Vermischtes vom 21. April 2016
1. Das Domradio interviewt den Bioethiker Dr. Andreas Bell zu dem britischen Gerichtsurteil, das einem muslimischen Vater die Beschneidung seiner Söhne untersagte. (Genderama berichtete gestern darüber.) Auf die Frage, ob dieses Gerichtsurteil einen Präzedenzfall darstellen könne, erwidert Bell:
Nach deutschem Recht ist so etwas dann, wenn das Urteil rechtskräftig ist, ein Präzedenzfall. Und auch im internationalen Recht ist das in der Regel ganz ähnlich. Ich bin nur kein Fachmann für Großbritannien, aber ich gehe davon aus, dass so ein Urteil einiges an Folgen nach sich zieht, die erst dann wieder verändert werden können, wenn es eine neue Gesetzeslage gibt oder vielleicht noch bessere Erkenntnisse vorliegen und ein anderes Gericht anders entscheidet. Aber zunächst einmal hat das Folgen und die werden dauerhaft sein.
2. Eine erneute Massen-Genitalverstümmelung auf den Philippinen führt in der britischen "Metro" zu einem Artikel, wie man ihn sich in den deutschen Leitmedien bei diesem Thema wünschen würde: Hundreds of boys just underwent a mass circumcision and it hurt, a lot. Die Fotos, die die Artikel begleiten, verdienen eine spezielle Triggerwarnung für sensible Gemüter.
Mehr als vier Fünftel der Einwohner des Landes sind katholisch.
3. Der Verein Spenderkinder kommentiert das vorgestern ergangene Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das Vaterschaftstests außerhalb der eigenen Familie untersagt:
Der Verein Spenderkinder fordert den Gesetzgeber (...) auf, ein Verfahren zur rechtsfolgenlosen Vaterschaftsfeststellung zuführen. Auch für Menschen, die durch Samenspende entstanden sind, kann die rechtsfolgenlose Klärung der genetischen Vaterschaft wichtig sein. Spenderkinder haben zwar einen Anspruch gegenüber dem Arzt oder der Reproduktionsklinik, die Identität des Samenspenders zu erfahren. Es kann jedoch unklar sein, ob dieser tatsächlich der genetische Vater ist. In der Vergangenheit wurden zum Beispiel in einem Zyklus die Proben von zwei verschiedenen Spendern bei der Mutter verwendet. Der Weg über eine normale Vaterschaftsfeststellung ist nur möglich, wenn man keinen rechtlichen Vater hat. Der Großteil der durch Samenspende gezeugten Menschen hat aber einen rechtlichen Vater und möchte bzw. kann diese rechtliche Vaterschaft auch nicht anfechten
Es kann nicht die Lösung sein, dass eine endgültige Klärung der Vaterschaft mittels eine DNA-Tests nur dann erreicht werden kann, wenn die Vaterschaft des bisherigen rechtlichen Vaters angefochten wird. Grundrechte der betroffenen Männer können dadurch geschützt werden, dass begründete Anhaltspunkte für die Vermutung vorgebracht werden müssen und Ansprüche auf Grund von Vermutungen ins Blaue als unbegründet abgelehnt werden können.
4. Peter Huth kommentiert in der B.Z. das Abhängen zweier Aktfotografien im Rathaus von Köpenick.
5. Der sehr konservative US-Bundesstaat Utah erklärt Pornos zur Gesundheitsgefahr. Dabei werden auch Behauptungen ins Feld geführt, die wir aus dem feministischen Puritanismus Alice Schwarzers kennen – etwa dass Pornos sexuelle Gewalt gegen Frauen förderten –, die aber wissenschaftlich nicht belegt werden können.
6. Darf an der Universität Ryerson in Toronto eine Studentengruppe für die Anliegen von Männern eingerichtet werden? Die kanadische Metro stellt Pro- und Contra-Argumente einander gegenüber.
7. Eine Neuseeländerin, die ihren Mann in einem Fall von häuslicher Gewalt tötete, wurde dafür jetzt zu zwölf Monaten Hausarrest verurteilt.
