Vermischtes vom 2. Juni 2016
1. Am Dienstagabend fand die Veranstaltung "Gegner*innenaufklärung – Informationen und Analysen zu Anti-Feminismus" der Heinrich-Böll-Stiftung statt. Ein erster Bericht steht bereits online. Lucas Schoppe kommentiert vor allem den Auftritt der Radikalfeministin und Professorin Ilse Lenz:
Sowohl die Kommunikation als auch die eigentlich selbstverständliche Legitimation der Verwendung von Steuermitteln würde also den Gegnern – die Lenz sich wohl nur als FEINDE vorstellen kann – eine basale zivile Humanität zugestehen, die sie ihnen nicht zugestehen will. Dass solch eine Frau Professorin werden und sich ohne größere Probleme auf diesem Posten halten konnte, ist ein Beispiel für das im Text nur angedeutete Versagen der Universitäten, das eben nicht nur ein Versagen in wissenschaftlicher, sondern auch eines in demokratischer und mitmenschlicher Hinsicht ist.
2. Wie Genderama gestern berichtete, musste an der Universität von Kalifornien (UCLA) die Polizei anrücken, weil Social Justice Warrors die Zugänge blockiert haben, um einen Vortrag des Feminismuskritikers Milo Yiannopoulos zu verhindern.
Kurz darauf führte eine Bombendrohung zu einem aprupten Ende der Veranstaltung. Polizeihunde konnten keine Bombe entdecken. Offenbar betrachtet zumindest einer der Aktivisten Bombendrohungen als gerechtfertigte Notwehr gegen die "Gewalttätigkeit", mit der Yiannopoulos mit politisch unerwünschten Meinungen in den studentischen Safe Space eindrang.
Dass Yiannopoulos als gewalttätig phantasiert wird, erschließt sich auch aus einer kurzen Reportage über die Proteste:
Other student protesters expressed outright fury, with UCLA art student Henry Anchor telling Heat Street, "Milo is a Nazi. This is how Nazis exist." (...) Beside the base of the stairs where the protesters spat at Yiannopoulos, a new batch of protesters showed up. They had taped their own mouths — despite the fact that no one was actually silencing them — donning signs claiming that speech by people like Yiannopoulos “silences” others. As one sign put it: "When you use your FIRST AMENDMENT RIGHT to spread hate and exclusion, you are silencing people and communities, not promoting ‘freedom of speech.’"
Für Meinungsfreiheit einzutreten würde demnach darin bestehen, die Klappe zu halten. Das ist Orwell in Reinkultur.
Am Tag nach dieser unfassbaren Hysterie erfuhren die UCLA-Studenten, wie es aussieht, wenn tatsächlich Gewalt in ihre Universität eindringt. Es kam zu einer Schießerei mit zwei Toten:
Nach jetzigem Ermittlungsstand habe der Schütze zunächst ein männliches Opfer getötet und sich dann selbst erschossen, sagte der Polizeichef von Los Angeles, Charles Beck.
3. Der Schweizer Tagesanzeiger berichtet über die "toten Arbeiter vom Gotthard":
Beim Bau des ersten Gotthardtunnels gab es 199 Todesfälle, der neue Tunnel forderte 9 Todesopfer.
Ludger Pütz, der mir diesen Link zusandte, merkt dazu an:
"Und wieder kein Wort davon, dass es sich ausschließlich um Männer unter den Toten handelt. Ich stelle mir gerade die Reaktionen vor, wenn nur Frauen betroffen gewesen wären."
4. "Männer sollen Kinder hüten, Frauen Auto putzen" berichtet die Schweizer Zeitung "20 Minuten" über ein nationales Programm, das Väterorganisationen vorgelegt haben, um die bisherigen Geschlechterrollen aufzulösen:
Männer sollen Kinder betreuen, Fenster putzen, Angehörige pflegen oder sich in Gemeinde oder Kirche engagieren. Im Gegenzug sollen Frauen Autos waschen, Fussball-Junioren trainieren und Karriere machen. Wie Theunert schildert, sind verschiedene Teilprojekte vorgesehen, um diese Gleichberechtigung zu erreichen. So seien in Zusammenarbeit mit verschiedenen Betrieben beispielsweise Gutscheine für "Geburts-Crahskurse" geplant.
Auch das SRF hat Theunert dazu interviewt.
5. "Die Zweigeschlechtlichkeit ist biologisch nur noch schwer zu beweisen" – diese Behauptung von Vertretern der Genderstudien verbreitet der Berliner "Tagesspiegel" – komplett unkritisch. "Der Doktorant", ein studierter Biologe, schaut sich in seinem Blog genauer an, wie fundiert diese These ist.
