes vom 4. September 2016

1. Die SPD verwahrt sich gegen die von Wolfgang Schäuble an Justizminister Heiko Maas gerichtete Rücktrittsforderung:

Fraktionschef Thomas Oppermann bezeichnete Schäubles Vorwurf, Maas habe sich mit Äußerungen zum Sexualrecht in das Verfahren des Models Gina-Lisa Lohfink eingemischt, am Samstag auf Twitter als "falsche Unterstellung" und "billigen Angriff". SPD-Generalsekretärin Katarina Barley warf dem Finanzminister vor, mit unbegründeten Anschuldigungen von der schwachen Leistung der CDU ablenken zu wollen: "So mit Kabinettskollegen umzugehen, ist schlicht schlechter Stil." Der rechtspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Johannes Fechner, erklärte: "Solche absurden und völlig haltlosen Rücktrittsforderungen sind eine schwere Belastung für die Koalition."




2. Alexander und Bettina Hammer widmen sich heute in dem Telepolis-Beitrag Von Vergewaltigungen und Fortpflanzungsmissbrauch mit Blick auf gesetzliche Regelungen in Israel und den USA der Frage, wann aus einvernehmlichem Sex eine Vergewaltigung wird. Dabei weisen sie nach, dass die von Feministinnen im Fall Gina-Lisa Lohfink angelegten strengen Maßstäbe schnell zum juristischen Bumerang werden können.

So könnte beispielsweise ebensogut ein Mann reklamieren, vergewaltigt worden zu sein, wenn eine Frau sich mit der vorsätzlichen Lüge, die Pille zu nehmen, Sex von ihm erschleicht und dadurch schwanger wird - weil der Mann ja klar zum Ausdruck gebracht hat, dass er keine Vaterschaft wünsche, und der Geschlechtsverkehr somit unter Bedingungen zustande gekommen ist, die den Willen des Mannes missachtet haben.



3. Ebenfalls auf Telepolis kündigt Thomas Pany ein E-Book mit dem Titel Vergiftete Beziehungen an, das sich mit dem aktuellen Stand der Genderdebatte beschäftigt und bei dem er als Herausgeber fungiert:

Geht es um Frauen und Männer im Streit über Deutungshoheiten, so sind Kampf-Fronten das Gebot der Stunde. Klare Kante ist wieder gefragt und Linientreue, beinahe wie in den ideologischen Kämpfen der späten 1970er. (…) Das Buch schaut sich Medienkampagnen zur Gleichberechtigung an. Es zeigt auf, wie sie etwa bei der Debatte über das Sexualstrafrecht in die Irre führen. Auch die Frauenquote liefert bei genauerem Blick auf die Fakten nicht das, was man sich von einer emanzipatorischen Politik erwarten könnte.

(…) Plädiert wird für Meinungs- und Gedankenfreiheit in einer großzügigeren Form: Fenster auf, Argumente herein! Moralische Eingrenzungen sind genauer zu hinterfragen. Zumal es eine grobe Formel gibt, die sich dem laufenden Diskurs über Frauen und Männer mehr und mehr einschreibt: Männer sind Täter und Frauen sind Opfer.


Die Kapitel basieren auf Telepolis-Artikeln von Stephan Schleim, Bettina Hammer, Peter Mühlbauer und anderen Autoren, die zum Teil auch auf Genderama verlinkt wurden, aber auch aus neuen und bislang unveröffentlichten Beiträgen. Ein Inhaltsverzeichnis steht auf der soeben hier verlinkten Website online.

Das e-Book umfaßt 200 Seiten, kostet 6,99 €, und ist bei Amazon, iTunes, Google Play Books, sowie im Heise-Shop erhältlich.



4. Das bisherige Grünen-Mitglied Jörg Rupp tritt mit einer öffentlichen Erklärung aus seiner Partei aus, weil er ihre Haltung, so lässt sich der Sermon wohl zusammenfassen, als unerträglich rechts empfindet. Beispielsweise wird der grüne Oberbürgermeister Tübingens Boris Palmer von Rupp als "grüne Pegida" denunziert. Geschlechterpolitisch hatte Rupp – außer durch einen eigenen Sexismus-Skandal – durch die Verunglimpfung der Männerrechtsbewegung als ebenfalls politisch rechts stehende Strömung kurzzeitig Aufmerksamkeit erregt, wobei er sich insbesondere in wirren persönlichen Attacken auf mich selbst verlor. Ich wurde am Freitagabend durch Grünen-Mitglieder und andere Linke, mit denen ich auf Facebook vernetzt bin, von Rupps Austrittserklärung in Kenntnis gesetzt und habe dabei erfahren, dass mehrere von ihnen Opfer ähnlich bizarrer Attacken geworden seien. Damit kann ich meine bisherige Einschätzung revidieren, Rupp, den ich als einen Stammposter in dem Internetforum "Wieviel Gleichberechtigung verträgt das Land?" kennengelernt hatte, habe lediglich ein persönliches Problem mit mir gehabt. Stattdessen beginnt allem Anschein nach seine Wahrnehmung bestimmter Positionen als unzumutbar rechts lediglich sehr weit im linken Spektrum (vgl. Kemper, Andreas).

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