8. Post, Post, Post. Einer meiner Leser weist mich auf die aktuellen Vorführtermine (etwa heute in der Berliner URANIA) des dieser Tage anlaufenden Films "Töchter ohne Väter" von Andreas Fischer hin:
In dem Film werden neun Frauen interviewt, die nach dem Zweiten Weltkrieg ohne Vater aufgewachsen sind und was die Vaterlosigkeit für sie bedeutet hat. Der Filmemacher hat im Jahr 2007 schon einen Film "Söhne ohne Väter" gemacht, der letztes Jahr z. B. auf 3sat im Fernsehen lief.
Mein Leser Thomas Reuter schreibt mir anlässlich meiner Erwähnung von Matthias Matusseks Klassiker Die vaterlose Gesellschaft, der im Original 1998 veröffentlicht wurde:
Ha! S. 132ff, "Solo mit Kindern", ist von mir und über uns. Hab’s gerade noch mal gelesen und bin betroffen, wie wenig sich geändert hat. Trotz aller Beteuerungen ist die Situation heute für Väter eher schlechter: Sie sind noch mehr unter Druck, ubiquitären weiblichen Anforderungen gerecht werden zu müssen.
Mittlerweile sind die Kinder aus dem Haus. Die älteste arbeitet in Köln, die zweite kriegt gerade ihr erstes Baby und der Sohn ist letzte Woche als Metallbauer auf die Walz gegangen: 3 Jahre und 1 Tag. Mit der Mutter habe ich wenig Kontakt, aber auch keinen Krieg mehr; die Kinder haben zu ihr eine freundschaftliche, aber keine "mütterliche" Beziehung. Sie sind selbständig und können ohne fremde Hilfe mit ihrem Leben alleinverantwortlich umgehen. Gut, dass ich das durchgefochten habe damals: Bei der Mutter wären sie untergegangen. Und ich auch.
Ein anderer Leser reagiert auf meine Befürchtung, dass positive Erkenntnisse über männliche Sexualität es schwer haben dürften, sich gegen das feministisch geprägte abwertende Mediengeplapper durchzusetzen:
Diese Einschätzung finden Sie bestätigt im Programm der aktuellen Woche von 3SAT. Dort drehen sich nämlich viele Sendungen um Sexualität und Partnerschaft. Dabei wird auch das Thema Pornographie aufgegriffen - mal in einer eigenen Sendung (z. B. "Nur Porno im Kopf"), mal im Rahmen von Sendungen zur etwas anderen Themen (z. B. "Die Lust der Männer"). Den Tenor dieser Beiträge können Sie sich vorstellen: Porno als typische Männer-Angelegenheit, Porno als pervers ("In den letzten Jahren ist Pornographie zu etwas völlig Grausigem mutiert."), Porno als Sucht ("Freie Pornographie im Internet, das ist wie Heroin auf dem Küchentisch.").
Der wesentliche Trick dabei: Einseitige Bericht-Erstattung. Klar gibt es grausige Pornographie. Aber es gibt eben auch liebliche Pornographie, doch von der wird nicht berichtet. Klar kann Pornographie süchtig machen. Aber normale Erwerbsarbeit kann auch süchtig machen, sogar Bio-Milch kann süchtig machen. Aber davon wird nicht berichtet.
Der zweite Trick dabei: Es werden extreme Beispiele präsentiert. Als da wären der Jugendliche, der mindestens 16 mal pro Tag seinem Schwanz Höchstleistungen abverlangt – seit Jahren und offenbar unter erheblichen Schmerzen. Da ist Porno dran schuld! Als da wären der Arbeitslose, der über seinem Frust nach dem Solo-Orgasmus klagt. Auch daran ist Porno schuld! Keine Rede davon, dass auch nach normalen Sex mit einem Partner erheblicher Frust beim Mann entstehen kann. Keine Rede davon, dass die meisten Porno-Konsumenten eben nicht zwanghaft wichsen, sondern nur dann "wenn grad nichts im Fernsehen läuft und auch sonst nichts los ist".
Ja, und diese extreme und einseitige Sicht wird nun immer wieder auf Männer und ihre Sexualität bezogen: das pathologische Geschlecht eben.
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