Samstag, August 27, 2016

Vermischtes vom 27. August 2016

1. Gegen einen Bochumer Arzt hat die Staatsanwaltschaft Anklage wegen dreier Genitalverstümmelungen erhoben, deren Durchführung sich demnach nicht einmal von dem eigens dafür geänderten Gesetz rechtfertigen ließ.



2. Gute Nachrichten hingegen aus Waiblingen: Dort stellte sich eine angebliche Vergewaltigung als frei erfunden heraus:

Das Verfahren wurde gegen die Auflage eingestellt, dass die Waiblingerin innerhalb eines halben Jahres 30 soziale Arbeitsstunden ableistet. Das halbe Jahr ist nun vergangen. Abgeleistet hat die junge Frau – nichts. (...) Ein Motiv für die Tat kann sie nicht benennen. (...) Damit die Verhandlung gegen die 21-Jährige überhaupt beginnen konnte, musste diese von einem Streifenwagen abgeholt und zum Amtsgericht gefahren werden. Dort gab sie an, sie habe den Termin "verschwitzt".


Es ist kein Wunder, dass die junge Frau ein Gericht nicht ernst nimmt, das ihr für eine Straftat, die, wie die Richterin selbst erklärt, eine Existenz zerstören kann, lediglich 30 Arbeitsstunden aufbrummt. Wenn der vermeintliche Täter sich nach der Verleumdung umgebracht hätte, wären es dann 40 geworden? Oder hätten das Proteste gegen unsere "frauenfeindliche Strafjustiz" noch verhindert?



3. Entwarnung gibt es auch in Bad Berleburg. Dort ließ eine 32-Jährige einen Streifenwagen mit der Behauptung anrücken, dass ihr Freund die Wohnung verwüstet habe.

Als die Streifenwagenbesatzung jedoch bei der Frau eintraf, fanden die Polizisten den vermeintlichen "Wüterich" friedlich schlafend in seinem Bett. Von der angeblichen Verwüstung in der Wohnung weit und breit keine Spur – auch Beschädigungen seien nicht zu finden gewesen, berichteten die Beamten. Warum die Frau dennoch die Polizei alarmiert hatte? Sie sei nicht damit einverstanden, dass ihr Mann mit Socken und Hose im Bett liege.




4. In der Legal Tribune erklärt Dr. Lorenz Leitmeier, Richter am Amtsgericht München, warum er das, was Manuela Schwesig und Alice Schwarzer im Fall Gina-Lisa Lohfink getan haben, für "hochgefährlich" hält.

Manuela Schwesig schweigt zu der auch von vielen Männerrechtlern geäußerten Kritik noch immer. Dabei erhalten die Kritiker immerhin endlich Unterstützung von einer Oppositionspartei:

Katja Suding, Vizechefin der FDP, sagte (...), die Ministerin sei wohl der Versuchung erlegen, den Medienrummel aus politischem Kalkül für die Verschärfung des Sexualstrafrechts nutzen zu wollen. "Als Politikerin - Bundesministerin zumal - hat man sich nicht in laufende Justizprozesse einzumischen." Das müsse Schwesig endlich "eingestehen und Verantwortung übernehmen".


Währenddessen befindet Velten Schäfer im Neuen Deutschland zu Lohfinks Unterstützerkreis:

Diejenigen aber, die sich viel zu voreilig in eine Kampagne zu einem nur vordergründig so klaren Fall gestürzt haben, machen weiter, wie ein Blick auf den einschlägigen Twitter-Hashtag zeigt. (...) Die Twitterblase schützt vor der Einsicht in die Blamage. (...) Die Unterstützerinnen haben einen missverstandenen Fall in offensivster Wortwahl politisiert und einen nicht minder lautstarken antifeministischen Backlash provoziert. Und nun führen sie eben diesen als sekundären Beleg dessen an, was der Fall, um den es geht, gerade nicht zeigt. Das ist eine Diskussionsstrategie wie aus einem Handbuch für Demagogen.




5. In der marxistischen jungen welt problematisert Ulrike Heider unter anderem den Umgang mit Vorwürfen sexueller Gewalt in der linken Szene. Ein Auszug:

