Dienstag, Juli 26, 2016

Vermischtes vom 26. Juli 2016

1. "Ich möchte ja niemanden deprimieren", beginnt der Blogger Gunnar Kunz einen aktuellen Beitrag, "aber Tatsache ist, dass wir seit mindestens hundert Jahren gegen Männerverachtung und Frauenbevorzugung kämpfen, ohne einen Schritt voranzukommen."

Um dies zu illustrieren, weist Kunz auf Ereignisse aus den zwanziger Jahren wie etwa den ersten internationalen Kongress des Weltbundes für Männerrechte hin, der in den Leitmedien damals genauso abgewatscht wurde, wie es heute geschieht: Männer würden sich lediglich benachteiligt "fühlen", während es ihnen in Wahrheit natürlich um die Sicherung ihrer Privlegien ginge. Dass zu den maskulistischen Aktivisten auch Frauen gehören, lässt eine Journalistin, die darüber berichtet, fassungslos zurück. Der Mythos von der Frau als dem besseren Menschen war damals so lebendig wie heute – ebenso wie die Weißen Ritter, die jegliche Feminismuskritik als Frauenfeindlichkeit diffamierten. Diese Erkenntnisse führen Kunz zu einem deprimierenden Fazit:

Nichts hat sich geändert. Auch heute noch huldigen die Weißen Ritter vom Schlage Andreas Kempers, Thomas Gesterkamps und Hinrich Rosenbrocks, die Martin Rosowskis, Heiko Maas’ und Ulrich Wickerts dieser Welt, ganz zu schweigen von den Alice Schwarzers, Manuela Schwesigs und Anne Wizoreks, dem Zeitgeist und dem Geschlechterbild von vor hundert Jahren. Eine Veränderung scheint nicht in Sicht.




2. Dag Schölper, Geschäftsführer des Bundesforums Männer, erklärt aktuell im "Neuen Deutschland", warum sein Verein sich lieber für Frauen als für Männer einsetze: Das käme indirekt nämlich auch irgendwie Männern zugute. Das "Neue Deutschland" ist eine sozialistische Tageszeitung und war in der DDR das Zentralorgan der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED).



3. Der Start für den eigentlich als Krönungsmesse für Hillary Clinton inszenierten Parteitags der US-Demokraten ist in schwieriges Fahrwasser geraten. Dazu tragen Meinungsumfrage bei, die Clinton nicht gut dastehen lassen. Bei dem Parteitag war die vermeintliche Lohnlücke zu Lasten von Frauen Dauerthema.



4.
Girls are ganging up on boys in a new cyberbullying craze called "roasting", a digital safety expert has warned.

The new bullying takes place via mobile apps such as WhatsApp, Instagram or Facebook, where girls pick on a boy and vent the most offensive abuse until the victim "completely cracks".


Hier geht es weiter mit dem Artikel über Täterinnen, denen in der Debatte über Online-Bullying qua Geschlecht sonst das Opfer-Abo ausgestellt wird.



5. Der Feminismuskritiker Milo Yiannopolous erklärte in einem aktuellen Interview seine Unzufriedenheit mit der einseitigen Zensur auf Twitter:

"From the fact that they apply their own rules so capriciously and so inconsistently ... there is only one possible explanation," Yiannopoulos added. "Twitter is perfectly happy to host ISIS, to host death threats against Donald Trump supporters … but you make a joke about a feminist, or you dislike the new 'Ghostbusters' movie, or you have the audacity to dislike the work of someone in Hollywood who happens to be black or happens to be a woman, and then you get suspended. That's absurd."


Das Weiße Haus erklärte, sich in diese Kontroverse nicht einschalten zu wollen:

"The United States government, and President Obama, and the Obama administration are quite obviously strongly committed to First Amendment protections," Earnest replied. "At the same time, social media companies like Twitter have to make their own decisions and set their own policies for the use of their technology. And obviously the U.S. government has been able to work effectively with the social media companies in many instances to combat individuals who might try to capitalize on this technology to propagate a hateful ideology and inspire people to carry out acts of violence," he added. "I think what is also true with Twitter is that they also ... recognize that having some rules of the road, some terms of use allows for a more effective tool."




