Lesermail (ausgebeutete Männer)
Einer meiner Leser schreibt mir heute:
Der Stadtmensch hat einen sehr klugen Beitrag zu den Ereignissen in Paris geblogt, den ich Ihnen sehr ans Herz legen möchte. Bei seinen Gedanken ist er ganz schnell bei der sozialen Frage gelandet. Diese wird ja geradezu tabuisiert, weil dann Frauenförderung wieder dahin zurücktreten müsste, wohin sie gehört, nämlich bestenfalls in Reihe 4 bis 5. Die wirklich Abgehängten sind heute männliche Malocher.
Die Taktung wird immer schneller. Ich habe mal eine Doku gesehen, die ein Warenlager zeigte. Der junge Mann dort ist bei der Abarbeitung der Bestellung nicht durch das Lager gelaufen, nein, er ist gerannt! Aber da schaut keiner mehr hin. Sie haben die Frauen als soziale Frage erfunden, und die überstrahlt alles.
Es scheint mir, als wollten sie den Malocher gar nicht mehr beachten. Sie haben ihm des Menschseins beraubt und können nun bedenkenlos die Daumenschrauben immer weiter anziehen. Er ist der Bauer vor der französischen Revolution. Die Linke nimmt ihn nicht mehr wahr, sieht an ihm vorbei voller Verachtung. Und dabei habe ich den Leiharbeiter noch nicht erwähnt.
Der Stadtmensch ist mir überhaupt nicht als linksstehend aufgefallen. Aber wahrscheinlich ist eh egal, wo man politisch steht, man muss nur selbständig denken können und kommt zu dem gleichen Ergebnis:
"Im Zuge der üblichen Verlautbarungen zu den tragischen Geschehnissen taucht immer wieder der Begriff der »Ursachenbekämpfung« auf. Und hier wird es spannend. Denn es fällt auf, dass die Radikalisierung solcher Attentäter bereits auf europäischem Boden stattfindet. ... Die tiefere Ursache für die heutigen pseudoreligiösen Radikalisierungen liegt nicht so sehr in der Faszination für eine bestimmte Glaubensrichtung, sondern in der europaweit einseitig aufgekündigten sozialen Frage. Es sind die sozial Abgehängten, die sich von Radikalinskis jeder Couleur (politisch oder religiös) am leichtesten instrumentalisieren lassen.
(...) Aber darüber muss der Normalbürger unbedingt schweigen, denn sonst drohen solche bösen Dinge wie Sozialneid oder gar eine Demokratie, die eben nicht zu hundert Prozent »marktkonform« ausschaut. Wo kämen wir dahin? Das ist ganz einfach zu beantworten. Wir kämen vermutlich dahin, wo wir schon längst einmal waren, nämlich bei einer »sozialen Marktwirtschaft«, die den Namen auch verdient und die uns eine lange Phase des Friedens in Europa beschert hatte."
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