Als linksinterne Alternative zur bürgerlichen Justiz gedacht, bedeutet "Definitionsmacht" praktisch, dass eine Frau, wenn sie ihrer Meinung nach sexuell angegriffen oder missbraucht wurde und dies innerhalb der Politszene öffentlich macht, nichts davon beweisen muss. Auch wenn sie bei Vorspiel oder Sex nur ein "komisches Gefühl" hatte, kann sie erklären, dass sie vergewaltigt wurde. Geglaubt wird nur ihr, niemals dem beschuldigten Mann. Dieser soll zunächst belehrt werden. Ist er uneinsichtig oder kann das Opfer seine Gegenwart nicht mehr ertragen, so drohen ihm Ausschluss aus bestimmten politischen Zusammenhängen durch Hausverbote in Wohngemeinschaften oder besetzten Häusern. Wenn Andersmeinende auf einen möglichen Machtmissbrauch von Frauen verweisen, behaupten "Definitionsmacht"-Dogmatiker, dieses Argument beweise nichts als "die Interessenlage potentieller Vergewaltiger oder sexistischer Männerinteressen" Es drängt sich die Frage auf, ob die neue linke Selbstjustiz mit ihrer vollständigen und skrupellosen Missachtung der Unschuldsvermutung nicht eines Tages in Richtung Lynchjustiz abgleiten könnte. Schon jetzt scheint die Ächtung vermeintlicher Vergewaltiger in der linken Szene etwas von der mittelalterlichen Vogelfreiheit zu haben. Interne Kritiker sagen, vermutliche Täter seien verprügelt worden, und berichten vom Selbstmord eines Betroffenen.


Herder beschließt ihr Artikel mit einem Fazit, das ich nicht besser hätte formulieren können:

Es bleibt zu hoffen, dass sich radikale Linke wieder auf die Kritik bürgerlicher Autorität und Moral ihrer Anfänge besinnen werden. Dazu gehört unverzichtbar ein kooperatives Verhältnis zwischen Frauen und Männern, das sich an der Gleichheitsforderung statt am Geschlechterkampf orientiert. Ein solcher Richtungswechsel würde auch einen Umgang mit Sexualität ermöglichen, der menschliche Lust wieder mit Genuss und Lebensfreude zusammendenkt statt ausschließlich mit Missbrauch und Verbrechen.




6. Weil es thematisch gerade passt, ziehe ich die Leserpost mal vor. Einer meiner Leser weist mich auf einen Artikel über Baden-Württembergs grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann hin, der bei Spiegel Plus online steht. Dort heißt es:

"Bevor er 2011 Ministerpräsident wurde, waren die Jahrzehnte bei den Grünen für Kretschmann eine ununterbrochene Kette von Demütigungen. "Mir steht der Laden bis da oben hin", sagte er wütend, als es 1983 bei einer Landesdelegiertenkonferenz in Konstanz auf der Bühne zur tumultartigen Revolte gegen ihn gekommen war. Linke und weibliche Parteifreunde hatten die Umkehr der Beweislast bei Vergewaltigungen gefordert, Kretschmann hatte dagegengehalten - und war auf der Bühne fast überrannt worden."


Mein Leser kommentiert:

Interessant, oder? 1983! Da merkt man erstmal, wie lange schon diese Wahnsinnsideen im Umlauf sind. Mich würden in diesem Zusammenhang die Protokolle über diese Konferenz interessieren. Welche Leute haben dies damals gefordert und was ist aus ihnen im Laufe der Zeit geworden?




7. Wir wechseln das Thema. Auf Telepolis schreibt Florian Rötzer über die militärpolitischen Aspekte der Emanzipation in Norwegen: Gleichberechtigung durch Wehrpflicht. Hier äußert sich einer meiner Leser befremdet über eine Mitarbeiterin des Norwegian Research Defence Establishment, die gegen Ende des Artikels zur Frage nach sexuellen Kontakten zwischen weiblichen und männlichen Soldaten befindet:

"Man scheißt nicht ins eigene Nest. Man will beispielsweise keinen Sex mit einem anderen im Raum oder in der kleinen Einheit haben und sich mit diesem fraternisieren, weil dies alles ziemlich schwierig macht."


Zu dieser Formulierung weist mich mein Leser auf die Definition des Begriffs "Fraternisierung" hin:

Als Fraternisierung, auch Fraternisation (...) wird im Krieg bzw. in der Besatzungszeit die Zusammenarbeit von Soldaten einander feindlich gesinnter Kriegsparteien (...) bezeichnet.




8. Washington D.C. eröffnet die erste High School nur für Jungen:

More than 100 boys make up the school's first ninth grade class. (...) Henderson said DCPS students are all improving, boys are improving at a slower pace. Specifically, Henderson said, African-American and Latino boys are lagging their peers-- and that's where Ron Brown College Preparatory High School comes in. "We wanted to create an environment where we could radically up their chances of moving faster academically, where they could be reinforced as young men and learn character building and service," Henderson told FOX 5's Allison Seymour.




9. Die Studentin Toni Airaksinen packt aus: What I Learned in my Women's Study Classes.



10. Carisa Peterson ist verbittert: Feminism Has Enabled My Husband to Be Lazy and Selfish. Der Tenor des Traktats ist unfreiwillig komisch: Wir wollten eine Befreiung für Frauen – aber doch nicht für Männer!

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