6. Die Post. Einer meiner Leser weist mich auf den Beitrag Die Binarisierung des Lebens hin, mit dem sich Alexander Hammer auf Telepolis zu der binären Logik äußert, die hinter dem neuen Sexualstrafrecht steckt, und die er er als weltfremd und unrealistisch ablehnt. Hammer ist der Ansicht, dass das Beharren auf Abschottung und "Safe Spaces" Frauen mit seelischen Problemen sogar eher schaden als nützen könnte:

Was genau soll "nein heißt nein" aussagen? Klar, wenn der Wille ignoriert wird und dann mit Zwang oder Drohung oder weil der oder die andere Angst hat, sexuelle Handlungen vorkommen, die nicht gewollt sind, so sollte dies auch zu ahnden sein. Aber das war es ja schon. Ist es denn automatisch schlimm, wenn ein "Nein" ignoriert wird? Kann sich nicht die Ansicht ändern, ohne dass jemand dazu gezwungen wird? Kann sich nicht auch jemand weigern, das "Nein" zu akzeptieren, weil er den anderen liebt?

Ich kann nicht für jede Beziehung sprechen, aber hier gibt es immer auch Fälle, in denen ich das "Nein" meiner Frau auch im Bereich Intimität ignoriere bzw. versuche, ihre Meinung zu ändern. Das klingt jetzt, als sei ich ein typischer Vertreter der Gattung Mann. Brutal, gemein, ignorant, egoistisch. Die arme Frau! Wird gezwungen, ihr Wille nicht ernstgenommen, sie unter Druck gesetzt.

Eigentlich ist es oft eher anders rum. Dass ich ihr "Nein" nicht akzeptiere, ist Zeichen dafür, dass ich sie liebe und für sie da sein möchte. Ein Beispiel: Ich möchte sie in den Arm nehmen, doch sie ist (was durchaus vorkommt) in einer Phase, in der sie sich selbst ablehnt. Nähe ist da für sie nichts, was sie will. Das heißt nicht, dass sie unzurechnungsfähig ist. Soll ich dann Nähe vermeiden, bis es ihr besser geht, weil sie dies so will? Ich finde, dass es in diesem Moment falsch wäre, ihr "Nein" hinzunehmen, ich nehme sie trotzdem in den Arm. Die Erfahrung hat mir auch gezeigt: Das ist eine gute Lösung, sie hilft. Ab und an muss ich ein "Nein" ignorieren, damit sie sich nicht einigelt.

Nicht in jeder Beziehung gibt es psychische Probleme bei einem Partner. Aber wird dadurch dieser Fall so spezifisch? In welcher Beziehung wird nicht auch einmal versucht, jemanden zu überreden, etwas zu tun, was er anfangs nicht möchte, egal ob in sexueller Hinsicht oder nicht? Fragt nie jemand ein zweites Mal, wenn er anfangs ein "Nein" hörte?


In diesem Artikel wird meines Erachtens deutlich, wie unterschiedlich die Perspektive auf Sexualität sein kann. Für Alexander Hammer hat Sex in erster Linie mit Liebe zu tun. Für viele Netzfeministinnen (und Sozialdemokraten) ist Sex in erster Linie etwas, das Männer Frauen antun und wovor diese Frauen besser geschützt werden müssen. Für Amibalenz ist in dieser Ideologie kein Platz mehr. Nein heißt Nein, schattierungen und Grautöne sind undenkbar; es regiert ein dogmatischer Fundamentalismus der Ablehnung.

Mein Leser kommentiert Hammers Beitrag:

Das Besondere an diesem Artikel ist zum einen, dass Alexander Hammer auf Telepolis bislang ausschließlich zu Themen aus dem Bereich Informatik geschrieben hat - daher auch sein quasi fachlicher Hinweis auf die binäre und wenig alltagstaugliche Schwarzweißlogik, die hinter "Nein heißt Nein" steckt.

Zum anderen ist Alexander Hammer der Ehemann von Bettina Hammer, die zu den Themen Sexualität und Feminismus schon zahlreiche auch auf Genderama verlinkte Artikel verfasst hat. Bettina Hammer ist auch im Kommentarbereich von Telepolis häufig mit Beiträgen zu finden, und hat dort durchaus schon mal durchblicken lassen, dass sie früher schwere persönliche Probleme hatte, bei deren Überwindung ihr ihr Mann mit viel Liebe und Geduld geholfen hat.

Zu der technoid-inhumanen "binären Logik", die hinter "Nein heißt Nein" steckt, könnte man ironisch anmerken, dass die Netzfeministinnen offenbar zuviel Zeit im Internet und zu wenig unter echten Menschen verbringen. Und dass sie ihre Filterblase nun tatsächlich auf die ganze Welt auszudehnen versuchen. Jedenfalls funktioniert "Nein heißt Nein" wirklich nur dann, wenn man wortwörtlich binär denkt, und zwar so: Frau = gut. Mann = böse.

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