6. "Wir müssen die Protestgründe verstehen" fordert der Männerforscher und Professor für Soziologie Walter Hollstein im Berliner Tagesspiegel. Im Anreißer des Artikels heißt es:
Viele junge Männer wählen rechts. Denn das traditionelle Männerbild wird überall kritisiert, Männer werden als Defizitwesen hingestellt. Es ist höchste Zeit, die Geschlechterpolitik kritisch zu hinterfragen.
7. Bundesfrauenministerin Manuela Schwesig hält es für "eine große Ungerechtigkeit in unserem Land", dass Frauen nicht wissen dürfen, was genau ihr Kollege verdient. Aktuell soll sich der Koalitionsauschuss mit dem von Schwesig dafür vorgelegten Gesetzesentwurf beschäftigen.
8. Dabei hinkt Schwesig dem aktuellen Trend ihres Lagers hinterher. Zentrales neues Thema vieler Feministinnen scheint die Menstruation zu sein. Carolin Würfel berichtet für die "Zeit", wie sich das äußert:
2013 hat Petra Collins ein T-Shirt für die amerikanische Modemarke American Apparel entworfen. Das war eigentlich der Anfang. Auf dem T-Shirt ist eine blutende und behaarte Vagina zu sehen, gezeichnet mit wenigen Bleistiftstrichen, die von einer Hand stimuliert wird (...). Männer, die dem Patriarchat nachweinen, reagierten standesgemäß und echauffierten sich über diese derbe Unverschämtheit und krasse Abartigkeit. Man könne die selbst gemachten Probleme dieser jungen, nervtötenden Frauen, die sich ungefragt aus dem Körbchen getraut hätten, einfach nicht mehr hören.
Man darf gespannt darauf sein, wie Ministerin Schwesig auch dieses wichtige Thema auf der politischen Tagesordnung verankern wird.
9. Wie Feministinnen sich selbst belügen berichtet Anna Maltsev in der Neuen Zürcher Zeitung. Im Anreißer des Artikels heißt es:
Der Kampf um Gleichberechtigung ist gewonnen. Die heutigen Feministinnen füllen ihre politische Ratlosigkeit mit Aktivismus.
Im Verlauf des Artikels stellt Anna Maltsev auch die folgende Frage:
Wenn Feministinnen die absolute Gleichberechtigung von Mann und Frau als Ziel haben – warum ist dann bis heute noch nie eine Feministin auf die Idee gekommen, gegen Wehrpflicht, für gleich hohe Rentenalter oder gegen die Benachteiligung der Männer nach Scheidungen oder beim Sorgerecht zu protestieren?
10. Der Hollywoodstar Johnny Depp soll seine Frau Amber Heard geschlagen haben – behauptet diese. Während Depps Tochter und ein Freund diese Behauptung für absurd erklären, gibt es gegen einen Auftritt Depps in Schweden selbstverständlich schon die ersten Boykottaufrufe. Unschuldsvermutung? Wer braucht denn sowas? "If you don't stand with Amber, then you're an active part of rape culture" tönt es bereits in den Medien, und auf Twitter trenden die Tags #WeAreWithYouAmberHeard und #ImWithAmber. Daraufhin antwortet der Hashtag #ImWithJohnny. Aber letzeres ist natürlich böse:
Regardless of the crime, when victims accuse those in positions of power of abuse, they typically face swift backlash — or, at the very least, a hashtag that's used not merely to rally support for the accused, but to diminish accusers' credibility. That response isn't just a refusal to believe one particular victim, in this case Heard; it's a manifestation of the victim-blaming culture that makes it so difficult for survivors of violence to speak up in the first place.
Mit anderen Worten: Das "victim" ist selbstverständlich die beschuldigende Frau und auf keinen Fall der beschuldigte Mann. Das auch nur irgendwie in Zweifel zu ziehen wird als zutiefst unanständig verkauft.
Was diese Propaganda etwas stören könnte, ist die sehr aufschlussreiche Aussage zweier Bodyguards von Johnny Depp:
Amber Heard screamed to Johnny Depp in the middle of their argument last week, "Stop hitting me!!!" Problem is ... when she screamed Johnny was more than 6 yards away -- so claim 2 witnesses.
Inzwischen wirft Amber Heard sogar Polizeibeamten vor zu lügen, wenn diese behaupten, sie habe keinerlei Verletzungen gehabt. Johnny Depp habe über das zuständige Polizeidepartment die Kontrolle.
11. Tatsächlich gibt es wenig, was eine Frau davon abschrecken könnte, fälschlich zu behaupten, dass ein Mann sie zum Beispiel "gefesselt und vergewaltigt" habe. Das aktuelle Strafmaß für eine solche Verleumdung in Deutschland: zwei Monate, selbstverständlich auf Bewährung. Die Staatsanwaltschaft hatte lediglich eine Geldstrafe von 500 Euro als Spende für eine gemeinnützige Organisation gefordert. Ist schließlich auch keine große Sache, und mehr als dass sich ein beschuldigter Mann nach einem solchen Rufmord umbringt, kann dabei auch nicht passieren.
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